National Geographic Germany - 10.2019

(vip2019) #1
FahrradE-Bike

Bus

Leihfahrrad*E-Tretroller

Auto

0

50

100

150

200

250

5

25

51

118126

257

CO 2 -Bilanz von
Verkehrsmitteln
In g CO 2 -Äquivalenten je
Person und Kilometer

*stationslose Räder

ILLUSTRATION: ROLAND BRÜCKNER; INFOGRAFIK: RALF BITTER, TEXT: SUSANNE GÖTZE
QUELLE: HOLLINGSWORTH ET. AL., NORTH CAROLINA STATE UNIVERSITY 2019

KLEINE ROLLE
Das Auto ist das klimaschäd-
lichste Fortbewegungsmittel
im Alltag. Allerdings gibt es
auch zwischen den Alterna-
tiven große Unterschiede.
Bis E-Roller mit Rad und Bus
mithalten können, müssen
sie noch effizienter werden.

ler zu Fuß gegangen, ein Drittel wäre
mit öffentlichen Verkehrsmitteln
gefahren, knapp zehn Prozent hätten
das Fahrrad benutzt. Nur acht Prozent
hätten stattdessen ein Taxi oder das
eigene Auto genommen.
Wenn der E-Roller aber das Fahrrad,
den Bus oder die eigenen zwei Beine
ersetzt, ist das ökologisch kontrapro-
duktiv. Auch in Deutschland werden
die E-Roller meist am Wochenende,
mittags und abends bewegt – ein Hin-
weis, dass sie vor allem in der Freizeit
und von Touristen genutzt werden,
nicht von Pendlern.
Hinzu kommt: Derzeit haben E-Rol-
ler nur eine Lebensdauer von Wochen
oder Monaten, dann gehen sie kaputt.
Doch gerade die Herstellung macht
einen Großteil der Ökobilanz des E-Rol-
lers aus: 50 Prozent der Emissionen
werden durch sie verursacht, 43 weitere
Prozent erzeugt die Verteilung. Die
E-Scooter werden jeden Abend einge-
sammelt, geladen und zurück an die
Standorte gebracht – mit normalen
Transportern. Vor allem müssten die
Anbieter also an einem guten Recy-
clingkonzept feilen, und ihre E-Roller
sollten direkt an den Nahverkehr ge-
koppelt werden, sagt Jung von Agora.

S


eit Juni sind sie bei uns
zugelassen: E-Roller
sollen laut Bundesver-
kehrsminister die „letzte
Mei le“ zwischen Bahnhof
und Wohnung oder Ar-
beitsplatz überwinden,
die sonst viele mit dem
Auto zurücklegen. Das Ziel: weniger
Verkehr, Staus und Luftverschmut-
zung. Doch helfen die E-Roller dabei?
Ökologisch ist der E-Roller dem Auto
überlegen: Laut einer Studie der North
Carolina State University bringt es das
Zweirad auf 126 Gramm CO²-Äquiva-
lente pro Person und gefahrenen Kilo-
meter, das Auto dagegen auf 257. Selbst
die Ökobilanz seines energieintensiven
Akkus ist relativ schnell abgestottert:
Ein E-Roller hat den „CO²- Rucksack“
seiner Batterie nach rund 250 Kilome-
tern kompensiert. Das gilt aber nur,
wenn dieselbe Strecke sonst mit einem
Benziner zurückgelegt worden wäre,
rechnet Alexander Jung vom Think-
tank Agora vor.
Ob der E-Roller das Auto wirklich
teilweise ersetzt, ist fraglich. Eine
Umfrage in Frankreich, wo die E-Scoo-
ter schon länger rollen, ergab: Fast die
Hälfte der Befragten wäre ohne E-Rol-

Der E-Roller


ENZYKLOPÄDIE DER NACHHALTIGKEIT (18)

BEWUSST LEBEN | ALLTAGSWISSEN


20 NATIONAL GEOGRAPHIC

UNSER FAZIT
Wer wirklich etwas für die
Umwelt tun möchte, sollte
lieber Leihfahrräder mit
fester Dockingstation
nutzen. Sie müssen nicht
jeden Abend eingesammelt
werden und halten länger.
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