STELLENMARKT
DIE ZEIT
Deutschland sollte nachgelagerte Studiengebühren nach
dem australischen Modell einführen – mit dieser Forde-
rung fachte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher
pünktlich zum Start des Wintersemesters die Debatte um
Studienbeiträge wieder an. Zu Recht: Das Hochschul-
studium boomt. Die Hochschulen müssen nicht nur mit
der wachsenden Zahl von Studierenden umgehen – sie
liegt inzwischen bei fast drei Millionen –, sondern auch
mit deren Vielfalt. Darauf reagieren sie mit zusätzlichen
Tutorien für Erstsemester, mit innovativen Lehrformaten
und digitalen Services. Das kostet.
Leider sind die Budgets der Hochschulen nicht mit
ihren Aufgaben mitgewachsen. In manchen Ländern
droht aufgrund der Schuldenbremse sogar ein Spar-
kurs. Vor diesem Hintergrund ist es ein Unding, dass
die Länder ihren Hochschulen zusätzliche Einnahmen
durch Studienbeiträge verwehren.
Zugegeben: Die zwischen 2006 und 2014 praktizierten
deutschen Beitragsmodelle waren nicht optimal gestaltet.
Aber abgeschafft wurden die zwischenzeitlich in sieben
Ländern erhobenen Studienbeiträge nicht, weil sie sachlich
gescheitert waren, sondern weil es politisch opportun
erschien. Wolfgang Marquardt, der damalige Vorsitzende
des Wissenschaftsrats, kritisierte bereits 2011, die kurz-
lebige Erhebung von Studienbeiträgen habe sich »als
großer Feldversuch erwiesen, der inzwischen ohne eine
fundierte Analyse und Bewertung von Vor- und Nach-
teilen für die beteiligten Akteure« be endet wurde.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist es
überfällig, dieses Versäumnis nachzuholen. Wir müssen
über Studienbeiträge neu nachdenken! Aus den Erfahrun-
gen mit den einzelnen Gebührenmodellen lassen sich
wertvolle Schlüsse für einen neuen, überzeugenderen An-
lauf ziehen. Entscheidend ist, dass ein Beitrags-
modell relevante Mehreinnahmen für Studium
und Lehre generiert, dass es gesellschaftliche
Akzeptanz findet und Studierwillige nicht vom
Studium abschreckt.
Über eine kluge Modellgestaltung lassen sich
all diese Anforderungen erfüllen. Der Grund-
gedanke des australischen Modells, bei dem erst ab einer
bestimmten Einkommensgrenze zurückgezahlt wird, taugt
als Vorbild: Eine überschaubare Beteiligung der Absolven-
ten an den Kosten des Studiums würde die Gestaltungs-
spielräume der Hochschulen dauerhaft verbessern. Die
Studierenden würden von engerer Betreuung profitieren,
von mehr Service und Infrastruktur. Denkbar wäre eine
Spanne von 500 bis 1000 Euro pro Semester.
Die Akzeptanz in der Öffentlichkeit wäre mittler-
weile gegeben – laut dem Ifo-Bildungsbarometer 2019
sprechen sich rund zwei Drittel der Deutschen für
nachgelagerte Studiengebühren aus. Es gäbe auch keine
Abschreckungseffekte und sozialen Hürden. Denn eine
Zahlungspflicht entsteht nur, wenn Zahlungs-
fähigkeit vorliegt, also nach einem erfolg-
reichen Berufseinstieg und ab einer gewissen
Einkommensgrenze von zum Beispiel 30.000
Euro Jahreseinkommen (brutto).
Die Einführung einer solchen graduate
contribution, also eines Absolventenbeitrags,
wäre für Deutschland ein erfolgversprechender und
politisch gangbarer Weg. Denkbar wäre ein bundesweit
einheitliches Grundmodell, das staatlicherseits zinsfrei
eine verlässliche Vorfinanzierung sichert, den Unis und
Fachhochschulen allerdings die Entscheidung über die
Erhebung und Höhe von Studienbeiträgen – gerne ge-
koppelt an ECTS-Punkte – überlässt.
Gute Ideen finden sich übrigens nicht nur in Aus-
tralien. Es lohnt sich auch ein Blick auf die privaten
Hochschulen in Deutschland: Die schaffen es trotz teils
üppiger Studiengebühren überdurchschnittlich gut,
nichttraditionelle Zielgruppen für ein Studium zu ge-
winnen. Das gelingt ihnen auffallend häufig mit dem
Ansatz des »umgekehrten Generationenvertrags«, der
eine einkommensabhängige »Späterzahlung« von Stu-
diengebühren vorsieht. Das Modell wurde erstmals
1995 an der Universität Witten/Herdecke eta bliert.
Es hat sich in der Praxis bewährt und zeigt seit fast
25 Jahren: Der Ansatz nachgelagerter Gebühren funk-
tioniert auch in Deutschland.
Die Position
Es ist Zeit, wieder Studienbeiträge einzuführen – profitieren würden Studierende und Hochschulen VON ULRICH MÜLLER
Erst studieren, später zahlen
Foto: CHE
Ulrich Müller
ist Leiter Politische Analysen am Centrum für
Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh
44 10. OKTOBER 2019 DIE ZEIT No 42
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BERLIN 11.05. – 09.11.2019
Sonderausstellung: Ost-Berlin.
Die halbe Hauptstadt
Die Sonderausstellung im Museum Ephraim-
Palais widmet sich 30 Jahre nach dem Mauerfall
dem sozialen und kulturellen Leben in der
einstigen Hauptstadt der DDR vom Ende
der 1960er Jahre bis zum November 1989. In
20 Themenräumen werden die Facetten des
städtischen Lebens von Städtebau und Wohnen,
über Arbeit und Konsum bis hin zur Kultur
beleuchtet. Jeden 1. Mittwoch im Monat ist
der Eintritt frei.
KOBLENZ 03. – 28.10.2019
Jahresausstellung des Fachbereichs
bauen-kunst-werkstoffe | Architektur
der Hochschule Koblenz
Die Jahresausstellung zeigt eine Auswahl der
besten studentischen Arbeiten aus den vergangenen
beiden Semestern. Die Ausstellung ist von 10:00
bis 16:00 Uhr und während der Veranstaltungen
der Kulturfabrik geöffnet und frei zugänglich.
Die Kulturfabrik befindet sich in der Mayer-
Alberti-Straße 11 in Koblenz.
KÖLN 11.10.2019
EU aktuell: Wo geht Europas Reise hin?
Die frühere EU-Kommissarin für Regionalpolitik,
Dr. Monika Wulf-Mathies, erläutert die neuen
politischen Verhältnisse in Brüssel. Um 18 Uhr
im Europäischen Dokumentationszentrum der
UB Köln.
HEILBRONN 13.10.2019
Tag der Wissen schafft
Die aim Akademie öffnet für alle Interessenten
ihre Türen und lädt Jung und Alt dazu ein,
von 11 bis 17 Uhr neues Wissen zu schaffen.
Am Bildungscampus 7, der Eintritt ist frei.
NÜRNBERG 15.10.2019
Menschen verstehen im digitalen
Zeitalter Im Rahmen eines interaktiven
Workshops der JOSEPHS Service
Manufaktur erfahren und erleben
Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
wie sie ihre Menschenkenntnis und die
Wirksamkeit von agilen, interkulturellen
Teas steigern können, nonverbale Signale
richtig deuten und empathisch, souverän
un d wertschätzend kommunizieren.
Von 17:30 bis 19 Uhr in der
Karl-Grillenberger-Straße 3.
Di e Veranstaltung ist kostenfrei.
Anmeldung unter:
[email protected].
GREIFSWALD 16.10.2019
Raumfahrt und die Langzeitperspektiven
der Menschheit
Öffentlicher Abendvortrag von Dr. Karlheinz
Steinmüller am Alfried Krupp Wirtschaftskolleg.
Welche Perspektiven hat die Menschheit? Beginn
um 19:45 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.
BERLIN 17.10.2019
Collaborate to Innovate – Designing
Innovation Ecosystems
Wie lässt sich die Zusammenarbeit von ver-
schiedenen Stakeholdern aus der Wissenschaft,
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Inno-
vationsprozessen effektiv gestalten? Antworten
auf diese Frage gibt die interaktive Science-
Business Konferenz des Fraunhofer IAO am
- Oktober im Atelier des Aufbau Hauses. Die
Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
NÜRNBERG, FÜRTH, ERLANGEN 19.10.2019
Lange Nacht der Wissenschaften
Über 350 Institutionen in Nürnberg, Fürth und
Erlangen öffnen ihre Tore und präsentieren
von 18 bis 1 Uhr neueste Forschungstrends
und Technologien der Zukunft. Tickets ab 10,-€
unter: http://www.nacht-der-wissenschaften.de
HANNOVER 22.10.2019
Unerwünscht, toleriert oder integriert?
Obdachlosigkeit in Hannover
Wie also wollen wir und wie will die Stadt mit
Obdachlosigkeit umgehen? Experten diskutieren am
- Oktober ab 19 Uhr im Tagungszentrum im
Schloss Herrenhausen. Der Eintritt ist frei.
GÖTTINGEN 23.10.2019
Meinen – Glauben – Wissen: Klimawandel
und die Ethik der Wissenschaften
Am Mittwoch, den 23. Oktober findet von
10:00 bis 18:00 Uhr die Herbsttagung des
Deutschen Ethikrates im Tagungs- und Ver-
anstaltungshaus Alte Mensa statt. Im Zentrum
der Tagung stehen ethische Fragen, die sich
hinsichtlich der Rahmung, Anerkennung und
Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in
den verschiedenen Öffentlichkeiten – in Medien,
Politik und Zivilgesellschaft – stellen. Die Teil-
nahme ist kostenlos, eine Online-Anmeldung
unter http://www.ethikrat.org ist jedoch erforderlich.
NASSAU 23.10.2019
Ein neuer Humanismus?
Am Mittwoch, 23.10.2019, 20 Uhr führt Rektor
Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski in das Denken
Karl Jaspers mit dem Grundgedanken zu »Ein
neuer Humanismus?« ein. Informationen zu
Tickets unter: http://www.denkbares.org.
FRANKFURT 24.10.2019
Globales Zahlungsmittel der Zukunft?
- Vortrag zur Kryptowährung Libra an
der Frankfurt UAS
Der Vortrag über die von Facebook im Juni
2019 initiierte Kryptowährung Libra wird von
der Fachgruppe Wirtschaftsinformatik und In-
formationsmanagement des Bundesverbandes
Deutscher Volks- und Betriebswirte organisiert
und in englischer Sprache gehalten. Dabei wer-
den wichtige Fragen rund um Libra angespro-
chen. Im Anschluss können auf Englisch und
Deutsch Fragen gestellt werden. Er findet um
18 Uhr an der Frankfurt University of Applied
Sciences statt. Der Besuch ist kostenlos.
BERLIN 24.10.2019
Transformation = [nachhaltig + digital]
Die Weichen, wie wir künftig digital leben,
kommunizieren, arbeiten, wirtschaften und
konsumieren, Daten speichern und nutzen,
stellen wir heute. Die Tagung des Öko-Instituts
fragt deshalb nach der Gestaltung von Digitali-
sierung und diskutiert wissenschaftliche
Erkenntnisse, politische Rahmensetzungen
und praktische Erfahrungen in fünf Handlungs-
feldern: Daten, Green IT, Energie, Mobilität
und Konsum. Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldung unter: http://www.oeko.de/jahrestagung2019
ROSENHEIM 25.10.2019
X-Conference 2019 – So beeinflusst
KI die Arbeitswelt von morgen
Bei der X-Conference an der Hochschule
Rosenheim handelt es sich um ein neuartiges
Veranstaltungsformat, bei dem ein »klassischer«
Konferenz-Teil mit Vorträgen namhafter
Referenten mit einem interaktiven Barcamp-Teil
kombiniert wird. Thematisch behandelt das
Event Digitalisierung und Transformation
sowie insbesondere Künstliche Intelligenz
und dessen Auswirkungen. Weitere Infos zur
Veranstaltung sowie die Anmeldung finden
Sie unter http://www.x-conference.de
FRANKFURT AM MAIN 25.10.2019
Mediation und die Zukunft der Bildung
Welches Potenzial an Veränderungsmöglichkeiten
Meditation für Geist und Körper, Bildung und
Gesellschaft hat, zeigt der 2. Meditationskongress
an der Frankfurt University of Applied Sciences
(Frankfurt UAS), der konkret der Frage nach
dem Verhältnis von Spiritualität, Meditation
und Wissenschaft nachgeht. Teilnahme ab 15,-€,
Anmeldung unter: http://www.frankfurt-university.de/
de/aktuelles/veranstaltungskalender
BERLIN 26.10.2019
Künstliche Intelligenz in der Medizin –
Reden Sie mit!
Diskutieren Sie gemeinsam mit Expertinnen und
Experten der Fraunhofer Gesellschaft und der
Charité am 26. Oktober ab 16 Uhr im Spreepalais
in Berlin. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung
nicht erforderlich.
BERLIN 30.10.2019
Wer kontrolliert hier wen?
Eine Reise an die Schnittstelle von
Gehirn und Künstlicher Intelligenz
Vortrag und Diskussion mit Surjo Soekadar,
Einstein-Professor für Klinische Neurotechnologie
an der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Der Eintritt ist frei, um Anmeldung bis zum
28.10.2019 wird gebeten.
BREMERHAVEN 24.10.2019
Angeheuert! Berufe an Bord
In der Reihe des Deutschen Schifffahrtsmuseums
erfahren Besucherinnen und Besucher hautnah
von der Arbeit und dem Alltag auf Forschungs-
schiffen. Spezialistinnen und Spezialisten von
Forschungsschiffen gewähren persönliche Ein-
blicke in ihren Alltag und die Arbeit an Bord.
Am 24. Oktober wird Ole Ziemann, Chief
Engineer der POLASRSTERN von seiner Zeit
an Bord berichten. Exklusives Bild- und Video-
material macht die Gesprächsrunde zu einem
ganz besonderen Erlebnis. Von 18 bis 19:30 Uhr
am Eingang Sonderausstellung, Hans-Scharoun-
Platz 1. Der Eintritt ist frei.
MAINZ 28.10.-29.10.2019
Verheißungen der Autonomie –
Workshop der Jungen Akademie
Wie beeinflusst die Digitalisierung den Freiheits-
grad der Menschen? Wie werden die Handlungs-
felder des Menschen durch die Digitalisierung
neu bestimmt? Wie behauptet der Mensch in der
digitalisierten Welt seine Autonomie? Diesen und
vielen weiteren Fragen nimmt sich der Workshop
der Jungen Akademie an. Er beginnt am 28.10.
um 13:30 Uhr und endet am 29.10. um 14:45
Uhr an der Akademie der Wissenschaften und der
Literatur. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung
wird gebeten: [email protected].
KAISERSLAUTERN 07.11.2019
Der Hölle entkommen - Vortrag und
Gespräch mit der Holocaustüberleben-
den Margot Wicki-Schwarzschild
Der Vortrag findet um 19:30 Uhr im Audimax
der TU Kaiserslautern statt. Der Eintritt ist frei.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
MÜNCHEN 05.11.2019
»Wissenschaft für jedermann«:
Wie Lichtmikroskopie erhellt, was
uns im Innersten zusammenhält
Dr. Martin Spitaler vom Max-Planck-Institut
für Biochemie stellt Aspekte seiner Forschung
im Großen Hörsaal der Martinsrieder
Max-Planck-Institute allgemeinverständlich vor.
Beginn um 19 Uhr, Eintritt frei.
MANNHEIM 09.11.2019
- Wissensnacht Rhein Neckar
Nach gutem Erfolg der ersten Wissensnacht
2018, wird es auch 2019 eine Wissensnacht
Rhein Neckar geben: in Ludwigshafen am
Rhein, Mannheim und Heidelberg.
Weitere Infos unter:
http://www.Wissensnacht-Rhein-Neckar.de
TÜBINGEN 14. – 15.11.2019
Wissenschaftliches für
Hochschulen und Absolventen
Bei dem Tübinger Barcamp im Leibniz-Institut
für Wissensmedien (IWM), werden Akteure der
gesamten Hochschulwelt ihr Wissen und ihre
Erfahrung zum Thema »Digitale Hochschullehre«
einbringen. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmel-
dung per Mail an [email protected]
VERANSTALTUNGSKALENDER