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UND WER BIST DU?
Vorname, Alter, Wohnort:
Sputnik soll rüber
Tiere wie wir
DER LEO-FILMTIPP
Bisher hat sich Fritzi nicht groß für Politik
interessiert. Doch im Herbst 1989 soll die
Schülerin plötzlich von der Schule fliegen,
wird von seltsamen Männern beobachtet,
sogar von Soldaten verhaftet. Und alles nur
wegen Sputnik. So heißt der Hund von
Fritzis bester Freundin Sophie. Die ist in
den Sommerurlaub nach Ungarn gefahren,
Sputnik bleibt bei Fritzi in Leipzig. Aber
nach den Ferien kommt Sophie nicht nach
Hause. Sie flüchtet mit ihrer Mutter nach
Westdeutschland. Und dorthin versucht
Fritzi den Hund zu bringen.
Vor 30 Jahren öffnete die DDR ihre
Grenzen, der Animationsfilm erzählt
von den Monaten davor und dem Leben
im anderen Deutschland.
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte
vom 9. Oktober an im Kino; ab 8 Jahren
Glücklich macht mich:
Ich ärgere mich über:
Diese Erfindung wünsch ich mir:
Und das kann man abschaffen:
Das würde ich meinen
Eltern gerne beibringen:
Rumliegen
de luxe
DER LEO-MITMACHTIPP
Gerade verbringen in Köln sieben
Frauen und fünf Männer 60 Tage
im Bett. Das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt will durch das
Herumgeliege etwas für Einsätze im
Weltraum lernen. Was, erklärt die
Forscherin Andrea Nitsche.
DIE ZEIT: Was haben im Bett liegende
Menschen mit dem Weltraum zu tun?
Andrea Nitsche: Im All gibt es keine
Schwerkraft, deshalb steigt den Astro-
nauten dort mehr Körperflüssigkeit in
Richtung Kopf. Wir stellen das im Labor
nach: Unsere Versuchsteilnehmer liegen
etwas schräg, mit dem Kopf nach unten
im Bett. Dazu testen wir eine Gegen-
maßnahme. Sie fahren jeden Tag in einer
Zentrifuge, einer Art Karussell, das sich
schnell dreht. Die Körperflüssigkeit wird
dadurch wieder in Richtung Füße gezo-
gen. Außerdem beobachten wir, was mit
den Muskeln und den Knochen passiert,
wenn man sie weniger benutzt.
ZEIT: Man darf sich kein bisschen bewe-
gen? Nicht mal zur Toilette gehen?
Nitsche: Bewegen ist nicht verboten, auf-
stehen schon. Der Kopf muss immer der
tiefste Punkt sein. Wir haben eine Dusch-
liege, Pipi kommt in eine Flasche, fürs
große Geschäft gibt es eine Bettpfanne,
die man unter den Po schiebt.
ZEIT: Wie kontrollieren Sie, dass nie-
mand schummelt?
Nitsche: Die Teilnehmer liegen in Einzel-
zimmern, da könnten sie heimlich aufste-
hen. Deshalb überwachen wir sie mit Ka-
meras, aber nur die Füße und den Kopf.
ZEIT: Zwei Monate lang im Bett liegen –
wird das nicht irgendwann langweilig?
Nitsche: Ja, und das wissen die Teilneh-
mer. Viele haben sich etwas vorgenom-
men, wie eine Sprache zu lernen. Andere
machen Computerspiele. Sie dürfen auch
chatten oder telefonieren. Manchmal
schieben wir die Betten von mehreren
Teilnehmern zusammen, und sie spielen
Karten oder gucken Fußball. Das ist
dann ein bisschen wie im Ferienlager.
ZEIT: Muss man etwas verrückt sein, um
bei dem Versuch mitzumachen?
Nitsche: Man sollte abenteuerlustig sein
und sich für das Weltall und für For-
schung interessieren. Wenn man genau
versteht, warum es für die Studie wichtig
ist, nicht aufzustehen, fällt das leichter.
ZEIT: Und wenn jemand nicht mehr will?
Nitsche: Dann darf er gehen. Das haben
wir bei unseren Studien aber selten. Über
die lange Zeit kommt man sich nah.
Beim Abschied fließen oft sogar Tränen,
weil es vorbei ist.
Die Fragen stellte Franziska Lehnert
K
lims Welt steht nicht nur stän-
dig kopf. Für kurze Momente
hält er sie sogar an, als würde er
die Zeit einfrieren. So wie jetzt:
Der Neunjährige balanciert sei-
nen Körper auf den Händen,
sein Oberkörper ist dabei zur
Seite gebogen, die Beine hat er abgeknickt. Die
meisten Menschen würden einfach zur Seite um-
kippen. Klim nicht. Er steht da wie eingefroren.
Freeze sagt man dazu auf Englisch. Und so nennen
es auch Klim und die anderen hier in der Tanz-
schule in Krefeld, wenn einer in einer solchen Ver-
renkung anhält.
Klim ist Breakdancer, break ist englisch und
bedeutet »Pause«, dance heißt »tanzen«. Sich zur
Musik zu bewegen und dabei mittendrin plötzlich
zu stoppen – darum geht es beim Breakdance.
Getanzt wird oft zu Hip-Hop, also zu Musik, die
einen starken Rhythmus hat.
»Wir haben einen Beat. Bam-Boom-Boom-
Bam. Auf das Bam macht man einen freeze«, er-
klärt Klims Trainer Maxim, der am Rand steht
und zusieht. Wichtig sei, dass Klim seine Bewe-
gungen genau auf den Takt abstimme. Während
Maxim redet, klopft er mit der Hand den Beat auf
seinen Oberschenkel. Bam-Boom-Boom-Bam.
Breakdance ist eine verrückte Mischung aus
Tanz, Gehopse und Akrobatik. Ganz leicht und
fließend sieht es aus, was Klim da macht. Doch
manchmal dauert es Wochen, bis der Neunjährige
eine Figur oder einen Trick beherrscht. Dafür
trainiert er jeden Tag. »Wenn man keine Kraft
hat, kann man einfach umfallen«, sagt Klim.
»Man muss ganz viele Liegestütze machen.« Da-
mit starte er jeden Morgen in den Tag, erzählt er.
Und bevor er abends ins Bett geht, dehnt er seine
Muskeln.
Klim hat seinen schrägen Handstand inzwi-
schen aufgetaut, er knickt die Arme ein und gleitet
wie in Zeitlupe zu Boden, wo er sich plötzlich
schnell um die eigene Achse dreht. Sein Trainer
Maxim ist zufrieden: »Jetzt hat er seinen Weg ge-
funden, mit einem eigenen Trick.«
Anders als beim Turnen oder anderen Tanz-
sportarten ist beim Breakdance nichts festgelegt.
»Wenn ich Musik höre, fange ich einfach an zu
tanzen, und wenn dann ein Beat kommt, mache
ich irgendetwas«, versucht Klim zu erklären, was
er da tut. Der verdrehte Handstand oder die
schnellen Drehungen auf dem Boden sind zwar
Figuren, die viele Breakdancer beherrschen. Doch
es geht gar nicht nur um die Akrobatik, sagt Trai-
ner Maxim. Entscheidend beim Breakdance sei,
die Posen auszubauen und miteinander zu ver-
binden. »Zum Beispiel ein Kopfstand. Zuerst übt
man den ganz normalen. Wenn man den sicher
kann, geht es los mit den Tricks«, erklärt Maxim.
»Man kann versuchen, mit der einen Hand einen
Fuß zu greifen oder so. Wichtig ist, eigene Ideen
einzubringen und die Posen passend zur Musik
miteinander zu verbinden.«
Etwa 1000 Menschen trainieren in Deutsch-
land regelmäßig wie Klim in Tanzschulen und
Vereinen, schätzen Experten. Insgesamt aber gibt
es vermutlich drei- bis viermal so viele Break-
dancer. Sie üben zu Hause oder mit Freunden auf
Schulhöfen und in Fußgängerzonen. Dort, wo
der Sport herkommt.
Entstanden ist Breakdance vor bald 50 Jahren
in den USA; genauer in den Vierteln der Stadt
New York, wo viele arme Menschen lebten. Die
ZEIT LEO gibt es
auch als Magazin:
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Die ganze
Kinderwelt im Netz:
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- OKTOBER 2019 DIE ZEIT No 42
llustration: Nadia Budde für DIE ZEIT
Klim steht kopf
Fotos: Gretje Treiber für DIE ZEIT; kleines Foto (u.): privat
... Füße, zack, nach vorn ... ... Kopfstand mit gespreizten Beinen ... ... abrollen in den Schulterstand
Im Rhythmus zur Musik biegt Klim seinen Körper in verrückte Positionen: Beine nach hinten ...
Breakdance sieht aus wie eine Mischung aus Tanz und
Akrobatik. Nun soll der Sport olympisch werden.
JULIA MUTH hat dem neunjährigen Klim
zugesehen, der schon jetzt bei internationalen
Wettbewerben herumwirbelt
meisten von ihnen waren schwarz. Viele Jugend-
liche schlossen sich zu Gangs zusammen, einige
bekämpften einander, manche starben dabei so-
gar. Sie trafen sich aber auch auf der Straße, feier-
ten Partys und tanzten. Je außergewöhnlicher sich
einer bewegte, desto mehr wurde er angefeuert.
Irgendwann traten die besten Tänzer der einen
Gang gegen die einer anderen an und versuchten
sich gegenseitig zu übertrumpfen. Solches Wett-
tanzen gibt es bis heute, battle, auf Deutsch
»Kampf«, sagen Breakdancer dazu.
Klims Gang sind die Leute aus der Tanzschule,
gemeinsam mit ihnen tritt er bei battles an. Nur
heißen die dann Wettkampf oder Turnier. Inzwi-
schen organisieren Vereine sogar internationale
Meisterschaften. Immer zwei Tänzer treten dabei
gegeneinander an, tanzen beide jeweils eine Minu-
te zu Musik, die sie vorher nicht kennen. »Ich fahr
gern zu Meisterschaften, weil ich da sehe, was an-
dere machen, und mir was abgucken kann«, er-
zählt Klim. Er findet an den Wettkämpfen beson-
ders aufregend, dass er sich nie genau vorbereiten
oder etwas einstudieren kann. Es zählt, was ihm
spontan in dem Moment einfällt, wenn ein Song
losgeht. Wer gewinnt, bekommt Punkte – für den
Stil, für seine Ideen und dafür, wie gut alles zur
Musik passt.
Klim ist der Jüngste in seiner Tanzschul-Gang –
und ein »Ausnahmetalent«. Das sagt zumindest
sein Trainer Maxim. »Klim hat ein besseres Takt-
gefühl als ich. Wie er die Musik hört, ist Wahn-
sinn!«, sagt Maxim. Das bemerkten Klims Eltern
schon, als ihr Sohn drei Jahre alt war. Mit sechs
ging Klim zum ersten Mal in die Tanzschule und
sah dort Breakdancer. Er erinnert sich, wie er an-
fangs ängstlich auf der Bank gesessen und sich
nicht getraut habe, mitzumachen. »Aber am Ende
der Stunde gab es so eine battle. Da hab ich einfach
mitgemacht.«
Seitdem hat er nicht mehr aufgehört. Heute
trainiert er manchmal an fünf Tagen in der Woche
in der Tanzschule, im Mai durfte er mit zur
Europa meisterschaft nach Italien. »Ich dachte, wie
kann das wahr sein?«, erzählt Klim. »Klar, ich war
stolz und hatte so ein großes, gutes Gefühl.« Als
Klim aus Italien zurückreiste, hatte er eher ein
kleines und nicht mehr so gutes Gefühl. 50 Break-
dancer waren angetreten, Klim hatte es auf Platz
37 geschafft. Natürlich sei er enttäuscht gewesen,
erzählt er. Aber sein Trainer Maxim erinnert ihn
daran, dass er erst neun Jahre alt ist. Und dass er
sicher schon bald bei der nächsten Meisterschaft
dabei sein wird.
Vielleicht wird Klim sogar einer der ersten
Breakdancer sein, die um eine olympische Medail-
le kämpfen. 2024 werden die Spiele in Frankreich
ausgetragen, und die Franzosen haben vorgeschla-
gen, Breakdance als neue Sportart aufzunehmen.
Noch ist das nicht entschieden. Aber wenn es so
kommt, dann hat Klim gute Chancen, in dabei zu
sein. Für ihn wäre Olympia ein Traum. Und sein
Trainer Maxim würde sich freuen, wenn der Sport
durch Olympia ernst genommen würde: »Wir
Breakdancer sind keine Zirkusäffchen«, sagt er.
»Wir trainieren so viel und bekommen dafür kaum
Anerkennung.«
Dann setzt der Beat wieder ein. Bam-Boom-
Boom-Bam. Klim knickt ruckelnd seine Arme ab
wie ein Roboter. Wettkämpfe seien toll, sagt er,
aber vor allem liebe er es, den Rhythmus zu spü-
ren, sich zur Musik zu bewegen und dann für
einen kurzen Moment die Welt anzuhalten.
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