Die Zeit - 10.10.2019

(Wang) #1

Von Elisabeth Raether


Wochenmarkt EINFACH FISCH


Foto Silvio Knezevic

Ein Fisch, gebraten in etwas Butter, mit süßen Trauben, Kapern,
Wermut – dieses Gericht ist schlicht und einfach, köstlich und be-


sonders. Also perfekt, könnte man meinen. Doch als die »Sole Vé-
ronique« Ende des 19. Jahrhunderts in London erfunden wurde,


stellte sie eine Provokation dar, gerade wegen ihrer aufreizenden
Schlichtheit. Unter Hochgenuss verstand man damals hoch auf-


getürmtes Marzipan, und ein Rinderfilet allein genügte nicht, es
musste von derselben Menge Trüffeln und Gänsestopfleber begleitet


werden. Das Weglassen war die Revolution, ein Fischlein mit ein
paar Trauben also gewissermaßen die Reformation in der Küche;


es trug seinen Teil dazu bei, dass die Kuchenpaläste einstürzten.
Eine Seezunge ist allerdings etwas Feines, und nicht immer hat man


Glück, eine zu bekommen. Dann fragt man den Fischhändler nach
Ersatz, der dann vielleicht einen Petersfisch, einen Wolfsbarsch oder
einen Steinbutt anbieten wird.
Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Seezungen mit etwas Mehl bestäu-
ben und salzen. Bei mittlerer Hitze auf beiden Seiten je 2 Minuten
braten. Den Fisch aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen. But-
ter und Trauben in die Pfanne geben, unter Rühren einen Moment
lang andünsten, dann Wermut und Wein dazugießen. Die Flüssig-
keit aufkochen, und das Ganze dann 5 Minuten lang bei mittlerer
Hitze köcheln lassen. Pfanne vom Herd nehmen, Fisch wieder in
die Pfanne geben, ebenso Kapern, Petersilie, Zitronensaft und eine
Prise schwarzen Pfeffer.

Mit Trauben gebratener Fisch (Sole Véronique)
Zutaten für 2 Personen: 2 EL Olivenöl, 4 Seezungenfilets, etwas Mehl, Salz, 50 g Butter, 150 g rote Trauben (halbiert),
25 ml Wermut, 25 ml Weißwein, 1 EL Kapern, 1 EL gehackte glatte Petersilie, etwas Zitronensaft, schwarzer Pfeffer

8

Free download pdf