Die Welt - 07.10.2019

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07.10.19 Montag, 7. Oktober 2019DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,7.OKTOBER2019** FORUM 3


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P


arteien, vor allem wenn sie den
Beinamen „Volks-“ für sich be-
anspruchen, sind ein Spiegel der
Gesellschaft. Wenn unsere Gesellschaft
jetzt in den Spiegel blickt, so, wie es
einst die Königin im Schneewittchen-
Märchen getan hat und fragt: „Spieg-
lein, Spieglein an der Wand, was ist so
los in unserem Land?“, dann würde der
antworten: „Ihr werdet zwar immer
älter und ihr seid die Mehrheit, aber es
sind die Jungen, die euch treiben.“
Die Kinder vorweg, die Erwachsenen
hinterher – dieses gesellschaftliche
Phänomen, für das die „Fridays for
Future“-Bewegung exemplarisch steht,
spiegelt sich auch im Verhältnis von
SPD und Union zu ihren Jugendorgani-
sationen wider. Früher waren Jung-
sozialisten und Junge Union eine Art
Politiksandkasten, in dem der Nach-
wwwuchs seine Luftschlösser baute, bis eruchs seine Luftschlösser baute, bis er
alt und auch ernüchtert genug war, um
bei den Großen mitzuspielen. Das ist
nun anders: Jusos und JU sind mitt-
lerweile gewichtige Akteure im Par-
teiengefüge. Juso-Chef Kevin Kühnert
aaavancierte zum Anführer der No-Gro-vancierte zum Anführer der No-Gro-
Ko-Bewegung, dem ein erheblicher Teil
der nicht gerade jungen SPD-Basis ge-
nauso bedingungslos folgte wie heute
Eltern ihren „Fridays for Future“-Kin-

dern. Und Kevin Kühnert ist ernsthaft
als Kandidat für den Parteivorsitz ge-
handelt worden. Auch wenn er am Ende
nicht angetreten ist, so sind er und die
Jusos ein entscheidender Machtfaktor
bei der anstehenden Wahl. Jungsozialis-
tische Gesellschaftsfantasien wie Ent-
eignung bis Vergemeinschaftung sind
längst tief in die Erwachsenenwelt ein-
gesickert und auf jeder SPD-Regional-
konferenz ein Applausgarant.
AAAuch wenn die JU als Vorsitzendenuch wenn die JU als Vorsitzenden
nur Tilman Kuban hat, der ähnlich viel
Jugendlichkeit verströmt wie der „ZDF-
Fernsehgarten“, so sind die Jungunio-
nisten gerade damit zugange, die Partei
in der Kanzlerkandidatenfrage aufzumi-
schen: Sie wollen eine Urwahl. Die JU
hat bereits bewiesen, dass sie Dynami-
ken freisetzen kann, denen selbst mit
allen Wassern gewaschene Parteigrößen
nicht standhalten: Den Zeitpunkt seines
AAAbgangs als CSU-Parteichef hat nichtbgangs als CSU-Parteichef hat nicht
Seehofer bestimmt, sondern die Junge
Union Seit an Seit mit Söder.
Die Stärke der Parteijugend geht mit
der Schwäche des Parteiestablishments
einher. Bei der CDU schwächelt Anne-
gret Kramp-Karrenbauer als Vorsitzen-
de, bei der SPD wiederum schwächen
sie ihre Vorsitzenden (wenn sie denn
welche haben). Gemeinsam ist beiden,
dass sie keine Volksparteien mehr sind.
Was sie stattdessen sein wollen und
sein können, danach suchen sie. Und
zumindest in diesem Punkt sind sie ein
Spiegel der Gesellschaft: Sie werden
von der Jugend getrieben.

Die Macht der Jugend


KOMMENTAR


DAGMAR ROSENFELD

Z


ugegeben, es ist naiv, aber kennen
Sie den Gedanken: Wenn ich König
von Deutschland wäre, was würde
ich jetzt machen? Rio Reiser hat
das vor 33 Jahren musikalisch mit
einem geistreichen, satirischen
Lied ausgedrückt. Ich meine es
politisch. Vieles ist so langsam und zäh, manches
wirkt so uninspiriert, dass es mich einfach reizt,
darüber nachzudenken. Hier also ein Dutzend Vor-
schläge:





Ich würde die Wahlperiode des Bundestages
auf fünf Jahre verlängern, die Amtszeit des
Kanzlers auf zehn Jahre beschränken und alle Land-
tagswahlen in einem Zeitraum von zehn Wochen zu
einem Zeitpunkt von einem Jahr vor dem Bundes-
tagswahltermin organisieren. Warum? Man käme
raus aus dem Dauerwahlkampf, der Bundestag hätte
über drei Jahre nach Wahlen Zeit, ordentlich zu
arbeiten, Landtagswahlen wären weitgehend Land-
tagswahlen, und der Kanzler hätte zumindest in der
zweiten Periode Zeit, ohne Rücksicht auf die eigene
Wiederwahl auch notwendige, unpopuläre Dinge
anzustoßen.





Ich würde die Zahl der Bundesländer auf acht
bis zehn reduzieren – verbunden mit einer
gewissen Autonomie der bestehenden Länder, wenn
gewünscht. Warum? Die Kompetenzen der Länder
haben sich erheblich verringert, vieles ist reine Re-
präsentation oder Proklamation, weniger Länder
beschleunigen die Gesetzgebung auf Bundesebene.





Ich würde für ausgewählte, wichtige Infra-
strukturmaßnahmen den gerichtlichen In-
stanzenweg verkürzen und die Popularklage ab-
schaffen. Dass beispielsweise von der Entscheidung
zur Elbvertiefungbis zur Möglichkeit der Verwirk-
lichung über 15 Jahre vergehen, während China oder
die Türkei Großflughäfen in wenigen Jahren bauen,
gefährdet die internationale Konkurrenzfähigkeit.





Ich würde eine wirkliche, große Steuerre-
form einleiten. Senkung der Steuern, einfache
Stufentarife, Wegfall aller Sonderabschreibungs-
möglichkeiten und drastische Streichung aller Sub-
ventionen. Warum? Im Laufe der Jahre haben sich
so viele Einzelregelungen ergeben – jede für sich
gut gemeint, aber in der Summe ungerecht, büro-
kratisch, unübersichtlich, teuer und uneffektiv.





Ich würde den Soli für weitere fünf Jahre belas-
sen, aber für alle halbieren. Die Einnahmen, circa
acht Milliarden Euro jährlich, würde ich für Projekte
des öffentlichen Fern- und Nahverkehrs einsetzen.
Deren Zustand, auch in der Fläche, ist zum Teil
schlecht, die Anbindungen sind lückenhaft, das Mate-
rial reparaturbedürftig. Mit Klimaschutz im Verkehr
und annähernd gleichwertigen Lebensverhältnissen
hat das wenig zu tun.





Ich würde die flächendeckende Digitalisierung
schaffen. Wie? Die Deutsche Bahn hat in den
letzten Jahren circa 2,5 Milliarden Euro in ein Gla-
serfasernetzinvestiert, das sie selbst nur zu 15 Pro-
zent braucht. Dieses Netz könnte mit der gleichen
Summe rasch flächendeckend ausgebaut werden. 85
Prozent der Kapazität können für die komplette
Anbindung jeder Gemeinde und wichtige, zunächst
öffentliche Aufgaben, genutzt werden.

Einmal König


von Deutschland


In zwölf Punkten


benennt Hamburgs


Ex-Bürgermeister (CDU)


seine Veränderungs-


vorschläge. Er ist von


der Uninspiriertheit


und Langsamkeit


hiesiger Politik


genervt


ESSAY II


OLE VON BEUST

Ihre Post an:
DIE WELT, Brieffach 2410, 10888 Berlin,
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Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser
wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen
uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das
Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der
sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei
uns eingehen, sind wir leider nicht in der Lage,
jede einzelne Zuschrift zu beantworten.

wwwürden. Auch hier gibt es eher Gleich-ürden. Auch hier gibt es eher Gleich-
stellungsbedarf für Männer. Für Frauen
größere Toiletten zu fordern, damit
manche dort ein Kleid über den Kopf
aaausziehen können, erscheint mir dochusziehen können, erscheint mir doch
eher belustigend. Heute gibt es auch
praktischere Kleidung. Mein Eindruck
ist, dass entweder die Genderwissen-
schaft oder die Berichterstattung hierzu
recht einseitig ist. Oder auch beide.
GEORG KUTSCHKE, KARLSTEIN

Nix Post


Zu: „Briefwahl abschaffen“
vom 4. Oktober

Herr Posener hat recht, was das Wahl-
recht für ständig im Ausland lebende
Staatsbürger angeht. Das beste Beispiel

teurin führt sehr richtig an, die Schul-
notenvergabe sei nicht falsch gewesen,
sondern die neunzig Prozent „gute
Noten“ waren das Problem. Hier stellt
sich nun auch heraus, die Pflegekassen
(Krankenkassen) waren nicht bereit, im
Sinne der Bewohner und deren An-
gehörigen eine gerechte Benotung
durchzusetzen.
GÜNTER STEFFEN, BAD BEVENSEN

Broder irrt


Zu: „Auch Deutsche sind Flüchtlinge“
vom 30. September

Der von mir geschätzte Henryk M.
Broder hat behauptet, dass der Grund-
satz, dass Menschen, die in ihrer Hei-
mat politisch verfolgt wurden, in

Deutschland aufgenommen werden,
nach wie vor gilt. Dies ist ein Irrtum.
Nach Artikel 16a Absatz 2 des Grund-
gesetzes kann sich nicht auf das Asyl-
recht berufen, wer aus einem Mitglied-
staat der EU oder aus einem anderen
sicheren Drittstaat einreist. Das ist
eine wesentliche Einschränkung des
Asylrechts. Da Deutschland bekannt-
lich von sicheren Drittstaaten umge-
ben ist, hat ein Recht auf Asyl nur, wer
über einen Flug- oder Seehafen ein-
reist. Das wird auch an der Anerken-
nungsquote deutlich, die konstant in
einem niedrigen einstelligen Bereich
liegt. Schließlich gilt das Asylgrund-
recht nicht für Kriegsflüchtlinge und
erst recht nicht für Wirtschaftsflücht-
linge, um die es sich überwiegend bei
den Bootsflüchtlingen handelt.
HEINZ-JÜRGEN WURM, SIEGBURG

LESERBRIEFE


liefern uns die hier in Freiheit leben-
den Türken, die fleißig Herrn Erdogan
wählen und sich oftmals wundern,
wenn sie in ihrem Stammland Urlaub
machen und im Gefängnis landen.
JÜRGEN FRANZ, PER E-MAIL

Keinem Wehtun


Zu: „Die große Pflege-Verwirrung“
vom 4. Oktober

Anette Dowideit hat alle negativen
Rückschlüsse absolut richtig aufge-
führt. Der Gesundheitsminister hat
den Verbänden freie Hand bei der Ver-
einbarung eines neuen Bewertungs-
systems für die Pflegeheime gelassen.
Was daraus wurde, ist ein typisches
„Gibst du mir, gebe ich dir“. Die Redak-

Einseitig


Zu: „Eine Welt, von Männern für
Männer gemacht“ vom 4. Oktober

Dieser Artikel könnte den Eindruck
erwecken, dass Frauen ein größeres
Unfall, Gesundheits- und Lebensrisiko
hätten als Männer. Tatsächlich sind es
aaaber Männer, insbesondere durch Män-ber Männer, insbesondere durch Män-
nerberufe, deren Lebenserwartung auf
bis zu 66 bis 73 Jahre gesenkt wird.
Gleichstellung in Gesundheitsfragen
wwwürde doch wohl eher Männer betref-ürde doch wohl eher Männer betref-
fffen. Frauen fühlen sich übrigens geradeen. Frauen fühlen sich übrigens gerade
in leichten Büroberufen wohl. Zwei
Drittel der Büro- und kaufmännischen
Arbeitsplätze sind von Frauen besetzt,
berichtet das Bundesamt für Statistik
zur Arbeitsqualität, obwohl oft beklagt
wird, dass Männerberufe besser bezahlt

E


s ist lange her. In ihrer Neujahrs-
predigt zum 1. Januar 2010 hatte
die evangelische Bischöfin Margot
Käßmann gesagt: „Nichts ist gut in Af-
ggghanistan.“ Ich fand das damals, wie vielehanistan.“ Ich fand das damals, wie viele
andere Zeitgenossen, fast unerträglich
bessermenschlich, moralprotestantisch,
wohlfeil. Denn hatte Gerhard Schröder
nach den teuflischen Al-Qaida-Anschlä-
gen vom 11. September 2001 nicht recht
gehabt, als er den USA unsere „uneinge-
schränkte Solidarität“ versprach? Musste
man sich nicht wehren gegen diesen
AAAngriff auf unsere westliche Lebensweisengriff auf unsere westliche Lebensweise


  • und zwar fast egal, wie und wo? Hatte
    nicht auch Angela Merkel recht, die seit
    2 005 für die deutsche Präsenz in Afgha-
    nistan warb mit dem Argument: Frauen
    könnten dort nach dem Ende der Tali-
    ban-Herrschaft ein freieres Leben füh-
    ren, Mädchen zumindest ein paar Jahre
    in die Schule gehen?
    VVVor gut einer Woche sollten die Af-or gut einer Woche sollten die Af-
    ggghanen wieder einmal einen Präsidentenhanen wieder einmal einen Präsidenten
    wählen. Die Taliban bedrohten die Wahl-
    wwwilligen, weshalb ein Drittel der Wahl-illigen, weshalb ein Drittel der Wahl-
    lokale gar nicht erst öffnete. Unter die-
    sen Umständen lag die Wahlbeteiligung
    bei immerhin 20 Prozent – und damit
    weit über dem Durchschnitt friedlicher


deutscher Wahlen zu Studentenpar-
lamenten. Die Wahlzettel wurden nicht,
wwwie es in Demokratien, wie wir sie ken-ie es in Demokratien, wie wir sie ken-
nen, sein muss, an Ort und Stelle und
unter Aufsicht ausgezählt – sie wurden in
die Hauptstadt Kabul gebracht, damit
dort Wochen später ein offizielles Zen-
tralergebnis bekannt gegeben werden
kann. Die beiden wichtigsten Präsident-
schaftskandidaten Ghani und Abdullah
haben sich vorsichtshalber schon einmal
zu Siegern erklären lassen – wie übrigens
vor fünf Jahren schon, beim letzten Mal.
Das Land versinkt im Chaos. Die isla-
mischen Extremisten halten es in Angst
und Schrecken. Fast täglich gibt es An-
schläge und Tote. Die Amerikaner ver-
handeln mit den Taliban, weil sie raus-
wollen, die Deutschen auch. Viele Af-
ggghanen sind geflohen – oder wollen ihrhanen sind geflohen – oder wollen ihr
Land verlassen. Um die Schulbildung der
aaafghanischen Mädchen muss sich dannfghanischen Mädchen muss sich dann
eben irgendjemand anderer kümmern.
Das Geld, das die internationale Ge-
meinschaft für den Krieg gegen den
Terror ausgegeben hat – eine unvorstell-
bare Summe jenseits der Billionengrenze


  • , hat in 18 Jahren keinen Frieden ge-
    bracht. Schwer, das zuzugeben, aber:
    Margot Käßmann hat wohl doch recht
    gehabt. Es ist nichts gut in Afghanistan.
    Die schreckliche Frage lautet: Was folgt
    daraus? Was können, was wollen wir
    noch tun? Denn inzwischen ist dieses
    unglückliche Land auch unsere Angele-
    genheit.


Kässmann hatte doch recht


PLATZ DER REPUBLIK


SUSANNE GASCHKE





Ich würde einen Fonds, staatlich reguliert und
garantiert, privat gemanagt mit einer Garan-
tieverzinsung von zwei Prozent, zur Finanzierung
von Klimaprojekten auflegen lassen. Warum? Das
schafft Kapital für Investitionen, gibt die Möglich-
keit für private Vorsorge in Nullzinszeiten und
schafft Identifikation mit Klimazielen in der Breite.





Ich würde sicherstellen, dass Deutschland seine
industrielle gewerbliche Grundlage sichert.
Nicht durch Sicherstellung des Bestands, sondern
durch gezielte Unterstützung für Ideen und Struktu-
ren, die im weltweiten Wettbewerb bestehen und im
Lande bleiben. Denn Dienstleister brauchen eine
industrielle, gewerbliche Nachfrage. Eine Wirtschaft,
in der Dienstleister Dienstleistungen für Dienstleister
erbringen, schafft keine ausreichende Wertschöpfung.
Und: Nach dem Aus für die Energie erzeugende In-
dustrie in Sachen Kernkraft und bald in Sachen Kohle,
den Problemen der Automobilindustrie, der Kritik an
der Ernährungsindustrie und den vielen Auflagen für
die chemische Industrie brauchen wir dringend neue,
stabile industrielle Grundlagen.





Ich würde versuchen, auf nicht einlösbare Ver-
sprechen zu verzichten. Es wird keine gleichen
Lebensverhältnisse geben, es gibt auf Erden keine
absolute Gerechtigkeit. Selbst das beste Bildungs-
system wird nicht alle in die Lage versetzen, beruflich
erfolgreich zu sein, selbst die beste Sozialpolitik wird
keine nur guten Menschen hervorbringen.

1 0.


Ich würde den Anspruch auf Sicherheit
und Ordnung durchsetzen. Durch die Wie-
deraufnahme des Begriffs der öffentlichen Ordnung
in alle Polizeigesetze, durch die Verlängerung der
Möglichkeit des Polizeigewahrsams von 24 auf 48
Stunden, durch massiven Einsatz gegen Verschmut-
zung und Verwahrlosung. Warum? Ein Staat, der
den Menschen einen Anspruch auf ein Leben ohne
Belästigung und Kriminalität nicht zumindest ver-
sucht zu garantieren, verliert die notwendige Auto-
rität und die Akzeptanz seiner Bürger.

1 1.


Ich würde alles daransetzen, dass Chan-
cengerechtigkeit im Bildungssystem eintritt.
Durch flächendeckende Einführung eines Krippen-
angebots, eines Ganztags-Kita- und -schulangebots
und verpflichtende Deutschkurse bei sprachlichen
Defiziten vor der Einschulung. Warum? Jeder, egal
aus welchem Elternhaus, soll die Chance auf ein
gutes und würdiges Leben bekommen. Kinder aus
schwierigen oder integrationsfeindlichen Eltern-
häusern brauchen, sei es wegen später fehlender
Fachkräfte, sei es aus Gründen des gesellschaftli-
chen Zusammenhalts, jede Unterstützung.

1 2.


Ich würde die Knappheit bezahlbarer Wohnun-
gen durch den Bau preisgünstiger Wohnungen
in den Ballungsgebieten bekämpfen. Durch günstige
VVVergabe von ergabe von Erbpachtgrundstücken der öffentlichen
Hand (Kommunen, Bund, BIMA) für den Bau von Sozi-
al- und frei finanziertem Wohnraum und die Streichung
von Vorschriften, die das Bauen in Deutschland zu
teuer machen. Das beginnt bei überzogenen Lärm-
schutzmaßnahmen (zum Beispiel Dicke der Betondecke
zzzwischen den Etagen, Messung des Lärms an der Fassa-wischen den Etagen, Messung des Lärms an der Fassa-
de und nicht in der Wohnung) über Ausstattungsvor-
schriften (zum Beispiel zweites WC, Abstellräume) bis
hin zur Fahrstuhlpflicht. Warum? Wohnen ist mehr als
Miete zahlen. Die europäische Stadt lebt von Mischung
und Teilhabe. Nur die Vergrößerung des Angebots und
die Reduzierung der Kosten – nicht Deckelungen oder
Enteignungen – lösen das Problem.

Ich weiß, zu jedem Punkt gibt es entweder inhalt-
liche Kritik oder rechtliche Bedenken. Die Sorge
davor sollte aber nicht zur Ideenlosigkeit führen.
Eine freie Gesellschaft lebt vom Wettbewerb der
Ideen, aber auch irgendwann von deren Verwirk-
lichung. Alles andere führt vielleicht zu keinen Feh-
lern – aber zu Langeweile, Bewegungsunfähigkeit
und Überdruss. Das wäre nicht nur für die wirt-
schaftliche Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch für
die Akzeptanz der Demokratie gefährlich.

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