Die Welt - 07.10.2019

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07.10.19 Montag, 7. Oktober 2019DWBE-HP


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07.10.1907.10.1907.10.19/1/1/1/1/Pol3/Pol3 AFREYE 5% 25% 50% 75% 95%

6 POLITIK DIE WELT MONTAG,7.OKTOBER


wird. Ich wäre bereit, eine Bitte um Ver-
längerung der Verhandlungen zu erwä-
gen. Es ist wichtig, einen harten Brexit
zu verhindern.

Wurde der Brexit zu Beginn der Ver-
handlungen unterschätzt?
Nein, das würde ich nicht sagen. Aber
was wir unterschätzt haben, ist, dass
Großbritannien so tief gespalten ist.
Das ist der Grund für dieses Durchei-
nander.

Großbritannien ist geopolitisch und
strategisch sehr wichtig für den Rest
Europas. Befürchten Sie, dass die EU-
Länder in zehn Jahren bereuen könn-
ten, dass man in der Brexit-Frage zu
hart war?
Wir sind nicht hart zu Großbritannien.
Wir versuchen vielmehr ein Abkommen
zu finden, bei dem beiden Seiten in die-
ser unangenehmen Lage auf ihre Kosten
kommen. Weil Großbritannien geostra-
tegisch und sicherheitspolitisch so
wichtig für uns ist, werden wir auch in
Zukunft eine tiefe Verbindung und Ko-
operation zwischen der EU und Groß-
britannien sehen.

Wirtschaftlich gerät Europa aktuell
durch Strafzölle, die Amerika gegen
europäische Importe verhängt hat,
unter Druck. Wie sollte eine Reaktion
darauf aussehen?
Die einzelnen EU-Mitglieder sind kleine
und mittelgroße Länder, aber der ge-
meinsame Binnenmarkt mit 500 Millio-
nen Menschen macht uns stark. Ich

F

innlandüberbietet alle Län-
der Europas mit seinem Kli-
maschutzplänen: CO 2 -neu-
tral bis 2035 lautet das
Kampfziel. Das Mittel der
Wahl ist – anders als in Deutschland –
die Atomenergie. Den sechsmonatigen
Vorsitz seines Landes im Rat der EU
nutzt Premierminister Antti Rinne da-
zu, die Staatengemeinschaft beim Kli-
maschutz voranzutreiben. Doch aktuell
ist er mit der Frage beschäftigt, wie die
EU künftig überhaupt aussehen wird. In
der Debatte um den Brexit nimmt der
58-Jährige kein Blatt vor dem Mund und
stellte jüngst dem britischen Premier-
minister Johnson ein Ultimatum für ei-
nen neuen Vorschlag.

VON SONJA GILLERT
AUS HELSINKI

WELT:Eines der drängendsten The-
men während der finnischen EU-
Ratspräsidentschaft ist der Brexit.
Aus Brüssel heißt es, man sei offen,
aber von dem jüngsten Vorschlag der
Briten nicht überzeugt. Sind Sie noch
optimistisch, dass es bis Ende Okto-
ber ein Abkommen zwischen London
und Brüssel geben wird?
ANTTI RINNE:Ich hoffe, dass wir zu-
sammen mit der britischen Regierung
eine Lösung finden. Die beste Option
ist ein Abkommen zu erlangen. Aber es
ist möglich, dass wir kein Abkommen
finden werden.

Hauptstreitpunkt ist die Backstop-
Regelung. Brüssel will damit eine har-
te Grenze zwischen Irland und Nord-
irland verhindern. Premier Johnson
lässt sich darauf nicht ein. Wo gibt es
auf europäischer Seite noch Raum für
Zugeständnisse?
Die verbleibenden EU-Staaten sind sich
in ihrer Haltung einig und haben mit
den Briten ja bereits ein Abkommen
verhandelt, dem diese auch zugestimmt
hatten. Jetzt sind wir in einer Situation,
in der der neue Premierminister ver-
sucht, eine andere Lösung zu finden.
Wir müssen eine Regelung finden, mit
der Frieden und Stabilität auf der iri-
schen Insel sowie ein funktionierender
EU-Binnenmarkt erhalten bleiben.

Wird es beim EU-Gipfel Mitte Okto-
ber überhaupt noch um ein konkretes
Abkommen gehen oder vielmehr um
die Frage einer Verlängerung der Ver-
handlungen?
Ich kann jetzt noch nicht sagen, was der
Fokus des Treffens sein wird. Die Briten
haben noch zwei Wochen Zeit, um wei-
tere Vorschläge vorzulegen. Aber es
scheint so, als habe Johnson erst jetzt
verstanden, was das für ein großes
Durcheinander ist, und er hat Schwie-
rigkeiten einen Vorschlag zu machen,
mit dem er da rauskommt. Deswegen
befürchte ich, dass es beim Gipfel im
Oktober mehr um eine Verlängerung als
um konkrete Lösungen für die Lage ge-
hen könnte.

Würden Sie eine Verlängerung unter-
stützen?
Das britische Parlament hat sich dafür
entschieden, dass der Premierminister
um eine Verlängerung bitten muss,
wenn es bis zum 19. Oktober kein Ab-
kommen gibt. Aktuell sieht es so aus, als
gebe es bis Ende Oktober keinen Deal
und als bestehe die Gefahr eines harten
Brexits. Ich gehe davon aus, dass dann
irgendeinbritischer Premierminister die
Frage nach einer Verlängerung stellen

glaube fest an eine Welt, in der es Re-
geln und Institutionen, die wir alle ge-
meinsam lenken, gibt, an Freihandels-
abkommen und die Zusammenarbeit al-
ler Länder, und eben nicht daran, dass
allein die Mächtigsten das Sagen haben
sollten. Wir müssen verstehen, dass Ko-
operation bedeutet, dass alle Seiten
profitieren können. Das ist meine Bot-
schaft und das muss auch die Botschaft
der EU an die USA sein.

Finnland unterstützt den Vorstoß der
Europäischen Kommission EU-Gel-
der an die Einhaltung der Rechts-
staatlichkeit zu knüpfen. Unter ande-
rem Ungarn war bisher nicht davon
überzeugt. Sie haben vor wenigen Ta-
gen Präsident Orbán getroffen. Gibt
es Fortschritte bei dem Thema?
Rechtsstaatlichkeit soll auf drei Stufen
gesichert werden: durch einen ständi-
gen Dialog, durch das Artikel-7-Verfah-
ren, das zurzeit gegen Ungarn läuft,
und durch die Verknüpfung mit EU-
Geldern. Bei letzterem kommen wir
besser voran, als ich erwartet habe. In
den bilateralen Gesprächen, die wir als
Vorsitzende des EU-Rats mit anderen
Mitgliedsländern geführt haben, gab es
keine grundlegende Ablehnung. Orbán
hat bei den Gesprächen signalisiert,
dass man bereit sei, eine Lösung zu fin-
den und eine solche Regelung zu
akzeptieren.

Finnland setzt sich dafür ein, dass die
EU bis 2050 CO 2 -neutral wird. Ein
ambitioniertes Ziel, das 2018 geschei-

tert ist. Polen, Ungarn und Tsche-
chien waren dagegen. Was ist heute
anders?
Das große Problem für die drei Länder,
die sich nicht auf das Ziel eingelassen
haben war, dass sie von Kohle abhängig
sind. Wir müssen jetzt Möglichkeiten
für diese Länder finden, den Übergang

sind. Wir müssen jetzt Möglichkeiten
für diese Länder finden, den Übergang

sind. Wir müssen jetzt Möglichkeiten

weg von der Kohleindustrie zu schaffen.

Polen fordert einen Kompensations-
mechanismus durch die EU, um die
Kosten des Energiewandels auszu-
gleichen. Wie kann das finanziert
werden?
Wie immer sind es letztlich die Steuer-
zahler, die dafür aufkommen – Bürger
oder Unternehmen.

Auf EU-Ebene wird über ganz ver-
schiedene Maßnahmen gesprochen,
um das Klimaziel zu erreichen: eine
europaweite CO 2 -Steuer und Zuschlä-
ge auf Flugtickets, eine Ausweitung
des Handels mit Verschmutzungs-
rechten und viele mehr. Was ist aus
Ihrer Sicht essenziell?
Ich kann das anhand des finnischen Bei-
spiels erklären. Wir wollen schon 2035
CO 2 -neutral sein. Die meisten Emissio-
nen kommen bei uns aus dem Verkehr,
dem Energiesektor und der Industrie.
Zusammen mit Vertretern dieser Berei-
che, aber auch der Arbeiterbewegung,
den Arbeitgeberorganisationen und der
Zivilgesellschaft entwickeln wir Maß-
nahmen. Ein ganz konkreter Vorschlag,
um die Verkehrsemissionen zu senken,
ist, dass wir Benzin und Diesel mit Bio-

gas ersetzen. Dazu entsteht ein landes-
weites Netzwerk aus Biogasstationen.
Aber es braucht auch einen Mentalitäts-
wandel. Mein siebenjähriger Enkel hat
beispielsweise mitbekommen, dass ich
darüber gesprochen habe, dass wir in
Finnland angesichts der Emissionen
besser mehr Fisch und weniger Fleisch
essen sollten. Da hat er entschieden:
„Wenn es beim Kampf gegen den Klima-
wandel hilft, dann esse ich jetzt mehr
Fischstäbchen.“ Wir müssen Menschen
helfen, ihre Einstellung zu verändern.

Was meinen Sie mit „helfen“?
Ich habe mich zum Beispiel im Wahl-
kampf für günstigere Preise für Gemüse
eingesetzt, nicht für höhere Fleisch-
preise, wie es hieß. So kann man den
Wandel für die Menschen akzeptabel
machen.

Finnland setzt auf Atomenergie bei
dem Bestreben, CO 2 -neutral zu wer-
den. Deutschland steigt bis 2022 aus
Sicherheits- und Umweltgründen aus
der Atomkraft aus.
In Finnland produzieren wir seit den
70er-Jahren Atomenergie, und es gab
keine Unfälle. Ich vertraue da den Ange-
stellten, dass sie diese Gefahren so gut
kontrollieren können, dass ein Unfall
sehr unwahrscheinlich ist. Dadurch
können wir zumindest übergangsweise
die Energie produzieren, die wir für un-
sere Industrie benötigen.

Sie haben im Sommer angekündigt,
dass die Lösung der Klimakrise Euro-
pas „nächste Heldentat“ sein könne.
Die EU ringt derweil allerdings im-
mer noch um eine Regelung der Mi-
gration. Deutschland und drei weitere
EU-Mitglieder haben sich auf eine Re-
gelung zur Verteilung geretteter Mig-
ranten geeinigt. Wie können bei-
spielsweise die Visegrád-Staaten, die
sich gegen eine Aufnahmequote sper-
ren, eingebunden werden?
Wenn die Klimaerwärmung und Bevöl-
kerungswachstum in Afrika eintreffen
wie von Wissenschaftlern erwartet,
wird die Herausforderung für Europa
noch größer. Als EU müssen wir dabei
helfen, vor Ort Infrastruktur, Jobs, aus-
reichend Nahrung und Bildung für diese
Menschen zu organisieren, sie dabei un-
terstützen, ihre Gesellschaften weiter-
zuentwickeln – als echter Partner und
nicht allein über Entwicklungshilfe. Wir
müssen afrikanische Staaten weiter da-
bei unterstützen, eine bessere Zukunft
für ihre Bürger zu schaffen, denn das
hilft letztlich auch uns. Mit solchen An-
sätzen und Debatten können wir auch
Länder wie Polen und Ungarn überzeu-
gen. Ich habe mit Orbán über diesen
Ansatz gesprochen, und er hat mir zu-
gestimmt.

Das heißt, einige Staaten wie Ungarn
können mehr Geld in afrikanische
Länder investieren, statt Flüchtlinge
aufzunehmen?
So versteht Ministerpräsident Orbán
das vielleicht. Aber ich sage: Die Part-
nerschaft mit afrikanischen Ländern ist
nur ein Teil mehrerer Maßnahmen, die
wir umsetzen müssen. Wir müssen zu-
dem die Grenzsicherung verbessern
und an der EU-Außengrenze prüfen,
wer Sicherheit braucht, und wenn je-
mand Sicherheit benötigt, dann müssen
wir auch helfen. Das ist eine menschli-
che Art mit der Lage umzugehen. Inner-
halb der EU müssen wir solidarisch
sein, jedes Mitgliedsland muss Verant-
wortung übernehmen.

An der Spitze in schwieriger Zeit: Der Sozialdemokrat Antti Rinne ist Premierminister Finnlands, das derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat

REUTERS

/ATTILA CSER

„Mein Enkel


sagt: ‚Ich esse


jetzt mehr


FISCHSTÄBCHEN


statt Fleisch‘“


Finnland führt


derzeit den


EU-Ratsvorsitz.


Premierminister


Antti Rinne


über den Brexit,


Migration und wie


man Viktor Orbán


für den Klimaschutz


gewinnt


gen und zu Gefechten. Auch die
innenpolitische Lage gilt als ange-
spannt.
In ihrem noch immer neuen Amt als
VVVerteidigungsministerin ist CDU-erteidigungsministerin ist CDU-
Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer
fffür die Bundesrepublik ebenfalls dieür die Bundesrepublik ebenfalls die
„Inhaberin der Befehls- und Komman-
dogewalt“ (IBUK). Als solche hatte sie
zuletzt schon Jordanien und den Irak
besucht. Die aktuelle Situation in Mali
ist jedoch ernster.
Dorthin waren im Rahmen der UN-
Mission „Minusma“ nach amerikani-
schen Angaben im Juli 2019 insgesamt
rund 16.000 Personen entsandt, da-
runter 12.200 Militär- sowie 1700 Poli-
zeikräfte. Die Bundeswehr unterstützt
diese Mission. Deren Personalstärke
hat bisher aber keineswegs zu einer
stabileren Lage in Mali geführt
Es besteht akut die Sorge, dass sich
AAAktivitäten gleich mehrerer Terror-ktivitäten gleich mehrerer Terror-
gruppierungen endgültig von Norden
nach Süden – in Richtung der Haupt-
stadt Bamako – ausbreiten. In der
WWWüste und im unübersichtlichemüste und im unübersichtlichem
Grenzgebiet finden Kriminelle und

Terroristen Verstecke. Zuletzt war ei-
ne verstärkte Terroraktivität im Osten
des Landes zu beobachten, besonders
an der Grenze zu Burkina Faso.
Der Besuch der UN-Blauhelm-Mis-
sion in Mali ist daher Kramp-Karren-
bauers bisher gefährlichste Reise. Bis
zu 1100 deutsche Soldaten können die
Mission in Gao unterstützen, das
deutsche Mandat gilt bis 2020. Damit
soll ein Friedensabkommen von 2015
überwacht werden, das Mali seither
mehr Stabilität bringen soll. Zivilisten
sollen geschützt werden. Frankreich
betreibt eine eigene Anti-Terror-Mis-
sion in Mali („Opération Barkhane“).
Deutsche Soldaten tragen auch zur
Aus- und Fortbildung malischer Streit-
kräfte im Rahmen einer Mission der
Europäischen Union (EUTM) bei. Sie
ist im Süden Malis angesiedelt. Nach
Angaben des deutschen Verteidigungs-
ministeriums gab es dort bisher erst ei-
nen größeren Zwischenfall: Am 24. Fe-
bruar wurde das „Koulikoro Training
Centre“ nahe Bamako Ziel eines kom-
plexen Angriffs. In dieser Ausbildungs-
einrichtung der malischen Streitkräfte

sind auch Deutsche stationiert. Der
Angriff wurde abgewehrt, deutsche
Soldaten wurden nicht verwundet.
Erstmals hatte der Bundestag 2013
die Entsendung von Streitkräften ge-
billigt. Heute sollen sich beide Missio-
nen – von EU und UN – gegenseitig
unterstützen. Der deutsche Einsatz in
Afrika findet statt, weil Mali als Kern-
land der Sahelzone gilt, ein Scharnier
zwischen Nord-, Zentral- und West-

afrika darstellt und damit eine Schlüs-
selrolle für die Stabilität und Entwick-
lung der gesamten Region innehat.
Für Deutschland ist die Lage dort von
großer Bedeutung – Instabilität afrika-
nischer Staaten hat zumeist unmittel-
bare Auswirkungen auf Europa.
Bei schweren Gefechten zwischen
der malischen Armee und mutmaßli-
chen Islamisten sind nach offizieller
Mitteilung erst in dieser Woche min-

destens 25 Soldaten sowie 15 Angreifer
ums Leben gekommen. Das bestätigte
die Regierung in der Nacht auf Mitt-
woch. Die Kämpfe gelten als die bisher
heftigsten in diesem Jahr.
Sicherheits- und Krisenexperte
Friedrich Christian Haas sagte WELT:
„Die Sicherheitslage verschlechtert
sich. Gleichzeitig scheint die deutsche
Strategie in der Sahelzone nicht immer
klar: Was will die Bundeswehr in Mali
erreichen, und was ist das Ziel?“ Diese
Fragen müsste man immer wieder neu
beantworten. Es gehe auch darum, die
Qualität der geleisteten Ausbildung von
malischen Streitkräften auszuwerten.
Ehemals dort stationierte Soldaten äu-
ßern sich bisweilen ähnlich.
Besonders über die Sicherheitslage
will sich die deutsche Delegation nun
selbst ein Bild machen. Auf dem Pro-
gramm steht zudem eine Vielzahl poli-
tischer Gespräche. Noch für Sonntag
war nach der Landung im Niger ein
Treffen Kramp-Karrenbauers mit dem
Premierminister Brigi Rafini und dem
VVVerteidigungsminister Issoufou Ka-erteidigungsminister Issoufou Ka-
també angesetzt.

Kramp-Karrenbauer besucht erstmals Bundeswehrsoldaten in Mali


Die Sicherheitslage in den Sahel-Staaten Mali und Niger verschärft sich zunehmend – und damit auch das Risiko für die dortige Militär-Mission


NIGER

NIGERIA

MAURETANIEN MALI

GUINEA

SENEGAL

Atlantik

ALGERIEN

LIBYEN

TSCHAD

ELFEN
BEIN
KÜSTE

Bamako

Nimey

Gao

AFRIKA

V


erteidigungsministerin Anne-
gret Kramp-Karrenbauer
(CDU) macht sich vor Ort ein
Bild von der Lage auf dem deutschen
Lufttransportstützpunkt in der nigri-
schen Hauptstadt Niamey. Mit ihr
reist in den kommenden Tagen eine
offizielle Delegation zu mehreren Sta-
tionen in der Krisenregion. Neben
dem Besuch in Niger wird Kramp-Kar-
renbauer erstmals deutsche Soldaten
in Mali treffen. Sie sind dorthin im
Rahmen eines Mandates des Deut-
schen Bundestags für gleich mehrere
AAAusbildungs- und Stabilisierungsmis-usbildungs- und Stabilisierungsmis-
sionen entsandt.

VON CHRISTIAN SCHWEPPE
AUS NIAMEY (NIGER)

AAAuch mehrere Bundestagsabgeord-uch mehrere Bundestagsabgeord-
nete wollen sich mit der Ministerin
die Lage der Bundeswehr in Westafri-
ka vor Ort ansehen – schließlich ist
sie eine Parlamentsarmee. Die Reise
ist nur unter strengen Sicherheitsauf-
lagen möglich: Immer wieder kommt
es in Mali zu terroristischen Anschlä-

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