von linus freymark
E
in bisschen ist es wie beim Fußball:
zwei Teams, massenhaft Zuschauer,
Preisgelder in Millionenhöhe. Nur,
dass die Mannschaften nicht aus elf, son-
dern meist aus sechs Spielern bestehen.
Dass der Coach nicht an der Seitenlinie
steht, sondern per Livestream zugeschal-
tet ist. Und dass die Spieler nicht auf dem
Feld stehen, sondern vor dem Bildschirm
sitzen.
Was für die einen bloßes Computerspie-
len ist, ist für die anderen eine Sportart:
Professionell betriebenes Gaming hat in
den vergangenen Jahren enorm an Beliebt-
heit gewonnen. Mittlerweile gibt es haupt-
berufliche Spieler und Coaches, die bei
Turnieren in verschiedenen Spielen gegen-
einander antreten – und weil E-Sport auch
bei Sponsoren immer beliebter wird, spie-
len sie dabei um Millionensummen. Allein
bei Events mit dem Klassiker Fortnite wur-
den im vergangenen Jahr 100 Millionen
Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet.
Und auch die Politik hat inzwischen ihr
Interesse für die Gamingszene und den
E-Sport entdeckt. Vergangene Woche kün-
digte die Bayerische Staatsregierung um-
fangreiche Förderungen an, unter ande-
rem soll ein großes E-Sports-Event in Bay-
ern stattfinden.
Auch in München ist eine beachtliche,
für den Laien jedoch kaum sichtbare
E-Sportszene herangewachsen. Mehrere
Tausend E-Sportler gebe es hier in der
Stadt, schätzt Gilles Tanson vom Verein
Munich eSports. Der Verein hat sich aus ei-
ner Gruppe von Studierenden der TU Mün-
chen gegründet und möchte die Gamersze-
ne in München miteinander vernetzen. Im
Zwischennutzungsprojekt in der Infante-
riestraße 14 haben sie dafür ein ganzes
Stockwerk mit Konsolen, Bildschirmen
und Leinwänden ausgestattet. Interessier-
te Gamer können dort einfach nur zocken
oder sich mit der Kultur rund um die Spie-
le bekannt machen. Professionellere Spie-
ler feilen gemeinsam an Taktiken oder stu-
dieren bestimmte Spielzüge ein. „Uns ist
wichtig, dass die Leute hier zusammen-
kommen und sich kennenlernen können“,
sagt Gilles Tanson. „Man hört oft das Vor-
urteil, dass Gamer nur alleine im Keller
vor dem Bildschirm sitzen. Aber das
stimmt so nicht.“
Tanson, 25, mag den Vergleich mit dem
Fußball. Daran könne man gut zeigen,
dass E-Sport mehr als bloßes Computer-
spielen ist, sagt er. Tanson hat vor fünf Jah-
ren angefangen, den Ego-Shooter Over-
watch zu spielen. Eine Zeit lang war er so-
gar im semiprofessionellen Bereich unter-
wegs, jeden Tag gab es eine Trainingssessi-
on gemeinsam mit seinen Teamkollegen:
Eine Stunde aufwärmen, um die Mausbe-
wegungen einzuüben und sich mit der Tas-
tatur vertraut zu machen. Dann zwei Stun-
den Spiel, anschließend Taktikbespre-
chung und der Austausch mit dem Trai-
ner, der wie ein Fußballcoach die Spielzü-
ge seiner Mannschaft beobachtet und
Tipps und Anweisungen gibt, selbst aber
nicht in das Spiel eingreift. Tansons Mit-
spieler kamen aus Großbritannien, Finn-
land, Slowakei. Jeden Abend um 20 Uhr ha-
ben sie sich in London, Helsinki oder Brati-
slava vor ihre Computer gesetzt, kommuni-
ziert haben sie über Headsets oder Live-
chats. Tanson hat dabei oft der persönli-
che Kontakt gefehlt.
Und er hat erlebt, dass durch den virtuel-
len Kontakt schneller Konflikte entstehen
und schwieriger wieder auszuräumen
sind. Während eines Turniers, bei dem er
mit seinem Team mitgespielt hat, kam es
vor dem Finale zu Streitigkeiten innerhalb
seiner Mannschaft. Schnell flogen Beleidi-
gungen, am Ende zerbrach die Mann-
schaft an diesem Streit. „Dabei hätten wir
echt gewinnen können“, sagt Tanson.
Auch um so etwas zu vermeiden bezie-
hungsweise um andere auf diese Gefahr
aufmerksam zu machen, hat er das Pro-
jekt in Schwabing initiiert.
Weil die finanziellen Mittel des jungen
Vereins Munich eSports knapp sind, wa-
ren Tanson und die anderen auf Spenden
und ihr Verhandlungsgeschick angewie-
sen. Für die Sofas, Bildschirme und Konso-
len im Gaming Room haben sie gerade ein-
mal 30 Euro ausgegeben. Die anderen Räu-
me sind einzelnen Spielen gewidmet, auf
Plakaten und Zeichnungen an den Wän-
den werden etwa Klassiker wie League of
Legends, Fortnite oder Counter Strike vor-
gestellt.
Die meisten der im E-Sport praktizier-
ten Spiele sind Ego-Shooter oder Multi-
player-Online-Games wie League of Le-
gends, Sportspiele wie das Fußballspiel
Fifa oder das Basketballgame NBA2K sind
kaum vertreten. Trotzdem ist das profes-
sionelle Gaming für Tanson definitiv eine
Sportart, da man kontinuierlich trainiert,
um sich zu verbessern. Zudem seien die
Spiele mittlerweile immer komplexer, sich
Strategien zu überlegen erfordere mentale
Anstrengung – in etwa wie beim Schach.
Noch bis Ende Oktober können Interes-
sierte von Mittwoch bis Sonntag jeweils
von 17 Uhr an die Mitglieder des Vereins
kennenlernen und sich über die E-Sports-
Szene informieren. Jeden Mittwoch gibt es
ein Turnier, bei dem die Teilnehmer gegen-
einander im Spiel „Smash“ antreten, der
Gewinner erhält ein kleines Preisgeld, es
gibt Kuchen und Getränke. Die Treffen sol-
len trotz des ambitionierten Anspruchs
des Vereins locker bleiben, sagt Gilles Tan-
son. Wenn die Leute nicht gerade vor ei-
nem der Bildschirme sitzen, stehen sie bei
Kuchen und Getränken zusammen und
plaudern – Hauptgesprächsthema, natür-
lich: die Gamingszene.
Nach der aufopferungsvollen und offenbar
sehr intensiven Pflege ihres Vaters in des-
sen Mietwohnung über mehr als einein-
halb Jahre hinweg bis zu dessen Tod im
Frühjahr 2017 hat die Tochter dessen Miet-
wohnung übernehmen wollen. Vier Wo-
chen nach dem Tod des Vaters hatte sie ge-
genüber der Vermieterin, einer Stiftung, er-
klärt, als Mieterin in die Drei-Zimmer-
Wohnung in München-Nymphenburg zie-
hen zu wollen – und inzwischen erkennen
müssen, dass ihr moralischer Anspruch
vor Gericht nicht anerkannt wird.
Die Stiftung hatte die Tochter nicht in
das Mietverhältnis ihres verstorbenen Va-
ters eintreten lassen, sondern stattdessen
erklärt, das Mietverhältnis zu kündigen.
Der Streit darüber ging vor das Amtsge-
richt München, wo die Stiftung schließlich
in einem Prozess (AZ 452 C 17000/17) ein
Urteil gegen die Tochter erwirkte, wonach
sie die Wohnung des Vaters herausgeben
musste. Das Urteil des Amtsgerichts er-
ging bereits am 27. Juni 2018, wurde aber
erst jetzt rechtskräftig.
Das offenkundig hohe Maß an Pflege-
Engagement der Tochter spielte für die
Entscheidung keine große Rolle, wiewohl
etwa der behandelnde Arzt des Vaters attes-
tierte, dass dessen Betreuung rund um die
Uhr nötig gewesen sei. Es sei zwar auch ein
ambulanter Pflegedienst eingebunden ge-
wesen. Weil der Patient aber auch in der
Nacht betreut werden musste, „gehe ich da-
von aus, dass die Beklagte dort gewohnt
hat“, so der Arzt.
Für das Gericht war die Frage der ge-
meinsamen Haushaltsführung und des Le-
bensmittelpunktes das entscheidende Kri-
terium. „Die Führung eines gemeinsamen
Haushalts erfordert über das gemeinsame
Wohnen in derselben Wohnung hinaus ein
in gewisser Weise arbeitsteiliges Zusam-
menwirken bei der Lebensführung in Be-
zug auf die typischerweise im Haushalt an-
fallenden Verrichtungen.“ Weil die Arbeits-
teilung mit einem Pflegebedürftigen natur-
gemäß schwierig werde, legte das Gericht
„keine überspannten Anforderungen“ an,
betonte aber dafür die Frage des Lebens-
mittelpunktes. Im juristischen Resümee
las sich das dann so: „Der Beklagte ist der
Nachweis, dass sie in der Wohnung ihres
Vaters gelebt hat, nicht gelungen.“ Und
deshalb wurde ihr trotz ihres enormen
Pflegeeinsatzes der Anspruch versagt, ins
Mietverhältnis ihres Vaters eintreten zu
dürfen. soy
Volt – der Name steht in München nun
auch für eine neue pro-europäische Partei,
die am Samstag einen entscheidenden
Schritt in Richtung Münchner Kommunal-
wahl geschafft hat: Rund 60 „Volter“, wie
sich die Anhänger der europaweit vertrete-
nen Partei nennen, haben bei einem Tref-
fen im MVG-Museum den „Kreisverband
Volt München“ gegründet, ein kommuna-
les Wahlprogramm verabschiedet und
auch den ersten offiziellen Vorstand ge-
kürt. Er besteht aus den beiden Ko-Vorsit-
zenden Sven Heinrici, 42, und Katharina
Radunz, 33, sowie dem Schatzmeister
Christian Homann, 39.
Gegründet wurde diese Partei, die euro-
paweit in 30 Ländern vertreten ist, davon
in 18 Ländern als zugelassene Partei, als
Konsequenz der britischen Brexit-Bestre-
bungen. Sie steht unter anderem für ein ge-
eintes Europa, für Klimaschutz, für eine
humanere Flüchtlingspolitik, für nachhal-
tige Mobilität und Digitalisierung. Der Na-
me ist keine Abkürzung, sondern soll signa-
lisieren, dass die vorwiegend jungen Men-
schen „Spannung und Energie in die Poli-
tik bringen“ möchten. Bei der Europawahl
Ende Mai holte Volt in München 2,2 Pro-
zent der Stimmen – wohl auch als Folge
der in München recht gut besuchten „Pul-
se of Europe“-Kundgebungen. Während
die Bürgerbewegung „Pulse of Europe“
aber dezidiert ohne Parteibeteiligung und
nicht als Partei arbeitet, ist Volt eine Partei
- beide haben aber dasselbe Ziel: ein demo-
kratisches Europa stärken. Viele Volter ka-
men über die Pulse-Demonstrationen zu
dieser jungen Partei, die ein Deutscher, ei-
ne Französin und ein Italiener im März
2017 gründeten.
Auf genau diesem Weg fanden beispiels-
weise auch die beiden neuen Vorsitzenden
zu ihrem Parteiengagement für Volt. Sven
Heinrici bringt Parteierfahrung mit – er
war im Jahr 2003 im Stimmkreis Dachau
Landtagsbewerber für die FDP, verließ sie
aber 2009 wieder, weil sie nicht mehr sei-
nen Vorstellungen einer Bürgerrechtspar-
tei entsprach. Henrici arbeitet bei der
MVG, seine gleichberechtigte Ko-Vorsit-
zende Katharina Radunz bei einem Auto-
vermieter, Schatzmeister Christian Ho-
mann betreibt als promovierter Physiker
ein kleines Medizintechnik-Start-up.
Verabschiedet hat die Versammlung am
Samstag ein 35-seitiges Programm für die
Münchner Kommunalwahl. Eckpunkte
darin sind unter anderem, den Bereich in-
nerhalb des Altstadtrings so bald wie mög-
lich autofrei zu bekommen. In einem weite-
ren Schritt solle geprüft werden, ob das als
Fernziel auch für eine größere Innenzone
bis zum Mittleren Ring angepeilt werden
könne. „Wir wollen eine autoarme Innen-
stadt haben“, sagt Heinrici, zum Ausgleich
werde ein „kostengünstiger und langfris-
tig kostenloser“ öffentlicher Personennah-
verkehr mit verstärktem Angebot ange-
strebt. Unbedingt verbessert solle das Rad-
wegenetz werden. Volt ist klar gegen eine
dritte Startbahn am Münchner Flughafen
und setzt auf den Ausbau des Schienennet-
zes, um Flüge zu vermeiden. Weitere The-
men für Volt: Europaweite Zusammenar-
beit, „mehr Wohngerechtigkeit und
Schutz für Mieter“, mehr Inklusion, Stär-
kung des Bildungssektors.
Um zur Kommunalwahl am 15. März
2020 in München zugelassen zu werden,
muss Volt noch zwei Hürden nehmen: Zu-
nächst wollen Heinrici und Radunz bis En-
de November eine Kandidatenliste aufstel-
len, und dann braucht die Partei, weil sie
erstmals antreten möchte, bis Anfang Fe-
bruar 1000 Unterstützer, die sich in Listen
im Rathaus dafür eintragen. Die beiden
Vorsitzenden sind zuversichtlich, dass das
gelingen wird, denn nach einem Start mit
zwei Mitgliedern im März 2018 in Mün-
chen zählt der neu gebildete Kreisverband
bereits 520 Mitglieder. tom soyer
An der Spitze von Volt in München: Die beiden Vorsitzenden Sven Heinrici und Ka-
tharinaRadunzsowie Schatzmeister Christian Homann (von links). FOTO: ROBERT HAAS
E-Sport vergleichen manche
mit Schach – wegen der
mentalen Anstrengung
Viele kamen über die
„Pulse of Europe“-Demos
zu dieser neuen Partei
Raus aus dem Keller
Eine Stunde aufwärmen, um die Mausbewegungen einzuüben, zwei Stunden Spiel, anschließend Taktikbesprechung:
Professionell betriebenes Gaming hat zuletzt enorm an Beliebtheit gewonnen – auch in München existiert eine beachtliche E-Sportszene
Mehrere Tausend E-Sportler gibt es in München. Nun haben sie in Schwabing in einer Zwischennutzung einen neuen Treffpunkt. „Uns ist wichtig, dass die Leute hier
zusammenkommen und sich kennenlernen können“, sagt Gilles Tanson. FOTO: STEPHAN RUMPF
Junge Energie für München
Voltgründet Kreisverband und möchte an der Kommunalwahl teilnehmen
Die Bayerische Staatsregierung
will künftig den E-Sport
umfangreich fördern
Pflege sichert
keinenMietvertrag
Tochter darf nicht in die Wohnung
ihres verstorbenen Vaters ziehen
DEFGH Nr. 231, Montag, 7. Oktober 2019 (^) MÜNCHEN R3
Gerade wenn die dunkle Jahreszeit beginnt,
haben viele Frauen das Gefühl, dass vermehrt
Haare in ihrer Bürste bleiben. In Drogerien
und Apotheken werden zurzeit Produkte zur
Kräftigung der Haare stärker nachgefragt.
Tatsächlich
fallen die Haare
vermehrt im
Herbst aus
* Quelle: British Journal of Dermatology,
1991 Feb;124(2):146–151.
Tipp:
Die Plantur 39 Haar-
Aktiv-Kapseln erhalten Sie
in Ihrer Drogerie abteilung
oder in Apotheken
(PZN 07117372)
gung (vor allem im Herbst) mit
Nährstoffen ist daher von beson-
derer Bedeutung.
Präparate wie Plantur 39 Haar-
Aktiv-Kapseln sorgen mit ihren
Inhaltsstoffen wie Biotin und
Selen für den Erhalt gesunder
Haare. Das zusätzlich enthal-
tene Zink ist ein wichtiges Spu-
renelement. Zwei Kapseln täg-
lich unterstützen mit wichtigen
Vitalstoffen die Versorgung der
Haare.
verbrauchen sie bis zu achtmal
mehr Energie als in der Ruhe-
phase. Die ganzjährige Versor-
Wissenschaftler bestätigen die
Erfahrung vieler Frauen: Un-
sere Haare wachsen im Herbst
tatsächlich weniger und fallen
vermehrt aus. Dies weisen For-
scher in der renommierten Zeit-
schrift „British Journal of Der-
matology“* nach. Die Forscher
vermuten, dass Haarausfall im
Herbst eine Spätfolge der inten-
siven Sonneneinstrahlung im
Sommer ist. Im Frühjahr läuft
die Haarproduktion wieder an,
sie erreicht im März ihren Hö-
hepunkt.
Jahreszeitlich bedingter Haar-
ausfall ist also kein Grund zur
Panik. Haarexperten weisen je-
doch darauf hin, dass Haar-
wurzeln einen wahren Kraftakt
leisten. In der Wachstums phase
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