Handelsblatt - 07.10.2019

(Brent) #1
Manager hier zu etablieren – trotz geringer Margen.
Vor zwei Jahren beispielsweise betraten Fidelity In-
ternational und Franklin Templeton Investments
den europäischen Markt. Im vergangenen Jahr kam
JP Morgan Asset Management dazu. Der Anbieter
Invesco kaufte in der jüngeren Vergangenheit be-
reits mehrere Male auf dem Heimatmarkt USA ETF-
Anbieter zu, schluckte außerdem vor zwei Jahren
die britische Adresse Source.
Erst in der vorletzten Woche startete Goldman
Sachs Asset Management mit dem ersten ETF in
Europa. Es ist eigentlich der zweite Versuch, auf die-
sem Feld Fuß zu fassen. Die Bank Goldman Sachs
war bereits eines von fünf Gründungsmitgliedern
bei Source gewesen. Der Source-Topmanager Peter
Thompson führt nun auch die europäischen ETF-
Aktivitäten der Anlagesparte der großen US-Bank.
Goldman-Vertreter wollen sich nicht äußern, ob
der Kauf von Lyxor eine Option zur Beschleuni-
gung des eigenen Geschäfts wäre. Auch aus ande-
ren Häusern gibt es keine Kommentare zu einem
möglichen Deal. Weder Vertreter von Lyxor noch
von anderen Mitspielern wie der Deutschen Bank
oder Invesco wollen darüber reden. Das französi-
sche Haus Amundi hat ebenfalls Ambitionen in
dem Produktsegment und seinen Marktanteil be-
reits erhöht. Von dort heißt es: Man wolle wach-
sen, bevorzuge aber die organische Variante. Der
weltgrößte Vermögensverwalter und ETF-Anbieter
Blackrock kann nach Einschätzung von Experten
auf Zukäufe verzichten. Das gilt ebenfalls für den
global stärksten Blackrock-Rivalen Vanguard, der
im Europageschäft aber erst spät startete.
Experten erwarten eine Marktbereinigung. „Ich
halte weitere Fusionen oder Aufkäufe für wahr-
scheinlich“, sagt Oliver-Wyman-Mann Hübner. Ange-
trieben würden die Transaktionen vom Gesamt-
marktausblick. „Eine Verdopplung des europäischen
ETF-Marktes in fünf Jahren auf 1,6 Billionen Euro ist
möglich“, bemerkt Jan Altmann, Analyst bei der On-
lineplattform Justetf. Andere Optimisten sind etwas
zurückhaltender: „Bisher haben die Börsen mit ihren
Aufschwüngen kräftig mitgespielt, das wird eher
schwächer“, vermutet Vanguard-Fachmann Külps.
Auch Glow erwartet eine Tempo-Beruhigung auf
Fünfjahressicht. Seine Schätzung lautet auf 1,2 Bil-
lionen Euro. Aber auch das wäre noch beachtlich.
„Der Markt wächst weiter wegen der steigen-
den Nachfrage von Privatanlegern“, glaubt Külps.
Experten wie Glow haben ebenfalls die wachsende
Zahl von Produkten auf Indizes für spezielle Anla-
gestrategien und auf Anleihe-Messlatten auf der
Rechnung. Dazu kommt der allgemeine Trend zum
nachhaltigen Investieren. Glow sagt: „Das ist auch

imago images / Panthermediabei den ETFs ein ganz massiver Trend.“


Ich halte


weitere


Fusionen oder


Aufkäufe für


wahrscheinlich.


Matthias Hübner
Oliver Wyman

785


MILLIARDEN


Euro stecken auf
dem europäischen
Markt in ETFs.

Quelle: Morningstar


Nachhaltigkeit


Produkte fürs gute Gewissen


E


in gesellschaftlicher Trend schlägt auf den
boomenden Markt für börsengehandelte
Indexfonds durch: Nachhaltigkeit. Anbie-
ter offerieren immer mehr Themen-Produkte mit
dieser Ausrichtung. „In den vergangenen zwei
Jahren ist es der mit Abstand am stärksten wach-
sende Bereich im ETF-Spektrum“, sagt Stephan
Kraus. Er ist verantwortlich für das ETF-Segment
an der Deutschen Börse, einem der wichtigsten
Handelsplätze in Europa. Das Thema Klimawan-
del hat sich zuletzt in den Vordergrund gescho-
ben, obwohl nachhaltiges Investieren im weite-
ren Sinn neben ökologischen Fragen auch die Di-
mensionen soziale Verantwortung und gute Un-
ternehmensführung umfasst.
Bei den Produktangeboten handelt es sich
meist um Aktienfonds, bei denen die erworbe-
nen Einzelfirmen entsprechende Anforderungen
erfüllen. Im einfachsten Fall werden als kritisch
eingestufte Branchen ausgeschlossen. Gängige
Stichworte sind beispielsweise Rüstungsgüter,
Tabakwaren, Glücksspiel oder fossile Energien.
Bei anderen Ansätzen berücksichtigen die Anbie-
ter die relativ „grünsten“ Firmen innerhalb ihrer
Branchen. „Das spricht ganz unterschiedliche In-
vestoren an, sicherlich auch jene, die sich über
ihre Geldanlagen mit diesem gesellschaftlichen
Trend identifizieren wollen“, sagt Kraus.
An der Deutschen Börse wurde der erste Nach-
haltigkeits-ETF bereits 2006 notiert. Es dauerte
allerdings vier Jahre, bis der zweite kam. Noch
vor vier Jahren waren in den wenigen gelisteten
ETFs nicht einmal eine Milliarde Euro angesam-

melt. Danach weiteten die Anbieter die Produkt-
zahl rasant aus. Mitte dieses Jahres waren bereits
122 ETFs mit einem Kapital von über 12 Milliar-
den Euro notiert (siehe Grafik).
„Da fließt viel Geld hinein“, stellt Kraus fest.
Seiner Meinung nach wird die Produktzahl wei-
ter wachsen, wenn auch mit gebremstem Tempo
im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit. Er rät
den Anlegern zur genauen Prüfung der Angebo-
te: „Die Indexanbieter folgen unterschiedlichen
Ansätzen bei den Kriterien.“ Ingo Narat

Zahl der Fonds Kapital


Rasantes Wachstum
Börsengehandelte Indexfonds mit Fokus auf
Nachhaltigkeit an der Deutschen Börse

122
12,8 Mrd. €

HANDELSBLATT

Angaben für das Handelssystem Xetra
Quelle: Deutsche Börse

150

120

90

60

0

0
2006 Juni 2019 2006 Juni 2019

15

12

9

6



0

 



  





 
  
   
 



   







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Finanzen & Börsen


MONTAG, 7. OKTOBER 2019, NR. 192


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