wickler vom Kapitalmarkt nicht unbedingt mit
offenen Armen empfangen werden. Die Risiken wer-
den eingepreist.“
Das bekam auch Consus zu spüren. Im Mai hat das
Unternehmen eine 400 Millionen-Euro-Anleihe be-
geben. Mit einem Zinskupon von 9,6 Prozent lag die
aber sogar weit über der marktüblichen Rendite für
europäische Hochzins-Bonds. Die beträgt im Durch-
schnitt rund 3,5 Prozent. Den Renditeaufschlag von
fast sechs Prozentpunkten dürften die Investoren vor
allem wegen der hohen Verschuldung des Unterneh-
mens einfordern. Steyer von Consus beschwichtigt:
Die Rendite der Anleihe wirke zwar auf den ersten
Blick sehr hoch, räumt er ein. Doch mit dem Geld
seien noch wesentlich teurere Mezzanine-Finanzie-
rungen der CG Gruppe, die zum Unternehmen ge-
hört, abgelöst worden.
Die Ratingagentur S&P stuft Consus mit „B“ ein.
Das liegt knapp oberhalb von Dreifach-C, ab wel-
chem Niveau Analysten bereits von „distressed debt“
- also Schuldnern in Schieflage sprechen.
Für Consus hat der rasante Wachstumskurs der
jüngeren Vergangenheit seinen Preis: Drei Viertel des
Unternehmensgewinns vor Steuern (Ebitda) musste
das Unternehmen im zweiten Quartal für Zinszah-
lungen aufwenden. Auch eine andere Verschul-
dungskennziffer mutet astronomisch an: Laut
Bloomberg-Analysen lag das Verhältnis von Netto-
schulden zu Ebitda im zweiten Quartal bei knapp 14.
Das bedeutet, dass Consus 14 komplette Jahresgewin-
ne bräuchte, um seine Schulden abzutragen. Zum
Vergleich: Der Ratingagentur Moody’s zufolge liegt
dieser Wert bei europäischen Unternehmen mit
B-Rating im Durchschnitt bei knapp unter sechs. Im-
merhin: Im ersten Quartal lag der Wert bei Consus
noch bei 21, der Verschuldungsgrad konnte zuletzt
also deutlich verbessert werden.
Consus selbst weist hingegen eine deutlich niedri-
gere Kennziffer im Finanzbericht aus: 8,3. Das Unter-
nehmen hat dafür das um den SSN-Kauf angepasste
Ebitda im ersten Halbjahr – 303 Millionen Euro ge-
genüber 116 Millionen Euro – den Nettoschulden ge-
genübergestellt. „Mittelfristig wollen wir das Verhält-
nis von Nettoverschuldung zu Adjusted Ebitda auf
ungefähr das Dreifache nach unten bringen“, sagt
Consus-CEO Steyer. Zum Vergleich: Beim Konkurren-
ten Instone liegt die Kennziffer– ebenfalls um einen
Zukauf angepasst – bei 3,5.
Begehrte Neubauprojekte
Eine hohe Verschuldung ist typisch für die Projekt-
entwicklerbranche: Sie ziehen Immobilien hoch und
verkaufen sie. Zwischen Grundstücksankauf, den
Aufwendungen für die Planungen und dem Verkauf
liegen oft mehrere Jahre, in denen kein oder kaum
Geld für die Projekte fließt. Die Kombination aus Im-
mobilienboom und Niedrigzinsumfeld, das Ersteren
maßgeblich mit ausgelöst hat, kommt der Branche
derzeit zupass: Auf der Suche nach Alternativen zu
niedrig verzinsten Staatsanleihen sehen institutionel-
le Investoren in Immobilien eine sichere Alternative.
Weil im zehnten Jahr des Aufschwungs Bestandsim-
mobilien Mangelware am Markt sind, sichern sie
sich immer öfter Projektentwicklungen in frühen
Stadien. Das heißt: Immobilien werden gekauft, be-
vor sie überhaupt fertig gebaut sind. „Schon vor
dem Spatenstich soll das Projekt verkauft sein. Da-
mit haben wir unsere Planungskosten in der Regel
schon gedeckt“, sagt Steyer. Kunden seien üblicher-
weise Pensionskassen und Versicherungen. Aktuell
hat Consus eine Projektpipeline im Volumen von
zehn Milliarden Euro – doppelt so viel wie noch vor
einem Jahr. Davon seien schon Projekte im Volumen
von 2,8 Milliarden Euro verkauft, sagt Steyer.
Dennoch, ein Restrisiko bleibt, sagt Wass von
Scope: Da der Kaufpreis bei den sogenannten For-
ward Deals meist fix ist, könnten unerwartet stei-
gende Baukosten die Margen für Projektentwickler
schmälern.
Der Skepsis, die den Projektentwicklern entge-
genschlägt, ist sich Steyer bewusst. Der Markt müs-
se deren Geschäft einfach besser verstehen, sagt er.
Consus hat eine Studie an der Uni St. Gallen in Auf-
trag gegeben, die die wichtigsten Kennzahlen für
das Geschäft der Projektentwickler ermitteln soll.
Auf der nun beginnenden Immobilienmesse Expo
Real sollen die Ergebnisse vorgestellt werden.
WohWohnunnungen imKöKölnelner
Rheinanauhauhafenfen: Der
VerVerkaukaufvf von EigE entums-
wowohnungen ging 2018 um
fast die Hälfte zurück.
picture alliance / Geisler-Fotop
Bulle & Bär
Die Luft für
Aktien wird
dünner
B
is Interessierte die Zahlen der Dax-
Konzerne für das dritte Quartal
einsehen können, müssen sie sich
noch etwas gedulden. Erst am 21. Oktober
läutet der Softwarekonzern SAP die Be-
richtssaison ein. Doch nach einem enttäu-
schenden zweiten Quartal müssen Anle-
ger auch mit einem miserablen dritten
Quartal rechnen – mit Folgen für die Ak-
tienkurse. Analysten erwarten, dass die
Firmen ihre Prognosen vor allem für das
kommende Jahr nach unten korrigieren
werden. Schon jetzt gehen die Experten
davon aus, dass es 2019 zu einem Gewinn-
minus im deutschen Leitindex kommen
wird. Zu deutlich wirken sich die Handels-
konflikte der USA mit China und auch mit
der Europäischen Union auf die heimi-
schen Unternehmen aus. Viele der export-
lastigen Dax-Konzerne zeigen Schwächen.
Martin Brudermüller etwa, Vorstandsvor-
sitzender von BASF, stellte die Aktionäre
darauf ein, dass die Nachfrage wichtiger
Kundengruppen auch im dritten Quartal
lahmte. Adidas-Chef Kasper Rorsted
fürchtet, dass die US-Verbraucher im Zuge
des Handelskonflikts weniger Geld zum
Ausgeben haben. Vor allem bei konjunk-
tursensiblen Unternehmen kann es im
Lauf der Quartalssaison weitere negative
Überraschungen geben. Einige Firmen
dürften zwar davon profitiert haben, dass
der Euro gegenüber dem Dollar schwä-
cher notierte als im Vorjahresquartal. Hin-
zu kommen aber hausgemachte Proble-
me: Die Autobauer kämpfen mit dem
Wandel hin zu alternativen Antrieben. Die
Banken suchen nach einem Geschäftsmo-
dell, das sie in die Zukunft trägt. All das
hat die Aktienmärkte zuletzt wenig er-
schüttert. Im September verbuchte der
Dax ein Plus von über vier Prozent, ge-
stützt von der gelockerten Geldpolitik der
Notenbanken. Mit einem scharfen Ein-
bruch an den Börsen müssen Anleger da-
her wohl nicht rechnen. Dennoch haben
sich die Vorzeichen im Schlussquartal ge-
ändert: Nach den ersten drei Handelsta-
gen steht ein Minus von über drei Prozent
zu Buche. Die Furcht vor einer Konjunk-
turabkühlung ist jetzt auch in den USA zu
spüren. Hierzulande dürfte die Wirtschaft
im dritten Quartal zum zweiten Mal in Fol-
ge geschrumpft sein. Anleger müssen sich
klarmachen: Wenn auch die Firmengewin-
ne weiter sinken, können sich die Aktien-
kurse dem nicht auf Dauer entziehen.
Der tägliche Kommentar
des Handelsblatts analysiert
die Entwicklung
an den Finanzmärkten.
Von Susanne Schier
Immobilienentwickler
Instone
Aktienkurs in Euro
19,20 €
HANDELSBLATT
1.1.2019 4.10.
Quelle: Bloomberg
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Consus
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1.1.2019 4.10.
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MONTAG, 7. OKTOBER 2019, NR. 192
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