Der Spiegel - 05.10.2019

(Steven Felgate) #1

Flüchtlinge


Visa gegen Geld


 Ein Mitarbeiter des deutschen General-
konsulats im irakischen Arbil soll durch
manipulierte Visumanträge syrische Flücht-
linge nach Deutschland geschleust haben.
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt
gegen einen 34-jährigen Deutschkurden,
der weiterhin als sogenannte Ortskraft im


Konsulat arbeiten soll. Die Untersuchung
der Visumanträge sowie Zeugenaussagen
hätten zur Identifizierung des Beschuldig-
ten geführt, teilte eine Sprecherin der Be -
hörde auf Anfrage mit. Der Mann soll mit
Schleusern gemeinsame Sache gemacht
und zahlenden Flüchtlingen ein gültiges
Visum verschafft haben. In der Vertretung
war es vor zwei Jahren zu Unregelmäßig-
keiten bei der Vergabe von Visa an Flücht-

linge gekommen. Nachforschungen führ-
ten damals zu mindestens zwei Dutzend
manipulierten Visumanträgen. Nach Aus-
sagen der auf diese Weise nach Deutsch-
land eingereisten Syrer wurden die dubio-
sen Geschäfte in Cafés in Arbil angebahnt.
Dort seien Flüchtlinge mit Schleusern in
Kontakt getreten. Der Preis für ein deut-
sches Visum variierte demnach zwischen
2000 und 13 000 Dollar. ROL

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Deutschland


Es wirkt, als hätte Grau quasi aus Versehen eine Sammlungsbewegung für besorgte Autofahrer ins Rollen gebracht.‣S. 16

DER SPIEGEL Nr. 41 / 5. 10. 2019

 Der Präsident des Europäischen Parlaments, David Sassoli,
weist die Brexit-Vorschläge der Briten zurück. »Zumindest
in ihrer gegenwärtigen Form sind die britischen Vorschläge
nicht mal ansatzweise eine Grundlage für ein Abkommen,
dem das Europäische Parlament zustimmen könnte«, so Sas-
soli zum SPIEGEL. Das Parlament prüfe die Vorschläge sehr
aufmerksam. »Leider ist das Ergebnis dieser ersten Bewer-
tung nicht sehr positiv.« Der neue Plan der Briten sieht vor,
dass EU-Regeln in Nordirland nicht nur für Nahrungsmittel-
und Tierexporte einige Jahre weiter gelten sollen, sondern
für alle EU-Güterausfuhren. Allerdings soll Nordirland nicht
in einer Zollunion mit der EU bleiben. Ein großer Teil der
Waren, die die innerirische Grenze passieren, müsste also

kontrolliert werden. Nach Ansicht Sassolis, der den briti-
schen Premier Boris Johnson am Dienstag in London treffen
wird, enthalten die Vorschläge gravierende Mängel. »Es ist
zum Beispiel völlig unklar, wo und wie genau Zollkontrollen
durchgeführt werden sollen«, so Sassoli. »Das ist ja kein
unbedeutendes Detail, sondern kann durchaus schwerwie-
gende Konsequenzen haben, was etwa den Friedensprozess
angeht.« Er habe »ernsthafte Zweifel«, ob die Vorschläge
geeignet seien, den Backstop, die Notfalllösung für die nord-
irische Grenze, zu ersetzen, so der italienische Sozialdemo-
krat. »Uns geht es darum, die Einheit des Binnenmarkts zu
wahren, die wirtschaftliche Einheit auf der irischen Insel zu
sichern und den Friedensprozess aufrechtzuerhalten.« MBE, MP

VINCENT KESSLER / REUTERS

Sassoli

Brexit-Vorschläge

»Nicht mal ansatzweise eine Grundlage«


Parlamentspräsident Sassoli weist neuen britischen Vorstoß zurück.
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