Focus - 21.09.2019

(Joyce) #1

LEBEN SPORT


Fotos: Rob C. Croes/Anefo, Getty Images

110 FOCUS 39/2019


bleiben. Wenn wir diese Saison auf einem
internationalen Platz beenden, wäre das
gut. Vielleicht gelingt uns aber auch eine
Überraschung ...
Als Privatmensch mögen Sie Unvorher-
gesehenes offenbar gar nicht. Man muss
schon intensiv recherchieren, um überhaupt
etwas Persönliches über Sie herauszube-
kommen. Angeblich rauchen Sie ab und zu ...
Zigarren.
Trinken Rotwein?
Ja. Gerne.
Das niederländische Grolsch
soll Ihr Lieblingsbier sein.
Nö. Alle Biere sind okay.
Sie haben drei Kinder und mit
der Event-Managerin Jolyn Le Loux
eine relativ junge Frau.
Nicht relativ. Sie ist jung.
Sie ist 17 Jahre jünger. Auch mögen Sie die
niederländische Karibikinsel Curaçao.
Ja.
Und Rockmusik.
Je nach Stimmung mag ich alles. Auch
romantische Sachen. Balladen. Klassik.


Ich gehe auf Festivals. Mag auch Dance.
Die Rolling Stones. Wenn wir verloren ha-
ben, wird es auf meinem Heimweg nach
Düsseldorf schon mal lauter im Auto.
Dann liebe ich Rockmusik besonders.
Woher holen Sie Ihre Energie?
Da ich die meiste Zeit im Verein ver-
bringe, brauche ich hier positive Leute
mit guten Ideen um mich herum. Ich mag
die Spezies der Nörgler nicht besonders
und bevorzuge Menschen, die kritisch
sind, aber vor allem die Chancen sehen
und nicht immer zuerst das Negative.
Der Trainerjob ist alles
andere als krisensicher.
Das ist mir bewusst. Das Trainergeschäft
ist manchmal grenzwertig. Ich bin jetzt
acht Monate bei Bayer und damit schon
vergleichsweise lange im Amt. Das Risiko
des Rauswurfs ist immer da. Weil ich weiß,
wie es ist, und ohnehin nichts ändern kann,
mache ich mir darüber aber keine Gedan-
ken. Warum soll ich mir Sorgen machen?
Sie waren 2016 ein halbes Jahr in
Tel Aviv Trainer. Vielleicht sieht man
das Leben danach ein wenig anders?


Ich war in Japan, Frankreich, Rostock.
Überall habe ich etwas gelernt. Aber Tel
Aviv war sehr speziell. Erst wollte ich
gar nicht, aber dann bin ich vor allem
wegen Jordi Cruyff hin. Ich war über-
rascht, wie die Menschen dort im Leben
stehen. Die genießen in vollen Zügen,
weil sie wissen, dass es vielleicht morgen
vorbei sein könnte. Was soll da das Geld
auf der Bank? Lieber kaufen sie sich etwas
Schönes und gehen toll essen. Tel Aviv
pulsiert 24 Stunden am Tag.
Sind Sie dem Fußball auch deshalb dank-
bar, weil der Ihnen die Möglichkeit gab, an
vielen verschiedenen Orten zu leben?
Das stimmt. Aber auch weil mir der Fuß-
ball die Chance gibt, mit vielen verschie-
denen Menschen zu arbeiten, sie kennen-
zulernen. Ich glaube, wenn du in viele
verschiedene Kulturen eintauchst, ent-
wickelst du auch deine Persönlichkeit
weiter. Deshalb habe ich auch viel Ver-
ständnis für Spieler, die aus anderen Kul-
turkreisen kommen. Wir leben in einer
globalen Welt. Wenn ich heute in Düssel-
dorf über die Straße laufe, wird zwar vor-
rangig Deutsch gesprochen, aber eben
mittlerweile auch sehr viel Englisch. Die
Welt ändert sich. Auch Deutschland ver-
ändert sich, zum Beispiel mit den Flücht-
lingen, die gekommen sind.
Sie selbst stammen aus einem modernen
Land, das sich möglicherweise leichter mit
dem Fremden tut, weil es einst Kolonien
besaß. Viele Deutsche sind wohl ängstlicher.
Einige mögen Angst haben. Aber die
Deutschen sind mir in mancherlei Hinsicht
lieber als die Holländer, weil sie teilweise
viel netter und offener sind. Ich finde, die
Holländer tun sich gar nicht so viel leichter
mit dem Fremden und Unbekannten, wie
man es vielleicht denkt. Siehe nur Geert
Wilders. Ich war 1998 als Spieler in Ros-
tock. Da waren und sind wohl immer noch
viele Skinheads. Die haben wir aber auch
in Holland. Wenn es den Leuten etwas
schlechter geht, kommt dieses rechte
Gedankengut gleich wieder hoch. Das
macht an keiner Grenze halt. Insgesamt
habe ich den Eindruck, dass deutsche
Menschen mir gegenüber viel herzlicher
und freundlicher sind. Hundertprozentig.
Wenn Sie so weitermachen, müssen Sie
Ihren niederländischen Pass abgeben.
(Lacht) Ich sage das in Holland genau-
so, weil es einfach wahr ist. Ich liebe Hol-
land. Meine Kinder, meine ganze Familie
wohnt da. Aber der Ton wird deutlich
rauer. Ich bin sehr gerne in Leverkusen.
Ich mag die Deutschen. n

Voller Erfolg In den Niederlanden wurde Bosz
(hier mit Legende Ruud Gullit) Meister und
dreimal Pokalsieger mit Feyenoord Rotterdam

Voll lässig Beim 0 : 4 gegen Dortmund am


  1. Spieltag klatscht Bayer-Trainer Bosz seinen
    ehemaligen Werksspieler Julian Brandt ab


„Deutsche sind herzlich und freundlich. Ich bin


gerne in Leverkusen. Ich mag die Deutschen“
Peter Bosz


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