BozenBrixen Plose➝20 FOCUSextra/2019
PLOSEGehört wie 9 weitere Ski-
gebiete (siehe S. 24) zum
Verbund Dolomiti SuperskiPistenkilometer: 42
10 blaue, 6 rote und
4 schwarze Pisten
Lifte:
7
geöffnet- Dezember bis 29. März
SÜDTIROL PLOSEZu jeder Abfahrt weiß Franco eine
Anekdote. 21 insgesamt erstrecken
sich über zwei Gipfel und ergeben eine
Gesamtlänge von rund 40 Kilometern.
Die breiten Pisten sind hervorragend
präpariert, der Schnee ist glatt, die Nei-
gung der sanften Hänge angenehm,
die sportliche Herausforderung leicht
bis mittelschwer. Jeder Skifahrer hat
ausreichend Platz für seine Schwün-
ge. Engstellen gibt es nirgends. „Tut’s
langsam“, fordert Franco ein ums ande-
re Mal auf. „Gemütlich fahren, das ist
die Kunst.“
Tempo rausnehmen und genießen,
die Empfehlung ist auf 2000 Metern in
der verschneiten Berglandschaft mehr
als angebracht. Nicht nur wenn man in
den sonnenbeschienenen Hütten Pau-
se macht und sich ein erstes Gläschen
gönnt. Schließlich kommen hier aus
dem Eisacktal einige der besten Weine
Südtirols. Auch lohnt es, die Augen von
den Skispitzen zu heben. Auf der Erler
Piste etwa, einem Abzweig der Plose-
Piste, bietet sich ein fantastischer Blick
sowohl auf die Stadt Brixen als auch
auf die Dolomiten.
Nach gut drei Stunden ist uns der
Berg vertraut. Zum Mittagessen im
Restaurant „La Finestra“ an der Lift-
station treffen wir Alessandro Marzola,
Inhaber der Plose-Bahn. 1997 hat er
diese von seinem Vater übernommen,
der wiederum finanziell eingestiegen
war, als der hiesige Skibetrieb vor
der Pleite stand. Bei Knödeltris und
Pizza schwärmt der Unternehmer: „Im
Grödnertal, wo ich herkomme, fühlt
man sich sehr klein angesichts des
Dolomitenmassivs. Die Sonne bewegt
sich, die Berge werfen Schatten, und
man verspürt stets den Drang, dauernd
weiterzuziehen. Hier, auf der Plose,
steht man über den Dingen. Die Son-
ne bescheint die Hänge bis zum spä-
ten Nachmittag, und alles lädt zum
Bleiben ein.“
Das Bleiben lässt sich auch mit Win-
terwanderungen gestalten. Die Wege
sind ebenso gepflegt wie die Pisten.
Die schönste Tour führt zur RossalmD
er Ausblick überwäl-
tigt. Unter der strah-
lenden Wintersonne
leuchten die Ziller-
taler Alpen, die Glet-
scher des Ötztals und
die kahlen Zacken
der Dolomiten. „Gefallt’s?“, empfängt
uns der Skilehrer Franco Titton lachend
an der Kabinenbahn. Er stellt uns die
Berge vor wie alte Bekannte: „Peitler-
kofel 2875 Meter hoch, Furchetta 3025
Meter, Langkofel 3181 Meter ...“ Mit
dem Finger tippt er auf die mächtigen
Erhebungen in diesem 360-Grad-Pano-
rama, nennt Name und Höhe.
Franco kennt die Gegend wie kein
Zweiter. Der 84-Jährige ist seit 60 Jah-
ren Skilehrer auf der Plose. Jede Saison
ist er seither gefahren, vom ersten bis
zum letzten Tag. „Skifahren ist mein
Leben – und hier oben bin i dahoam“,
sagt der kleine, drahtige Mann. Seine
Heimat will er uns zeigen.
Die Plose ist in Südtirol allgegenwär-
tig – zumindest als Mineralwasser. Die
Quelle ist die ertragreichste des Lan-
des. Als Skigebiet gehört der Brixner
Hausberg nicht zu den ersten Adres-
sen. Aber gerade darin liegt sein Reiz.
Von der Kabinenbahn-Station aus geht
es durch das große O des überdimen-
sionierten Schriftzugs „Plose“ hinein
in die fantastische Bergkulisse und mit
dem Sessellift weiter hinauf auf die
Pfannspitze. Diese Abfahrt ist Francos
Lieblingsstrecke. Schließlich lebte er
bis vor Kurzem im „Schlemmer“-Berg-
hotel. Den ersten Lift hier habe sein
Schwiegervater gebaut, erzählt er. Die
Piste hätten sie jeden Tag erneut mit
den Füßen platt getreten. „Die Abfahr-
ten waren recht kurz“, scherzt der alte
Mann gut gelaunt. In Palmschoss habe
es einen Nato-Stützpunkt gegeben,
hauptsächlich Süditaliener hätten hier
Dienst tun müssen und sich in der unge-
wohnten Umgebung wilde Geschichten
von gefährlichen Bedrohungen ausge-
dacht. Die Ruine der Kaserne ist von der
Zeit geblieben, inklusive Billardtisch in
einem der Räume.
„Auf der Plose habe ich mein Leben verbracht.
Es ist ein herrlicher Flecken Erde“ FRANCO TITTON, 84, SKILEHRER
Ein grandioser Blick
begleitet den Skifahrer auf
der Plose überall