Focus - 21.09.2019

(Joyce) #1
NACHRICHTEN

Fotos: Darmer/DAVIDS, dpa

20 FOCUS 39/2019


Streit um schwarze Null


D


er CDU-Wirtschaftsflügel warnt die
Parteiführung davor, das Ziel eines
Bundeshaushalts ohne neue Schulden
(schwarze Null) aufzugeben. „Wir müs-
sen standhaft bleiben“, sagt CDU/CSU-
Fraktionsvize Carsten Linnemann. Es
dürfe keine neuen Schulden geben, der
Staat müsse mit den „jährlich steigen-
den Einnahmen“ auskommen. Linne-
mann reagiert damit auf Aussagen von
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karren-
bauer und anderen Parteifreunden, die
neue Schulden im Rahmen der Schulden-
bremse nicht mehr ausschließen. Die
CDU-Initiative „Union der Mitte“ regt
in einem 15-seitigen Strategiepapier an,
die „schwarze Null für einen begrenzten
Zeitraum auszusetzen“. Finanzminister
Olaf Scholz (SPD) will 2020 bislang ohne
neue Schulden auskommen, muss dafür
aber fast zehn Milliarden Euro aus der
Asylrücklage zuschießen. jan

CDU

Etwa 50 Fälle pro Jahr


J


ährlich werden in deutschen Klini-
ken bei etwa 50 Neugeborenen Fehl-
bildungen an den Händen diagnosti-
ziert. Das geht aus der Gesundheits-
berichterstattung des Bundes hervor,
die sämtliche klinischen Meldungen
in Deutschland dokumentiert.
Fehlbildungen an den Händen von
Babys führt die internationale klini-
sche Klassifikation von Krankheiten
(ICD) unter dem Code „Q71.3“. Laut
Gesundheitsbericht wurden 2017 in
deutschen Kliniken 47 Patienten mit
diesem Code dokumentiert. Im Jahr
zuvor waren es bundesweit 52 Fälle.
In den vergangenen Tagen war be-
kannt geworden, dass in einem Gelsen-
kirchener Krankenhaus in wenigen
Monaten drei Babys mit fehlgebilde-
ten Händen geboren wurden. Die
Ursache für diese auffällige Häufung
ist unklar. ma

Fehlgebildete Babys

Scheuer knickt vor Taxigewerbe ein


K


ehrtwende im Ressort von Andreas
Scheuer (CSU): Das Verkehrsmi-
nisterium will das Taxigewerbe
weiter gegen Fahrdienstvermittler wie
Uber schützen und die sogenannte
Rückkehrpflicht für Fahrdienste doch
nicht ganz abschaffen. Das Personen-
beförderungsgesetz soll reformiert wer-
den, in einem Arbeitspapier des Minis-
teriums heißt es: „Die Rückkehrpflicht
für auftragslose Mietwagen bleibt er -
halten.“ Kommunen sollen aber Aus-
nahmen erlauben dürfen.

Anbieter wie Uber müssen nach einem
Auftrag zum Betriebssitz zurückfahren,
bevor sie den nächsten Auftrag anneh-
men können. Dagegen dürfen Taxis
Kunden auch spontan an der Straße auf-
nehmen. „Die GroKo tritt auf die Inno-
vationsbremse“, moniert FDP-Verkehrs-
expertin Daniela Kluckert. Sie fordert,
die Rückkehrpflicht ganz abzuschaffen
und der Taxibranche mehr Freiheiten zu
geben, etwa bei Tarifen. Damit haben
sich für die Taxiunternehmer die Proteste
zumindest teilweise ausgezahlt. jag

Verkehr

Zeugnistag
FOCUS bewertet die Macher
der Woche

2


5


4


Strauchelndes
Wunderkind

New York Auf Druck
von Investoren hat
der Büroraum-Ver-
mieter WeWork sei-
nen geplanten Bör-
sengang verschoben.
Das Start-up muss
zunächst die hohen
Verluste und Schul-
den in den Griff krie-
gen. Ob das bis Ende
2019 klappt? Dann
soll die WeWork-Ak-
tie wirklich kommen.

Zerplatzter
Traum
Menlo Park Eigent-
lich wollte Facebook
mit Libra eine digitale
Weltwährung schaf-
fen. Doch die Idee
stößt auf Widerstand
in der Politik. Nun
wendet sich auch die
Bundesregierung ge-
gen Facebook. Sie will
Libra in Deutschland
nicht zulassen. Ver-
trauen ist eben die
härteste Währung.

Geglückter
Deal
Essen Aufatmen bei
E.on: Die EU erlaubt
die Übernahme der
RWE-Tochter Innogy.
Mit acht Millionen
neuen Kunden wächst
E.on auf einen Schlag
zum mit Abstand
größten deutschen
Energiekonzern.
Der Preis dafür:
22 Milliarden Euro.
Die Börse reagierte
vermutlich deshalb
ziemlich verhalten.

Sheryl
Sandberg, 50
Co-Geschäfts-
führerin von
Facebook

Johannes
Teyssen, 59
Vorstandschef
von E.on

Adam
Neumann, 40
CEO und
Mitgründer
von WeWork

Taxler-Wut
Andreas Scheuer, 44,
bei einer Demo mit auf-
gebrachten Taxifahrern
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