Focus - 21.09.2019

(Joyce) #1

WIRTSCHAFT START-UPS


Fotos: Katja Hoffmann für FOCUS-Magazin, dpa

52 FOCUS 39/2019


Kreativ Die Teilnehmerinnen basteln Vision Boards, um sich
darüber klar zu werden, was sie gründen und verändern wollen

Coca-Cola keine Getränke mehr
mit hohem Zuckeranteil herstellen,
weil es nicht mehr zeitgemäß sei.
In 20 Jahren werden hoffent-
lich auch ähnlich viele Frauen
wie Männer Unternehmen grün-
den. Die Forscher der BCG-Studie
sind da weniger zuversichtlich.
Der Wert werde erst im Jahr 2136
erreicht. „Wir bauen hier die neue
Wirtschaft“, sagt Sharis Partnerin
Katharina trotzdem so bestimmt,
als sei es längst Gewissheit.
Tatsächlich sind weiblich geführte
Start-ups langfristig erfolgreicher als
Firmen mit rein männlicher Spitze. Aus
jedem Euro, der eingesammelt wurde,
machten Frauen innerhalb von fünf Jah-
ren durchschnittlich 78 Cent Umsatz – die
Männer nur 31 Cent. Auch bei etablierten
Firmen steigt der Gewinn zwischen zehn
und 15 Prozent, sobald mehr als 30 Pro-
zent Frauen in der Führungsetage sitzen.
Denn Frauen wirtschaften nachhaltiger.
„Die wenigsten sind hier auf den schnel-
len Exit aus“, sagt Katharina. „Aber nur
weil man mit seiner Idee etwas bewe-
gen will, schließt das den wirtschaftlichen
Erfolg nicht aus. Im Gegenteil.“
Die 25-Jährige hat in Stockholm Entre-
preneurship und Innovationsmanage-
ment studiert. Sie steht für einen neuen
Typ Frau, für den Feminismus nur noch
ein diffuser Begriff zu sein scheint. Der
Kampf ist gekämpft, trotz MeToo und
Pay Gap hat die gute Sache gewonnen.
Das erste Start-up gründete die Hambur-
gerin mit 18 Jahren.


Damals importierte sie hawaiianischen
Kaffee. Die Idee kam ihr im Familienur-
laub. „Alle sagen: ‚Wie kommt man denn
darauf?‘ Ich frage mich eher: Wie kommt
man nicht darauf?“, erzählt sie lachend.
Sie wirkt auf eine Weise tough, die nicht
gespielt oder antrainiert ist, nicht aggres-
siv oder kämpferisch, sondern selbstver-
ständlich. Die Stärke, die sie schon hat,
den Mut suchen und finden viele der
Teilnehmerinnen hier im Camp.
Auch Jenni Baum-Minkus, die Gewin-
nerin aus dem letzten Jahr. Sie ist zur
Abschlusspräsentation, zum Demo Day,
gekommen. Ihr Business heißt Gitti, nach-
haltig produzierter Nagellack ohne Gift-
stoffe, und entsprechend bunt sind ihre
Hände. Internationale Handelsketten fra-
gen die Produkte inzwischen nach. „Ich
nehme da eine neue Bewegung wahr“,
sagt die 34-Jährige: „Frauen, die sich
gegenseitig unterstützen. Mir schreiben
jeden Tag Mädels auf Instagram und wol-
len helfen.“ Das war nicht immer so. Sie
erzählt von einem Preis, den ihr damaliger
Arbeitgeber vor ein paar Jahren verliehen

hat – Woman Of The Year –, und
wie die Preisträgerin auf die Frage,
mit wem sie den Gewinn teilen
wolle, antwortete: „Ich habe keine
Familie, keine Kinder, lebe nur für
meinen Job. Das hier werde ich
garantiert mit niemandem teilen.“
Aus Jennis Sicht könnte diese Art,
Karriere zu machen, dieser Ver-
zicht, den Frauen bewusst auf sich
nehmen, irgendwann der unfairen
Vergangenheit angehören.
Tatsächlich sind es vor allem die Millen-
nials, die anders arbeiten wollen, die nicht
mehr für die Karriere leben, sondern lieber
etwas bewegen. Jenni hofft, dass die kom-
mende Generation dann leichter teilen
können wird, weil sie nicht so hart für alles
kämpfen musste. Frauen stärken Frauen.
Männer stärken Frauen. Ganz egal.
Das Gefühl bekomme ich, als die Teil-
nehmerinnen einander applaudieren.
Auch der Gewinnerin, die ganz im Sinne
von New Work gar nicht aufgetaucht ist,
sondern ihren Pitch per Video aus dem
lange geplanten Familienurlaub liefert.
Alle feiern sich gegenseitig, laden mich
noch in eine Kneipe ein. Irgendwie will
auch ich jetzt etwas gründen, die Welt
verändern, ja sogar Yoga machen. Da tut
es auch nicht weh, dass eine der Frauen
beim Bier fragt: „Warum hat sie gewon-
nen? Sie war nicht mal da.“ Die ande-
ren rollen mit den Augen. Genau so war
das eben nicht gedacht. Doch am Ende
ist Neid, ist Konkurrenz nicht weiblich
oder männlich, sondern menschlich. Und
kommt im besten Safe Space vor. n

Gründerinnen mit Millionenbudget


Delia Fischer, 35
Westwing

2018 brachte Fischer ihren
Möbel-Online-Shop an die
Börse. Die Firma hat aber
zuletzt deutlich an Wert
verloren


Franziska v. Hardenberg, 35
Holy Goldy

2017 meldete ihr Millionen-
Start-up Bloomy Days
Insolvenz an. Kein Problem.
Heute verkauft von Harden-
berg Schmuck

Ida Tin, 40
Clue

Die Wahlberlinerin brachte
2013 die Menstruations-App
„Clue“ auf den Markt. 2025
soll ihr Start-up 50 Milliar-
den US-Dollar wert sein

Julia Bösch, 35
Outfittery

Lernte bei Zalando Anna
Alex kennen und gründete
mit ihr 2012 den Shop-
ping-Service Outfittery.
Kunden: 600 000

Lea-Sophie Cramer, 32
Amorelie

Machte mit ihrem Online-
Shop 2013 Sextoys cool.
Cramer beschäftigt 120
Mitarbeiter, setzt 56 Mil-
lionen Euro im Jahr um

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