Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1

F o t o s :


Tim Peukert für FOCUS-Magazin, Sven Hoppe/dpa


FOCUS 40/2019 121

Vor zwei Jahren flog


Malaika Mihambo noch aus


dem Olympiakader. Nun ist sie


Deutschlands heißeste Gold-


Anwärterin bei der WM in Doha


Die


Weltenspringerin


E

s war ein Jahr der
Superlative. Sechs-
mal in Folge sprang
Malaika Miham-
bo in dieser Saison
über sieben Meter,
neunmal holte sie in
neun Freiluftwett-
kämpfen den Sieg. Bei den Deut-
schen Meisterschaften gab es
Gold mit der Weltjahresbestleis-
tung von 7,16 Metern und dazu
Bronze im 100-Meter-Sprint.
Anfang September knackte die
Europameisterin von 2018 sogar
noch den Jackpot der Diamond
League, der Champions League
der Leichtathletik, und holte sich
die Siegprämie von 50 000 US-
Dollar. Mehr geht nicht.
Malaika Mihambo, deren Vater
aus Sansibar stammt, lächelt
zurückhaltend, wenn man sie
auf ihre Erfolge anspricht. Sie ist
eine Person, die lieber im Hinter-
grund bleibt. Ihre Bescheiden-
heit wirkt sympathisch. Viel-
leicht hat das etwas damit zu
tun, dass die 25-Jährige von
der LG Kurpfalz auch die dunk-
le Seite des Sports kennt. Noch
2017 sah ihre Weitsprungwelt
düster aus. Die Olympia-Vierte
von Rio de Janeiro verletzte sich
an der Patellasehne und wurde
vom Deutschen Leichtathletik-
Verband (DLV) aus dem Olym-
piakader verbannt.

Frau Mihambo, der DLV hat Sie vor
zwei Jahren degradiert, jetzt puscht
er Sie als deutsche Vorzeige-
Athletin. Nehmen Sie das übel?
Das Gefühl der Zurückstufung
war damals kein schönes. Man
muss aber sehen, dass es seit Rio
de Janeiro neue Regelungen gibt
und einiges in den Sportverbän-
den verändert wurde. Deshalb
kann der DLV auch nicht einfach
agieren, wie er möchte. Und das
macht er auch nicht.
Mit der Degradierung waren für Sie
finanzielle Einbußen verbunden.
Die Förderung ist oft ja auch leis-
tungsbezogen, und wenn man mal
keine Leistung bringen kann, aus
welchen Gründen auch immer,
dann ist man natürlich auf Spon-
soren angewiesen. Ich habe zum
Glück zwei starke Partner an mei-
ner Seite. Aber emotional war es
nach 2016 natürlich keine Wert-
schätzung, gerade wenn man eben
noch sehr gut war und eine der
Besten der Mannschaft.
Bei den Deutschen Meister-
schaften 2019 sind Sie im Weit-
sprung und im Sprint gestartet.
Inwiefern profitieren diese beiden
Disziplinen voneinander?
Beim Weitsprung ist Geschwin-
digkeit das A und O: Wer weit

springen will, muss schnell anlau-
fen. Es gibt auch Kraftspringer, die
langsamer anlaufen. Ich komme
aber eher über die Schnellig-
keit, was man an meinen hohen
Anlaufgeschwindigkeiten sehen
kann. Ich bin schon früher immer
gern gesprintet, und da lag es auf
der Hand, neben dem Weitsprung
auch über die 100 Meter an den
Start zu gehen. Mein Fokus wird
aber nach wie vor auf dem Weit-
sprung liegen, zur WM starte ich
auch nur in dieser Disziplin.
Haben Sie im Weitsprung
überhaupt noch Konkurrenz?
In Deutschland gab es 2019 kei-
ne Konkurrentinnen, weil sie ver-
letzt oder aus anderen Gründen
nicht am Start waren. In den letz-
ten Jahren war die Wattenschei-
derin Sosthene Moguenara eine
der stärksten, sie möchte nächs-
tes Jahr auch wieder angreifen.
Ich finde das gut, weil ich lieber
zu zweit oder zu dritt zu einem
internationalen Event fahre. Inter-
national sehe ich die größten Geg-
nerinnen in der mehrfachen Welt-
meisterin und Olympiasiegerin
Brittney Reese aus Amerika und
der Nigerianerin Ese Brume, die
diese Jahr erstmals 7,05 Meter
gesprungen ist.

Weich landen
Bei den Deutschen
Meisterschaften
landete Malaika
Mihambo im August
erst bei 7,16 Metern.
Ihre Bestleistung,
mit der sie natürlich
den Titel holt, ist
Jahresbestleistung
im Weitsprung der
Frauen

INTERVIEW VON CÄCILIA FISCHER
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