Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
Fotos: http://www.bayern.by - Gert Krautbauer (3),shutterstock

10 FOCUS-GESUNDHEIT


„Man muss ihn allerdings genießen
können, mit offenen Sinnen erleben“,
sagt Waldgesundheitstrainerin Gabri­
ella Squarra aus Bad Reichenhall.
Klingt simpel, ist es aber nicht. Sich
einlassen – für viele eine Herausfor­
derung. „Der Mensch hat aus den
Augen verloren, die Natur als Kraft­
quelle zu nutzen“, sagt Squarra. Ins­
besondere Städter haben in ihrem
Alltag oft wenig Kontakt zur Natur,
zu Bäumen, Flüssen, Seewasser.
14 Pilotorte in Bayern setzen daher
verstärkt auf die Wirkung des Waldes,
darunter Bad Kötzting, Bischofsgrün,
Bad Wörishofen, Pfronten, Sibyllen­
bad, Bad Birnbach und Weißenstadt.
Im Rahmen einer Studie des Bayeri­
schen Heilbäder­Verbands in Koope­
ration mit dem Bayerischen Wirt­
schaftsministerium und Forschern
der LMU München will man heraus­
finden, wie Waldbaden die positiven


Auswirkungen eines Kurort­Aufent­
haltes noch verstärken kann. „Unser
Ziel ist es, geeignete Kur­ und Heil­
wälder auszuweisen und die Waldthe­
rapie als anerkanntes, wissenschaft­
lich fundiertes Heilverfahren zu eta­
blieren“, sagt Angela Schuh, die die
Studie leitet und ein Buch zum Thema
geschrieben hat („Waldtherapie – das
Potential des Waldes für Ihre Gesund­
heit“, Springer Verlag, 2019).

Die Natur mit allen fünf
Sinnen erleben

„Schon ein Spaziergang, das Ein­
atmen der sauberen Waldluft, ist
gesund“, versichert Heilklima­Exper­
tin Schuh. Den positiven Effekt kön­
nen Waldgesundheitstrainer noch
verstärken. Diese werden gemeinsam
mit der LMU sowie der Ärztegesell­
schaft für Präventionsmedizin und

klassische Naturheilverfahren des
Kneippärztebunds e. V. ausgebildet –
ihr Schwerpunkt gilt der Prävention.
Ein Ansatzpunkt ist die Entschleuni­
gung im Wald unter fachlicher Anlei­

Sich auf die Natur einlassen,
Lichtstimmung, Vogelgezwit-
scher, Gerüche wahrnehmen

WALDGESUNDHEIT I STRESS ABBAUEN


BESSER BARFUSS
Füße sind eigentlich
Greif­ und Tastorgane –
und stecken doch meist
in zu schmalen Schuhen.
Wer ohne Schuhe im
Wald unterwegs ist, baut
Muskeln auf und trai­
niert automatisch eine

bessere Körperhaltung.
80 Prozent der gesund­
heitlichen Alltagsprob­
leme sind chronische
Schmerzen durch Ver­
spannung. Barfuß laufen­
de Füße senden ständig
Informationen an das
Gehirn, das unsere Hal­
tung automatisch korri­
giert. Das bringt uns in
eine bessere Balance.
Unbeschuht sind wir in
Kontakt mit der Natur,
und das fördert – Vor­
sicht, spitze Steine! – von
ganz allein auch die
Achtsamkeit.

URLAUB FÜR AUGEN
Durch den Schutzschirm
eines Mischwalds drin­
gen nur zwei Prozent des
Sonnenlichts. Das tiefe
Grün in allen Schattie­
rungen ist die pure
Erholung für monitor­
müde Augen.

SENSIBEL FÜHLEN
Der Wald entschleunigt,
Menschen entspannen
schneller. Nach einer
Studie aus Schweden
lässt allein der Blick ins
Grüne Patienten schnel­
ler genesen, sie brauchen
weniger Schmerzmittel.

Elemente der Waldentspannung

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