Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1

Fotos: seasons.agency, (c) http://www.gesundes-bayern.de – Gert Krautbauer


FOCUS�GESUNDHEIT 25

E


s klingt wie ein Verspre-
chen: „Schlaf wieder gut.“
Der Weg dahin führt in
Füssen über regelmäßige
Kneipp-Güsse und ein
paar simple Regeln. Schon am ersten
Vormittag steht ein Knieguss auf dem
Programm. In der Bäderabteilung des
Hotels „Eggensberger“ führt Franzis-
ka einen handwarmen Wasserstrahl
sanft am äußeren Schienbein entlang,
umkreist das Knie fünfmal, um auf
der anderen Seite wieder hinunterzu-
fahren. „Schön weiteratmen“, mahnt
sie noch – und tatsächlich bleibt kurz
die Luft weg, als sie die Prozedur mit
kaltem Wasser wiederholt. Als zu gu-
ter Letzt die Fußsohlen kalt abge-
spritzt sind und die Haut an der Luft
getrocknet ist, breitet sich eine woh-
lige Wärme im ganzen Körper aus.
Erfrischt und wie auf Wolken schreitet
man aus dem Therapie-Bad – hinein
in den Tag.
Der Kurort Füssen, wo König
Ludwig II. einst sein Märchenschloss
Neuschwanstein in die malerischen
Voralpen setzte, hat sich die Mission
„Besser schlafen“ auf die Fahnen ge-
schrieben. Aus gutem Grund: Laut
Gesundheitsreport der DAK klagen
80 Prozent der Erwerbstätigen hier-
zulande über schlechten Schlaf.
Reiz überflutung, Multitasking, hohes
Arbeitstempo und der tägliche Ga-
lopp zwischen Beruf und Familie
münden in chronische Übermüdung
am Tag und Ruhelosigkeit in der
Nacht. Nicht so in Füssen.
14 Hotels der Stadt stellen sich als
Schlafgastgeber vor. Hochwertige
Matratzen, verstellbare Lattenroste,
schallschluckende Türen und Fens-
ter, abgestuftes Tages-, Abend- und
Nachtlicht sowie Verdunklungsmög-
lichkeiten gehören zur Grundausstat-
tung der Zimmer. Damit sind schon
mal die idealen Rahmenbedingungen

für die nächtliche Erholung geschaf-
fen. Zudem offerieren einige Hotels
spezielle Schlaftrainings und greifen
auf die Methoden des Wasserdoktors
Sebastian Kneipp zurück.

Morgens Armguss,
abends Waschung

Das Hotel „Eggensberger“ im Füs-
sener Ortsteil Hopfen am See zum
Beispiel will Gästen in einem einwö-
chigen Programm zu besserem Schlaf
verhelfen. Der Hausherr selbst prak-
tiziert seit Jahren leidenschaftlich die
Kneipp’sche Lehre. „Der alte Kneipp
hat uns alles an die Hand gegeben, um
die Probleme in den Griff zu bekom-
men, die mit unserem modernen Le-
bensstil einhergehen“, sagt Andreas
Eggensberger. Der Schlaflosigkeit sei-
ner Gäste rückt der gelernte Physio-
und Hydrotherapeut mit Güssen und
Waschungen zu Leibe. Davor aller-
dings stehen ein ausführliches Ge-
spräch und etliche Untersuchungen.
Der Tag beginnt mit einem Arm-
guss. Der Wasserstrahl wandert von
der Hand zur Schulter und wieder
zurück. Rechts, links, erst warm, dann
kalt und noch einmal von vorn. Der
Tag endet damit, dass man seine Bei-
ne mit kaltem Wasser abwäscht. Kurz
vor dem Lichtlöschen und morgens
nach dem Aufstehen füllt man das

Sebastian Kneipp (1821–1897)
heilte sich mit Tauchbädern
im eiskalten Wasser der
winterlichen Donau von einer
schweren Tuberkulose. Als
Priester in Bad Wörishofen
entwickelte er seine „Kneipp-
kur“. Sie beruht auf fünf
Säulen: Wasser, Ernährung,
Bewegung, Kräuter und innere
Ordnung.

WIRKUNG
Kneipp unterstrich die
vorbeugende Wirkung einer
bewussten Lebensweise in
Kombination mit regelmäßigen
Wassergüssen.

HILFT BEI
Herz- und Kreislaufbeschwer-
den, Übergewicht, schwachem
Immunsystem, Schlafstörungen,
psychischen Leiden.

Kneipp


Wassertreten:
Der Storchen-
gang ist Pflicht
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