Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
Foto: Offset Images

26 FOCUS-GESUNDHEIT


Gute Nacht:
Mit einfachen
Mitteln lässt
sich eine
Verbesse-
rung der
Schlafquali-
tät erreichen

Prozent der
Berufstätigen in
Deutschland
klagen über
Schlafstörungen

80


Quelle: DAK Gesundheitsbericht 2017

KNEIPP I GESUNDER SCHLAF


Schlaftagebuch aus: Wie war der Tag?
Gab es Einschlafprobleme? Lag man
nachts wach? Das war’s. Mehr ist zu
Hause nicht nötig.
„Wir halten die Maßnahmen be-
wusst so einfach wie möglich“, sagt
Eggensberger. „Sie sollen im Alltag
so selbstverständlich werden wie
Zähneputzen.“ Die Warm-kalt-Güsse
am Morgen bringen den Kreislauf in
Schwung. Die kalte Waschung am
Abend entzieht dem Körper Wärme,
die Kerntemperatur sinkt. Fällt diese
innerhalb von Minuten um 0,2 bis
0,3 Grad, ist das ein starkes Signal
für den Körper einzuschlafen.
Eine Studie der Ludwig-Maximi-
lians-Universität München beschei-
nigt, Kneipp-Anwendungen seien
„ein seit Langem anerkanntes Ver-


fahren bei Schlafstörungen“. Die
Forscher begleiteten Gäste, die drei
Wochen lang das „Schlaf gut“-Pro-
gramm in Füssen durchliefen. Sechs
Monate nach Abschluss des Pro-
gramms zeigten „knapp drei Viertel
aller Teilnehmer eine relevante Ver-
besserung der Schlafqualität“.

Ruhe lässt sich nicht
verordnen – nur erleben

Etwas Geduld braucht es dennoch.
„Ruhe lässt sich nicht verordnen“,
sagt Eggensberger. „Wir können aber
den Schlafdruck erhöhen.“ Etwa in-
dem man den Tag wach verbringt,
sich draußen bewegt, entspannt.
Im idyllischen Allgäu fällt das
leicht. Der Hopfensee liegt am Mor-
gen still da, von Nebel bedeckt. Lang-
sam saugt die Sonne den Dunst auf
und lässt die schneebedeckten Berge
zum Vorschein kommen. Leise
dringt das Tack-tack der Nordic Wal-
ker, die den See umrunden, ins Ohr.
Ein kleiner Park am Ufer verdeut-
licht die Säulen der Kneipp-Lehre:
Bewegung gehört dazu, gesunde Er-
nährung, die Heilkraft von Kräutern.
Eine Tafel mahnt zur inneren Ord-
nung. Scheint kompliziert – in Füs-
sen findet auch dies eine einfache
Übersetzung. Sie lautet: immer zur
gleichen Zeit aus dem und ins Bett.
Nachdem am Abend die Beine mit
kaltem Wasser abgewaschen sind,
geht es mit leichtem Frösteln ins Bett.
Der Ruf eines Käuzchens dringt durch
das offene Fenster, der Wind weht
sanft herein. Am nächsten Morgen
kann ich im Schlaftagebuch in der Ru-
brik „Wie lange hat es nach dem Licht-
löschen gedauert, bis Sie einschlie-
fen?“ den sensationellen Wert von
20 Minuten eintragen. So schnell ging
das zu Hause bislang noch nie. 
SUSANNE WITTLICH
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