Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
WISSENSCHAFT

Fotos: Linda Forsell, Wolfgang Kumm, Vincent Yu, Klaus Ohlenschläger/alle dpa,


Carlos Chavarria/Redux, Charlie Surbey/Camera Press, Peter DaSilva/NYT/Redux/alle laif, Interfoto, Michael D. Wilson

FOCUS 40/2019 25

D

ie Operation, die einen der
größten Polit-Skandale der
Geschichte auslöste, glich
einem spinnerten Spiel. Ed-
ward Snowden, noch nicht
30-jähriger Systemadminis-
trator der amerikanischen
National Security Agency
(NSA), war nur selten ohne seinen Zauber-
würfel anzutreffen, jenem Geduldsspiel,
bei dem drehbare Steine mit farbigen Sei-
ten so angeordnet werden müssen, dass
sich einfarbige Würfelflächen ergeben.
In den achtziger Jahren waren nicht nur
Mathematik-Nerds extrem fasziniert von
Rubik’s Cube; im Jahr 2013 war Snowden
allerdings der Einzige im NSA-Büro auf
Hawaii, einer tief in die Erde eingegra-
benen Hochsicherheitsanlage, der sich
noch dafür interessierte. Genau das war
sein Kalkül.
Die Wachmänner nannten den schmäch-
tigen Burschen mit der Brille und dem
blassen Teint bald nur noch „den Typen
mit dem Würfel“. Größere Beachtung
schenkten sie dem Spielzeug bei den täg-
lichen Checks jedenfalls nicht. Was sie
nicht ahnten: Es diente einem weit höhe-
ren Zweck als dem bloßen Zeitvertreib

Alex Karp
Der US-Jurist gründete gemeinsam mit dem
deutschen Investor Peter Thiel 2004 das
Datenanalyse-Unternehmen Palantir, zu dessen
ersten Kunden US-Geheimdienste gehörten

Edward
Snowden
2013 ent-
hüllte der
Whistle-
blower
gegenüber
Journalisten
in Hongkong
das Späh-
programm
der NSA

George Orwell
„Big Brother is
watching you“ –
bereits 1948
entwarf der Brite
im Roman „1984“
das Szenario eines
totalitären Über-
wachungsstaats.
Hier die Ver-
filmung von 1956
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