Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1

POLITIK AUSLAND


Fotos: imago images, ddp images

40


Aus dem Saarland in die Welt:


die Karriere Maas in Bildern


1994 Bei der Land-
tagswahl gibt der
Juso den Rebellen.
Mit zerrissenen Jeans
lässt er sich für
ein Wahlplakat
ablichten

Als er am späten Mittwochabend sei-
ne UN-Rede hält, ist die Bühne ziemlich
klein. Da hören vielleicht noch 150 im
rund 1000 Plätze fassenden Plenarsaal des
UN-Hauptquartiers zu, wie Maas „nach-
haltige Außenpolitik“ erläutert. „Nie mehr
allein – das ist eine Lehre aus
unserer Geschichte“, sagt er.
Deutschlands Chefdiplomat,
schmal und athletisch, hastet
in New York zu Gesprächen
über Syrien, Libyen, Rüstungs-
kontrolle, Klima und Sicher-
heit, Frauen in Konflikten und
über sein Lieblingsthema, die
von ihm gegründete „Allianz
der Multilateralisten“. Was
das genau sein soll? Bei der
Frage bleibt Maas oft vage,
guckt eher ein bisschen irri-
tiert, wenn sie gestellt wird.
Dabei können sich 67 Prozent
der Deutschen nach einer
Umfrage der Hamburger Kör-
ber-Stiftung nichts unter dem
Begriff vorstellen.
Eine Anti-Trump-Allianz? Nein, denn
die Amerikaner seien ja auch dazu ein-
geladen. Eher ein loser Zusammenschluss
derjenigen, die internationale Regeln
beachten und sich bei Themen wie Pres-
sefreiheit oder Cyberspace zusammentun
wollten. Das Projekt klingt irgendwie sper-
rig. Maas hält es für einen Erfolg, dass sich
an die 50 Außenminister für seine Multi-
lateralismus-Konferenz in der UN-Woche
angemeldet haben. „Aber wenn man so
etwas ins Leben ruft, muss man es auch
mit Leben füllen“, meint ein altgedienter


deutscher Diplomat. Er vermisst grund-
sätzlich eine außenpolitische Strategie.
„Maas reist durch die Weltgeschichte
ohne konkrete Ansätze.“ Der außenpoli-
tische Sprecher der FDP-Fraktion, Bijan
Djir-Sarai, kritisiert, dass Berlin beispiels-
weise keinen Einfluss auf die
Nachkriegsordnung in Syrien
nehme.

Hoffnung auf den Neuling
Als Heiko Maas im März 2018
Außenminister wurde, hatten
viele in der SPD gehofft, er
werde sich genauso schnell in
sein neues Ministerium ein-
arbeiten wie in sein altes. Sig-
mar Gabriel wäre damals gern
im Außenamt geblieben. Doch
Andrea Nahles und Olaf Scholz
booteten ihn aus, die Wahl fiel
auf den Neuling Maas. Er sei
der politischste der Kandida-
ten gewesen, sagte Gabriel
später. Als Maas 2013 Justiz-
minister wurde, hatte er ebenfalls wenig
Erfahrung. Allerdings sagte er schnell den
großen US-Internet-Konzernen den Kampf
an, allen voran Facebook und Twitter. Das
sogenannte Netzwerkdurchsetzungsge-
setz, kurz NetzDG, wurde sein wichtigstes
Gesetz. Es verpflichtet Betreiber sozialer
Netzwerke, schnell auf Hasskommentare
zu reagieren und sie im Zweifel zu löschen.
Das Gesetz ist umstritten, Kritiker bekla-
gen eine Einschränkung der Meinungs-
freiheit. Maas verschaffte es aber Profil.
Im Justizministerium wurde er zu einer
Führungsfigur für all jene, die einen har-

ten Kampf gegen rechts für richtig hal-
ten, ob im Internet oder auf der Straße.
Maas bezeichnete Pegida als „Schande für
Deutschland“, Morddrohungen gegen ihn
als „unterirdisch und voller Hass“. Auch
mit Demonstranten, die ihn anbrüllten,
legte er sich an: „Gott sei Dank seid ihr
nicht die Mehrheit.“
Den Kampf gegen rechts setzt er als
Außenminister fort. Vor einigen Wochen
rief er den „Donnerstag für Demokratie“
ins Leben, in Anlehnung an „Fridays for
Future“. Über soziale Netzwerke gibt er
Menschen eine Stimme, die sich für die
Demokratie einsetzen und von Rechten
attackiert werden – Bürgermeistern, Land-
räten, zivilen Initiativen.

Nette Ideen, schöne Bilder
Aber selbst jene, die es gut mit Maas
meinen, fragen, was aus solchen Initiati-
ven eigentlich wird. Der „Donnerstag für
Demokratie“ sei eine nette Idee, ebenso
„Europe United“ oder die „Allianz der
Multilateralisten“. Doch sind es mehr als
Schlagwörter oder Hashtags auf Twit-
ter? Maas engagiere sich für Themen, die
Applaus versprächen, meinen jene, die
es weniger gut mit ihm meinen. „Nette
Bilder auf Instagram machen noch keinen
guten Außenminister“, sagt einer, der
eng mit Frank-Walter Steinmeier verbun-
den ist, dem Vorvorgänger und jetzigen
Bundespräsidenten. Einige zählen auch
das Foto mit Joshua Wong, einem der
Organisatoren der Hongkong-Proteste,
bei einer „Bild“-Party zu den Show-Ver-
anstaltungen. Geholfen hat es Wong
nicht, dafür waren die Chinesen sauer.

2012 Maas dient
als Wirtschafts-
minister im
Kabinett von
Annegret Kramp-
Karrenbauer (CDU)

»
Den Deutschen
geht es mehr
um Kontrolle
als ums
Gestalten

«


Claire Demesmay,
Deutsche Gesellschaft für
Auswärtige Politik

2000 Der damalige SPD-Fraktionschef im
saarländischen Landtag und die angehende Lehrerin
Corinna Regneri geben sich das Jawort

1988 Heiko Maas schlendert
mit Anfang 20 durch Paris.
Frankreich hat der Saarländer
nach eigenen Angaben beson-
ders häufig besucht

1998 Auf einer SPD-Wahl-
party in Saarbrücken zeigt
sich Maas als designierter
saarländischer Umweltmi-
nister in politisch korrekter
Kleidung mit „Danke-
schön!“-Schlips

Umsteigen. Sparen. Vorausfahren.


Der Mercedes-Benz UmsteigeBonus* ‒ für alle Transporterbesitzer und die, die es werden wollen. Jetzt in
einen neuen Citan, Vito oder Sprinter umsteigen und bis zu 7.000 Euro Bonus sichern. Unabhängig
von Marke und Alter Ihres aktuellen Fahrzeugs. Mehr Infos unter http://www.mercedes-benz.de/umsteigebonus
* Nur bei teilnehmenden Mercedes-Benz Partnern und nur gültig bis 31.10.2019.

Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart

FOCUS_210x267_HM_Aktion_Umsteigebonus_Vans.indd 1 26.08.19 11:58
Free download pdf