Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
WIRTSCHAFT INDUSTRIE

Foto: Wolfgang Rattay/REUTERS

64 FOCUS 40/2019

Wieder Chaos bei Thyssenkrupp: Nach nur 14 Monaten


muss der Chef gehen. Zwei Frauen ziehen jetzt die Strippen


Der Nächste, bitte!


E


s war am vergangenen Mon-
tagabend, als die Führung von
Thyssenkrupp ein weiteres Ka-
pitel im Chaos um den Tradi-
tionskonzern aufschlug. Der
Personalausschuss des Auf-
sichtsrats empfahl, sich von Vorstands-
chef Guido Kerkhoff, 51, zu trennen.
Sinkende Erträge, Streit um die richtige
Strategie und der Rauswurf aus dem Leit-
index Dax waren Investoren und Arbeit-
nehmervertretern zu viel geworden. Ihr
Fazit: Kerkhoff muss weg.
Der Thyssen-Chef wurde telefonisch
informiert. Gut 24 Stunden später machte
der Aufsichtsrat öffentlich, dass Kerkhoff
gehen soll. Dabei war der Top-Manager
erst vor gut einem Jahr zum Thyssen-Chef
berufen worden – als Nachfolger von
Heinrich Hiesinger, der im Streit mit
Investoren entnervt hingeworfen hatte.
Kerkhoffs Auftrag: den kriselnden Indus-
triekonzern zu sanieren.
Noch am Dienstag hatte Kerkhoff des-
halb Gespräche über die Zukunft von
Thyssens Stahlsparte geführt. Er wollte
die verbliebenen europäischen Stahlkon-
zerne enger zusammenfügen und so eine
Einheit schaffen, die auf dem Weltmarkt

bestehen sollte. Pläne, die nun hinfällig
sind.

Es gibt Wut auf die „Hexe vom Hügel“
Mit dem Scheitern hat man beim über
200 Jahre alten Essener Traditionskon-
zern mittlerweile viel Erfahrung: Der Bau
eines Stahlwerks in Brasilien kostete das
Unternehmen acht Milliarden Euro, eine
geplante Fusion der Stahlsparte mit jener
des indischen Wettbewerbers Tata Steel
platzte im Juni, weil die EU-Kommission
Einspruch eingelegt hatte. Und auch der
Börsengang der Aufzugssparte wurde
Anfang September abgesagt.
Kerkhoffs Abgang wurde maß-
geblich vom schwedischen Inves-
tor Cevian betrieben – und von
Ursula Gather, wie es heißt.
Gather ist Rektorin der TU
Dortmund und leitet die Alfried
Krupp von Bohlen und Halbach-
Stiftung, die 21 Prozent an
Thyssen hält. Die Anteilseigner
sind unzufrieden, dass Kerk-
hoff vor wenigen Wochen das
Gewinnziel für das Gesamtjahr
um 300 Millionen auf 800 Mil-
lionen Euro gesenkt hatte.

Schon ist im Konzern die Rede von
der „Hexe vom Hügel“, die Thyssen er-
neut ins Chaos stürze. Damit ist Gather
gemeint.
Kerkhoff schien zunächst auf gutem
Weg. Er wollte Thyssen (160 000 Mit-
arbeiter weltweit) zu einem Werkstoff-
konzern umbauen und unter anderem in
die Energie-Erzeugung mit Wasserstoff
einsteigen. Doch das hätte zunächst viel
Geld gekostet: Allein die Umstellung,
Stahlwerke nicht mehr mit Kohle, son-
dern Wasserstoff zu betreiben, wird intern
auf zehn Milliarden Euro taxiert.
Außerdem hatte Kerkhoff als Vorstands-
chef nicht nur die Interessen der Aktio-
näre, sondern auch jene der Mitarbeiter,
Kunden und Lieferanten im Blick, heißt es.
Damit verärgerte er Aufsichtsratschefin
Martina Merz. Die ehemalige Bosch-Ma-
nagerin will, wie auch Investor Cevian,
dass sich der Vorstand an den Interessen
der Aktionäre orientiert. Und die wollen
oft kurzfristig Gewinne einstreichen. So
begrüßte Cevian-Partner Lars Förberg
denn auch Kerkhoffs Demission.
Für Unruhe sorgt Kerkhoffs Rauswurf
bei den Arbeitnehmervertretern. Dieter
Lieske, der erste Bevollmächtigte der IG
Metall im Bezirk Duisburg-Dins laken,
macht sich Sorgen: „Wir sind, bei allen
Meinungsverschiedenheiten, gut mit
Kerkhoff ausgekommen.“ Eine Zerschla-
gung des Konzerns dürfe es nicht geben.
Lieske kritisiert auch den Kurs von Stif-
tungschefin Gather. Sie sei „nicht gerade
eine Industriekapitänin“.
Finanziell ist Kerkhoff abgesichert. Er
hat einen Vertrag bis 2023. Im vergan-
genen Jahr strich er 1,34 Millionen Euro
ein. In der Regel einigen sich Firma und
Top-Manager bei vorzeitigem Vertrags-
ende darauf, dass die Bezüge zunächst
weitergezahlt werden.
Problematischer dürfte die Suche nach
einem Nachfolger verlaufen. Vorerst wird
Aufsichtsratschefin Merz den
Konzern führen – für maximal
ein Jahr. Und danach? „Der
Vorstandsvorsitz bei Thyssen-
krupp ist mittlerweile ein
Schleudersitz“, sagt ein Kon-
zern-Insider. „Es wird nur we -
nige gute Manager geben, die
an so einem Posten Interesse
haben.“ Gut möglich also, dass
Merz länger machen muss als
geplant. n

STEFAN LAURIN

Millionen
Euro verdiente
Guido Kerkhoff
als Chef von
Thyssenkrupp
im vergangenen
Jahr

1,34


Zwei gegen einen Guido Kerkhoff, 51, mit Martina Merz, 56, und Ursula Gather, 66 (v. r.)

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