Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
WIRTSCHAFT MITTELSTAND

Foto: Andy Dean Photography/Alamy/mauritius images

66 FOCUS 40/2019

Die Digitalisierung revolutioniert auch


Arztpraxen: Patienten erhalten Zahn-


ersatz heute viel schneller – und günstiger


Dritte aus dem Drucker


D


ie Zukunft der
Aachener Zahn-
arztpraxis von Sven
Hertzog ist aus Me-
tall, 40 Zentimeter
hoch und 60 Zenti-
meter breit. „Mit
dieser digitalen Fräsmaschine
arbeiten wir viel schneller und
effizienter“, sagt Hertzog über
das Gerät, mit dem er für seine
Patienten fast alles selbst herstel-
len kann – von der Krone bis zum
Keramikzahn.
Bisher musste Hertzog dafür
externe Labore beauftragen, die
zum Teil im Ausland fertigen.
Oft mussten seine Patienten bis
zu einer Woche auf einen neuen
Zahn warten. Nun dauert es nur
noch drei Stunden – vom Scan-
nen des Gebisses bis zum Ein-
setzen des fertigen Zahns.
Wie Sven Hertzog erken-
nen immer mehr Arztpraxen
und Kleinbetriebe die Vorteile
der Digitalisierung – und zwar
über die reine Umstellung auf
Online-Terminvergabe hinaus.
Laut Kassenärztlicher Bundes-
vereinigung (KBV) verwalten
73 Prozent der Arztpraxen Pati-
entendokumente mittlerweile
digital. Und 74 Prozent besitzen
Geräte mit „digitalen Schnitt-
stellen“. Auf rund 15 Milliarden
Euro taxiert die staatliche Förder-
bank KfW im aktuellen „Digi-
talisierungsbericht“ den Betrag,
den kleine und mittelständische
Unternehmen pro Jahr in die Modernisie-
rung ihrer Produkte und Dienstleistungen
investieren.
Zugleich verlangt die KfW noch mehr
Tempo bei der Umstellung. Jedes dritte
mittelständische Unternehmen
sei immer noch ein „digitaler
Nachzügler“ ohne „grundle-
gende digitale Anwendungen“
wie zum Beispiel vernetzte Infor-
mationen. KfW-Chefvolkswirt
Jörg Zeuner mahnt deshalb, die
künftige Wettbewerbsfähigkeit
hänge „in erheblichem Umfang
davon ab, dass ihm die Digita-
lisierung gelingt und moderne,
zukunftsfähige Geschäftsmo-
delle entstehen“.
In der Praxis von Sven Hertzog
funktioniert die digitale Produk-

tionskette für Kronen, Brücken und Implan-
tate reibungslos. Der Zahnarzt scannt
zunächst das Gebiss seines Patienten.
Die Software entwickelt anschließend
ein 3-D-Modell. Die digitale Fräsmaschine
stellt den Zahnersatz schließlich
her – das alles mithilfe der com-
putergestützten CAD- und CAM-
Technologien, was für „computer-
aided design“ steht und „com-
puter-aided manufacturing“.
Einige Zahnärzte und Den-
tallabors experimentieren sogar
bereits mit 3-D-Druckern. Bei
dieser sogenannten additiven
Fertigung schmelzen Laser eine
Kunststoffpulver-Mischung und
formen so den Zahnersatz.
Schicht für Schicht. Die 3-D-
Drucker arbeiten noch schneller

(bis zu 400 Kronen pro Nacht)
und genauer als Fräsmaschinen
und verschwenden kein Mate-
rial. Sie verbrauchen nur so viel
Pulver wie nötig. Die wenigen
Gramm überschüssiges Material
lassen sich reinigen und wieder-
verwenden.

Patienten können
20 Prozent sparen
Dank der neuen Methoden spa-
ren auch die Patienten viel Geld.
Eine herkömmliche Zahnkrone
kostet je nach Material zwischen
300 und 1000 Euro. Eine Krone
aus der Fräsmaschine von Zahn-
arzt Hertzog ist bis zu 20 Pro-
zent günstiger. Der Zuschuss
der Krankenkassen für gesetz-
lich Versicherte beträgt weiterhin
zwischen 150 und 200 Euro.
Für Sven Reich ist daher klar,
dass nicht nur die Arztpraxen
vor einer digitalen Revolution
stehen, sondern auch die Zahn-
technik. Reich ist Professor am
Aachener Universitätsklinikum.
Die Digitalisierung werde „die
Zahntechnik überrollen“, sagt
er voraus.
Reich ist Experte für compu-
tergestützte Dentalmedizin und
glaubt an die Zukunft einer
umfassend digitalen Zahnmedi-
zin: „Wir werden den Menschen
als Behandler sicherlich nicht
abschaffen. Aber wir werden
die Digitaltechnik als unterstüt-
zende Technik zur Verfügung
haben, zum Beispiel mithilfe einer künst-
lichen Intelligenz, die dem Zahnarzt die
Behandlungsart oder die idealen Behand-
lungsmaterialien vorschlägt.“
Bei aller Euphorie über die neue digitale
Dentalwelt gibt es auch kritische Stim-
men wie die von Christof Breitenbach.
Der Mediziner ist Leitender Oberarzt der
Zahnärztlichen Tagesklinik Dr. Eichenseer
in München. Einen 3-D-Drucker will er in
der Praxis trotz der Vorteile für Ärzte und
Patienten bisher nicht einsetzen. Grund
sind Sorgen wegen der Materialunver-
träglichkeit der Patienten. „Die klinischen
Studien über die Verträglichkeit oder mög-
liche Allergien lassen das nach unserer
Einschätzung noch nicht zu 100 Prozent
zu“, sagt Breitenbach. n

ULI DÖNCH

»
Die
Digitalisie-
rung wird
die Zahn-
technik
überrollen

«
Prof. Sven Reich

Die Prothese
Zähne aus dem
3-D-Drucker

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angebracht. Magda wiederum hat
die Zimmer mit Souvenirs eines
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genießen das Gefühl einer nie da-
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