Focus - 28.09.2019

(Jacob Rumans) #1
WISSEN

Fotos: dpa, F1online

80 FOCUS 40/2019

für uns bereit: Mit 30 Jahren erhalten
wir im Lauf einer Woche drei Spritzen,
mit denen ein gezielt gentechnisch ver-
ändertes Adeno-assoziiertes Virus (AAV)
in den Körper gebracht wird. Dieses Virus
erzeugt eine schwache Immunantwort,
die noch weniger spürbar ist als nach
einer Grippeimpfung. Die Virusvariante
trägt nur wenige Gene – vielleicht eine
Kombination von Yamanaka-Faktoren


  • und einen Schalter, den man gezielt
    betätigen kann, beispielsweise mit einem
    gut verträglichen Wirkstoff wie dem Anti-
    biotikum Doxycyclin.
    Ungefähr Mitte 40, also in einem Alter,
    in dem wir die ersten Auswirkungen der
    Alterung spüren, wird uns einen Monat
    lang Doxycyclin verschrieben. Damit
    würde die Umprogrammierung der Gene
    eingeschaltet.
    Im Lauf des folgenden Monats würde
    der Körper einen Verjüngungsprozess
    durchmachen. Graue Haare würden ver-
    schwinden. Wunden würden schneller
    heilen. Falten würden sich glätten. Orga-
    ne würden sich regenerieren. Wir würden
    schneller denken und wieder höhere Fre-
    quenzen hören. Der Körper würde sich
    wieder jung anfühlen.
    Dann wird Doxycyclin
    wieder abgesetzt. Das AAV
    schaltet sich ab. Die Yama-
    naka-Faktoren verstummen.
    Biologisch, körperlich und
    mental sind wir jetzt einige
    Jahrzehnte jünger, aber wir
    behalten unser gesamtes
    Wissen, unsere Erfahrung
    und unsere Erinnerungen.
    Hört sich das wie Science-
    Fiction an? Wie ferne Zu-
    kunftsmusik? Ich muss es
    klar sagen: Das ist es nicht.
    Manuel Serrano, Leiter
    des Cellular Plasticity and
    Disease Laboratory am Institut für bio-
    medizinische Forschung in Barcelona,
    und Juan Carlos Izpisua Belmonte vom
    Salk Institute for Biological Sciences in
    San Diego haben bereits gentechnisch
    veränderte Mäuse hergestellt, die von
    Geburt an alle Yamanaka-Faktoren besit-
    zen. Diese Faktoren lassen sich durch
    eine Doxycyclin-Injektion einschalten.
    In einer mittlerweile berühmten, 2016
    veröffentlichten Studie löste Belmonte
    bei Mäusen einer vorzeitig alternden
    Zuchtlinie namens LMNA während der
    gesamten Lebensdauer jeweils zwei Tage
    pro Woche die Produktion der Yamanaka-


Faktoren aus. Die so behandelten Mäu-
se blieben im Vergleich zu ihren nicht
behandelten Geschwistern jung und leb-
ten 40 Prozent länger.

Nervenzellen wachsen nach
In meinem Labor experimentiert Yuang-
cheng Lu mit Mäusen, die nur drei Yama-
naka-Faktoren in sich tragen. Diese
Beschränkung verhindert offenbar die
Entstehung von Tumoren. Am Sehnerv
einer Maus überprüfte Yuangcheng die
Umkehr der Alterung und die Verjün-
gung. Er verletzte den Nerv und schaltete
dann das Virus ein. Anstelle der toten
Zellen entstand ein Netzwerk aus lan-
gen, gesunden, spinnenförmigen Fort-
sätzen, die dabei waren, Verbindungen
zum Gehirn herzustellen. Es war das wohl
großartigste Beispiel für die Entstehung
von Nerven in der gesamten Geschichte
der Biomedizin. Und Yuangcheng steht
erst am Anfang.
Die Zukunft sieht, vorsichtig gesagt,
vielversprechend aus. Wenn wir die heik-
len Nervenzellen regenerieren können,
gibt es eigentlich keinen Grund, warum
wir nicht auch alle anderen Zelltypen
nachwachsen lassen kön-
nen, etwa in Leber, Niere
oder Herz. Nichts ist ausge-
schlossen.
Andere Wissenschaftler
warnen mich häufig, ich sol-
le mich in der Öffentlichkeit
nicht so optimistisch äußern.
„Es ist keine gute Idee“, sag-
te mir kürzlich ein wohlmei-
nender Kollege. „Warum?“,
fragte ich. „Weil die Öffent-
lichkeit darauf nicht vorbe-
reitet ist.“ Da bin ich anderer
Meinung.
Vor zehn Jahren war ich
noch ein Außenseiter, als ich
davon sprach, Arzneimittel gegen das
Altern herzustellen. Heute sind viele
meiner Kollegen ebenso zuversichtlich
wie ich, auch wenn sie es nicht öffentlich
zugeben. Halbjährlich halten angesehe-
ne Forscher aus renommierten Univer-
sitäten internationale Tagungen ab, die
sich gezielt mit Eingriffen zur Verlän-
gerung der Lebensdauer beschäftigen.
In den Diskussionen geht es nicht da-
rum, ob sich unsere Lebensspanne weiten
wird, sondern was wir tun sollen, wenn
es geschieht. Welche Gewinne kann die
Gesellschaft aus einer längeren Phase der
Gesundheit ziehen? Wie die Fragen der

Sind das die Wege zu


einem langen Leben?


E


in Wettlauf ist im Gang. Welchem Labor,
welchem Unternehmen gelingt es als Ers-
tem, eine wirksame und sichere Therapie
gegen das Altern am Menschen zu testen und auf
den Markt zu bringen? Oberstes Ziel ist meist
nicht, die maximale Lebensspanne zu erhöhen,
sondern Wege zu einem möglichst langen Leben
ohne Krankheiten zu erschließen. Hier einige der
verfolgten Ansätze:
Veteran als Pionier.
Metformin, basierend auf einem
Wirkstoff der Echten Geißraute,
hilft seit Langem bei Typ-2-
Diabetes – und könnte generell den Prozess des
Alterns verlangsamen. Klinische Tests laufen.
Treibstoff für die Zellen. Mehrere Firmen
setzen auf Substanzen wie Nicotinamid-Mo-
nonucleotid (NMN) oder Nicotinamid-Ribosid
(NR). Sie erhöhen die Konzentration des
wichtigen Coenzyms NAD.
Traubenkraft. Der in Rotwein enthaltene
Stoff Resveratrol schenkt Hefen, Taufliegen und
Mäusen ein längeres Leben, wird aber vom Darm
des Menschen schlecht aufgenommen.
Entdeckt auf den Oster-
inseln. Rapamycin, Produkt
eines Bakteriums, verlängert
die Lebensspanne von Mäusen
um bis zu 60 Prozent. „Rapaloga“ sollen auch
Menschen verjüngen.
Schutz fürs Herz. In Tierversuchen
erweitert auch Spermidin die Lebensspanne.
Der Stoff kommt in allen Organismen vor,
schwindet aber mit den Jahren.
Ohne Nachweis. Die Firma PDLH aus
Florida verkauft Alpha-Ketoglutarat (AKG) als
Nahrungsergänzungsmittel – und umgeht so
klinische Studien.
Die Thymusdrüse wachsen lassen. Das
Start-up Intervene Immune behauptet, mit
einer Mischung aus dem Wachstumshormon
HGH, dem Hormon DHEA und Metformin neun
Männer um Jahre verjüngt zu haben. Weitere
Tests stehen aus.
Tod den Zombie-Zellen. Unity Biotechno-
logy will mit sogenannten Senolytika gezielt
schädliche, funktionslose Zellen abtöten. Die
Milliardäre Jeff Bezos und Peter Thiel haben in
die Firma investiert.
Googles geheime Pläne. Die
Zunft der Alternsforscher rätselt,
was der Internet-Gigant mit
seiner Tochter Calico plant. Alle
Mitarbeiter sind zum Schweigen verpflichtet.
Sie arbeiten unter anderem mit dem Nacktmull,
einem Tier, das vor Krebs gefeit scheint.

»


Wir brauchen
eine Medizin,
die sich auf den
größten aller
Risikofaktoren
konzentriert,
das Altern

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