Focus - 05.10.2019

(Ron) #1

KULTUR KUNST


Foto: Courtesy of Koo Jeong A & Acute Art

94 FOCUS 41/2019


Misstrauen ist durchaus begründet. Diese
Technologien sind ja nicht völlig harmlos.
Aber es lohnt sich, damit zu arbeiten und
sie für die Kunst zu erobern. Sonst sind am
Ende alle VR-Produkte bloß noch Werbung
für neue Gadgets.
Welche Künstler werden in Ihrer
Reihe noch zu sehen sein?
Stoschek: Ein breites Spektrum: Natha-
lie Djurberg, Marina Abramovic, Antony
Gormley, Anish Kapoor – also durchaus
einige Stars.
Birnbaum: Ich halte die Julia Stoschek
Collection für den idealen Ort, um diese
Kunst und diese Künstler zu präsentieren.
Es gibt nicht viele Institutionen weltweit,
die solch eine Reihe wagen würden. Aber
in solchen Experimenten mit ungewissem
Ausgang ist Kunst doch am spannends-
ten. Kunst ist gut, wenn sie Wagnisse
eingeht.


War das der Grund, Herr Birn-
baum, warum Sie vom eher
konventionellen Moderna
Museet in Stockholm zu Acute
Art gewechselt sind: um experi-
menteller arbeiten zu können?
Birnbaum: Das hat sicher
eine Rolle gespielt. Mich hat
immer fasziniert, was passiert,
wenn bedeutende Künstler
neue technische Werkzeuge
in die Hand bekommen. Und
genau das machen wir bei
Acute Art. Wir leiten Künstler
an, wie sie diese neuen Instrumente für
sich nutzen können. Und da wir keine
eigene Galerie haben, um zeigen zu kön-
nen, was bei uns entsteht, freuen wir uns
sehr über die Zusammenarbeit mit Julia.
Werden diese neuen Formen wie Virtual Rea-
lity oder Augmented Reality auch Ihre Samm-
lung verändern, Frau Stoschek? Bisher kon-
zentrieren Sie sich auf analoge Videoarbeiten.
Stoschek: Medienkunst ist ja immer
an Technologie gebunden. VR ist jetzt
schon Teil der Sammlung, aber sie wird
sicher noch präsenter werden, wenn mehr
Künstler sie nutzen. Uns geht es immer


darum, Zeitgenossenschaft abzubilden,
das war schon zu Beginn ein ganz zen-
traler Gedanke. Dass der große sozio-
kulturelle Umbruch, die Digitalisierung,
jetzt auch die Kunst erreicht hat und von
ihr reflektiert wird, finde ich sehr wichtig,
und das wird selbstverständlich Gegen-
stand der Sammlung sein.
Der Philosoph Walter Benjamin hat schon
1935 über „Das Kunstwerk im Zeitalter
seiner technischen Reproduzierbarkeit“
nachgedacht. Wie wird der Umstand,
dass Kunstwerke heute oft nur noch
Dateien sind, die unendlich oft kopiert
werden können, den Markt verändern?
Stoschek: Technische Entwicklungen
beeinflussen die Kunst, das war schon
immer so. Ob das nun die Erfindung der
Druckerpresse, der Fotografie oder des
Computers war. Allein die Medienkunst
hat sich in den vergangenen 15 Jahren,

seit denen ich aktiv bin, unglaublich wei-
terentwickelt. Es gibt heute keine Bien-
nale oder Überblicksschau mehr, bei der
Medienkunst nicht präsent ist oder sogar
im Mittelpunkt steht. Vor 15 Jahren war
das undenkbar. Da haben mich die Leute
gefragt: Julia, warum sammelst du denn
nicht Fotografie oder Malerei, die kann
man wenigstens aufhängen?
Birnbaum: VR ist ein demokratisieren-
des Werkzeug. Warum muss ein Kunst-
werk von einem bedeutenden deutschen
Künstler eine Million Euro kosten, und
nur sieben Leute haben diese Arbeit in

ihrer privaten Sammlung? Durch die Digi-
talisierung könnte wirklich eine Kunst für
alle entstehen, mit neuen, viel zugäng-
licheren Vertriebswegen. Ich könnte mir
auch eine Art Netflix oder Spotify für
Kunst vorstellen, also ein Abo-System,
ohne dass man die Werke selbst besitzt.
Wenn ein Kunstwerk nur noch eine
Datei auf einer Plattform ist, was sam-
melt man dann noch, Frau Stoschek?
Stoschek: Klassische Formen wie die
Malerei oder die Bildhauerei werden
natürlich weiter bestehen. Das Museum
wird nicht aussterben. Zudem wird die Art
der Präsentation wichtig bleiben: In wel-
chem Umfeld sehe ich die Arbeit? Unter
welchen technischen Voraussetzungen?
In welcher Gesellschaft? Medienkunst
können Sie nicht auf dem Handy angu-
cken, weil sie immer an Raum und Zeit
gebunden ist. Wenn man eine Video-
installation in einer Ausstellung betritt,
dann ist das ein singuläres Erlebnis mit
besonderen Eindrücken. Zu Hause ist das
nicht erlebbar. Das Ephemere, Flüchtige,
ist Signatur unserer Zeit – und genau das
sammle ich.
Birnbaum: Leute gehen ja auch immer
noch begeistert in Konzerte oder zu Sport-
veranstaltungen, obwohl sie die Rolling
Stones oder den FC Bayern auch am Bild-
schirm erleben könnten. Das authentische
Live-Erlebnis hat einen eigenen Wert.
VR könnte die Art, wie Kunst präsentiert
wird, verändern. Bevor ich zur Leonar-
do-Ausstellung nach Paris reise, in der
viele Werke nicht gezeigt werden können,
weil ihr Transport zu riskant wäre, kaufe
ich mir doch vielleicht eine App, setze
meine Brille auf und kann daheim ganz nah
an alle Leonardos herantreten, ohne dass
irgendeine Sicherheitssirene aufheult.
Stoschek: Beides zu haben ist ein großes
Geschenk. Für den einen ist die Begeg-
nung mit dem Original entscheidend, für
den anderen die unbegrenzte Möglichkeit
der Informationsaufnahme. Die Freiheit,
wählen zu können, ist ein Privileg.
Birnbaum: VR wird nicht nur die Kunst-
welt verändern, sie wird die Wissenschaft,
die Pädagogik, die Unterhaltungsbranche,
überhaupt die Art, wie wir zusammenle-
ben, revolutionieren und demokratisieren.
Es ist doch fantastisch, wie wir, ausgerüstet
mit einer Datenbrille, schon jetzt durch
die Internationale Raumstation spazieren
oder die „Apollo“-Mission zum Mond mit-
erleben können. Wer wird nicht Post-VR-
Sadness empfinden, wenn er von solchen
Expeditionen zurückkehrt? n

„Virtual Reality wird die Art, wie wir


zusammenleben, revolutionieren“
Daniel Birnbaum

Verzerrte
Wahrnehmung
Virtueller Eisklotz vor
der Julia Stoschek
Collection in Berlin

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