Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.10.2019

(lily) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Freitag, 4. Oktober 2019·Nr. 230/40 R1 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 3,00 € D 2955 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Kommunen kritisieren den Plan,


dassAngehörige nicht mehr für


Heimkosten Angehöriger zahlen


sollen.Rhein-Main-Zeitung, Seite 33


Eine Fotoausstellung zeigt die


Berliner Clubkultur als


Welt zwischen Schein und


Authentizität.Feuilleton, Seite 9


Die europäische Biopolitik ist in


Aufbruchsstimmung, wie nicht


nur Macrons Bioethikreform


demonstriert.Feuilleton, Seite 9


Die Frankfurterholen bei Vitoria


Guimaraes dank eines Tores von


Evan Ndicka ihren ersten Sieg in


der Europa League.Sport, Seite 31


Der EU-Türkei-Vertrag droht wir-


kungslos zu werden. Nun reist der


Innenminister in die Region, um


den Pakt zu retten.Politik, Seite 2


Der Technologiekonzern


Microsoft überrascht mit einem


faltbaren Handy mit zwei


Bildschirmen.Wirtschaft, Seite 24


Umstrittenes Gesetz


A


usgerechnet die von Präsident
Donald Trump geschmähte Welt-
handelsorganisation WTO hat ihm ei-
nen großen Erfolg beschert. Sie erklär-
te EU-Subventionen für den Flugzeug-
hersteller Airbus für illegal und er-
laubt es der amerikanischen Regie-
rung, als Gegenmaßnahme Zölle auf
EU-Importe im Warenwert von 7,
Milliarden Dollar zu verhängen.
Ohne Subventionen würde der euro-
päische Flugzeugbauer Airbus nicht
einmal existieren, behaupten die Ame-
rikaner. Sie haben vermutlich recht.
Ob der Welt damit allerdings gedient
wäre, ist weniger klar. Die Fluggesell-
schaften wären dann vor allem auf
den amerikanischen Konzern Boeing
angewiesen, dessen Modell 737 nach
zwei Abstürzen wegen schwerwiegen-
der Sicherheitsbedenken aktuell nicht
fliegen darf. Die Airlines wären zu-
rückgeworfen auf Unternehmen, die
neben der Branche noch etwas mit
Airbus gemeinsam haben. Sie wurden
und werden ebenfalls mit Subventio-
nen gepäppelt. Ohne die Hilfe des Pen-
tagons hätte Boeing wichtige Flug-
zeugmodelle für die zivile Luftfahrt
nie entwickeln können. Die WTO hat

schon festgestellt, dass Boeing illegal
Steuervergünstigungen und staatliche
Forschungsmittel bekommen hat. Im
kommenden Jahr entscheidet die Or-
ganisation über eine Klage der EU ge-
gen diese Praktiken.
Freunde der Ordnungspolitik mö-
gen es für paradox halten. Aber erst
die staatliche Starthilfe für Airbus hat
auf dem Markt für zivile Passagierflug-
zeuge für internationalen Wettbewerb
gesorgt und ein Monopol in ein Duo-
pol verwandelt. Die Entwicklung und
Produktion der Fluggeräte ist so teuer,
dass der Markteintritt eines privaten
Produzenten ohne Staatshilfe schlicht
nicht denkbar erscheint. Heute liefern
sich Airbus und Boeing heftige Kon-
kurrenz um die Kunden und haben da-
mit erst den Anreiz, ihre Flugzeuge
ständig besser oder billiger zu ma-
chen. Das allerdings wirft die Frage
auf, wie zeitgemäß das Regelwerk der
Welthandelsorganisation noch ist.
Ihre Entscheidung trägt nichts zur Ver-
besserung der Lage bei. Man würde
sich eine WTO wünschen, deren wich-
tigstes Anliegen die Förderung des
Wettbewerbs ist und nicht das Durch-
setzen von Prinzipien, die für speziel-
le Märkte wie den der Luftfahrt nicht
passen. Nun droht eine weitere Eskala-
tion des Handelskonflikts zwischen
Europa und Amerika. Als ob es da
nicht schon genügend Zündstoff gäbe.

fäh.HONGKONG, 3. Oktober. Nach ei-
ner Eskalation der Proteste plant die Re-
gierung in Hongkong ein Vermummungs-
verbot. Wie die Zeitung „South China
Morning Post“ am Donnerstag berichte-
te, dürfte das Verbot auf der Grundlage ei-
ner rund hundert Jahre alten Notstandsge-
setzgebung erlassen werden. Das Kabi-
nett werde dafür am Freitag zusammen-
kommen. Das Verbot soll die Behörden in
die Lage versetzen, weitere Ausschreitun-
gen zu verhindern. Für das Wochenende
sind weitere Proteste in der chinesischen
Sonderverwaltungszone geplant. Die De-
monstranten verhüllen ihre Gesichter,
um unerkannt zu bleiben und sich vor
dem Tränengas der Polizei zu schützen.
(Siehe Seite 3.)

Hongkong plant


Vermummungsverbot


Seehofers Mission


Weltmarkt der Eizellen


Comeback mit Smartphones


Effiziente Eintracht


S


eit der„Flüchtlingspakt“ zwischen
Ankara und der EU im März 2016
in Kraft getreten ist, wird er angefein-
det. Die Kritik kommt von ganz links
bis ganz rechts. Der Vorsitzende der
Linkspartei Bernd Riexinger oder de-
ren Fraktionschef Dietmar Bartsch for-
dern ebenso ein Ende des „menschen-
unwürdigen Flüchtlingsdeals“ wie Bun-
destags-Vizepräsidentin Claudia Roth
von den Grünen oder die AfD-Frakti-
onschefin Alice Weidel. Rainer Maria
Woelki, Erzbischof von Köln, fühlt
sich gar dazu berufen, das Abkommen
„infam“ zu nennen. Die tief im linken
gesellschaftspolitischen Spektrum ver-
ankerte Lobbyorganisation „Pro Asyl“
fordert ebenso ein Ende des „schmutzi-
gen Deals“ wie Autoren rechtspopulis-
tischer Internetforen. Sebastian Kurz
gehörte schon zu den Kritikern, als er
noch österreichischer Außenminister
war.
Nicht die Motive, aber die Argumen-
te der Kritiker überschneiden sich:
Durch das Abkommen habe Brüssel
sich dem türkischen Präsidenten Tay-
yip Erdogan ausgeliefert und ihn zu
Europas Schleusenwärter in der Migra-
tionskrise gemacht. So sei es von ihm
abhängig und damit erpressbar gewor-
den.
Es stimmt, dass Europa in der Migra-
tionskrise auf die Türkei angewiesen
ist. Doch das hat nichts mit Erdogan
zu tun, sondern mit Geographie. Soll-
te die EU, wie es die breit aufgestellte
Phalanx der Kritiker fordert, ihr Migra-
tionsabkommen mit der Türkei kündi-
gen, blieben einige Tatsachen davon
unberührt: Die Türkei wäre weiterhin
ein Nachbarland sowohl Syriens als
auch der EU. Sie beherbergte weiter-
hin mehr Flüchtlinge als jedes andere
Land der Welt. Und sie bliebe ein
Durchgangsland für Millionen poten-
tieller Migranten aus Iran, Südasien
und Afrika.
Nur hätte Erdogan ohne Abkom-
men keinen Grund mehr, die Reisen-
den auf ihrem Weg an die türkische
Westküste und von dort auf die grie-
chischen Inseln aufzuhalten. Auch die
türkische Landgrenze zu Griechen-
land und Bulgarien verschwände
nicht, wenn Brüssel das EU-Türkei-Ab-
kommen für nichtig erklärte. Sollte die
EU den Pakt mit der Türkei und damit
die Hilfszahlungen für die angeblich
bis zu 3,6 Millionen syrischen Flücht-
linge in der Türkei kündigen, würden
sich wohl viele von ihnen auf den Weg
nach Europa machen. Erdogans Partei
hat die Kommunalwahl in Istanbul in
diesem Jahr auch deshalb verloren,
weil viele Türken mit der Flüchtlings-
politik des Präsidenten unzufrieden
sind. Nicht zuletzt viele seiner Anhän-
ger fühlen sich von den Millionen Sy-
rern in ihrem Land im Kampf um Ar-
beitsplätze und Wohnraum bedroht.
Erdogan hätte keinen Grund mehr,
syrische Flüchtlinge oder afghanische
Migranten aufzuhalten, sollte die EU
das Abkommen mit ihm kündigen.
Und dann? Die Antwort, so ist nicht al-

lein von Sebastian Kurz zu hören, liege
in einem Europa, das seine Außengren-
zen selbst schützt, unter anderem mit
einer gemeinsamen europäischen Küs-
tenwache. Doch während Nordkorea
seine Grenzen tatsächlich kontrolliert,
ohne auf Kooperation angewiesen zu
sein, kann Europa das, sofern es nicht
den Schießbefehl ausruft, nur zusam-
men mit Nachbarstaaten wie der Tür-
kei. Selbst wenn die Personalstärke der
europäischen Grenzschutzbehörde
Frontex vervielfacht werden sollte,
könnten die Beamten nichts anderes
tun, als die Migranten in Empfang zu
nehmen und zu registrieren – es sei
denn, Europa wollte sich von den gel-
tenden Menschenrechtskonventionen
verabschieden und offiziell eine Poli-
tik der gewaltsamen Zurückweisung

von Migranten an seinen Außengren-
zen einführen. Dafür gibt es zumindest
derzeit noch keine Mehrheit in Euro-
pa. Dass sie entstünde, sollte erneut
der Eindruck eines Kontrollverlustes
wie in den Jahren 2015/16 entstehen,
ist nicht ausgeschlossen. In Italien
wird der wahrlich schmutzige Deal mit
maghrebinischen Warlords zur Kon-
trolle der libyschen Küste von keiner
maßgeblichen Partei mehr ernsthaft
kritisiert.
Statt also eine Vereinbarung aufs
Spiel zu setzen, deren Kündigung we-
der die Grundsätze der politischen
Geographie außer Kraft setzte noch
die Migrationsströme des 21. Jahrhun-
derts in eine andere Richtung lenken
würde, ist die Frage geboten, wie an
dem Abkommen festgehalten werden
könnte. Der als auslandsreiseunlustig
geltende Bundesinnenminister Horst
Seehofer (CSU) zeigt durch seine Ge-
spräche in Griechenland und der Tür-
kei, dass er weiß, was auf dem Spiel
steht.
Griechenlands Asylsystem muss in
die Lage versetzt werden, abgelehnte
Asylbewerber von den Ägäis-Inseln zü-
gig in die Türkei zurückzuschicken –
wie im Abkommen von 2016 vorgese-
hen. Das kann nur gelingen, wenn an-
dere EU-Staaten Fachleute und Über-
setzer zur Unterstützung der grie-
chischen Behörden auf die Inseln ent-
senden. Anders als die abgewählte
Linksregierung von Alexis Tsipras will
der neue griechische Ministerpräsi-
dent Kyriakos Mitsotakis Asylverfah-
ren beschleunigen, damit abschließen-
de Entscheidungen innerhalb von zwei
Monaten fallen können, ohne das
Recht auf faire Verfahren zu verletzen.
Auf dem überschaubaren Terrain ei-
niger Inseln in der Ägäis kann Europa
beweisen, dass es einer der größten
Herausforderungen dieses Jahrhun-
derts gewachsen ist – oder eben nicht.

sat./frs.WASHINGTON/MOSKAU, 3.
Oktober.Der amerikanische Präsident Do-
nald Trump hat erstmals öffentlich die Er-
wartung geäußert, dass der ukrainische
Präsident Wolodymyr Selenskyj Ermitt-
lungen gegen seinen möglichen Herausfor-
derer Joe Biden und dessen Sohn Hunter
in die Wege leiten sollte. „Ich würde Präsi-
dent Selenskyj sagen: Ich an Ihrer Stelle
würde Untersuchungen gegen die Bidens
aufnehmen“, sagte Trump am Donnerstag
im Weißen Haus. Das Gleiche gelte für
China, wo Hunter Biden ebenfalls Geld
verdient habe. Auf Nachfrage fügte er hin-
zu, er habe Präsident Xi Jinping darum
nicht gebeten. Aber es sei natürlich etwas,
über das man nachdenken solle.
Trump reagierte mit den Äußerungen
auf einen Schlagabtausch, den er sich am
Mittwoch mit einem Journalisten geliefert
hatte. Bei diesem war er einer Antwort
auf die Frage ausgewichen, was genau er
von Selenskyj in dem umstrittenen Telefo-

nat Ende Juli mit Blick auf Biden wollte.
Trump äußerte am Donnerstag zudem, er
glaube, Biden werde „untergehen“. Der de-
mokratische Präsidentschaftsbewerber
selbst wandte sich bei einem Wahlkampf-
auftritt an Trump: Er wolle dem Präsiden-
ten sagen, dieser werde ihn nicht loswer-
den. „Sie werden mich nicht zerstören.
Und Sie werden auch meine Familie nicht
zerstören, egal wie schmutzig die Angriffe
werden“, sagte er. Alle Vorwürfe seien
„glasklare Lügen“. Er habe lediglich im
Auftrag der amerikanischen Regierung
Kiew zur Korruptionsbekämpfung ge-
drängt.
Am Donnerstag begannen die Impeach-
ment-Ermittlungen des Repräsentanten-
hauses mit der nichtöffentlichen Anhö-
rung Kurt Volkers, des früheren Sonderge-
sandten in Kiew, im Geheimdienstaus-
schuss. Es wurde erwartet, dass der inzwi-
schen zurückgetretene Botschafter sich
dazu äußert, welche Rolle das Außenmi-

nisterium in der Ukraine-Affäre spielte
und wie sein Verhältnis zu Rudy Giuliani,
dem persönlichen Anwalt Trumps, war.
Später berichtete die „Washington Post“
unter Berufung auf Teilnehmer der Sit-
zung, Volker habe ausgesagt, er habe Giu-
liani gewarnt, er erhalte von ukrainischer
Seite unglaubwürdige und abschätzige Ur-
teile über Biden. Der Vorsitzende des Aus-
schusses, Adam Schiff, hatte zuvor geäu-
ßert, der Präsident dürfe nicht die Macht
seines Amtes benutzen, um ausländische
Staatschefs unter Druck zu setzen, gegen
seine politischen Gegner zu ermitteln.
Sein Wutanfall unterstreiche die Dring-
lichkeit der parlamentarischen Untersu-
chung, äußerte er mit Blick auf Trumps
Äußerungen über Selenskyj und Xi.
Der russische Präsident Wladimir Pu-
tin sagte am Mittwoch: „Wir wurden in in-
nenpolitische Streitereien in Amerika
schon hineingezogen, bevor wir Präsident
Trump kennenlernten“.(Siehe Seite 3.)

F.A.Z.FRANKFURT, 3. Oktober. Knapp
fünf Wochen nach der Landtagswahl in
Sachsen hat sich das Verhandlungsteam
der Grünen nach Abschluss der Sondie-
rungsgespräche für Koalitionsverhandlun-
gen mit CDU und SPD ausgesprochen.
Dieser Schritt solle dem Landesvorstand
empfohlen werden, der dann einem Lan-
desparteitag einen Vorschlag unterbrei-
ten solle, teilten die Verhandlungsführer
der Grünen am Donnerstag in Dresden
mit. Die Partei hatte in drei Runden mit
dem Wahlsieger CDU und der schon bis-
her an der Landesregierung beteiligten
SPD ein mögliches Dreierbündnis son-
diert. Die drei Parteien haben im Landtag
zusammen 67 Mandate, das sind sieben
Sitze mehr als nötig.

now./job.BRÜSSEL/LONDON, 3. Okto-
ber. Der Vorschlag des britischen Premier-
ministers Boris Johnson für einen verän-
derten Brexit-Vertrag ist in Brüssel auf
Kritik gestoßen. Eine Sprecherin der Eu-
ropäischen Kommission bewertete es am
Donnerstag zwar als positiv, das nun kon-
krete Überlegungen vorlägen. Sie sagte
aber: „Es gibt problematische Punkte in
dem Vorschlag, die weitere Arbeiten auf
Seiten des Vereinigten Königreichs erfor-
dern.“
Der irische Regierungschef Leo Varad-
kar zeigte sich besorgt darüber, dass Kon-
trollen im Warenverkehr zwischen Irland
und Nordirland drohten und gemäß dem
Londoner Plan eine Minderheit in Nordir-
land entscheiden könne, ob es sich auf
Dauer am EU-Regelwerk ausrichten wer-
de. Noch klarer lehnte die Brexit-Len-
kungsgruppe des EU-Parlaments John-

sons Vorschläge ab. Sie blieben weit hin-
ter dem 2018 mit seiner Vorgängerin The-
resa May vereinbarten Kompromiss zu-
rück. Johnson bezeichnete dagegen im
Unterhaus seine Vorschläge als „genui-
nen Versuch, den Graben zu überwin-
den“.
Während führende britische Opposi-
tionspolitiker seinen Ansatz erwartungs-
gemäß ablehnten, erhielt er überra-
schend viel Zuspruch von Abgeordneten,
die gegen ein Abkommen mit der EU ge-
stimmt hatten. Mehrere Abgeordnete äu-
ßerten die Einschätzung, dass ein Brexit-
Vertrag, der auf den neuen Vorschlägen
aufbaue, die parlamentarische Hürde in
London nehmen könnte.
Johnsons Vorschläge sehen vor, die
„Backstop“-Regelung, mit der die unsicht-
bare Grenze zwischen Irland und Nordir-
land garantiert werden soll, durch alterna-

tive Regelungen zu ersetzen. Statt das Kö-
nigreich auf unbestimmte Zeit in einer
Zollunion mit der EU zu halten, soll es sie
nach der Übergangsphase verlassen. Da-
für würde Nordirland Teil des EU-Binnen-
markts für Güter bleiben. Das erforderli-
che neue Zollregime soll ohne physische
Kontrollen auskommen. Zugleich will
London Parlament und Regierung in
Nordirland das Recht zugestehen, über
den Sonderstatus alle vier Jahre abzustim-
men.
Die Opposition kritisierte unter ande-
rem, dass die Vorschläge das Karfreitags-
abkommen von 1998 gefährden würden
und sich Großbritannien vom EU-Niveau
bei Arbeitnehmerrechten und Umwelt-
schutz verabschiede. Johnson bezeichne-
te die Achtung des Friedensabkommens
als „die höchste aller Prioritäten“.(Siehe
Seiten 2 und 9, Kommentar Seite 8.)

Heute


mic.PARIS, 3. Oktober. Nach einer
Messerattacke im zentralen Polizeiprä-
sidium in Paris steht die französische
Polizei unter Schock. Vier Beamte ka-
men bei dem Angriff um die Mittags-
zeit am Donnerstag ums Leben. Eine
weitere Polizistin wird mit schweren
Verletzungen im Krankenhaus behan-
delt. Der Täter, ein 45 Jahre alter Mitar-
beiter der Polizeiverwaltung, wurde im
Innenhof der Polizeipräfektur erschos-
sen. Präsident Emmanuel Macron si-
cherte den Beamten bei einem Besuch
am Tatort seine Solidarität zu. Erst am
Vortag hatten sich mehr als 25 000 Poli-
zisten zu einem „Marsch der Wut“ in
Paris versammelt, um gegen ihre
schlechten Arbeitsbedingungen zu pro-
testieren. Innenminister Christophe
Castaner sagte, der Täter habe seit
2003 in der Polizeiverwaltung gearbei-
tet und keine Auffälligkeiten gezeigt.
Der Mann stammt von der französi-
schen Karibikinsel Martinique und leb-
te im Pariser Vorort Gennevilliers.
Über die Motive des Angreifers wird
noch spekuliert. Der oberste Staatsan-
walt von Paris, Rémy Heitz, kündigte
an, er habe Ermittlungen wegen vor-
sätzlicher Tötung eingeleitet. Ein terro-
ristischer Hintergrund wird bislang
nicht untersucht. Der Mann soll seine
Opfer mit einem Keramikmesser getö-
tet haben, das er durch die Sicherheits-
schleusen der Polizeipräfektur schmug-
geln konnte.(Siehe Seite 6.)


Das Nachleben


des Nachtlebens


F.A.Z.FRANKFURT, 3. Oktober. Musik-
freunde in Europa trauern um den Sänger
Karel Gott. Der tschechische Schlagerstar
starb am Dienstagabend kurz vor Mitter-
nacht im Alter von 80 Jahren. Im Septem-
ber hatte er öffentlich gemacht, dass er an
Leukämie leide. Karel Gott stand sechs
Jahrzehnte auf der Bühne und verkaufte
nach Schätzungen mehr als 50 Millionen
Tonträger. Zu seinen größten Erfolgen
zählten „Babicka“, „Einmal um die ganze
Welt“ und „Biene Maja“.(Siehe Deutsch-
land und die Welt sowie Feuilleton.)


Grüne für Bündnis mit


CDU und SPD in Sachsen


Viel Kritik aus Brüssel an Johnsons Vorschlägen


„Es gibt problematische Punkte“ / Europaparlament: Rückschritt gegenüber May


Erdogan und die Geographie


VonMichael Martens


Trauer um den Sänger


Karel Gott


F.A.Z. PARIS/BRÜSSEL/WASHINGTON,



  1. Oktober.Im Subventionsstreit um Air-
    bus und Boeing hat die Welthandelsorga-
    nisation WTO den Vereinigten Staaten
    recht gegeben. Daher will die amerikani-
    sche Regierung in den kommenden Ta-
    gen Zölle auf Einfuhren aus Europa in
    Höhe von bis zu 7,5 Milliarden Dollar er-
    heben. Die WTO hat diese Zölle geneh-
    migt, weil Deutschland, Frankreich,
    Großbritannien und Spanien jahrelang
    Airbus rechtswidrig subventioniert ha-
    ben. Die EU-Kommission hofft auf Ver-
    handlungen mit den Vereinigten Staaten.
    Im kommenden Jahr wird ein ähnliches
    WTO-Urteil zu den amerikanischen Sub-
    ventionen für Boeing erwartet.(Siehe
    Wirtschaft, Seite 17.)


Trump fordert ukrainischen Präsidenten


zu Ermittlungen gegen Biden auf


„Ähnliche Bitte an Xi Jinping denkbar“ / Beginn der Impeachment-Ermittlungen


Mann tötet


vier Polizisten


in Paris


Briefe an die Herausgeber Seite 27


Amerika kündigt Zölle


auf EU-Importe an


Fehlende Affektkontrolle:Trump beschimpft im Beisein des finnischen Präsidenten die Medien und andere Lieblingsfeinde. Foto AP


In der Migrationskrise
sind dieEuropäer auf die
Türkei angewiesen, ob sie
es wollen oder nicht.

Luftnummer


VonWinand von Petersdorff


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Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal (Cont.), Slowakei, Slowenien, Spanien 3,80 € / Griechenland, Kanaren, Malta, Niederlande, Zypern 3,90 € / Dänemark 29dkr/ Großbritannien 3,70 £ / Schweiz 5,10 sfrs / Ungarn 1050 Ft

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