Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.10.2019

(lily) #1

SEITE 22·FREITAG, 4. OKTOBER 2019·NR. 230 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D


ie großen Zeiten des englischen
Fußballvereins Wolverhampton
Wanderers liegen schon etwas
zurück. Seine jüngsten Meister-
schaften gewann der Klub in der Nach-
kriegszeit. Seit Beginn der Achtziger spiel-
ten die „Wölfe“ nur noch an vier einzel-
nen Saisons in der ersten englischen Liga.
Für Guo Guangchang, den Gründer ei-
ner Beteiligungsgesellschaft namens Fo-
sun aus Schanghai, hat der Klub dennoch
ein großes Wachstumspotential. Mag
auch die Einwohnerzahl von Wolver-
hampton gerade mal ein Hundertstel der
von Guos Heimatstadt betragen – kein an-
derer Fußballverein war in den verschie-
denen Ligen Englands am Saisonschluss
auf Platz eins.
Seit Guo Eigentümer der Wölfe ist,
geht es aufwärts in den West Midlands.
Erst gelang der Wiederaufstieg. In der ak-
tuellen Saison der englischen Premier
League spielt der Klub wieder im Europa-
pokal – zum ersten Mal seit fast vier Jahr-
zehnten.
Wenn es doch nur mit den anderen In-
vestitionen Guos in Großbritannien auch
so glatt liefe. Denn mit seiner Investition
in Thomas Cook hat Guo seit der Insol-
venz des britischen Touristikkonzerns
Schiffbruch erlitten. Oder doch nicht?
Nachdem die monatelangen Verhand-
lungen über ein Rettungspaket in Höhe
von 900 Millionen Pfund gescheitert wa-
ren, zog Guo als langjähriger Geschäfts-
partner des Konzerns die Reißleine und
stellte keine weitere Finanzierung bereit.
Dabei hatte Fosun zuvor Mehrheitseige-
ner von Thomas Cook werden wollen, um
mit dem britischen Reiseveranstalter dem
Ziel näher zu kommen, einen internatio-
nal tätigen Tourismuskonzern aufzubau-
en. Noch im August hatten die Chinesen
angekündigt, die Hälfte der Rettungssum-
me bereitzustellen.

Doch daraus ist bislang nichts gewor-
den. Warum Fosun nicht bereit war, ei-
nen weiteren Gesellschafterkredit zu ge-
ben, der für Thomas Cook wohl nur als Si-
cherheit gedient hätte, bleibt Guo Guang-
changs Geheimnis. Gerne hätte man mit
dem Milliardär aus Schanghai darüber ge-
sprochen. Doch die Antworten zu den Fra-
gen der F.A.Z. in einem fest zugesagten,
schriftlich geführten Interview kommen
nicht. „Abstimmungsprobleme“ führt
eine Sprecherin als Begründung an.
Stattdessen gibt es nur ein bekanntes
Statement, dass Guo „enttäuscht“ dar-
über sei, dass es Thomas Cook nicht ge-
lungen sei, eine weitere Finanzierung zu
finden. Damit kritisiert der Konzernlen-
ker wohl den Unwillen der britischen Re-
gierung, dem gescheiterten Tourismus-
konzern keine Staatshilfe zu gewähren.
Auf Guos sorgsam gepflegtem Image,
dass dem Geschäftsmann aus Schanghai
alles gelingt, was er anpackt, bleibt ein tie-
fer Kratzer. Schon werfen Analysten Fo-
sun vor, dessen Strategie, auf der ganzen
Welt allerhand Beteiligungen in allen
möglichen Branchen einzukaufen, sei in
Wahrheit gar keine. Stattdessen agiere
Guo „konfus“, heißt es.
Auch dass sein Geschäft mit allerhand
Schulden beladen ist, wird dem Milliardär
oft vorgeworfen. Vor vier Jahren nahm
die chinesische Regierung Fosun wegen
seiner hohen Verschuldung neben ande-
ren chinesischen Privatunternehmen wie
Wanda ins Visir. Am Ende des Jahres ver-
schwand Guo für einige Zeit von der Bild-
fläche. Angeblich, um der Polizei bei ei-
ner Ermittlung zu helfen, hieß es damals.
Im persönlichen Gespräch, das Guo
vor der Thomas-Cook-Insolvenz im 38.
Stock seines Büroturms in Schanghai ge-
führt hat, lächelt er Fragen nach dem
Grund für sein damaliges Verschwinden
ebenso weg wie Fragen nach der hohen

Verschuldung. Höflich und freundlich
kommt Guo daher. Die Antwort auf die
Frage, wie seine vielen Beteiligungen, die
sich im Wesentlichen auf die Branchen
Konsum, Finanzen und Gesundheit ver-
teilen, zueinander passen, überlässt er da-
bei seinen Untergebenen.
Tatsächlich finden diese nur einen An-
satz, der erklären kann, was eine deut-
sche Modekette wie Tom Tailor, der kana-
dische Cirque du Soleil, der aus Frank-
reich stammende Club Méditerranée und
deutsche Banken wie Hauck & Aufhäuser
miteinander zu tun haben: Sie alle zielen
auf die chinesische Mittelschicht, die in ih-
rer Zahl und in ihrem Reichtum sehr
schnell wächst.
Tatsächlich ist Guo Guangchang regel-
mäßig in Frankfurt, etwa einmal im Quar-
tal. Seit 2016 gehört Fosun Hauck & Auf-

häuser, wenig später kam ein Innovation
Hub für Finanz-Start-up-Beteiligungen
und die Frankfurter Leben hinzu. Des-
halb reden sie von einer Fosun-Familie:
Gemeint damit sind rund zwei Dutzend
Mitarbeiter mehrerer seiner Unterneh-
men, mit denen Guo nach einem Arbeits-
tag in Frankfurt die chinesische Tradition
pflegt, gemeinsam zu essen. So konnte
man den Fosun-Gründer während der
Fußball-Weltmeisterschaft in Russland
im vergangenen Jahr in einer Frankfurter
Kneipe vor zwei großen Bildschirmen als
mitfiebernden Fußball-Fan erleben.
Da die Frankfurter Leben in Not gerate-
ne Pensionskassen aufgekauft hat und die
Privatbank Hauck & Aufhäuser als Teil ih-
rer Strategie ausdrücklich „anorganisches
Wachstum“ nennt, wird Fosun immer wie-
der als möglicher weiterer Aufkäufer im

unter Niedrig-Zins-Spannung stehenden
deutschen Bankenmarkt genannt.
Nachdem das Bankhaus Lampe schon
länger nicht mehr zum Kerngeschäft der
Bielefelder Oetker-Gruppe gehört, hat
Oetker vor kurzem einen Verkauf des
Bankhauses Lampe angekündigt. Ob aber
Hauck & Aufhäuser und Lampe gut zu-
sammenpassen, ist fraglich. Derzeit ex-
pandiert Hauck vor allem ins Ausland:
eine eigene Fondsgesellschaft in Hong-
kong ist in Gründung, und in Irland wur-
de eine Fondsverwahrstelle gekauft, die
als Nukleus für weiteres Geschäft dienen
soll. Dennoch: Guo hat Geschmack gefun-
den selbst an bayerischen Speisen, so
dass ein Ausbau der Finanzgeschäfte in
Deutschland allzu wahrscheinlich ist.
HENDRIK ANKENBRAND,
HANNO MUSSLER

Chinas


Markensammler


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it seinen Kollegen in anderen deut-
schen Bankvorständen geht Stefan
Ermisch hart ins Gericht: „Im deutschen
Bankenmarkt verharren alle auf dem Sta-
tus quo. Dass deutsche Banken inzwi-
schen das Schlusslicht in Europa sind,
liegt nur an der fehlenden Veränderungs-
bereitschaft“, sagte Ermisch nun auf ei-
ner Veranstaltung des Internationalen
Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalis-
ten. Ihm selbst kann man mangelnde
Wandelbarkeit nicht vorwerfen: Als Chef
der früheren HSH Nordbank, die heute un-
ter dem Namen Hamburg Commercial
Bank (HCOB) firmiert, ist er der erste
deutsche Spitzenbanker, der den Wandel
einer deutschen Landesbank in eine Pri-
vatbank organisiert.
Das war zwar erst möglich, nachdem
die EU-Kommission die früheren Eigner
Hamburg und Schleswig-Holstein dazu ge-
zwungen und der Steuerzahler den neuen
Eigentümern die Altlasten fast komplett
abgenommen hatte. Aber Ermisch sieht
den Übergang der HSH Nordbank zur
HCOB trotzdem als wichtiges Signal,
dass ein solcher Wandel funktionieren
kann. „Was wir gemacht haben, ist ord-
nungspolitisch genau das Richtige gewe-
sen“, sagte Ermisch. Statt ständig über

die Negativzinsen der EZB zu jammern,
sollten die deutschen Banker auch solche
großen Veränderungen nicht mehr scheu-
en, wenn sie ihre Margen verbessern woll-
ten. Das ginge vor allem im Massenge-
schäft mit Privatkunden nur mit einer
Ausweitung der Marktanteile. Will hei-
ßen: Viele Banken müssten aus dem
Markt verschwinden oder sich zusammen-
schließen.
Für das eigene Haus deutete Ermisch ei-
nen weiteren Stellenabbau an, der über
das ohnehin schon stramme Sparpro-
gramm hinausgeht. Schon im Frühjahr
hatte Ermisch den Abbau von fast der
Hälfte der Arbeitsplätze bekanntgege-
ben. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten
soll von 1716 Ende des vergangenen Jah-
res auf rund 950 bis zum Jahr 2022 sin-
ken. Damals sei die Bank noch von Wirt-
schaftswachstum in Deutschland ausge-
gangen, jetzt befürchte sie eine Rezessi-
on, sagte Ermisch. „Ich mache mir Sorgen
um die deutsche Konjunktur“, sagte der
Bankchef und führte auf die Frage, ob das
einen weiteren Stellenabbau bedeute,
aus: „Deshalb ist es aus meiner Sicht sehr
logisch, dass wir uns intensiv damit aus-
einandersetzen, ob wir noch weitere
Hausaufgaben zu erledigen haben.“

Auch im Geschäft reagiere die Bank
schon auf die Konjunkturabkühlung. Das
Institut konzentriert sich inzwischen oh-
nehin nur noch auf Projektfinanzierun-
gen in wenigen Branchen, in besonders
konjunkturabhängigen Segmenten wie
Gewerbeimmobilien drosselt sie schon
die Kreditvergabe. „Wir werden vorsichti-
ger und ziehen die Kreditstandards deut-
lich an“, sagte Ermisch.
Statt öffentlicher Eigentümer sind nun
die Finanzinvestoren Cerberus, JC Flo-
wers und Goldentree die wichtigsten Ei-
gentümer. Was hat sich für Ermisch da-
durch geändert? Ein öffentlicher Eigentü-
mer wolle von Risiken und Problemen
möglichst nichts hören, die neuen Eigen-
tümer wollten alle Probleme dauernd hö-
ren und aus Risiken möglichst Geschäft
generieren. Dafür sei er häufig bei den In-
vestoren in New York.
Will die Bank denn selbst in der Markt-
konsolidierung aktiv werden? Das Ge-
schäft werde nun zumindest so aufge-
stellt, dass die Bank eine Wirtschaftsflau-
te gut überstehen könne und hinterher
von der Schwache der Konkurrenz profi-
tieren könne. „Ich will in einer komforta-
blen Position sein, um sich bietende Mög-
lichkeiten nutzen zu können.“ kann.

DUBLIN, 2. Oktober (Reuters). Der
Fusionspoker auf dem Glücksspiel-
markt lässt in Irland den nach Umsatz
weltgrößten Anbieter von Online-Wet-
ten und Zocker-Spielen entstehen. Die
Eigentümer von Paddy Power Betfair
und Poker Stars wollen ihr Geschäft zu-
sammenlegen, wie die Konzerne am
Mittwoch mitteilten. Nach der Fusion
halten die Aktionäre von Flutter Enter-
tainment, früher bekannt als Paddy
Power Betfair, rund 54,6 Prozent an
der neuen Gesellschaft; die Aktionäre
der an der Nasdaq sowie in Toronto ge-
listeten Stars Group (TSG), zu der Po-
ker Stars gehört, knapp 45,4 Prozent.
Zusammen wären die Unternehmen
2018 auf einen Umsatz von 3,8 Milliar-
den Pfund gekommen, hieß es weiter.
Damit liege Flutter-TSG global vorn.
Angesichts der wachsenden Zahl von
Spielern, die im Internet oder per
Smartphone zocken, haben schon meh-
rere Anbieter auf dem Markt durch Zu-
sammenschlüsse ihre Kräfte gebün-
delt. Wegen der zunehmenden Aufla-
gen und Steuern in den Hauptmärkten
Irland, Großbritannien und Australien
will Flutter vor allem von gelockerten
Regeln für Sportwetten in den Vereinig-
ten Staaten profitieren. Flutter-Aktien
legten im frühen Handel 15 Prozent
zu. Die Aussicht auf eine weitere Kon-
solidierung in der Branche ließ zudem
die Anteilsscheine der Rivalen GVC
und William Hill anziehen.

Guo Guangchang Foto Bloomberg


sdie.FRANKFURT,3. Oktober.Der
schwedische ModekonzernHennes &
Mauritz(H&M) hat im dritten Quartal
463 Millionen Euro Gewinn erwirt-
schaftet. Damit legte der Gewinn des
ehemals größten Modehändlers der
Welt zum ersten Mal seit zwei Jahren
wieder zu. Der Umsatz stieg um 12 Pro-
zent. Das gab der Konzern am Donners-
tag bekannt. Auch auf dem deutschen
Markt legte der Modehändler zu: Der
Umsatz stieg um acht Prozent. Darüber
freuten sich auch die Aktionäre: Die Ak-
tie gewann am Donnerstag bis zu sechs
Prozent dazu. Insbesondere die Som-
merkollektion sei gut angekommen,
schreibt Karl-Johan Persson in der offi-
ziellen Mitteilung. Der Schwede führt
den Modekonzern in dritter Generat-
ion. Erst vor kurzem verkündete H&M,
mehr in sein Online-Geschäft investie-
ren zu wollen, einige Filialen wurden
geschlossen. In der Vergangenheit litt
H&M unter dem harten Wettbewerb
auf dem Modemarkt. Vor allem im On-
line-Geschäft hinkte der Konzern viele
Jahre hinter der Konkurrenz her. Die
Investition scheint sich gelohnt zu ha-
ben: Der Online-Umsatz erhöhte sich
um 30 Prozent. Auch konnte mehr
Ware zum vollen Preis verkauft wer-
den.(Kommentar Seite 24)

„Deutschen Banken fehlt die Veränderungsbereitschaft“


D


er Konzernchef der größten briti-
schen SupermarktketteTescohat sei-
nen Rücktritt angekündigt. Dave Lewis
werde das Unternehmen im kommenden
Sommer verlassen, teilte der Aufsichtsrat
am Mittwoch in Welwyn Garden mit. Sei-
ne Nachfolge übernehme Ken Murphy.
Der Manager war zuletzt bei der amerika-
nischen Apothekenkette Walgreens Boots
tätig. Lewis erklärte, sein Rücktritt sei
eine persönliche Entscheidung. Das Unter-
nehmen hat am Mittwoch auch die Halb-
jahreszahlen veröffentlicht. Die Umsätze
blieben fast unverändert, was jedoch un-
ter anderem an hohen Vergleichszahlen
aus dem Vorjahr lag. Lewis verlässt das
Unternehmen nach einer Neuausrich-
tung. Den Chefposten übernahm er im
Jahr 2014 nach einem Bilanzskandal im
Unternehmen. Dem Handelskonzern
macht die Konkurrenz derdeutschen Dis-
counter Aldi und Lidl zu schaffen. Diese
expandieren vermehrt ins Ausland – auch
in Großbritannien eröffnen diese ver-
mehrt Filialen. Das setzt den heimischen
Einzelhandel unter Druck. Zuletzt hatte
das Tesco angekündigt, Tausende Stellen
zu streichen. dpa/sdie.

guth.FRANKFURT, 3. Oktober. Na-
tionale Gerichte können Facebook
zwingen, gewisse Kommentare überall
auf der Welt zu entfernen. Zudem er-
laubt es das EU-Recht, dass Facebook
auch Kommentare mit ähnlichem In-
halt löschen muss. Das entschied der
Europäische Gerichtshof (EuGH) am
Donnerstag in Luxemburg.
Die österreichische Grünen-Politike-
rin Eva Glawischnig-Piesczek hatte in
Österreich gegen Facebook geklagt.
Ein Gericht entschied, dass der Kom-
mentar eines Nutzers beleidigend war.
Um zu klären, ob Facebook auch sinn-
und wortgleiche Kommentare löschen
muss, wandte sich das nationale Ge-
richt an den EuGH. Sogenannte Hos-
ting-Anbieter sind laut einer EU-Richt-
linie nicht für die von Nutzern veröf-
fentlichten Informationen verantwort-
lich – bis sie darauf hingewiesen wer-
den. Dann müssen sie aber sofort han-
deln. Der EuGH entschied nun, dass
das auch für wortgleiche Kommentare
gilt. Zudem sind sinngleiche Kommen-
tare betroffen, sofern sie so ähnlich
sind, dass der Hosting-Anbieter diesen
automatisch beurteilen kann. Nationa-
le Gerichte können dabei verlangen,
dass die Anbieter die Kommentare
überall auf der Welt entfernen. Face-
book muss damit aktiv nach fraglichen
Kommentaren suchen.
Klägerin Glawischnig-Piesczek be-
grüßte das Urteil: „Das ist ein histori-
scher Erfolg für den Persönlichkeits-
schutz gegen Internet-Giganten“, sagte
die ehemalige Chefin der österrei-
chischen Grünen. Eine Facebook-Spre-
cherin kritisierte dagegen: „Das unter-
gräbt das lange gültige Prinzip, dass
Länder nicht das Recht haben, ihre Ge-
setze zur Meinungsäußerung anderen
aufzubürden.“ Es könne dazu führen,
dass Internetunternehmen ihre Inhalte
in Zukunft selbst überwachen und
selbst interpretieren müssten, was sinn-
gleich mit illegalen Inhalten sei. Man
hoffe, dass nationale Gerichte einen an-
gemessenen Ansatz wählten, um eine
abschreckende Wirkung auf die freie
Meinungsäußerung zu vermeiden.

Teslas Zahlen enttäuschen
Tesla hat im vergangenen Quartal so viele
Autos ausgeliefert wie noch nie, damit
aber trotzdem die Erwartungen verfehlt.
Der Aktienkurs des Elektroautoherstel-
lers fiel nach Veröffentlichung der Zahlen
am Donnerstag zeitweise um fast sechs
Prozent. Tesla hat zwischen Juli und Sep-
tember insgesamt 97 000 Fahrzeuge aus-
geliefert. Analysten hatten auf etwas
mehr gehofft, und Vorstandsvorsitzender
Elon Musk hatte in einer in der vergange-
nen Woche publik gewordenen E-Mail an
seine Mitarbeiter noch gesagt, Tesla habe
eine Chance, es erstmals in einem Quar-
tal auf 100 000 Auslieferungen zu brin-
gen. Für das Unternehmen wird es nun
schwieriger, das von Musk gesteckte Ziel
von 360 000 bis 400 000 Auslieferungen
im Gesamtjahr zu erreichen. Dazu müss-
te Tesla im Schlussquartal rund 105 000
Exemplare zu Kunden bringen. Von den
Auslieferungen im dritten Quartal entfie-
len gut 80 Prozent auf das Model 3, das bil-
ligste Auto aus Teslas Produktpalette. Die
Auslieferungszahlen für die teureren
Fahrzeuge Model S und Model X waren
rückläufig. Seine ausführlichen Geschäfts-
ergebnisse für das dritte Quartal wird Tes-
la erst in einigen Wochen vorlegen. Für
das zweite Quartal hatte Tesla einen Net-
toverlust ausgewiesen, für das dritte Quar-
tal aber das Erreichen der Gewinnschwel-
le in Aussicht gestellt. lid.

Siemens Healthineers kauft zu
Die börsennotierte Medizintechnik-Spar-
te von Siemens übernimmt eine auf die
Gesundheitsbranche spezialisierte Unter-
nehmensberatung in den Vereinigten Staa-
ten.Siemens Healthineerszahle für einen
Mehrheitsanteil an ECG Management
Consultants einen niedrigen bis mittleren
dreistelligen Millionenbetrag, sagte ein
Sprecher in Erlangen. Damit dürfte der
Kaufpreis bei rund 300 Millionen Euro lie-
gen. Die 1973 gegründete ECG aus dem
kalifornischen San Diego berät in den Ver-
einigten Staaten Krankenhäuser, Versor-
gungszentren und andere medizinische
Einrichtungen. Das Unternehmen setze
mit 300 Mitarbeitern rund 100 Millionen
Dollar um und sei hochprofitabel, erklärte
Siemens Healthineers. Reuters

Zeitung sieht sich entlastet
Im Konflikt um die Berichterstattung
über den deutschen Zahlungsdienstleister
Wirecard sieht sich die britische Zeitung
„Financial Times“ durch eine Untersu-
chung von Juristen bestätigt. Die Ermitt-
lungen der von der Zeitung beauftragten
Anwaltskanzlei RPC hätten keine Hinwei-
se darauf erbracht, dass es – wie von Wire-
card der Zeitung vorgeworfen – Abspra-
chen zwischen Reportern und Spekulan-
ten gegeben habe. Chefredakteur Lionel
Barber zeigte sich mit dem Ergebnis zu-
frieden und erklärte, die Zeitung stehe zu

ihrer Berichterstattung. Eine Reihe kriti-
scher Berichte hatte die Wirecard-Aktie
seit Jahresbeginn immer wieder abstür-
zen lassen. Das Unternehmen und die
deutsche Finanzaufsicht Bafin hegen den
Verdacht, dass sich sogenannte Leerver-
käufer das zunutze gemacht haben. Sie
setzen auf fallende Kurse. Reuters

Sika gibt BASF einen Korb
Sika wird das Bauchemiegeschäft des Mit-
bewerbers BASF nicht kaufen. Konzern-
chef Paul Schuler erteilte den entspre-
chenden Spekulationen am Donnerstag
einmal mehr eine Absage. „Wir hatten
schon im Februar gesagt, dass wir nicht
dabei sind“, stellte Schuler am Kapital-
markttag am Donnerstag klar. „Das Ge-
schäft gefiel uns zwar“, räumte der Sika-
Chef ein. Es sei aber schnell klar gewor-
den, dass allein schon aus kartellrechtli-
chen Erwägungen ein solcher Deal nicht
in Frage käme. dpa

Industrieaufträge gefallen
Die amerikanische Industrie hat im Au-
gust weniger Aufträge eingesammelt. Das
Neugeschäft gab 0,1 Prozent zum Vormo-
nat nach, wie das Handelsministerium
am Donnerstag mitteilte. Das amerikani-
sche Wirtschaftswachstum hat sich im
Frühjahr spürbar verlangsamt. Zuletzt
hatte es negative Nachrichten aus der In-
dustrie gegeben: Sie schrumpft. Reuters

Hennes & Mauritz


kriegt die Kurve


Tesco-Chef gibt


Posten ab


Facebook muss


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Großfusion auf


Glücksspielmarkt


Kurze Meldungen


Stefan Ermisch Foto dpa


Die Pleite von Thomas Cook ist der erste Krisenfall


für den chinesischen Großaktionär Fosun. Doch


Mitgründer Guo Guangchang hält an seinem Plan


fest, seinen Mischkonzern zügig auszubauen.


MENSCHEN& WIRTSCHAFT

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