Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.10.2019

(lily) #1

SEITE 30·FREITAG, 4. OKTOBER 2019·NR. 230 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Pokal-Aus für Flensburg


Die SG Flensburg-Handewitt ist im
Achtelfinale des DHB-Pokals geschei-
tert. Der deutsche Handball-Meister
unterlag am Donnerstag vor 4855 Zu-
schauern in der heimischen Arena
dem Bundesliga-Tabellenführer TSV
Hannover-Burgdorf 20:26. Beste Wer-
fer waren Jim Gottfridsson mit sechs
Toren für Flensburg sowie Morten Ol-
sen und Timo Kastening mit je fünf
Treffern für die Niedersachsen. (dpa)


Bayern siegen in Euroleague


Der deutsche Basketballmeister Bay-
ern München ist mit einem Heimsieg
in die Euroleague gestartet. Die Bay-
ern, die es in dieser Saison als erster
Bundesligaklub ins Viertelfinale der
Königsklasse schaffen wollen, schlu-
gen den italienischen Rekordchampi-
on Armani Mailand mit Startrainer Et-
tore Messina 78:64. (sid)


Berglauf statt Biathlon


Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahl-
meier stellt sich nach dem Ende ihrer
Biathlon-Karriere einer neuen sportli-
chen Herausforderung. Die siebenmali-
ge Weltmeisterin nimmt an der Lang-
strecken-Weltmeisterschaft im Berg-
lauf im November in Argentinien teil.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband
nominierte die 26-Jährige, die im Mai
bei den Skijägern aufgehört hatte, für
ihre erste internationale Meisterschaft
in einer Sommersportart. (dpa)


Gerlach bleibt Fed-Cup-Kapitän


Jens Gerlach führt das deutsche Da-
men-Tennis-Team auch 2020 als Fed-
Cup-Kapitän an. Der 46-Jährige über-
nahm die Auswahl 2018 als Nachfolger
der jetzigen Damen-Tennis-Chefin Bar-
bara Rittner und erreichte mit ihr im
ersten Jahr das Halbfinale des Mann-
schaftswettbewerbs. Im vorigen Jahr
gelang der Klassenverbleib in der mitt-
lerweile reformierten Weltgruppe.
Dort muss das DTB-Team in der Quali-
fikationsrunde am 7. und 8. Februar in
Brasilien antreten, ein Sieg sichert die
Teilnahme an der Endrunde Ende
April in Budapest. (dpa)


DTM in St. Petersburg


Die Deutsche Tourenwagen-Meister-
schaft (DTM) hat ihren Kalender für
die Saison 2020 komplettiert und be-
tritt dabei neues Terrain. Auf der Renn-
strecke im Multi-Sport-Komplex „Igo-
ra Drive“ nördlich von St. Petersburg
findet am 29. und 30. Mai das dritte
von zehn Rennwochenenden der DTM
statt. Der Vertrag mit den Betreibern
der russischen Rennstrecke wurde am
Donnerstag unterzeichnet. (sid)


In Kürze


ahe. FRANKFURT. Der Deutsche
Schwimm-Verband (DSV) hat die Wahl
eines neuen Vorstands wie erwartet auf
den Herbst 2020 verschoben. Nach An-
gaben des DSV votierten 392 Delegier-
te bei der Mitgliederversammlung am
Donnerstag in Kassel bei 13 Gegenstim-
men für diesen Antrag. Damit wird der
DSV über die Olympischen Spiele in To-
kio 2020 hinaus weiterhin von nur zwei
Vizepräsidenten (Uwe Brinkmann und
Wolfgang Hein) auf Ehrenamtsebene
geführt. Beide kündigten an, vor dem
zweiten Versuch einer Neuwahl im
nächsten Jahr ihre Ämter niederzule-
gen. Die Empfehlung einer Findungs-
kommission, den früheren Vizepräsi-
denten Peter Obermark mit seinem
Team zu wählen, war im Vorfeld der
Mitgliederversammlung auch an dem
Widerstand von Brinkmann und Hein
gescheitert, ihre Posten in diesem Jahr
zur Verfügung oder sich zur Wahl zu
stellen (F.A.Z. vom 2. Oktober). „Wir
brauchen Zeit zum Durchatmen“, sagte
Harald Walter, der Präsident des Bayeri-
schen Schwimmverbandes, „um zu ei-
nem neuen Miteinander zu finden.“
Vorerst scheint der DSV auseinanderzu-
driften. Der Abteilungsleiter Wasser-
ball, Rainer Hoppe, steht nach „reifli-
cher Überlegung“ und trotz „meiner
großen Leidenschaft für den Schwimm-
sport unter dieser Konstellation nicht
mehr zur Verfügung. Er hatte zuvor ge-
genüber den Mitgliedern schriftlich Kri-
tik am Kurs der Führung und an deren
Stil geübt: „Transparenz und eine ehrli-
che Kommunikation müssen wieder ge-
lebte Werte des DSV in der Zusammen-
arbeit werden.“ Auch Heiko Alt, Vorsit-
zender der Fachsparte Wasserspringen,
will kein Amt mehr im DSV wahrneh-
men. Die Vakanzen in der DSV-Füh-
rung waren mit dem Rücktritt von Gabi
Dörries als Präsidentin und ihrer Stell-
vertreterin Andrea Thielenhaus im De-
zember 2018 entstanden.


E


KRC Genk – SSC Neapel 0:0
FC Liverpool – FC Salzburg 4:3
Sp.g. u. v. Tore Pkt



  1. SSC Neapel 2 1 1 0 2:0 4




  2. FC Salzburg 2 1 0 1 9:6 3




  3. FC Liverpool (^2101) 4:5 3




  4. KRC Genk (^2011) 2:6 1
    Nächste Spiele:Mi., 23. 10., 21.00: KRC Genk – FC Liver-
    pool, FC Salzburg – SSC Neapel




F


Slavia Prag – Bor. Dortmund 0:2
FC Barcelona – Inter Mailand 2:1
Sp.g.u.v. Tore Pkt


  1. Borussia Dortmund 2 1 1 0 2:0 4

  2. FC Barcelona 2 1 1 0 2:1 4

  3. Inter Mailand 2 0 1 1 2:3 1

  4. Slavia Prag 2 0 1 1 1:3 1
    Nächste Spiele:Mi., 23. 10., 21.00: Slavia Prag – FC Barcelo-
    na, Inter Mailand – Borussia Dortmund


G


Zenit St. Petersburg – Ben. Lissabon 3:1
RB Leipzig– Olympique Lyon 0:2
Sp.g.u.v. Tore Pkt


  1. ZenitSt. Petersburg 2 1 1 0 4:2 4

  2. Olympique Lyon 2 1 1 0 3:1 4

  3. RB Leipzig 2 1 0 1 2:3 3

  4. Benfica Lissabon 2 0 0 2 2:5 0
    Nächste Spiele:Mi., 23. 10.: RB Leipzig – Zenit St. Peters-
    burg (18.55), Benfica Lissabon – Olympique Lyon (21.00)


H


FC Valencia – Ajax Amsterdam 0:3
OSC Lille–FC Chelsea 1:2
Sp.g.u.v. Tore Pkt


  1. AjaxAmsterdam 2 2 0 0 6:0 6
    2. FC Chelsea 2 1 0 1 2:2 3
    3. FC Valencia 2 1 0 1 1:3 3
    4. OSC Lille 2 0 0 2 1:5 0
    Nächste Spiele:Mi., 23. 10.: Ajax Amsterdam – FC Chelsea
    (18.55), OSC Lille – FC Valencia (21.00)


N


icht mal die eigenen
Abwehrspieler konnten
Serge Gnabry den bisher
besten Abend seiner Kar-
riere verderben. Dabei tra-
ten sie kräftig zu. Niklas
Süle, mit dem er vor dem Bayern-Fan-
block nach dem famosen 7:2-Sieg bei Tot-
tenham Hotspur herumfeixte, grätschte
ihn aus lauter guter Laune einfach um.
Das lachende Opfer beschrieb das als „ein
bisschen Spaß“. Kurz zuvor hatte Javi
Martinez den Spielball nach Schlusspfiff
weit auf die Ränge gejagt – unerreichbar
für Gnabry, der ihn sich nach seinen vier
Toren als verdientes Souvenir sichern
wollte. Später tauchte der Ball dann doch
auf – als bleibende Erinnerung an den
Abend, an dem man sich in Europa den
Namen Gnabry gemerkt haben wird.
Dass das gerade in Nordlondon passier-
te, war eine persönliche Pointe. Beim FC
Arsenal, der den gebürtigen Stuttgarter
als Sechzehnjährigen aus der Jugend des
VfB holte und ausbildete, konnte sich
Gnabry nie durchsetzen und kam selbst
bei einer halbjährigen Leihe zu West
Bromwich Albion nur auf zwölf Spielmi-
nuten in der Premier League. Nun, kaum
drei Jahre später, ist er als Star nach Lon-
don zurückgekehrt – und hat Tottenham,
dem Nachbarn und ewigen Rivalen von
Arsenal, eines der größten Debakel zuge-
fügt, die ein englischer Klub in der Cham-
pions League je erlebte.
„Nordlondon ist rot“, twitterte der
Stürmer nach seinem Coup. Das erboste
die Fans der Spurs und machte ihn bei de-

nen von Arsenal so populär, wie er es im
roten Trikot der „Gunners“ nie war.
Auch in Deutschland hatte kaum jemand
dem Sohn einer Deutschen und eines Ivo-
rers diese Entwicklung zugetraut. Trotz
der beiden guten Jahre, die er nach sei-
ner Rückkehr aus England in Bremen
und Hoffenheim erlebte (für beide Klubs
traf er in der Bundesliga zweistellig), gab
es viele Zweifel, ob er den Ansprüchen
der Bayern, die ihn 2017 für nur acht Mil-
lionen Euro von Werder gekauft und für
ein Jahr nach Hoffenheim verliehen hat-
ten, entsprechen würde. Es gab sie
auch bei den Bayern selbst. „Wir
dachten, na ja, den holen wir
jetzt einmal zurück, und dann
schauen wir, ob er hin und wie-
der spielt“, sagte in diesem
Frühjahr Präsident Uli Hoe-
neß dem „Kicker“. „Jetzt ist
er Stammspieler, macht
sehr viel Spaß und ist die
größte Überraschung in die-
ser Saison.“
Die Dynamik, die Gnabry bei den vier
Toren zwischen der 53. und 88. Spielminu-
te zeigte, gilt für seine ganze Karriere, die
spätestens jetzt von allen Zweifeln entfes-
selt ist. Zuletzt hat er bereits in der Natio-

nalmannschaft nach neun Toren in bisher
zehn Einsätzen von Nationaltrainer Joa-
chim Löw ein erstaunliches Vertrauensvo-
tum erhalten: „Bei mir spielt Gnabry im-
mer.“ Niko Kovac sprach nun in London
von einer „Sternstunde für das ganze
Team“ (die vor Gnabrys Gala allerdings et-
was zäh angelaufen war, weswegen Kovac
mahnte, man müsse „bescheiden bleiben“
und „nicht überdrehen“) – ehe der Bay-
ern-Trainer doch nicht umhinkam, die
Leistung des 24-jährigen Außenstür-
mers als „phantastisch“ hervorzuhe-
ben. Der Gefeierte selbst machte
keine großen Worte, nur so viel:
„Meine ersten vier CL-Tore
gleich an einem Tag zu erzielen
war natürlich grandios.“
Ein Spieler mit mehr Zug
zum Tor ist kaum vorstellbar.
Vor allem sein dritter Treffer
zeigte das, ein vollendetes Kunst-
werk in jeder Komponente, von
Thiagos Fünfzig-Meter-Pass über Gna-
brys perfekte An- und Mitnahme
im vollen Lauf, ohne auch nur ei-
nen Meter auf den ihn verfol-
genden Verteidiger zu ver-
lieren, bis hin zum so prä-
zisen wie wuchtigen Ab-
schluss. Erst das letzte
Tor war etwas untypisch
für den Dauer-Dynami-
ker, ein Distanzschuss
aus dem Stand. Gnabry
wisse selbst nicht, „wie er
das vierte gemacht hat,
weil er einfach müde war“,
sagte später Sportdirektor
Hasan Salihamidzic. „Er
sagte, er hat einfach ge-
schossen.“
Auch Manuel Neuer, der
sein defensiv zunächst wan-
kendes Team mit starken Pa-
raden davor bewahrt hatte, ebenfalls ein
halbes Dutzend Tore in dieser wilden Par-
tie zu kassieren, tat sich schwer, Worte für
die Trefferquote des Kollegen zu finden.
„Was soll man da sagen?“, fragte der Kapi-
tän, dem der Torwartkollege Hugo Lloris
wegen der klinischen Präzision der
Bayern-Abschlüsse, alle sieben
scharf ins kleine Netz knapp ne-
ben dem Pfosten gesetzt, „fast
leidtat“. Besonders bei den vier
Gnabry-Schüssen. „Serge“,
staunte Neuer, „hat wirklich
alles getroffen.“ Und hat da-
nach viermal mit dem un-
sichtbaren Löffel im unsicht-
baren Kochtopf gerührt, bei
seinem vom Basketballstar
James Harden abgeschauten
Jubelritual. Dabei ist nun
auch wieder Fleisch im Topf,
nachdem Gnabry seit Anfang
des Jahres eine vegane Lebens-
weise ausprobiert hatte.
Wer hätte das gedacht? Dass
man von Arjen Robben, der den
Ruhestand genießt, und Franck
Ribéry, der sich gerade als neuer
Publikumsliebling in Florenz eta-
bliert, schon wenige Monate dem
Ende der von ihnen geprägten großen
Ära in München kaum noch spricht.
Dafür von einer erhofften neuen, von
ihren Nachfolgern Coman und Gna-
bry mitgestalteten – deren Beginn
in Europa man später vielleicht
auf diesen Tag in London datie-
ren wird, den Abend von Serge
Gnabry.

Zeitspiel


im DSV


Vorstandssuche auf


2020 verschoben


Von allen


Zweifeln


entfesselt


LEIPZIG.Bockig, nahezu kindisch ver-
weigerte sich Julian Nagelsmann besseren
Einsichten. Der mit 32 Jahren bei aller
erstklassigen Erfahrung noch immer
jüngste Trainer der Fußball-Bundesliga
hatte am Mittwochabend beim ersten
Champions-League-Heimspiel dieser Sai-
son ein „sehr gutes Spiel“ seiner Mann-
schaft gesehen und sprach deshalb auch
von einer „total unverdienten Niederla-
ge“, die RB Leipzig daheim beim 0:2 ge-
gen Olympique Lyon hatte einstecken
müssen. Die beiden Treffer des zuletzt kri-
selnden Tabellenelften der Ligue 1 durch
Depay (11. Minute) und Terrier (65.) wid-
mete Nagelsmann kurzerhand zu „Eigen-
toren“ um, verursacht durch böse Schnit-
zer von Ibrahima Konaté (der später we-
gen eines Muskelfaserrisses ausgewech-
selt wurde und nun bis auf weiteres aus-
fällt), Dayot Upamécano und Nordi Mukie-
le, den drei französischen Innenverteidi-
gern der Leipziger. Auf der anderen Seite
habe Timo Werner, der deutsche National-
stürmer, „tausendprozentige Gelegenhei-
ten“ vergeben, als er nach fünf Minuten
frei vor dem Tor stehend vorbeischoss und
sich in der 23. Minute bei seinem Lupfer
weit über die Latte verhob.
Dem Gegner, der sich geschickt vertei-
digt hatte und bei seinen wenigen Angrif-
fen stets torgefährlich anmutete, gestand
Nagelsmann bei seiner einäugigen Nachbe-
trachtung keine eigenständige Hauptrolle
in dieser sportlichen Auseinandersetzung
zu. Vielmehr sei RB nur an sich selbst und
seinen Fahrlässigkeiten hinten wie vorn
gescheitert. Ansonsten habe er einen Auf-
tritt „mit viel Power und Leidenschaft“
von seinen Spielern gesehen. Fragen, ob
die erste Bundesliga-Niederlage am Sams-
tag beim 1:3 gegen Schalke 04 und nun das
0:2 gegen Lyon auf einen Abwärtstrend
deutete, lachte der Trainer weg. „Wenn
die Art und Weise, wie wir gespielt haben,
ein Abwärtstrend war, darf es gern weiter

bergab gehen. Dann werden wir die nächs-
ten Spiele wieder gewinnen.“ Schon zu
Hoffenheimer Zeiten hatte dieser mit ei-
nem großen Trainertalent gesegnete Ober-
bayer Rückschläge seiner Mannschaft oft
mit einer Art von verbalem Gegenpres-
sing gekontert, das aber auch nicht von trü-
ben Ergebnissen und mauen Leistungen
seiner Profis ablenken konnte. Dabei ver-
steht sich gerade dieser Fußballlehrer auf
eine sehr ausdifferenzierte analytische
Sicht aufs Spiel und alles, was dazugehört.
Dass ihm manchmal seine Gefühle in die
Quere kommen, mag Nagelsmanns Alter
geschuldet sein. Hilfreich sind Auftritte
wie der am späten Mittwochabend in Leip-
zig auch nicht für ihn selbst. Dabei gab es
reichlich Anschauungsmaterial für die mo-
mentane Formdelle des Bundesliga-Zwei-

ten. Vor allem die Defensive, in der vori-
gen Saison unter dem akribischen Nagels-
mann-Vorgänger Ralf Rangnick die beste
der Liga, bröckelt derzeit ob zu vieler Kon-
zentrationsfehler und Überheblichkeits-
symptome.
„Im Fußball darf man diese Fehler nicht
machen, egal, ob Kreisklasse oder Champi-
ons League“, hob Nagelsmann hervor,
nachdem seine Schönfärberei vorbei war.
Einige seiner Spieler, die schon ein paar
Profijahre auf dem Buckel haben, besaßen
beim Blick zurück auf einen verlorenen
Abend auf Anhieb einen klaren Blick. So
sagte der wieder einmal tadellose ungari-
sche Torwart Peter Gulacsi: „Wenn man
sich die fünf Gegentore zuletzt anschaut,
dann waren viele individuelle Fehler da-
bei. Das haben wir vergangene Saison sel-

ten gemacht. Das müssen wir abstellen,
sonst kann man auf diesem Niveau keine
Spiele gewinnen.“ Ähnlich argumentierte
der auch gegen Lyon stocksolide Kapitän
und Innenverteidiger Willi Orban: „Wir ha-
ben in den entscheidenden Situationen fal-
sche Entscheidungen getroffen – hinten
wie vorne. Dann wirst du knallhart be-
straft und verlierst unterm Strich leider
verdient.“ Auch Timo Werner, der bei al-
ler Rasanz im Abschluss noch nicht zuver-
lässig kaltblütige Vollstrecker, suchte die
Schuld nicht bei anderen. Der 23 Jahre
alte Schwabe, dem noch ein Stück Abge-
brühtheit zu einem Angreifer der Extra-
klasse fehlt, gestand: „Ich hatte es auf dem
Fuß und hätte entscheidend mit einwirken
müssen. Es tut mir leid für die Mann-
schaft.“
Werner hat seine bisher fünf Champi-
ons-League-Treffer, Zufall oder nicht,
samt und sonders auswärts erzielt. Er
kann deshalb schon am Samstag in Lever-
kusen wieder auf der Höhe seiner großen
Möglichkeiten sein. Auch Julian Nagels-
mann wird bis dahin regeneriert sein und
seinen Job in der Coaching-Zone vermut-
lich cooler erledigen als gegen Lyon. Zu
allem Verdruss über einen Abend des
Leipziger Missvergnügens handelte sich
der Coach am Mittwoch auch noch eine
Gelbe Karte ein, die ihm der zum autori-
tären Gestus neigende spanische Referee
Antonio Mateu Lahoz vor Augen hielt
(58.). Warum, wusste der Trainer nach-
her nicht. Er habe nur die Arme ausge-
breitet, hatte sich aber davor mit dem Lyo-
ner Spieler Marcelo gefetzt. Verwarnung
hin oder her, Hauptsache, Nagelsmann
hat die Warnung, die dieses Spiel hinter-
lassen hat, richtig verstanden. Dann
kann RB bei dem Potential, das in dieser
Mannschaft steckt, die jüngsten Rück-
schläge in der Bundesliga wie der Cham-
pions League rasch wettmachen und da-
mit den Weg zurück nach vorn einschla-
gen. ROLAND ZORN

ZDF:19.20 – 21.45 Uhr, Leichtathletik, Weltmeis-
terschaft in Qatar.
SWR:13.30 – 16.00 Uhr, Kunstturnen, Weltmeis-
terschaft in Stuttgart.
EUROSPORT1:15.00 – 17.00 Uhr, Radsport,
Tour of Croatia, 4. Etappe.

Champions League 2. Spieltag


Bundesliga,7. Spieltag:Hertha BSC – Fortu-
na Düsseldorf 20.30 Uhr.


Zweite Bundesliga, 9. Spieltag:VfB Stutt-
gart – SV Wehen Wiesbaden, Darmstadt 98 –
Karlsruher SC (beide 18.30 Uhr).


ISTANBUL(dpa), Der ehemalige Na-
tionalspieler Patrick Herrmann hat Bo-
russia Mönchengladbach vor der zwei-
ten Niederlage in der Europa League
gerade noch bewahrt. Der eingewech-
selte Offensivspieler erzielte in der 90.
Minute den Ausgleich zum 1:1 beim
türkischenBasaksehir Istanbul. Trotz-
dem muss die Borussia um das ange-
strebte Weiterkommen in der Europa
League bangen. Erstmals in dieser Sai-
son konnte sie beim erst 2014 gegrün-
deten Lieblingsklub vom türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am
Donnerstag ein Auswärtsspiel nicht ge-
winnen.
Immerhin gelang dank Herrmann
ein Punkt, nachdem Basaksehir durch
Edin Visca in Führung gegangen war
(55.). Nach dem insgesamt schwachen
Spiel stehen die Borussen aber wie
schon 2012 nach zwei Gruppenspielen
mit nur einem Punkt da. Vor sieben
Jahren war noch der Einzug in die
K.o.-Runde geglückt. Dafür müssten
sich die Gladbacher aber schleunigst
steigern. In drei Wochen muss das
Team von Trainer Marco Rose beim
AS Rom antreten. Nach dem heftigen
Europacup-Fehlstart hatte Trainer
Rose einen Sieg in Istanbul gefordert.
Die zuletzt starken Auswärtsauftritte
sollten als Mutmacher dienen, taten
sie aber nicht. Denn vor nur rund 5000
Zuschauern, davon gut ein Drittel aus
Gladbach, war im Spiel der Borussia
viel zu wenig Zielstrebigkeit und
Schnelligkeit.

Leipziger Schönfärberei


Kritik wird weggelacht: Trainer Nagelsmann setzt nach dem 0:2 gegen Lyon auf verbales Gegenpressing


SAINT-ETIENNE (dpa). Der VfL
Wolfsburg hat in der Europa League
den nächsten Schritt Richtung K.o.-
Runde gemacht. Im vermeintlich
schwersten Auswärtsspiel der Vorrun-
den-Gruppe I erreichte der Fußball-
Bundesligaklub am Donnerstagabend
ein 1:1 beim französischen Rekord-
meister AS Saint-Etienne. Vor den bei-
den Duellen mit dem belgischen Team
KAA Gent steht der VfL als Tabellen-
führer gut da. Insgesamt ist er unter sei-
nem neuen Trainer Oliver Glasner nun
sogar schon neun Pflichtspiele unge-
schlagen.
Die frühe Führung der Franzosen
durch den ehemaligen Gladbacher Ti-
mothée Kolodziejczak (13.) glich der
Wolfsburger William nur zwei Minu-
ten später wieder aus (15.). Auch bei ei-
nem der populärsten Vereine Frank-
reichs lockte die Europa League nur
24 815 Fans in das für 42 000 Besucher
ausgelegte EM-Stadion Geoffroy-
Guichard. Doch die machten dafür
Lärm wie anderorts die doppelte An-
zahl an Zuschauern. Bei der Verkün-
dung der Mannschaftsaufstellungen
pfiffen die Anhänger von „ASSE“ je-
den einzelnen Wolfsburger lautstark
aus – bis auf einen: VfL-Kapitän Josu-
ha Guilavogui spielte früher mehr als
acht Jahre für Saint-Etienne und ist
dort immer noch sehr populär. 70
Freunde und Familienmitglieder lud er
zu diesem für ihn so besonderen Spiel
ein.

Gladbach holt bei


Basaksehir Punkt


Wer hätte das gedacht?
Kaum jemand spricht noch von
Robben und Ribéry– dafür ist
nun Gnabry in aller Munde.
Foto Imago

Wolfsburg


ungeschlagen


1:1 bei AS Saint Etienne:


Der VfL bleibt vorne


Fußball am Freitag


DieTor-Gala in


London dürfte der


Abend gewesen


sein, an dem sich


Serge Gnabry in


Europa einen


Namen machte.


Von Christian


Eichler, München


Ein Spieler mit mehr
Zugzum Tor
ist kaum vorstellbar.
Das zeigen die vier Tore,
die der Münchner
Dauer-Dynamiker beim
7:2-Sieg gegen Tottenham
erzielt hat.

Ohne Durchschlagskraft:Timo Werner vergibt beste Chancen für RB. Foto AP


Sport live im Fernsehen

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