Der Stern - 26.09.2019

(Romina) #1
Als er alles hinwarf,
war Toto Berger
im Tennis die Nummer
eins der Welt – und
zahlte dafür einen
hohen Preis: Er erlitt
einen Burnout. Jetzt
ist er wieder da. Er hat
kein Geld, aber eine Idee: Er vereinbart
mit dem aktuellen Weltranglisten-
ersten ein letztes Duell, Preisgeld: zehn
Millionen Dollar. Rüdiger Barth hält
die Spannung in „Das Haifischhaus“
bis zum letzten Ass. Ein eindrücklicher
Roman über die Rücksichtslosigkeit
des Einzelkämpfers – und warum
Einsamkeit zum Profisport gehört.

(Heyne, 20 Euro) (^22222)
ROMAN
Im Stil eines Medien-
Krimis rekonstruiert
Juan Moreno in
„Tausend Zeilen
Lüge“ den Betrugsfall
Relotius beim
„Spiegel“ – als wolle er
demonstrieren, dass
man Spannung durchaus ohne Fiktion
aufbauen kann, wenn Stoff und
Recherche nur stimmen. Gegen Wider-
stände im eigenen Haus deckte der
Journalist einen der größten Betrugs-
fälle der deutschen Mediengeschichte
auf. Nebenbei gelingt ihm eine Milieu-
studie jenes Verlages, der ihm lange
nicht glaubte – und dem er bis heute
angehört. Ein Kunststück, kein kleines.
(Rowohlt, 18 Euro) (^22222)
SACHBUCH
Ein Buch, für das man
sich eine allabendliche
Leserunde mit mindestens
drei Generationen und
einem großen Kaminfeuer
wünscht: „Die 13 ½ Leben
des Käpt’n Blaubär“ ist –
allen Ernstes! – eine
der spannendsten, geist­
reichsten, überraschends­
ten und witzigsten
Abenteuer reisen, auf die
man zwischen acht
und achtzig gehen kann –
und erscheint zum 20 ½.
Geburtstag nun in einer
großen Jubiläumsausgabe.
(Penguin, 28 Euro)
ILLUSTRATION: WALTER MOERS/PENGUIN VERLAG
Beziehungen zu anderen baut er nicht auf,
kommt es doch darauf an, von einer Se­
kunde auf die andere verschwinden zu
können – ohne jegliche Sentimentalität.
Auch die Frau, mit der er in „Hitze“ eine
kurze Affäre hat, beherzigt diese Regel. Ein
kurzer Anstieg der Temperatur – dann weg!
Garry Disher ist den Kennern von har­
ten Krimis schon länger heilig. Mit dem
Buch „Kaltes Licht“, das im Sommer er­
schienen ist, hat er seinen Wirkungskreis
noch einmal vergrößert. Kein Wyatt­
Roman, sondern die Geschichte des grau
gewordenen Cops Auhl, der Gutes tun will.
Eines Samariters, der ein paar Treppen­
stufen in Richtung Hölle hinabsteigt.
Auch Auhl wird ausgehärtet – mit einem
ganz feinen Hammer. Oliver Creutz
W
ill man Metall aushärten,
braucht man dafür meist sehr
hohe Temperaturen. Der Autor
Garry Disher dagegen braucht
für den Prozess der Aushär­
tung seiner Figuren nur weni­
ge kühle Sätze: „Er war mit nahezu nichts
zurückgekommen. Nur mit Genugtuung –
Genugtuung, einen Mann getötet zu ha­
ben.“ So heißt es zu Beginn von „Hitze“, der
neuen Folge einer einzigartigen Reihe in
der Krimiliteratur: der Wyatt­Romane.
Wyatt ist von Beruf Krimineller. Ein
Bankräuber, Einbrecher; im neuen Band
soll er Kunst stehlen. Seit 1991 schreibt der
Australier Disher, mittlerweile 70, diese
Romane aus Verbrecher­Sicht. Er ist über
die Jahre nicht schlechter geworden darin.
Wer etwas lernen will über den Alltag eines
Outlaws, findet viel Anschauungsmaterial.
Vor allem darüber, wie entscheidend es ist,
unscheinbar zu wirken, ein Gesicht zu ha­
ben, an das sich niemand erinnern kann.
Ein Privatleben ist da nur hinderlich. Wyatt
ist da, wenn Beute gemacht werden soll.
Schreibt auch
Kinderbücher: der
Australier Disher
Ein Berufsverbrecher ohne Gefühle, ein Cop auf Höllenfahrt:
Garry Dishers Krimis ragen aus dem Genre heraus
Härter als die Harten
Garry Disher: „Kaltes Licht“,
Unionsverlag, 320 Seiten,
22 Euro (^22222)
Garry Disher: „Hitze“,
Pulp Master, 270 Seiten,
14,80 Euro (^22222)
106 26.9. 20 19
KULTUR
BUCH

Free download pdf