Der Stern - 26.09.2019

(Romina) #1
FOTO: WOLFGANG SCHARDT

Rakı ist ein anisierter Rosinen-
brand, „Âlâ“ die Premiumabfüllung
der türkischen Marke Yeni Rakı.
„Âlâ“ heißt exzellent und steht
dafür, dass der Rosinensud nach
zweifacher Destillation in der
Kupferblase eine dritte mit Pimpi-
nella-Anis durchläuft. Ergebnis
ist ein komplexer, hochfeiner
Schnaps von 47 Prozent, für
25,75 Euro bei Tel. 04107/90 89 00
und weinquelle.de

Hervorragend, âlâ!


scharf (oder Pul Biber); 5 g Sumach und
15 g Pfeffer, schwarz, im Mörser gestoßen.
Die Menge ist mehr, als ich in meinem
Haushalt auf einmal verwenden kann, ich
lagere sie ein einer gut schließenden Dose.
Türkische Grillmeister garen ihr Hack­
fleisch gern an flachen, säbeligen Spießen
(runde würden sich beim Wenden im
Fleisch drehen); es gibt auch solche aus
Holz oder Bambus, die man aber vor
dem Grillen wässert, sonst fackeln sie
ab. Derlei Equipment verkaufen viele
Orientmärkte gleich mit.
Nun aber zum Fleisch: 500 g eher grob
als fein gewolftes und deutlich mit Fett
durchsetztes Hackfleisch von Lamm mit
1 durchgepressten Knoblauchzehe, 1 reifen
und gehäuteten Tomate, mittelgroß und
gewürfelt, 1 EL Petersilie, gehackt, sowie
mit 1 gehäuften EL Köfte-Gewürz (s. o.) für
5–10 Minuten von Hand kneten. Die Mi­
schung mit 2 gestrichenen TL Salz würzen,
erneut gründlich kneten und dann im
Kühlschrank 20–30 Minuten ruhen lassen.
Das gründliche Kneten von Hand sowie
die anschließende Fleischteigruhe sind

Bei den „Köz“ (stimmhaft mit weichem
„s“ gesprochen), also bei den Türkengrills
vom Steindamm, ist der Fettanteil des
Hackfleisches mit Sicherheit höher (er brät
aber aus), außerdem würzen die Metzger
ihr Fleisch raffiniert, und sie bevorzugen
Lamm; mit der Folge, dass sie das Grill­
fleisch nicht erst mit Gurken, Relishes und
Mayo, mit Senf, Chilischoten und Käse
stapeln müssen, damit man es essen kann.
Das Hackfleisch der Türkengrills, es
schmeckt auch so.

Aber nun an die Mörser und Messer


Egal, ob man es später länglich schmiegt
und über Kohlen grillt oder eiförmig rollt
und in der Pfanne brät, zunächst ist es zu
würzen. Dabei ist es beileibe nicht so, dass
Hackfleisch im osmanischen Kulturbe­
reich immer stark gewürzt wäre. Oft ist
es, etwa für Klößchen in einer Suppe, sogar
regelrecht mild. Mein Hackfleisch für den
Grill oder die Pfanne mische ich mir aus
35 g Kreuzkümmel, gemahlen; 15 g Minze,
gerebelt; 20 g Oregano, gerebelt; 10 g Papri-
kapulver, edelsüß, 5 g Paprikapulver, rosen­

nötig, damit das Fleischeiweiß die nötige
Bindung entwickeln kann. Wird hier
geschlampt, fehlt es dem Hackfleisch am
Grillspieß später an Halt. Man ist auf dem
richtigen Weg, wenn sich die knetende
Hand mit einem hartnäckigen Fettfilm
überzieht. Die Tomate dient in diesem
Kontext dazu, etwas Feuchtigkeit in den
Fleischteig zu bringen. Auch ist sie ein op­
tischer Marker: die Masse so lange kneten,
bis die Tomatenstücke peu à peu schwin­
den und dann nicht mehr sichtbar sind.
Die Masse nach dem Ruhen in vier Teile
teilen und die Hände anfeuchten. Für ein
Kebab (Grillfleisch) die Masse händisch
um die Metallspieße herum zu Würsten
formen und flach andrücken, sie über
einem sehr heißen Holzkohlengrill von je-
der Seite für 2–3 Minuten hübsch golden
grillen, dann von den Spießen ziehen und
zu Fladenbrot servieren.
Wem das misslingt, der kann aus dem
Hackfleisch auch Köfte machen, es also
zu eierhandgranatenförmigen Frikadellen
formen und braten. Ohne tagtägliche Rou­
tine ist das mit dem flachen Grillspieß
wirklich recht schwer und das Ergebnis
optisch oft nicht befriedigend. Dann doch
lieber Frikadellchen.
Dazu einen Kräutersalat reichen aus
250 ml geschnittener glattblättriger Peter-
silie (bitte ein Hohlmaß nehmen), 250 ml
geschnittener frischer Minze, 1 fein ge­
würfelten roten Zwiebel, dem Saft von
½ Zitrone, 1 EL Olivenöl, Salz, schwarzem
Pfeffer aus der Mühle und ½ TL Sumach.
Esse ich derlei auf dem Steindamm zu
Mittag, trinke ich Wasser dazu oder Ayran,
den eiskalten türkischen Trinkjoghurt. Be­
reite ich mein Hackfleisch abends selbst,
genehmige ich mir gern ein Gläschen Yeni
Rakı dazu, einen anisierten Weinbrand. 2

Die Rezepte zum Nachkochen finden Sie
online: http://www.stern.de/sternrezept

Köfte enthalten kein Ei, vor dem Formen muss
man das Hack sehr gut kneten, dann bekommt es Bindung

120 26.9. 20 19

GENUSS

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