Der Stern - 26.09.2019

(Romina) #1
FOTOS: MAURITIUS IMAGES; DPA(2); ULLSTEIN BILD; DDP (2); IMAGO; AUSBERLIN; GETTY IMAGES (2)

KNOCHENARBEIT


CHEMIE-COCKTAIL


Der Schreck sitzt einem in
den Knochen – nach einer
Entdeckung von US-Forschern
ist das keine bloße Rede-
wendung mehr. Sie fanden
bei Untersuchungen an
Mäusen einen bislang
unbekannten Mechanismus:
In Gefahrensituationen
schütten Knochen den
Botenstoff Osteocalcin aus,
der entscheidend für
Stressreaktionen des
Körpers ist. Das Knochenhor-
mon spiele dabei eine
noch wichtigere Rolle als das
Stresshormon Adrenalin,
so die Wissenschaftler.
Auch bei Menschen zeigte
sich der Zusammenhang:
Probanden, die eine Rede
halten sollten, hatten vermehrt
die aktive Form des Knochen-
hormons im Blut.


Joghurtbecher, Trink­
flaschen, Gefrierbeutel –
drei von vier Alltagsproduk­
ten aus Plastik enthalten
potenziell schädliche
Substanzen. Das fanden
Forscher der Universität
Frankfurt am Main heraus.
Bei der Herstellung von
Plastik werden oftmals
Farbstoffe und Stabilisato­
ren zugesetzt – ein Cocktail
aus Chemikalien entsteht,
die teils toxisch auf
Zellen wirken. Sogar die
als „Bioplastik“ angeprie­
senen Kunststoffe
enthielten in allen Fällen
schädliche Chemikalien,
ergab die Analyse.

sche Behauptung, inklusive drehendem Panora-
marestaurant, schlug mit geschätzten 130 Millio-
nen Mark zu Buche, dreimal mehr als geplant.
Überlegenheit hin oder her – ganz ohne teure
Westimporte kam man nicht hin: Thermofens-
ter aus Belgien, Fahrstühle aus Skandinavien
und Edelstahlplatten aus der BRD. Ausgerech-
net ihr Glanz sollte für Ärger sorgen: Sobald
die Sonne scheint, erstrahlt auf der Kugel
weithin sichtbar ein riesiges Kreuz aus Licht.
„Sankt Walter“ spottete der Westen. So erfand
die Ostpropaganda den „Telespargel“. Inzwi-
schen gilt er als Wahrzeichen der ganzen
Stadt, wie sein älterer Bruder, der Funk-
turm. Zur Sicherheit: Auch den nennt in
Berlin keine Sau den „langen Lulatsch“.

A


lle mal herhören, wichtig: bitte nie, nie
„Telespargel“ sagen! Machen allenfalls Tou-
risten, die es sich von Fremdenführern ein-
reden ließen, die früher zu viel DDR-Fernsehen
geschaut haben. Nur dort wurde der Fernseh-
turm als „Telespargel“ gepriesen, stets verbun-
den mit der faustdicken Lüge, die Berliner wür-
den ihn „liebevoll“ so nennen. Nein, tun sie
nicht, taten sie nie! Weder heute noch vor 50
Jahren, als am 3. Oktober 1969 Walter Ulbricht
den Turm feierlich einweihte – wenige Tage
vor dem 20. Jahrestag der DDR, als Zeichen
der Überlegenheit des Sozialismus. Mit
365 Meter Höhe damals der zweithöchste
TV-Turm der Welt, bis heute das höchste
Gebäude des Landes. Diese architektoni-

Am 3. Oktober wird der Berliner Fernsehturm 50 Jahre alt


GLÜCKWUNSCH, LANGER!


JA, ICH WILL!
Der Turm gilt als
höchstes Stan-
desamt Berlins:
203 Meter über der
Hauptstadt kann
geheiratet werden –
SUPER SITZPLATZ mit bester Aussicht
1986 nistete sich ein
Wanderfalkenpaar am Turm
ein – und jagte von
dort vorbeiziehende Vögel

BERLINER DUFT
Es gibt unzählige
Souvenirs in
Turmform. Auch
Parfüm gehört
dazu: Dieses für
Damen riecht
zitronig-frisch

SEHT MAL,
KINDER!
Zur Eröffnung
wurde der Turm
1969 vom Sand-
männchen des
DDR-Fernsehens
in einer Folge
präsentiert

VOLLTREFFER
Zur Fußball-
WM 2006 wurde
die Kugel als
Fußball verklei-
det. Kletterer
beklebten sie,
was fünf Monate
dauerte

RUNDE SACHE
Der Architekt
Hermann Hensel-
mann schuf
erste Entwürfe
für den Turm. Die
Kugel sollte an
einen sowjetischen
Sputnik-Satelliten
erinnern

20 26.9. 20 19

KOSMOS

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