Der Stern - 26.09.2019

(Romina) #1

FOTO: DPA


des Kunden Algerien“ geschehen, sagt
Thyssen-Krupp heute.
Zwei Konlandgericzerne mit Sitzen in
Düsseldorf und Essen machten also ein
Geschäft miteinander, wickelten es aber
über Singapur und die Emirate ab. Warum?
Sicher ist, dass die Umwegkonstruktion
Probleme schuf. Ende Juni 2012 klagte ein
Vertreter der Thyssen-Krupp-Marinespar-
te per Brief aus Singapur El Husseini sein
Leid mit dem „Fregattenprojekt Algerien“.
Mehrere beteiligte Munitionsfirmen hät-
ten sich beschwert, dass sie allein für die
Versendung der Spezifikationen ihres
Kriegsmaterials nach Abu Dhabi und Sin-
gapur „zusätzliche Ausfuhrlizenzen erlan-
gen müssten“. Zwei Hersteller hätten gar
rundheraus erklärt, dass die Behörden in
Frankreich und Italien überhaupt „keine
Lizenzen für einen Vertragspartner in Abu
Dhabi erteilen würden“.
Irgendwie klappte es dann offenbar doch
noch mit dem Komplettpaket. Aber heute,
mehrere Jahre später, haben Thyssen-
Krupp und Rheinmetall ein neues Pro-
blem. El Husseini überwarf sich mit sei-
nem bisherigen Partner in den Emiraten,
dem Scheich Tahnun Bin Zayid Bin Schach-
but Al Nahyan. Der Libanese verließ das
Land – aber bevor er das tat, soll er rund
48 Millionen Euro aus dem Vertrag für die
Fregatten mitgehen haben lassen. Er habe
dieses Geld für sich und andere Beteiligte
„unterschlagen“ und zum Beispiel Millio-
nen auf Konten in Beirut und Hongkong
überweisen lassen, wird in einem internen
Prüfbericht für den Scheich vom 30. Mai
2018 beklagt, der dem stern und seinen
Recherchepartnern vorliegt.

Das Geld ist bis heute verschwunden –
es fehlt jetzt bei Rheinmetall. Der Konzern
wies den Betrag jüngst sogar als „gestun-
dete“ Forderung in seiner Bilanz für 2018
aus – bereits wertberichtigt und reduziert
auf jetzt 37 Millionen Euro.
Ja, diese gestundete Forderung betreffe
den Kontrakt mit Federal, bestätigte
Rheinmetall-Chef Armin Papperger bei
der Hauptversammlung im Mai 2019 auf
Fragen kritischer Aktionäre. Man pflege ja
„seit vielen Jahren Geschäftsbeziehungen
zu Federal und auch zu dem früheren Ge-
schäftsführer von Federal, Herrn El Hus-
seini“. Papperger beruhigte die Aktionäre,
es komme „immer wieder vor, dass es in
Geschäftsbeziehungen zu Verzögerungen
bei der Bezahlung kommt“.

P


apperger zeigte also erstaunliche
Geduld. Erst kürzlich soll Rheinmetall
doch noch das zuständige Schieds-
gericht in der Schweiz angerufen haben –
zum Missfallen des Scheichs in den Emi-
raten, immerhin ein Mitglied der Herr-
scherfamilie und Nummer sechs in der
Thronfolge.
Viel Ärger also, weil sich Rheinmetall
allzu eng mit dem Schröder-Buddy El Hus-
seini eingelassen hatte. Warum war der
Umweg über die Emirate überhaupt nötig?
Für den Berliner Professor und Korrup-
tionsexperten Oliver Scholz sieht der Vor-
gang „nach einem Umgehungsgeschäft
aus“. Wo so wie hier „Rechnungen geschrie-
ben werden, hat man bei der Differenz
zwischen Einkauf und Verkauf Manö-
v riermasse, um Mittel für andere Zwecke
zu generieren“, sagt Scholz. 4

Der frühere
Minister Otto
Schily kennt
El Husseini gut.
Der soll auch
bei einem
Geschäft mit
Marinegeschüt-
zen helfen

26.9. 20 19 83
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