Süddeutsche Zeitung - 02.10.2019

(avery) #1

In der Schweiz ist vieles etwas anders.
Dass Väterdort nach jahrzehntelangem
Ringen nun ganze zwei Wochen (!) bezahl-
te Elternzeit erhalten, mutet, nun ja, nicht
gerade sehr familienfreundlich an. In den
Bergen ist es besser. Zum Beispiel in Nid-
walden, einem winzigen Kanton südlich
des Vierwaldstättersees. Kaum woanders
führen so viele kleine Seilbähnchen vom
Tal auf die Almen. Schon die Fahrt mit den
nostalgisch anmutenden Vehikeln ist ein
kleines Abenteuer mit Kindern. Die Preise
halten sich in Grenzen, meist kostet der
Spaß nur ein paar Franken. Und wenn
man einmal oben ist, etwa auf der wunder-
schönen Bannalp, ganz ohne Raunzen
und dauerhaftes Geschichtenerzählen auf
öden Forstwegen, bieten sich in der Alm-
landschaft die verschiedensten Wande-
rungen an, ohne viele Höhenmeter.
Direkt an der Bergstation der Chrüzhüt-
ten-Seilbahn beginnt der „Zwärgliweg“.
Der führt schlauerweise zunächst einmal
abwärts, immer den bemalten, aus Holz
ausgeschnittenen Zwergen nach. Ganz


am Anfang erfährt man, dass der Weg mit
vielen Stunden „Fronarbeit“ gebaut wur-
de. So alt ist er aber nicht, die Schweizer
meinen mit Fron Gemeinnützigkeit. An
sieben Stationen, die von einem Zwergen-
haus mit Puppen bis zur finalen Edelstein-
Höhle reichen, müssen Eltern die Ge-
schichte von vier Zwergenkindern vorle-
sen, die auszogen, um einen Schatz zu
finden.
Kaum zu glauben, aber das simple Prin-
zip funktioniert so gut, dass der Siebenjäh-
rige und die Dreijährige kaum jammern
und immer weiter wollen. Der Weg führt
um den grünblauen Bannalpsee herum,
und das Beste liegt auf halber Strecke:
Direkt am See, wo ein Bach hineinfließt,
gibt es Grillstellen mit bereits gehacktem
Brennholz und einem kleinen Spielplatz.
Wer hier angekommen ist, will eigentlich
nicht mehr weg, nur die Aussicht auf Bier
und Eis im Gasthaus kann da noch moti-
vieren. hans gasser

Einfache Fahrt 12 Franken, Kinder: 6; bannalp.ch

Der Glungezer ist einer jener Berge, die
währendder Fahrt über die Inntalauto-
bahn gen Süden gerne links liegen gelas-
sen werden. Das ist ein Fehler.
Erstens gibt es da den Zirbenweg, eine
Art botanischer Lehrpfad durch einen
der größeren Zirbelkieferbestände der Al-
pen. Der Weg verbindet den Glungezer
auf rund 2000 Metern mit dem ehemali-
gen Olympiaberg Patscherkofel, wobei
ein Bus zwischen den beiden Talstatio-
nen verkehrt. Es geht entlang der Baum-
grenze, vorbei an der Boschebenhütte,
durch Heidel- und Preiselbeersträucher,
immergrüne Zirbelkiefern und sich ver-
färbende Lärchen. Kleinkinder schlafen
in der Kraxe mit blauen Heidelbeerschnu-
ten; Schulkinder rennen vorneweg, und
wenn nicht, lassen sie sich vielleicht mit
zweitens motivieren.
Denn der Zirbenweg endet nach zwei
bis drei Stunden Gehzeit an der Tulfein-
alm (2035 m), auf der sich bei Speckknö-
deln schon die Bergstation erahnen lässt.
Der nostalgische Einsersessellift, der

nächste Saison durch eine weitere seelenlo-
se Zehnergondel ersetzt wird, ist eigentlich
völlig kinderuntauglich – und genau des-
halb ein famoses Abenteuer. Etwa 20 Minu-
ten dauert die Cabriolift-Abfahrt zur 500
Höhenmeter tiefer gelegenen Mittelstati-
on, da lässt sich jeder Pilz betrachten. Lang-
weilig? Dann hilft – drittens – nur das Fina-
le am Mittelstation-Restaurant mit dem
unglücklichen Namen Halsmarter.
Drinnen liegt Spielzeug für einen Jahres-
urlaub. Puppen, Bobbycars, Puzzles, Prin-
zessinen- und Ritterkostüme. Uff. Drau-
ßen stehen gleiche mehrere Hüpfburgen,
mit integrierter Rutsche und Giraffenkopf.
Hinter dem Haus im Wald eine fußballfeld-
große Holzkugelbahn, alles aus Zirbe. Mit
Waldklassenzimmer, Baumhaus und dem
unbeschreiblichen Ratterknatter, was un-
ter anderem die Frage aufwirft, warum die
Betreiber ihr Restaurant eigentlich nicht
so getauft haben. dominik prantl

Bahnticket Zirbenweg inkl. Busfahrt 27,50 Euro.
Glungezerbahn ab 6.10. nur noch am Wochenende.

„MeineFüße sind platt gelatscht!“ Dieser
Auffassung sind Kinder mitunter bereits
nach wenigen Metern. Und was sollten
erst die Schuhe sagen, in denen die Füße
stecken – wenn sie denn reden könnten?
Im Tiroler Erlebnispark Hexenwasser in
Hochsöll, zwischen Kufstein und Kitzbü-
hel, können sie immerhin stumm Aus-
kunft geben in einem Schuhmuseum,
direkt neben der Bergbahn. Getragene
Latschen sind dort ausgestellt, man kann
die eigenen dazustellen, solange man
den Barfußpfad erkundet. Das ist dann
spielen und planschen, nicht wandern,
beschädigt die Füße also nicht.
Wem das im Herbst zu kühl ist, der
muss seine platt gelatschten Füße nur
ein paar Meter bewegen, um das Jam-
mern einzustellen. Ein Bienenhaus, die
Simonalm und eine Steinmühle lenken
Kinder ab und regen sie an. Die Alm ist
400 Jahre alt und gibt einen Eindruck,
wie der Alltag der Bergbewohner vor vie-
len Generationen gewesen sein könnte.
Im Bienenhaus kann man sich selbst in

ein Insekt verwandeln und im Stockdunk-
len – das Wort kommt daher, dass es im
Bienenstock kein Licht gibt – hörend, tas-
tend, riechend und schmeckend orientie-
ren, als wäre man Teil eines Schwarms.
Wer möchte, kann Wachskerzen basteln.
Und so führt ein Rundweg mit gerin-
gem Höhenunterschied von einer natur-
nahen Attraktion zur nächsten: über flöß-
bare Gewässer, durch ein Moorbecken
und über Hexenleitern. Kinder können
Dämme bauen, Brot backen, Wasser pum-
pen. Also ganz analog und an der frischen
Luft spielen, toben und forschen. So
macht ihnen Wandern Spaß, weil es kein
Selbstzweck ist. Wer doch hart gesotten
ist, kann sich die Gondel sparen und vom
Parkplatz in Söll gut 400 Höhenmeter
nach Hexenwasser hinaufsteigen. Der
Erlebnispark selbst kostet keinen Ein-
tritt. stefan fischer

Gondelbahn: Erwachsene 22 Euro, Jugendliche
17 Euro, Kinder ab sechs Jahren 11,50 Euro, noch
bis 20.Oktober, http://www.hexenwasser.at

Das Problem am Urlesteig im Sarntal in
Südtirol ist, dass er schon so gut beginnt,
dass man fast nicht loswandern möchte.
Mit der Kabinenbahn geht es von Reins-
wald auf den Pichlberg mit seinem auf
2130 Höhenmetern gelegenen Bergrestau-
rant. Dessen Terrasse bietet eine grandio-
se Fernsicht von der Texel- bis zur Bren-
tagruppe, die Erwachsene im Liegestuhl
genießen, während Kinder die Spielgeräte
erkunden: Rutschen, ein Trampolin und
zwei Paar riesige Holzski, in die sie jeweils
zu mehreren steigen, um sich, möglichst
im Takt stapfend, ein Rennen über die
Wiese zu liefern. Das Gute am Urlesteig
jedoch ist, dass das Beste immer noch zu
kommen scheint, und so können Eltern
schließlich doch irgendwann einmal zum
Aufbruch rufen. Zu entdecken gibt es auf
diesem stets sanft bergab führenden Weg
schließlich unter anderem noch ein Floß,
eine Monsterlibelle und einen Heustadl.
Das Floß liegt oberhalb der Pfnatsch-
alm in einem kleinen, angelegten See. Die
Kinder ziehen sich an einem fixierten Seil


hin und her. Diese Vorrichtung und die
Wasserräder in den Bächen drum herum
lassen sich zur Erklärung nutzen, wie Bau-
ern früher ihr Holz verarbeitet haben. Sie
machen aber vor allem einfach Spaß.
Die Riesenlibelle ist ein abenteuerlich
schiefes Klettergerüst aus Holz und
Metall neben einem Tümpel, in dem Nach-
wuchsforscher echte Libellen beobachten
können. Und der Heustadel, die dieses
Jahr neu aufgebaute „Heuhüpfschupf“
bei der Sunnolm, ist eine Holzhütte, in der
Mutige durchs Fenster hinein- und gefahr-
los ziemlich weit hinunter ins duftende
Heu springen können.
Erwachsene haben am Urlesteig dank
seiner Höhe und seines Panoramas ein
alpines Gefühl. Und die Kinder sind am En-
de in drei spielerischen Stunden fast 600
Höhenmeter abgestiegen – und haben es
nicht einmal gemerkt. jochen temsch

Kabinenbahn: Erwachsene 9 Euro, Kinder 6,50 Eu-
ro (unter neun Jahren gratis), noch bis 3. Novem-
ber,www.sarntal.com

Barfuß im Bienenstock


Gleich da


vorne!


Das Wichtigste beim Wandern


mit Kindern: Motivation.


Auf Familienwegen, die unterwegs


Spielerisches bieten,


läuft es fast von allein


Ohne Floß nix los


Lohn statt Fron Zirben und Ratterknatter


Wandern und in See stechen: Auf dem Urlesteig im Sarntal ist beides möglich. An vielen Stationen erleben Kinder die Bergwelt mit Spaß. FOTO: REINSWALDER BERGBAHNEN

42 REISE IN DIE BERGE Mittwoch/Donnerstag, 2./3. Oktober 2019, Nr. 228 DEFGH


Foto: PantherMedia/pandionhiatus3 Foto: Tahiti Tourism

SZL031019

Ein Angebot der Hanseat Reisen GmbH, präsentiert von der Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München

Süddeutsche Zeitung Leserreisen


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einzigartiges Panorama. Hinzu kommt das mediterrane Klima, das auch
im Dezember angenehme Temperaturen ermöglicht. Es sind also beste
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in Ihrem Hotel in Sorrent ein genussvolles Dinner serviert. Darüber hinaus
können Sie im Rahmen des fakultativ buchbaren Ausfl ugspakets auch das
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· Stadtrundgang und Pizzaessen in Neapel
· Alle Führungen, Besichtigungen und Eintrittsgelder laut Programm
· Dt. sprechende Reiseleitung vor Ort sowie zusätzliche Reisebegleitung

Zusätzlich nur vorab buchbar:
· Ausfl ugspaket 125 € pro Person

Weihnachten am Golf von Neapel Kleine Weltreise – In 33 Tagen um die Welt


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Veranstalter: Hanseat Reisen GmbH, Langenstraße 20, 28195 Bremen

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DZ mit Meerblick und Balkon zur Alleinben. 1.545 €

Hinweis zur Barrierefreiheit: Unser Angebot ist für Reisende mit eingeschränkter Mobilität nur
bedingt geeignet. Bitte kontaktieren Sie uns bezüglich Ihrer individuellen Bedürfnisse.

Reisetermin: 23. Februar bis 25. März 2020

Veranstalter: Hanseat Reisen GmbH, Langenstraße 20, 28195 Bremen

Reisepreis pro Person:

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bination wird jene Vision tatsächlich Realität. In 33 Tagen umrunden Sie
die Welt in östlicher Richtung. Zunächst geht es per Flugzeug nach Dubai
mit seinen futuristischen Bauten. Ebenso beeindruckend ist Australiens
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Eilande, Archipele und Inselstaaten wie Neukaledonien, Vanuatu, Fidschi,
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Tahiti verbringen Sie noch zwei Nächte in San Francisco.

Eingeschlossene Leistungen:
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Papeete nach San Francisco und von San Francisco nach München
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Stadtrundfahrten u. v. m., Deutsch sprechende Reiseleitung vor Ort
· Kreuzfahrt mit der NORWEGIAN JEWEL mit 21 Übernachtungen an Bord
· Vollpension an Bord, Premium-Getränkepaket, Ausfl ugsguthaben
50 USD pro Kabine/Hafen und Unterhaltungsprogramm an Bord u. v. m.
· Nachprogramm Tahiti und San Francisco: 1 Ü/F auf Tahiti und 2 Ü/F in
San Francisco jeweils in Komfort-Hotels, Rundfahrten u. v. m.
· Alle erforderlichen Transfers und zusätzliche Reisebegleitung

Inklusive
Ausflugs guthaben
und Premium-
Getränkepaket
während der
Kreuzfahrt

Mehr unter: sz.de/leserreisen

Informationen, Beratung und Buchungsanfragen:

040 / 710 091 18 (Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr)

Foto:
Norwegian
Cruise Line/Michel Verdure

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