Handelsblatt - 02.09.2019

(Barré) #1
Koffeinhaltige Limonade Mio Mio:
Hoffnungsträger von Berentzen.

Berentzen

Berentzen

HANDELSBLATT
Quellen: Bloomberg, Thomson Reuters, Unternehmen, IBES

1) Geschäftsjahr zum 31.12.2018; 2) 1.10.2019; 3) IBES-Prognose

1.10.2018 1.10.2019

+10

+5

±0

-5

-10

-15

% % % % % %

Umsatz
Börsenwert
Nettoergebnis
Dividendenrendite
Eigenkapitalrendite
Ergebnis je Aktie

Kurs-Gewinn-Verhältnis
Kurs am
Hoch/Tief (52 Wochen)
ISIN
Hauptversammlung
Homepage

Kennzahlen

Prozentuale Veränderung seit 1.10.2018

Aktienkurs
Stoxx Konsumgüter-Index

Dez. 2018
Dez. 2019
Dez. 2020
Dez. 2020
1.10.2019 (16 Uhr)

162,2 Mio.
58,2 Mio.
5,2 Mio.
4,6
11,4
0,55
0,57
0,61
10,0
6,08
7,20 5,72
DE0005201602
2020
http://www.berentzen-gruppe.de

€ € € % % € € € € €
1 2 1 1   

Katrin Terpitz Düsseldorf

B


eim Namen Berentzen
denken viele an Apfel-
korn und fruchtige Mini-
fläschchen zum Feiern.
Doch die Emsländer mit
mehr als 250-jähriger Tradition
möchten ihr altbackenes Image end-
gültig abstreifen: Mit neuen Premi-
umspirituosen, innovativen Limona-
den und Orangensaftpressen wollen
sie wachsen – und damit auch für
langfristig orientierte Anleger wieder
interessanter werden.
Die Börsenstory von Berentzen
war lange von Höhen und Tiefen ge-
kennzeichnet. Nach der Wende er-
oberten russische Wodkas die Märkte
im Westen und setzten klassische
deutsche Spirituosen unter Druck.
Berentzen kaufte Doornkaart und
Strothmann zu – alles Marken, die ih-
ren Zenit bereits überschritten hat-
ten. Der Umsatz halbierte sich in den
zehn Jahren bis 2006. Der Kurs stürz-
te ab, die Firma schrieb Verluste.
2008 stieg Investor Aurelius mehr-
heitlich ein – und 2016 wieder aus.
„Unter Aurelius wurde Notwendiges
mit harter Hand restrukturiert, aber


  • wie bei Sanierungen üblich – ver-
    gleichsweise wenig in Technik, Mar-
    keting und Innovationen investiert“,
    konstatiert Oliver Schwegmann, seit
    Juni 2017 CEO der Berentzen-Gruppe.
    Das will der Manager, der zuvor bei


Storck, Mars und L’Oréal arbeitete,
nun nachholen. Ein Hoffnungsträger
ist die neue Edelmarke Berentzen
Signature in Apfel, Zwetschge oder
Birne – „eine Komposition aus Obst-
brand und Likör, aber nicht so süß“,
so Schwegmann. Er will damit ältere
Konsumenten reaktivieren: „Bisher
waren wir eher im unteren und mitt-
leren Preissegment präsent, der
Trend geht aber zu Premium.“
Das belegen Erhebungen des
Marktforschers Nielsen: So sank der
Absatz von Spirituosen hierzulande
insgesamt um 1,7 Prozent auf 566 Mil-
lionen Euro. Das zeigen Zahlen für
die zwölf Monate bis Ende Juni. Dem-
gegenüber legte der Umsatz mit Mar-
ken um 1,8 Prozent zu. Marktexperte
Christian Gniech von Nielsen sieht
„Tendenzen zur Premiumisierung“ –
vor allem in Supermärkten und Tank-
stellen.
Der Pro-Kopf-Konsum von Spiri-
tuosen stagniert in Deutschland bei
5,4 Litern im Jahr. „Es wird schlei-
chend weniger getrunken, dafür
Hochwertigeres“, sagt Schwegmann.
Zu Jahresanfang brachte Berentzen
deshalb den Premium-Rum Tres Pai-
ses auf den Markt. Insgesamt setzt
das Unternehmen jährlich rund 25
Millionen Flaschen mit eigenen Mar-
ken und etwa 58 Millionen Flaschen
mit Handelsmarken ab.
„Berentzen ist immer noch deut-
scher Marktführer bei Handelsmar-

Aktie unter der Lupe


Limonaden


als Umsatztreiber


Der Getränkekonzern Berentzen richtet sein Geschäft stärker auf


alkoholfreie Produkte aus. Analysten mögen das Konzept und sehen


wieder Kurspotenzial für die Aktie.


Profi-Anlageempfehlung

Nannette Hechler-Fayd’herbe
ist Chef-Anlagestrategin Wealth
Management der Credit Suisse.

An Bildung


verdienen


D


ie digitale Technologie revo-
lutioniert die Bildung. Lern-
prozesse gestalten sich zu-
nehmend digital. „Edutainment“,
die unterhaltende Bildung, stellt da-
her mit ihren guten Wachstumsper-
spektiven eine attraktive Anlagegele-
genheit dar. Edutainment vereint
Onlinebildung mit unterhaltsameren
Elementen aus der Gamingwelt und
dürfte in den kommenden Jahren ra-
sant wachsen. In den USA sagen 81
Prozent aller Collegestudenten, die
digitale Lernprogramme nutzen,
dass sich dadurch ihre Leistungen
verbessert haben. Die Technologien
ermöglichen es Medizinstudenten
beispielsweise, chirurgische Eingrif-
fe vollständig virtuell durchzufüh-
ren. Die Künstliche Intelligenz hat
die Spracherkennung und damit
auch die Möglichkeiten des interakti-
ven Lernens deutlich erweitert.
Digitale Bildung trägt überdies zu
einem besseren Kosten-Nutzen-Ver-
hältnis von Bildung allgemein bei. In
den USA sind die Bildungskosten
nach Angaben des Bureau of Labor
Statistics innerhalb von 40 Jahren
um 1 225 Prozent gestiegen, weshalb
viele Studenten hochverschuldet
sind. Angesichts dieser Entwicklun-
gen überrascht es nicht, dass sich
zertifizierte Onlinekurse großer Be-
liebtheit erfreuen und Edutainment-
Ausgaben das am stärksten wach-
sende Bildungssegment in den USA
darstellen. Marketers Media geht da-
von aus, dass der nordamerikani-
sche Edutainment-Markt bis 2023 ei-
ne Größe von rund 420 Milliarden
Dollar erreichen wird; dies ent-
spricht zwei Dritteln des Schweizer
Bruttoinlandprodukts.
Zugleich weist dieses Segment in
den Schwellenländern, allen voran
Asien, ein noch beeindruckenderes
Wachstumspotenzial auf. Asien stellt
wohl den größten Wachstumsmarkt
für Onlinebildung dar. Das Anlage-
thema Edutainment ist nicht nur
aufgrund seiner globalen Wachs-
tumsaussichten attraktiv, sondern
zeichnet sich zudem durch eine
nachhaltige Wirkung aus. Bildung
gehört zu den Faktoren, die am
stärksten zu sozialer Mobilität und
Vermögensbildung beitragen. Der
Zugang zu Bildung – unabhängig von
Zeit und Ort – ist daher nicht nur ei-
ne wichtige Entwicklung für Studie-
rende, sondern bietet auch Investo-
ren vielfältige Möglichkeiten. Neben
reinen Einzeltitelengagements sind
Aktienfonds mit Fokus auf Edutain-
ment eine attraktive Lösung, wie An-
leger diversifiziert in das Thema in-
vestieren können.

Die Anlageempfehlung ist eine
Einschätzung der Autorin.

Private Geldanlage


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MITTWOCH, 2. OKTOBER 2019, NR. 190
40

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