Handelsblatt - 02.09.2019

(Barré) #1

ken, mit denen sich die Händler im-
mer mehr abheben möchten“, kon-
statiert Tom Diedrich, Analyst vom
Bankhaus Metzler. Bekam früher
stets der günstigste Hersteller den Zu-
schlag, so entwickelt Berentzen nun
mit internationalen Handelsketten
auch hochwertige Spirituosen. „Denn
die Markenloyalität bei Getränken
nimmt ab“, weiß Schwegmann.
Davon profitiert auch die Limo Mio
Mio – eine Erfolgsgeschichte für Be-
rentzen. Mit neuen Sorten soll das
Hipstergetränk 2019 um fast 40 Pro-
zent auf 35 Millionen Flaschen wei-
terwachsen.


Orangensaft statt Korn


Berentzen habe wachstums- und mar-
genstarke Produkte im Portfolio, was
nicht nur die seit Jahren dynamisch
wachsende Eigenmarke Mio Mio be-
weise, meint Enid Omerovic, Analyst
von Frankfurt Main Research. Die kof-
feinhaltige Limonade stehe als Wachs-
tumstreiber erst am Anfang ihrer Er-
folgsgeschichte, urteilt Analyst Die-
drich. Ein Hoffnungsträger ist auch die
neue Limo-Marke Kräuterbraut mit we-
niger Zucker. Mit alkoholfreien Geträn-
ken wie auch Mineralwasser setzen die
Emsländer rund 50 Millionen Euro
um, auch als Konzessionär für Sinalco.
Spirituosenhersteller stehen global
im harten Wettbewerb. Auch Diageo,
die weltweite Nummer eins, setzt
deshalb auf Alkoholfreies. Im August
übernahmen die Briten die Mehrheit
am Start-up Seedlip für alkoholfreien
Gin. „Wir investieren in disruptive
Marken, die für die Welt komplett
neu sind“, sagte CEO Ivan Menezes.
Nach einem Rekordhoch von über
40 Euro im August notiert die Aktie
nun etwas niedriger. Diageo will bis
Sommer 2022 bis zu 4,5 Milliarden
Pfund an die Aktionäre zurückgeben.
Auch die Aktie der globalen Num-
mer zwei, Pernod Ricard, erreichte
Anfang September mit 179,2 Euro ei-
nen Rekord. Vor allem das Geschäft
in Asien boomt. Die Franzosen kün-
digten im August eine Anhebung der
Dividende und einen milliarden-
schweren Aktienrückkauf an.
Berentzen spielt größenmäßig in
einer anderen Liga, ist aber für Anle-
ger interessant. Für einen Kursschub
sorgte der mutige Einstieg in eine


ganz neue Sparte. 2014 übernahm
Berentzen den österreichischen
Orangenpressenbauer Citrocasa. Die
Pressen kosten bis zu 8 000 Euro. Be-
rentzen liefert auch Flaschen und un-
behandelte Orangen dazu.
Die miese Orangenernte 2017 aber
drückte die Umsätze von Citrocasa.
„Wir mussten bei der Orangenlogistik
eine Menge lernen“, räumt Schweg-
mann ein. Inzwischen gibt es 25 statt
sieben Lieferanten und damit weni-
ger Risiken. Rund 20 Millionen Euro
setzt Berentzen mit Citrocasa um. Es
gibt zwar Wettbewerber wie Zumex,
diese bieten aber kein Orangenabo.
Analyst Omerovic jedenfalls erwartet
vom Frischsaftsystem, das 2018 deut-
lich Federn lassen musste, wieder
klare Wachstumsimpulse.
„Wir haben unseren Aktionären
versprochen, jedes Jahr mindestens
die Hälfte des Gewinns auszuschüt-
ten“, betont der Berentzen-Chef. Die
Ebit-Marge stieg zuletzt auf sechs
Prozent. Analyst Diedrich von Metz-
ler begrüßt die soliden Bilanzen und
attraktiven Dividenden. Er erwartet
ein organisches Wachstum von im
Schnitt 3,2 Prozent in den nächsten
drei Jahren. Sein Kursziel liegt bei
8,50 Euro.
Analyst Omerovic prognostiziert
für 2021 Umsätze von 181,5 Millionen
Euro. Er empfiehlt Berentzen zum
Kauf und setzt ein Kursziel von zehn
Euro je Aktie – ein klares Signal, pen-
delt der Wert doch derzeit um den
Kurs von sechs Euro.

Wir haben


unseren


Aktionären


versprochen,


jedes Jahr


mindestens die


Hälfte des


Gewinns


auszuschütten.


Oliver Schwegmann
CEO Berentzen

Website des Kreditportals Smava:
Kritik von Verbraucherschützern.

Smava

Berentzen

Kreditvermittler-Plattformen

Klage gegen Smava


eingereicht


Der Online-Kreditvermittler Smava wirbt mit dem Begriff
„Partnerbanken“, auch wenn es um Dienste anderer Plattformen
geht. Die Verbraucherzentrale klagt gegen die Praxis.

Frank M. Drost Berlin

V


erbraucherschützer irritiert
der Werbeauftritt von Kredit-
vermittler-Plattformen wie
Smava. Teilweise würden diese mit
dem Begriff „Partnerbanken“ wer-
ben, obwohl zu den Partnern auch
Kreditvermittler wie Auxmoney ge-
hörten. Weil Smava der Argumentati-
on der Verbraucherschützer nicht
folgen und eine Unterlassungserklä-
rung nicht unterschreiben will, hat
die Verbraucherzentrale Sachsen rea-
giert: „Wir haben daher Klage beim
Landgericht Berlin auf Unterlassung
erhoben“, sagt der Rechtsreferent
des Marktwächters Finanzen, Kay
Görner, dem Handelsblatt. „Wir hal-
ten die Unterlassungsklage für halt-
los“, erklärt dazu ein Sprecher von
Smava.
Wer einen Kredit aufnehmen will,
kann auch aufgrund von Vergleichs-
plattformen wie Smava, Check24, Fi-
nanzcheck oder Auxmoney auf ein
breites Angebot zugreifen. Verbrau-
cher vergleichen zunehmend die Kon-
ditionen unterschiedlicher Anbieter,
bevor sie sich für einen Kredit ent-
scheiden, heißt es im Schufa-Kredit-
Kompass 2019. Vor zwei Jahren ist es
dem Marktwächter Finanzen der Ver-
braucherzentrale Sachsen erstmals
aufgefallen, dass einige Plattformen
mit dem Begriff Partnerbanken war-
ben, obwohl nicht ausschließlich Kre-
ditinstitute als Partnerbank genannt
wurden.

Rechtliche Bedenken
„Verbraucher teilten uns mit, dass sie
einen Kredit mit Negativzinsen haben
wollten. Den bekamen sie zwar nicht.
Aber sie erhielten Post mit weiteren
Angeboten, etwa vom Kreditvermitt-
ler Auxmoney“, berichtet Görner. Die
Unzufriedenheit konnte der Finanz-
wächter nachvollziehen. Schließlich ist
die Bezeichnung Bank daran gebun-
den, dass das Kreditinstitut über eine
entsprechende Erlaubnis der Finanz-
aufsicht Bafin verfügt. Die Verbrau-

cherschützer schrieben die entspre-
chenden Portale an und machten
rechtliche Bedenken gegen diesen
Werbeauftritt geltend. Von allen Anbie-
tern wurde ihnen mitgeteilt, dass sie
nicht mehr mit dem Begriff Partner-
banken auftreten würden, wenn es
sich um Kreditvermittler handeln wür-
de. Auch das Portal Smava versicherte
das. Allerdings verwendete Smava
2019 den Begriff Partnerbank erneut
für Kreditvermittler. Daraufhin mahn-
ten die Verbraucherschützer das Portal
ab. Eine Unterlassungserklärung wollte
Smava aber nicht unterzeichnen.
Smava selbst versteht die Aufre-
gung nicht. Man vergleiche die un-
terschiedlichen Angebote für Inte-
ressenten. „Wir fassen die Anbieter
den Kreditinteressenten gegenüber
zum Teil mit dem Begriff ‚Partner-
banken‘ zusammen, da alle von uns
vermittelten Kredite von Banken ver-
geben werden, auch im Fall der
Plattform Auxmoney“, sagt ein Sma-
va-Sprecher. Im Fall von Auxmoney
vermittele man Sofortkredite, die
von der SWK Bank vergeben wer-
den. Da die Kunden am Anfang ihrer
Kreditrecherche stünden, hätte eine
differenziertere Betrachtung in die-
sem Stadium keinen handlungsrele-
vanten Mehrwert, argumentiert
Smava. Nun hat das Berliner Landge-
richt das Wort.

 
      
 
 



   
 
 


  


 
 

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MITTWOCH, 2. OKTOBER 2019, NR. 190
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