Handelsblatt - 02.09.2019

(Barré) #1
Axel Bree

Funktion statt Mode


Georg Weishaupt Düsseldorf

E


r hat gerade erst angefangen
und ist schon wieder mitten-
drin. „Ich habe wenig Zeit“,
entschuldigt sich Axel Bree am Tele-
fon. „Ich bin auf dem Weg zu Liefe-
ranten und Produzenten“, sagt der
Unternehmer. Denn Bree, der als ge-
schäftsführender Gesellschafter die
gleichnamige Taschenmarke führte,
versucht den Neuanfang.
Der 51-Jährige mit der Designer -
brille ist beim Reisegepäckhersteller
Stratic aus Rodgau bei Frankfurt ein-
gestiegen. Er ist dort ab sofort ge-
schäftsführender Gesellschafter. „Wir
haben eine Wachstumsstrategie“,
verrät Bree. Mit „wir“ meint er sich
und einen nicht genannten privaten
Investor aus Hamburg.
Die 1946 gegründete Stratic Leder-
waren Jacob Bonifer GmbH, die Rol-
lenkoffer aus Nylon und Polycarbo-
nat verkauft, ist klein. Mit 40 Mitar-
beitern erzielte sie zuletzt einen
Umsatz von acht Millionen Euro.
Zum Ergebnis nennt Bree keine Zah-
len, aber es sei „stabil“. Das spricht

nicht für rote Zahlen, aber auch nicht
für einen höheren Gewinn. Bree will
nun das „Sortiment straffen, das Pro-
fil schärfen und das Auslandsgeschäft
ausbauen“. Denn noch gibt es Stratic-
Koffer vor allem in Deutschland.
Für Bree ist es ein Comeback. Er
verließ Anfang 2018 den Taschenher-
steller gleichen Namens, den seine El-
tern einst gegründet hatten. Zuvor
hatte er viele Jahre lang versucht,
Bree zu sanieren. Er nahm externe
Gesellschafter auf, investierte in die
Digitalisierung und in neue, modische
Produkte. Doch er konnte nicht an-

knüpfen an die alten Zeiten, als seine
Eltern mit Ledertaschen im typisch
puristischen Bree-Design erfolgreich
waren. Im Mai dieses Jahres musste
Bree Insolvenz anmelden. Inzwischen
gehört das Unternehmen dem portu-
giesischen Autozulieferer Coindu.
Für Axel Bree ist es nun die Chan-
ce, sich mit Stratic noch einmal zu
beweisen. Es wird aber nicht leicht,
sich im Markt für Reisegepäck gegen
Riesen wie Samsonite durchzuset-
zen. Er setzt auf „made in Germany“.
Denn ein Teil des Reisegepäcks wird
in Deutschland gefertigt.

Anna Iarotska

Programmieren


in Farbe


E


s ist bunt, es leuchtet, und es
macht Geräusche? Wenn ein
Spielzeug diese drei Kriterien
erfüllt, sorgt das bei Kindern in aller
Regel für gute Laune. Die Spielbox
des österreichischen Start-ups Robo
Wunderkind erfüllt zwar diese Merk-
male, aber erst nachdem sich die
Kinder kräftig ins Zeug gelegt haben.
Denn bevor ein Geräusch ertönt,
müssen sie ihren Roboter aus Klötzen
zusammenbauen und per App pro-
grammieren. Das geht so leicht, dass
schon Vierjährige loslegen können.
„Unser Ziel ist es, Kindern die Angst

vor dem Programmieren zu neh-
men“, sagt Gründerin und CEO Anna
Iarotska, während sie routiniert die
Bausteine zusammensteckt. Die Klöt-
ze haben unterschiedliche Farben,
die Kinder in der zugehörigen App
wiederfinden. Mit nur wenigen Hand-
griffen weist Iarotska den Klötzen
Aufgaben zu, und schon dreht sich
das Gebilde. Es gebe auch andere
Bausets für Kinder, aber erst ab dem
Teenageralter. „Wir wollten aber
schon kleine Kinder ansprechen“,
sagt Iarotska am Rande der Start-up-
Konferenz Bits and Pretzels.
Die 35-Jährige ist in der Ukraine ge-
boren und lebt seit ihrem BWL-Studi-
um in Wien. Vor drei Jahren hat Ia-
rotska ihren Job bei einer Immobi-
lienbank hingeworfen, um sich voll
auf das Start-up zu konzentrieren.
Gefördert wurden sie und ihre Mit-
gründer nicht nur von österrei-
chischen Geldgebern, sondern sie
nahmen auch an einem Accelerator-
Programm in China teil. Dort befin-
det sich auch die Fertigung, die Spiel-
box ist seit Dezember auf dem Markt.
Die Kunden kommen aus über 60
Ländern – praktischerweise lässt sich
der Roboter mit bunten Symbolen
steuern und nicht mit Textbefehlen.
Davon profitieren nicht nur die klei-
nen Kinder – so lässt sich das Produkt
auch ohne Probleme weltweit ver-
treiben. Andrea Rexer

Gründerin Anna Iarotska:
Spielend lernen.

Wir wollen das


Sortiment


straffen, das


Profil schärfen


und das Aus -


landsgeschäft


ausbauen.


Axel Bree
Stratic-Chef

Robo Wunderkind


Axel Bree: Er verließ Anfang 2018 den gleichnamigen Taschenhersteller.

picture alliance / Eventpress,

Der ehemalige Eigentümer
der bekannten Taschenmarke
steigt bei Stratic ein, einem
kleinen Hersteller von
Reisegepäck.

Die Gründerin von Robo
Wunderkind aus Wien will
schon Vierjährige spielerisch
an die Robotik und das
Programmieren heranführen.

Christoph Ingenhoven

Ingenhoven
verkauft sein Büro

Der Düsseldorfer Stararchitekt
Christoph Ingenhoven verkauft sein
Büro an das Schweizer Energie- und
Infrastrukturunternehmen BKW.
Das 1985 gegründete Büro ingenho-
ven architects, das Entwürfe unter
anderem für Stuttgart 21 oder den
Düsseldorfer Kö-Bogen gemacht
hat, wird Teil der in Bern ansässi-
gen Gruppe mit derzeit 8000 Mitar-
beitern. Der 59 Jahre alte Gründer
wird laut BKW als Geschäftsführer,
Chairman und sogenannter Design
Principal weiterhin die Verantwor-
tung für das Unternehmen wahr-
nehmen. Aus Sicht der Energie-
gruppe passt ingenhoven architects
mit seiner Expertise in nachhaltiger
und energieeffizienter Gebäudepla-
nung genau ins Portfolio – so habe
sich das Büro das Nachhaltigkeits-
konzept „supergreen“ patentieren
lassen und wegweisende ökologi-
sche Bauwerke wie den Swarowski-
Sitz in der Schweiz und den RWE-
Turm in Essen gestaltet. HB

Rudolf Wichert für Handelsblatt

 

       




 
  
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