Handelsblatt - 02.09.2019

(Barré) #1

ZUKUNFT DEUTSCHLAND Seite 11


„Unsere Maßnahmen teilen sich in

zwei Bereiche: Im ersten Schritt geht


es darum, die Voraussetzungen für


die Ideen der Zukunft zu schaffen;


im zweiten darum diese für die Un-


ternehmerinnen und Unternehmer


von heute und morgen nutzbar zu


machen. In Mecklenburg-Vorpom-


mern finden wir mit Blick auf die


digitale Transformation unglaubliche


Potenziale und wir wollen dabei hel-


fen, diese für unsere Wirtschaft und


Hochschulen nutzbar zu machen.


Die bisherige Resonanz stimmt uns


dabei weiter sehr zuversichtlich. Der


Bedarf ist vorhanden, genauso wie en-


gagierte Menschen vor Ort, die unse-


ren Weg mitgehen.“ Christian Pegel,


Digitalisierungsminister des Landes


Mecklenburg-Vorpommern, spricht


hier stellvertretend für das, was in


Deutschlands äußerstem Nordosten


gerade passiert. „Wir bewegen und


gestalten die Dinge gemeinsam“ fasst


er es zusammen. Breitbandausbau,


geplante Innovationszentren, Unter-


nehmensreisen und ein landesweiter


Digitalkongress. In MV wird gerade
nicht nur flächendeckend Infrastruk-
tur geschaffen, es gibt auch Pläne die-
se für die kreativen, digitalen Köpfe
des Landes nutzbar zu machen.

NETZWERKE VERSAMMELN

„Als wir die Idee hatten das ‚digi-
tale MV‘ zu schaffen, gab es in un-
serem Bundesland zwar viele kleine
Netzwerke, aber es fehlte an dem
verbindenden Element. Wir wollen

für unsere Community Partner sein
und Netzwerker, egal ob es darum
geht, die neusten Entwicklung aus der
Landespolitik zu verfolgen oder die
eigene Veranstaltung zu publizieren.
Das ‚digitale MV‘ soll in der Mitte
der digitalen Bewegung in unserem
Land stehen.“, äußert sich Christian
Pegel zur Vision des digitalen Innova-
tionsraumes MV.

RAUM FÜR IDEEN

Im Bundesland an der Ostsee ent-
stehen gerade sechs digitale Innovati-
onszentren an den Hochschulstand-
orten, sowie der Landeshauptstadt.
An diesen zentralen Anlaufstellen für
Start-Ups und etablierte Unterneh-
men soll die digitale Transformation
in Mecklenburg-Vorpommern voran-
getrieben werden. Hier finden kreati-
ve Köpfe einen Arbeitsplatz zusam-
men mit anderen, können gemeinsam
an Problemlösungen arbeiten und
Techniken nutzen, die manchem viel-
leicht verwehrt bleiben würden. Laut

Minister Pegel eines der Hauptanlie-
gen: „Ich bin davon überzeugt, dass in
unseren digitalen Innovationsräumen
nicht nur in der Theorie, sondern
auch in der Praxis Prototypen entste-
hen, die vielleicht schon morgen das
Gesicht unserer Welt ein Stück weit
verändern werden. Unsere Universi-
täten und Hochschulen werden uns
und unsere Kreativen dabei unterstüt-
zen, sodass wir ein Umfeld schaffen
können, das Räume schafft für diese
Visionen und Ideen.“
Der digitale Innovationsraum Meck-
lenburg-Vorpommern wächst zusam-
men. Hier gehen Verwaltung, Wirt-
schaft und Hochschulen gemeinsam den
Weg in die Zukunft des digitalen MV.

http://www.digitalesmv.de

Herr Dr. Wimmer, Ihr Buch „The In.Car.


Nation Code“ beschreibt den Weg der


Automobilindustrie in eine digitale Zu-


kunft. Die Geschichte hat alles, was


moderne Fiktion verlangt. Wie viel


Wahrheit steckt dahinter?


Die handelnden Personen und ihre

Erlebnisse sind fiktiv. Alle Szenen zei-


gen aber sehr realitätsnah, wie sich die


Arbeit in großen Konzernen anfühlen


kann. So wird erlebbar, wie groß der


Unterschied zwischen einfachen Lö-


sungen auf einem Blatt Papier und


der tatsächlichen Umsetzung ist. Zen-


trales Thema des Buches ist die Digi-


talisierung – und die hat vor allem mit


Vernetzung zu tun. Meine Intention


war es, die zahlreichen Stränge durch


eingängiges Storytelling zu entwirren


und verständlich zu machen.


Ist Ihr Buch die Blaupause, die die Au-


tomobilindustrie so dringend benötigt?


Den Begriff der Blaupause für

mein Buch zu verwenden wäre


wohl vermessen. Die Diskussionen


seit dem Erscheinen stimmen mich


aber froh, damit einen relevanten


Beitrag bei der Suche nach einer Zu-
kunft für diese wichtige Industrie
geleistet zu haben. Ich glaube üb-
rigens ohnehin nicht an eine Blau-
pause, sondern an viele und regional
sehr unterschiedliche Wege, über
die wir uns in eine Mobilität der Zu-
kunft vorantasten müssen.

Kritiker schreiben das Rückgrat der
deutschen Wirtschaft bereits ab. Zu
Recht oder gilt die alte Weisheit, dass
Totgesagte länger leben?
Es gibt aus meiner Sicht in der Auto-
industrie durchaus Grund für Opti-
mismus, auch wenn das gerade nicht
uneingeschränkt gesellschaftsfähig ist.
Alleine in den nächsten 25 Jahren wird
sich der globale Fahrzeugpark noch
einmal etwa verdoppeln. Das sollten
wir nicht unreflektiert kaputt reden,
nachdem wir im letzten Jahrzehnt be-
reits eine ganze Reihe von Nahtod-
erfahrungen im Bankensektor, bei den
Energieriesen und wichtigen Teilen
der Chemie- und Pharmaindustrie er-
lebt haben. Aus volkswirtschaftlicher
Sicht müssen wir uns eher fragen, wie

viel von der aktuell grassierenden Lust
am Untergang wir uns leisten können.

Wandel braucht Führung. Ist die aktu-
elle Riege der Automobilmanager dazu
im Stande?
Das sehe ich in der Tat differenziert.
Es gibt überall noch die alten Hierar-
chen, die dem Bild des Generals auf
dem Feldherrenhügel huldigen. Zuneh-

mend sehe ich aber auch den Versuch,
sich in agilen Organisationsformen zu
üben und frischen Wind hereinzulas-
sen. Wir werden gemeinsam Zeugen
einer großen Veränderung sein – auch
wenn es noch einige Jahre dauern wird,
bis sich ein moderneres Führungsver-
ständnis großflächig durchgesetzt hat.

Was sind die drei größten Stolpersteine
für die Automobilindustrie auf ihrem
Weg in die Zukunft?
Erstens: Das Festhalten an Struk-
turen, die uns einmal erfolgreich ge-
macht haben. Wer nicht experimen-
tiert, verliert. Zweitens: Den Menschen
eine Scheinsicherheit vorzugaukeln
und von ihnen den Anpassungs- und
Lerndruck künstlich fernzuhalten.
Wer nicht lernt, verliert. Und drittens:
Ein Klima der Verhinderung und der
Angst zu kreieren, in dem jede Form
der Gestaltung im Keim erstickt wird.
Wo nichts gewagt wird, hat man schon
verloren.

http://www.eandco.com
http://www.theincarnationcode.com

— Beitrag E&CO. AG —

»Wo nichts gewagt wird,


hat man schon verloren«


Dr. Engelbert Wimmer hat ein Buch über die Zukunft der Automobilindustrie geschrieben,
das mit etwas Fiktion ein doch realistisches Bild zeichnet.

Dr. Engelbert Wimmer ist Autor und CEO der
e&Co. AG | Entrepreneurs & Consultants

Digitalisierungsminister Pegel spricht bei
Regionalkonferenz in Schwerin

— Beitrag MECKLENBURG VORPOMMERN DIGITAL —

Digitaler Innovationsraum MV –


Vision in Umsetzung

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