Süddeutsche Zeitung - 09.10.2019

(sharon) #1
von dominik schottner

E


ine Minute und 13 Sekunden. So lan-
ge dauert es, bis Caroline Spiegel im
Interview das Wort Masturbation be-
nutzt. Sie lächelt dabei zwar ein klein we-
nig verlegen, aber führt eben doch ohne zu
stolpern durch ihre Erzählung. Die Erzäh-
lung von ihrer ersten eigenen Erfahrung
mit Audioporno, also Porno zum Hören.


„Ich erinnere mich genau, wo ich war: In
meiner damaligen Wohnung in Palo Alto,
Kalifornien, und ich hörte so eine Art Anlei-
tung zum Masturbieren. Ich hatte extrem
schnell einen Orgasmus und dachte mir:
Wow, das ist ein riesiger Markt. Jemand
muss das angehen!“ Diese jemand sollte
sie selber sein: Caroline Spiegel, vor 22 Jah-
ren in Los Angeles geboren, Studentin an
der berühmten Stanford University, be-
schloss an diesem Tag, ein Audioporno-
Portal zu gründen, das von Usern selbst
aufgenommene und hochgeladene Fanta-
sien sammelt. Die Idee zu Quinn war gebo-
ren, so hat Spiegel ihr Start-up getauft.
Vor ihrer Unternehmensgründung,
gleich nachdem sie die Masturbations-An-
leitung gehört hatte, begann sie mit der
Marktforschung und Konkurrenz-Analy-
se. „An genau diesem Tag fand ich diese
versteckten, funkelnden Online-Commu-
nities, die auf erotische Audioinhalte spezi-
alisiert sind. Es war einfach so verrückt!
Und wer schon mal so etwas angehört hat,
weiß: Das erste Mal ist das beste Mal!“
Spiegel ist jemand, der keine Probleme
damit hat, so offen, gut hörbar und enga-
giert in der Öffentlichkeit eines Cafés im
New Yorker West Village über Orgasmen
zu sprechen. Hierhin hatte Spiegel kurzer-
hand das Interview verlegt, weg von ihrem
Büro in Brooklyn. Das Silicon Valley, sogar
Los Angeles, sagt Spiegel, wären für Quinn
der falsche Ort gewesen: „Das Energielevel
in New York ist großartig. Diese Macher-
mentalität! Und die Leute lieben Unterhal-
tung und Medien. Und Sex, ja!“


Auch wenn Spiegel „Sex“ sagt, mit sich
leicht überschlagender Stimme, schaut kei-
ne der drei Damen am Nebentisch im Café
auf. Auch das, sagt Spiegel, sei eben New
York: „Den Leuten hier sind manche Dinge
einfach egal.“ Dass das großstädtische Des-
interesse auch ihr junges Unternehmen
treffen könnte, scheint Spiegel nicht wei-
ter zu kümmern. Vielleicht, weil sie sich ih-
rer Sache so sicher ist: „Quinn ist wie Scho-
kolade. Du verlangst nicht sofort danach,
wenn du geboren wirst“, sagt sie. „Aber
wenn Du es einmal probiert hast, willst Du
es immer wieder.“
Sich der eigenen Sache sehr sicher zu
sein, ist eine Qualität, die sie mit ihrem Bru-
der teilt: Evan Spiegel, der Gründer des
Messagingdienstes Snapchat und einer
der erfolgreichsten Figuren der digitalen
Wirtschaft, 29 Jahre alt und verheiratet
mit einem Topmodel. Auch er hat seine
Idee gegen etliche Widerstände durchgezo-
gen, dabei sogar einmal ein Übernahmean-
gebot von Facebook über 3 Milliarden Dol-
lar abgelehnt. Heute ist er einer der jüngs-
ten Milliardäre der Welt. Junge Gründer
schauen zu ihm auf, suchen seine Nähe.


Bei Quinn sei Evan Spiegel nicht einge-
stiegen, sagt die Schwester. Es sei aber
sehr beruhigend zu wissen, dass da je-
mand anders in der Familie ist, der schon
viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Ihr Bru-
der gebe ihr Ratschläge, aber immer ohne
aufdringlich zu sein. Und sie stelle ihm vie-
le Fragen. Dass sie in Berichten über Quinn
immer als „Schwester von“ betitelt wird,
stört sie nicht. Es habe ihr sicher auch Tü-
ren geöffnet, die sonst vielleicht verschlos-
sen geblieben wäre. Wenn Quinn mal er-
folgreich wird, kehrt es sich vielleicht um.
Dann ist Evan Spiegel vor allem „Bruder
von“. Dazu müsste Quinn allerdings sehr,
sehr erfolgreich werden.
Ob das klappt? Kann Audioporno funkti-
onieren? Erotik und Sex ohne begleitendes
Bildmaterial ist nicht unbedingt neu. Sexy
Sprachnachrichten in (Fern-)Beziehun-
gen, stöhnende Nachbarn im Hinterhof, Te-
lefonsex – wer wollte, konnte sich schon
lange vor dem Start von Quinn auditiv anre-
gen lassen. Nur waren diese Quellen der
Lust eben meist privat und nicht kommer-
ziell. Es gibt noch Literotica, ein erotisches
Text- und Audioportal, und eine Communi-
ty im eher auf Internetspezialisten speziali-
sierten sozialen Medium Reddit, Getwild-
audio. Beides ist aber eher für Nerds. Doch
auch andere Start-ups drängen in den
Markt, den Spiegel an dem Tag mit dem
schnellen Orgasmus entdeckte.

Spiegel will mit Quinn alle ansprechen,
nicht nur die Nerds – und nennt sich selbst
trotzdem „Nerd“. Genauer gesagt: „Nerd
with a need“, also ein Internetfreak mit Be-
dürfnis. Zum Einen, weil sie in Stanford In-
formatik studiert. „Ich würde das gerne ab-
schließen! Aber ist das gerade meine Priori-
tät Nummer 1? Leider nein“, sagt sie. Und
zum Anderen, weil sie aufgrund einer Ma-
gersuchterkrankung an einer Form sexuel-
ler Dysfunktion litt, die sie keinerlei Lust
verspüren ließ. „Meine Sexualität war mir
aber sehr wichtig“, sagt sie. Deswegen be-
gann sie nach Wegen zu suchen, um körper-
lich, vor allem aber psychisch wieder ins
Gleichgewicht zu kommen. Dank der On-
line-Communities habe sie herausgefun-
den, was wirklich ihre sexuellen Bedürfnis-
se waren. Und so auch endlich das Gefühl
verloren, dass mit ihr etwas nicht stimmt,
dass sie einfach nicht funktioniert.
Als ihr die Idee zu einem Audioporno-
Portal kam, erzählte sie Freundinnen per
Textnachricht davon. „Einige waren sehr
ehrlich und meinten, dass das eine dumme
Idee sei.“ Viele aber hätten ihr gestanden,
dass sie auch frustriert seien von visuellen
Mainstreampornos. „Audioporno fühlt
sich ethisch korrekter an und macht mehr
Spaß“, sagt Spiegel. „Da sind viel mehr Ge-
schichten drin, mehr Details, mehr Ge-
fühl.“ Und er biete die Chance, dem Fokus
der Industrie auf die Bedürfnisse von Män-
nern etwas entgegenzusetzen.
Spiegel suchte sich eine Geschäftspart-
nerin und fand sie in ihrer ehemaligen
Kommilitonin Jaclyn Hanley, 26. Die gab
für das gemeinsame Projekt ihren Job als
Analystin bei der Fondsgesellschaft Black-
rock auf und ist nun eine von insgesamt
fünf Mitarbeiterinnen: „Jaclyn ist für die
Strategie und die Finanzierung zuständig,
ich kümmere mich um das Produkt“, be-
schreibt Spiegel die Arbeitsteilung. Und
fügt lachend hinzu: „Mein Job ist, wenn
man so will, der Nutzloseste bei uns: Ich ge-

he zu unseren Programmierern und sage
„Hey, gute Arbeit, Leute!“
Neben der Leitung ihrer „baby compa-
ny“, wie Caroline Spiegel Quinn nennt, tei-
len Hanley und sie sich auch noch eine
Wohnung. New York ist schließlich teuer
und Zusammenwohnen eigne sich hervor-
ragend für Gründerinnen. Man verbringe
ja ohnehin schon die ganze Zeit miteinan-
der. Es führt aber auch zu ganz banalen
WG-Problemen, erzählt Spiegel gespielt
schuldbewusst: „Ich stehe gerne früh auf.

Und manchmal mache ich dabei zu viel
Lärm und dann wacht Jaclyn auf.“ Gegen 7
Uhr etwa – was in anderen Berufen nicht
unbedingt als frühes Aufstehen durchge-
hen würde. „Early riser“, sagt Spiegel trotz-
dem und zuckt mit den Schultern.
Mit Quinn läuft es jedenfalls gut für die
zwei Mitbewohnerinnen, wenn auch bis-
lang im vergleichsweise kleinen Stil. Gut ei-
ne Million Dollar an Investorengeld soll

das Start-up schon eingesammelt haben.
Bestätigen oder dementieren will Spiegel
das nicht. Die Konkurrenz hört schließlich
mit – und ist Quinn bei der Finanzierung
schon voraus, wie das US-MagazinForbes
jüngst berichtete: Dipsea, eine Communi-
ty für fiktive erotische Hörgeschichten, ha-
be schon 5,5 Millionen Dollar eingesam-
melt, das in London ansässige Audioportal
Ferly 1,5 Millionen Dollar. Und Emjoy aus
Barcelona liege mit 1 Million Dollar gleich-
auf mit Quinn.
Bislang ist Quinn nur mit einer Beta-Sei-
te ohne offensichtliches Erlösmodell am
Start. Das komme mit dem Launch der neu-
en Seite im November, verspricht Spiegel,
sagt aber auch: „Das ist wirklich eine Her-
ausforderung: Wie kann man mit eroti-
schen Inhalten im Netz Geld verdienen?
Niemand möchte eine hohe Paywall. Nie-
mand möchte, dass da in der Kreditkarten-
abrechnung erscheint, dass man sich mit-
hilfe von Pornos aus dem Netz befriedigt.
Aber, hey, Überraschung: Jeder tut es!“
Wie ihre Konkurrentinnen ist auch Caro-
line Spiegel sehr darum bemüht, mit
Quinn nicht in der Schmuddelecke zu lan-
den. Ihr Schlüsselwort dazu lautet: „self-

care“, frei übersetzt: „Kümmere dich dar-
um, dass es dir gut geht“. Der Ansatz ist ei-
ne Konsequenz aus ihrer Erfahrung mit
der sexuellen Dysfunktion. Aber auch Er-
gebnis vieler Gespräche mit Frauen ihres
Alters und dem Studium zahlreicher Unter-
suchungen zu dem Thema. Eine erfüllte Se-
xualität ist für Spiegel einer der Schlüssel
für ein gesundes, glückliches Leben:
„Quinn kann eine positive Bestärkung da-
für sein. Es gibt so viele Produkte, die uns
Frauen erzählen wollen: ‚Du bist nicht
dünn genug!’ ‚Du bist nicht schön genug!’
‚Du bist nicht XYZ!’“, sagt sie. Darum gehe
es den meisten Userinnen aber gar nicht.
Sondern darum, begehrt zu werden, egal
wie man aussieht. „Das ist so eine mächti-
ge Botschaft. Nur: Wie oft hört man die?“
Spiegel will das ändern. „Ich möchte mit
Quinn Menschen helfen“, sagt sie. „Ich
möchte, dass sie das Produkt lieben!“

Caroline Spiegel ist 22 Jahre alt und stammt aus Los Angeles.
Für ihrStart-up Quinn sei aber New York der beste Standort, sagt sie. Wegen des
Energie-Levels und weil die New Yorker Sex so sehr lieben.FOTO: HOLGER TALINSKI

„Frauen verändern Wirtschaft“ ist
das Motto des Magazins Plan W.
Jeden Mittwoch bringt der Plan-W-
Newsletter dazu Geschichten und
Gedanken. sz.de/planwnewsletter

W


er sich als Journalist mit Lesern
anlegen will, hat einige Themen
zur Auswahl, die garantiert funk-
tionieren. Er kann zum Beispiel gegen die
Privilegierung von Beamten anschreiben
oder der Abschaffung der Pendlerpauscha-
le das Wort reden. Oder er geißelt den
Stand der Digitalisierung im Gesundheits-
wesen in Deutschland.
Es ist schon interessant: Immer mehr
Menschen gewöhnen sich daran, ihre Da-
ten bei Google, Apple oder Facebook zu las-
sen, sie vertrauen ihr Vermögen dem On-
line-Banking an und schütteln lapidare
Passwörter aus dem Ärmel – aber sie gru-
seln sich bei der Vorstellung, dass ihre Pa-
tientendaten irgendwie „im Netz“ sind.
Die Angst, dass Informationen über eigene
Defizite beim Arbeitgeber, der Bank oder
sogar in der Öffentlichkeit landen, ist mas-
siv. Sie ist so beherrschend, dass sie die Vor-
teile der Digitalisierung vollständig ver-
deckt.
Dabei ist es doch offensichtlich, dass
Vernetzung buchstäblich gesund macht,
dass sie Leben retten kann. Je breiter die
Daten geteilt werden, je mehr ärztliche
Kompetenz womöglich weltweit ver-
knüpft wird, desto größer der Behand-
lungserfolg.
Will denn ernsthaft jemand es noch für
zeitgemäß erklären, dass der Arzt unseres
Vertrauens in der Abgeschiedenheit seines
Behandlungszimmers Dinge handschrift-
lich auf Karteikarten kritzelt, die niemand
sonst zu lesen bekommt, nicht mal der Pati-
ent selbst? Dass weiter der gute alte Inter-
nist Maßstab sein soll, der nach dem Mot-


to: „Schau mir in die Augen, Kleines“ ge-
nau dies tat und also wusste, ob es einem
gut ging oder nicht?
Derart provokativ vorgetragen, im kon-
kreten Fall in der SZ-Video-Kolumne
„Summa summarum“, ist die Reaktion pro-
grammiert. Einem Nutzer wäre beinahe,
um nur ihn hier zu zitieren, „die Schüssel
mit Joghurt aus der Hand geglitten“. Schon
die Herleitung des Arguments, wider-
spricht er erbost, sei einfach unzulässig.
Aus dem unterstellten Nutzungsverhalten
in anderen Bereichen lasse sich kein Um-
kehrschluss auf die Gesundheitsdaten bil-
den: „Ja, Google, Amazon und Facebook
wissen eine ganze Menge über die Men-
schen. Allerdings sind diese dort nirgend-
wo Nutzer und die Daten sind gegen ihren
Willen dorthin abgeflossen.“
Umso mehr, möchte man erwidern, wä-
re es wichtig, dass die Daten im Gesund-
heitswesen mit dem Einverständnis des Pa-
tienten „abfließen“ – zu Bedingungen, die
die dortigen Akteure – Patienten, Ärzte,
Kassen, Unternehmen, Politik – jetzt rasch
und konstruktiv erarbeiten müssen. Das
geht aber nur, wenn eine grundsätzliche
Bereitschaft da ist, sich der neuen Zeit zu
öffnen.
Das Misstrauen der Patienten sei, so ein
weiteres Gegenargument, durchaus ange-
bracht, gerade weil im Gesundheitswesen
bisher so schlecht digitalisiert worden sei.
Und daran trügen vornehmlich die Akteu-
re die Schuld, die die Digitalisierung voran-
treiben möchten. „Diese Akteure haben
sich längst verstrickt in haufenweise sach-
fremden Erwägungen und einem Dickicht

von Interessenkonflikten, verstärkt von ab-
surden technischen Lösungen.“
Das sind, ganz ernsthaft, beachtliche Ar-
gumente. Das Gesundheitswesen ist ein
Milliardengeschäft mit härtesten Interes-
sen, planwirtschaftlich organisiert und ent-
sprechend fehlgeleitet, mit den vielleicht
kompliziertesten Strukturen, die ein Ge-
meinwesen kennt und emotional aufgela-
den, natürlich, denn es geht es um das
wichtigste Gut des Menschen: seine Ge-
sundheit. Wer dieses System neu ordnen
will – und die Digitalisierung bedeutet im-
mer eine Neuordnung –, steht vor einer
Jahrhundertaufgabe.

Nur fängt Deutschland leider spät an,
sich dieser Aufgabe zu widmen. Die digita-
le Patientenakte ist in vielen Krankenhäu-
sern immer noch ein Fremdwort, vieler-
orts rattert allen Ernstes noch das Fax und
Patienten tragen ihre Röntgenbilder un-
term Arm von einem Arzt zum nächsten.
Estland, Kanada, Dänemark: Andere Län-
der sind da viel weiter, und eine Studie der
Bertelsmann-Stiftung zeigt die Dimension
des Versagens: Deutschland auf Platz 16
von 17 untersuchten Staaten.
Will Deutschland hier aufholen, dann
muss es sich sputen. Dabei geht es nicht
darum, den Datenschutz gering zu schät-
zen, im Gegenteil: Die Sicherheitsstan-
dards müssen stimmen. Aber das Hauptri-

siko der Digitalisierung liegt nicht darin,
sagt die Medizinethikerin Christiane Woo-
pen, dass Daten missbraucht werden, son-
dern dass sienichtgenutzt werden. Und
der Telematik-Manager Markus Leyck Die-
ken prophezeit: „Irgendwann wird der Zeit-
punkt kommen, wo ein Arzt rechtlich ei-
nen Kunstfehler begeht, wenn er keine
künstliche Intelligenz einsetzt.“
In der Tat sind es die Ärzte, auf die es
jetzt ankommt. Sie sind das Scharnier zwi-
schen den Institutionen des Gesundheits-
wesens und den Patienten. Noch spreizt
sich ihr Lager zwischen zwei Polen: Die ei-
nen trauern ihrer alten Selbstherrlichkeit
nach. Neulich, das war herrlich, forderte ei-
ner bei einer Tagung, den „Google-Zettel“
gebührenmäßig abrechnen zu dürfen; ge-
meint war der Umstand, dass immer mehr
Patienten ihre Beschwerden vorab selbst
googlen und dann den Ausdruck zum Arzt
mitbringen, der sich mit der Selbstdiagno-
se auseinandersetzen muss; wie ärgerlich
das ist .. .! Die anderen erkennen den Vor-
teil der Digitalisierung und schaffen
Leuchtturmprojekte der Vernetzung.
Irgendwo dazwischen steckt die große
Zahl der unentschiedenen Ärzte. Ihnen
möchte man zurufen, dass die Digitalisie-
rung kommen wird, auch und gerade im
Gesundheitswesen; sie ist ja schon unter-
wegs. Wer nicht mitgestaltet, der wird ge-
staltet. Hier wie überall. marc beise

Was Heißes


auf die Ohren


Caroline Spiegel ist die Schwester des Internetmilliardärs
und Snapchat-Gründers Evan Spiegel. Und hat ein Start-up
gegründet, mit dem sie auch sich selbst geholfen hat:
Quinn ist eine Plattform für Audiopornos – und will vor allem
Frauen dabei helfen, ihre wahren Bedürfnisse zu erkunden

Florinda Bogner, 34, Tochter von Willy
Bogner und Minderheitsgesellschafte-
rin, zieht in den Aufsichtsrat des Famili-
enunternehmens ein. Damit wird der
Generationswechsel bei der Sportmode-
firma eingeleitet. „Sie steht für das fri-
sche, junge Bogner und wird gemeinsam
mit mir die Tradition der Marke und die
Interessen unserer Familie vertreten“,
teilte Willy Bogner,77, mit, der selbst
nicht Aufsichtsratsmitglied, aber Mehr-
heitseigentümer ist. Seine Tochter (FO-
TO: GETTY) ist eine Hundeliebhaberin und
soll sich bislang nicht besonders für die
Firma interessiert haben. Bogner hatte
nach Jahren des Rückgangs den Umsatz
zuletzt um fünf Prozent gesteigert, aber
kaum Gewinn gemacht. Neuer Chef des
Aufsichtsrats wird der Münchner Rechts-
anwalt Klaus Volk. Der bisherige Chef-
aufseher Wolfgang
Reitzle sowie der
Anwalt Alexander
Liegl hatten zuvor
ihre Mandate abgege-
ben. Beide galten
bislang als Vertraute
von Willy Bogner.
Die Firma hat 800
Mitarbeiter. cbu

Tim Sweeney,Jahrgang 1970, Chef der
US-Videospielefirma Epic Games, steht
bei seinem größten Coup, dem Online-
spiel Fortnite, Ärger ins Haus. Zwei Min-
derjährige aus Kanada haben bei einem
Gericht in Montréal eine Sammelklage
gegen die Firma beantragt, berichtet die
kanadische TageszeitungLa Presse. Epic
Games soll mit Fortnite absichtlich ein
süchtigmachendes Spiel herausgebracht
und vor diesem Effekt nicht gewarnt
haben. Die beiden Kläger, die sich für
Fortnite-süchtig halten, gehören mit
ihren zehn und 15 Jahren zur typischen
Nutzergruppe. Epic Games meldete im
März 2019 und damit weniger als zwei
Jahre nach Einführung 250 Millionen
Spieler. Sollte es zu einer Sammelklage
kommen, gäbe es also viele potenzielle
Mitkläger. Sweeney
(FOTO: DPA), der sich
das Programmieren
selbst beigebracht
haben soll, hat das
Spiel zum Milliardär
gemacht. Seine Fir-
ma machte 2018 drei
Milliarden Dollar
Gewinn. cbn

Lena Melcher,32, Gewerkschaftsfrau
bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-
Gaststätten (NGG), ist derzeit gut be-
schäftigt(FOTO: OH). Sie ist bei NGG zustän-
dig für die Mitarbeiter der Gilde-Braue-
rei in Hannover. Derzeit organisiert die
Gewerkschaft dort einen Warnstreik. Sie
will erreichen, dass die gesamte Beleg-
schaft nach dem Tarifvertrag beschäf-
tigt ist und nicht nur ein Teil. Seit die
Brauereigruppe TCB Gilde 2016 über-
nommen hat, gelten den Angaben zufol-
ge tarifliche Arbeitsbedingungen nur
noch für etwa die Hälfte der Mitarbeiter.
Diejenigen, die erst nach der Übernah-
me einen Job in der Brauerei begonnen
haben, hätten schlechtere Konditionen.
Die Gewerkschaft fordert für sie neben
höheren Löhnen auch Weihnachtsgeld
sowie eine betriebliche Altersvorsorge.
Zum Wochenanfang
waren 136 Beschäf-
tigte für neun Stun-
den zur Arbeitsnie-
derlegung aufgeru-
fen. Die Geschäfts-
führung hatte vor
zwei Wochen die
Tarifverhandlung
abgesagt. sz

Spiegel will auf keinen Fall in die
Schmuddelecke – es geht ihr um
gesundes, glückliches Sexleben

Auch viele ihrer Freundinnen
waren frustriert von
visuellen Mainstreampornos

16 HF2 (^) WIRTSCHAFT Mittwoch,9. Oktober 2019, Nr. 233 DEFGH
An dieser Stelle schreiben jeden Mittwoch Marc
Beise, Karoline Meta Beisel (Brüssel), Christoph
Giesen(Peking), Helmut Martin-Jung (München)
und Jürgen Schmieder (Los Angeles) im Wechsel.
MITTWOCHSPORTRÄT
PLA N W
Schau mir in die Augen
Langsam, abersicher kommt auch in Deutschland
die Digitalisierung des Gesundheitswesens
in Schwung. Die Industrie freut sich,
Start-ups wittern Wachstumspotenzial – aber
die Patienten bleiben aus Angst um ihre Daten zögerlich.
Jetzt kommt es vor allem auf die Ärzte an
DAS DEUTSCHE VALLEY
Das Risiko liegt nicht darin,
dass Datenmissbraucht, sondern
dass sie nicht genutzt werden
Tochter macht Karriere
Ärger wegen Fortnite
Fürgute Arbeit
PERSONALIEN
Dass sie oft als „Schwester von“
EvanSpiegel betitelt wird,
stört Caroline Spiegel nicht

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