Süddeutsche Zeitung - 09.10.2019

(sharon) #1
München– 50Jahre nach ihrem legendä-
ren Woodstock-Auftritt sindCanned Heat
undTen Years Afterimmer noch „On The
Road Again“. Das heißt, eigentlich sind nur
noch ihre Bandnamen auf einer gemeinsa-
men Jubiläumstournee. Doch die klingen
vielversprechend genug, um auch ohne
ihre einstigen Frontmänner das Prinzre-
gententheater zu füllen. Vorab heizt dort
aber erst einmal der 15-jährige Gitarrist
Frano dem Publikum mit einemBeatles-
Medley ein, das mit seinen lieblos aneinan-
der gereihten Melodien eigentlich nur her-
vorheben mag, wie unsagbar virtuos die-
ses Wunderkind doch die Saiten zu spielen
weiß. Für die Musik selbst bleibt hier keine
Zeit, was umso ärgerlicher ist, als dass sie
später einer anderen Musik die Zeit kostet.
Weil das Prinzregententheater nämlich
auf ein pünktliches Konzertende besteht,
streichen Ten Years After ein paar Titel.
Zum Beispiel ihr seit Jahren etabliertes
Akustik-Set, das den Blues gewöhnlich
sehr ursprünglich fasst. Es entfällt aber
auch die stets verblüffende Solo-Darbie-
tung des Bassisten Colin Hodgkinson, der
1969 mit Alexis Korner das legendäre
HydePark-Konzert derRolling Stoneseröff-
net hatte und später mit so unterschiedli-
chen Größen wieWhitesnake, Konstantin
Wecker, Charlie Watts oder Peter Maffay
brillierte. Wirklich überzeugen kann das
restliche Programm allerdings trotz eini-
ger Höhepunkte wie das wunderbar ausge-
spielte „I’d Love To Change The World“ lei-
der auch nicht. Wie auch beim vorausge-
gangenen Canned-Heat-Auftritt an die-
sem Abend waren vor allem die Songs aus
dem hier gefeierten Woodstock-Set in die-
sem Jahr schon weitaus lebendiger zu hö-
ren, als der Gitarrist Marc Dorendorf näm-
lich mit Münchner Musikern das Wood-
stock-Festival an einem Augustabend in
der Muffathalle nachgestellt hatte.
Damals fehlten zwar die legendären Na-
men. Heute fehlt dagegen deren Geist, den
Dorendorf und seine Mitspieler im Gegen-
satz zu den Erben der Bands noch heraufzu-
beschwören wussten. dirk wagner

München– Mitten durch die Zuschauer-
reihen zieht sich ein Straßenabschnitt. Auf
diesem kreuzen sich im in „dasvinzenz“
umgetauften Theater Blaue Maus die We-
ge diverser Großstadtbewohner, tragen
sich sonderbare Dinge zu. Roland Schim-
melpfennig verschränkt in „Auf der Greifs-
walder Straße“ eine Fülle an Geschichten.
Ein Mann sucht seinen Hund, der ein Mäd-
chen beißt, das sich in einen Wolf verwan-
delt. Eine Supermarktkassiererin stirbt,
ohne es zu merken. Ein Gemüsehändler
wird vor einer mysteriösen „Giraffe“ ge-
warnt, die ihm in Gestalt eines langen Mäd-
chens begegnet, dem er seine abrupt auf-
flammende Liebe gesteht, die tödlich en-
det. Drei Osteuropäer entdecken, dass die
Sonne still steht und schießen sie vom Him-
mel. Bei dem 52-jährigen Schimmelpfen-
nig ist die Trennwand zwischen Traum
und Wirklichkeit durchlässig, das Fantasti-
sche im Alltag daheim. Das Schicksal spielt
verrückt und verbindet durch Wendungen
wider alle Wahrscheinlichkeiten die Le-
benslinien der Figuren.
Konstantin Moreths Inszenierung, die
noch bis zum 20. Oktober zu sehen ist, war-
tet mit vielen feinen Einfällen auf. Barho-
cker werden zu Presslufthammern, Halte-
griffe emporhebend fahren die Figuren
ruckelnd Straßenbahn. Manche Passagen
geraten etwas holprig, doch kleine Unsi-
cherheiten im Ensemble dürften sich noch
abschleifen. Moreth unterstreicht lustvoll
den grotesken Witz des Textes, lässt seine
acht Spieler einen Italosong schmetternd
hintereinander herhüpfen und als Fa-
schingsmexikaner musizieren. In einer
der schönsten Szenen des Stücks erzählen
sie die Geschichte eines 1945 eingemauer-
ten Löffels, der dank märchenhafter Zufäl-
le zu seiner Erbin gelangt. Wie sie dabei
mit Pantomimen im Bilderrahmen durch
die Jahrzehnte sausen, ist fabelhaft.
Beim Changieren zwischen Komik und
Schimmelpfennig’scher Poesie kommt
Letztere allerdings ein wenig zu kurz. Leise
intensive Momente wie jener, wenn sich
eine von Krankheit entstellte Frau an eine
frühe Liebe erinnert, hätte man sich mehr
gewünscht in diesem das urbane Leben
mit Magie aufladenden Reigen aus Szene-
miniaturen, in dem die Verlorenheit und
Glückssehnsucht der Menschen auf-
scheint und durch den die Frage nach der
Endlichkeit der uns verbleibenden Zeit
geistert. petra hallmayer

von josef grübl

D


ieses Mal siegt die Liebe. Bei Tim
Trachte siegt sie aber nicht im
Kino, zumindest nicht auf jene Wei-
se, wie Romantiker sich das vorstellen – da-
für aber im Internet: Dort sind die Fans sei-
nes neuen Films „Dem Horizont so nah“ in
heller Aufregung, sie überbieten sich in Zu-
neigungsbekundungen und senden virtu-
elle Herzen. Das ist bemerkenswert, weil
die wenigsten von ihnen den Film gesehen
haben können – er läuft erst an diesem
Donnerstag in den Kinos an. Noch bemer-
kenswerter ist diese Fan-Liebe, wenn man
sich sonst so im Netz umschaut: Bei You-
tube reicht meistens schon das Label „deut-
scher Film“, und schon hagelt es Hasstira-
den und Beleidigungen. Bei Trachtes vor-
letzter, erst im August angelaufenen Regie-
arbeit hat der Verleih die Kommentarfunk-
tion deaktiviert, dabei handelt es ich bei
„Benjamin Blümchen“ um einen harmlo-
sen Kinderfilm. Da macht man sich fast
Sorgen um die geistige Gesundheit der
Kommentatoren, um ihre Umgangsfor-
men und die Unfähigkeit, andere Meinun-
gen oder Neigungen gelten zu lassen.
Auch „Dem Horizont so nah“ wird nicht
jedermanns Geschmack treffen, dafür ist
der Film viel zu emotional und dramatisch.
Er wendet sich an ein junges, weibliches Pu-
blikum, wie Tim Trachte bei einem Ge-
spräch auf der Terrasse eines Restaurants
in der Leopoldstraße bestätigt. Das ruhige
Café, in dem man ursprünglich verabredet
war, hat zu, also wird umdisponiert. So et-
was passiert beim Film ständig, der Regis-
seur bleibt also ganz entspannt, der Trubel
im Ausweichlokal scheint ihm nichts aus-
zumachen. Zwei Tage zuvor war er bei der
Premiere seines eigenen Films im Mathä-
ser-Kino, da ging es noch viel turbulenter
zu – auch wenn alle Aufmerksamkeit den
Hauptdarstellern Luna Wedler und Jannik
Schümann galt. Die junge Schweizerin
spielt ein braves Provinzmädel, das sich in
einen geheimnisvollen Schönling verliebt,
der Karriere als Kickboxer macht, als Mo-
del arbeitet – und HIV-positiv ist. Das ist
umso dramatischer, da die Geschichte in
den Neunzigerjahren spielt und die Über-
lebensaussichten mit dieser Diagnose da-
mals ganz andere waren als heute.


Die Autorin Jessica Koch hat sie selbst
erlebt, ihre Liebe zu Danny endete tra-
gisch. Das ist wohl auch der Grund, warum
die Resonanz im Internet so positiv ist: Die
Leserinnen leiden mit und freuen sich auf
die Verfilmung, kritischen Stimmen hal-
ten sie entgegen: „Aber es ist doch genau
so passiert.“ Es scheint auch niemanden zu
stören, dass die Romanvorlage literarisch
nicht viel hergibt, der Schreibstil ist
schlicht – und wer sich nicht für 20-jährige
Männermodels begeistern kann, legt das
Buch ohnehin nach wenigen Seiten ent-
nervt zur Seite. Von den Feuilletons wird es
ignoriert, was aber keine Rolle spielt. Seit
seinem Erscheinen im Jahr 2016 verkauft
es sich mehrere Hunderttausend Mal.
Bald melden sich die ersten Filmprodu-
zenten, den Zuschlag bekommt die in Mün-
chen ansässige Firma Pantaleon Films von
Dan Maag und Matthias Schweighöfer. Die
HFF-Absolventin Ariane Schröder soll das
Drehbuch adaptieren, Anfang 2018 kommt
Tim Trachte als Regisseur an Bord. „Die
erste Drehbuchfassung hat mir nicht gefal-
len“, gesteht er beim Treffen in Schwabing


und kratzt sich am graumelierten Dreitage-
bart. „Ich wollte die Geschichte nicht ver-
harmlosen“, sagt er, „mir war aber klar,
dass es ein emotionaler Stoff ist, der Poten-
zial hat für ein großes Publikum.“
Das ist Trachtes Stärke, er stellt sich auf
seine Projekte ein, überlegt sich, wen und
was er damit erreichen will – und setzt das
dann so um. „Wir hatten ein sehr interes-
santes erstes Treffen“, sagt die Pantaleon-
Produzentin Kristina Löbbert am Telefon
und erinnert sich an die Vorschläge des Re-
gisseurs, wie man die Geschichte besser er-
zählen könnte. „Danach fragte ich mich:
Wer bewirbt sich hier eigentlich bei wem“,
erzählt sie lachend. Diese Entschlossen-
heit sieht man Tim Trachte nicht unbe-
dingt an, er gibt sich beim ersten Treffen
ruhig und zurückhaltend.

Er ist Jahrgang 1976 und wächst in Moos-
ach auf. Sein Bruder Nick betreibt das über
die Stadtgrenzen hinaus bekannte „Box-
werk“, auch Tim Trachte interessiert sich
für den Boxsport. Als junger Mann singt er
und spielt Gitarre in Lokalbands, er nimmt
Saxofon-Unterricht und studiert an der
LMU Dramaturgie. Nach einem Jahr in
New York, wo er sich zum Filmeditor ausbil-
den lässt und Kurzfilme dreht, steht sein
Berufswunsch fest: Er will Regisseur wer-
den. Also bewirbt er sich an der HFF und
wird beim zweiten Anlauf genommen. „An-
fangs dachte ich, dass sich Filmstudenten
in elitären Kreisen bewegen“, sagt er. „Da
ich aber in der eigenen Stadt studierte und
hier schon viele Leute kannte, hatte ich nie
das Gefühl, mich in einer Blase zu bewe-
gen.“ Während seines Studiums lernt er
seine Frau kennen, vor zweieinhalb Jahren
werden sie zum ersten Mal Eltern, Anfang
2019 kommt die zweite Tochter zur Welt.
Wie eine Familie kann man sich auch
die Münchner Filmbranche vorstellen, in
der sich die meisten kennen und miteinan-
der vernetzt sind. Trachte dreht während
des Studiums einige aufsehenerregende
Kurzfilme, sein für das Kleine Fernseh-
spiel vom ZDF entstandener Thriller „Da-
von willst du nichts wissen“ läuft 2011
beim Filmfest München. Produziert wird
der Film von der Münchner Firma Claus-
sen und Putz, mit der er in den Folgejahren
noch öfter zusammenarbeiten wird: Nach
seinem 2015 bei einer anderen Firma ent-
standenen Kinodebüt „Abschussfahrt“ ver-
traut ihm Jakob Claussen 2016 den dritten
Teil der erfolgreichen Jugendfilmreihe
„Die Vampirschwestern“ an. „Da Tim da-
vor ganz andere Sachen gemacht hat, wäre
man bei diesem Film nicht unbedingt auf
seinen Namen gekommen“, sagt der Produ-
zent, „wir wollten aber gerne wieder mit
ihm arbeiten.“ Trachte ist ein vielseitiger
Regisseur, der schon in vielen Genres gear-
beitet hat. Vor ein paar Wochen hat er sein
nächstes Projekt abgedreht, wieder mit
der Firma von Claussen und Putz: Für die
sechsteilige Thriller-Serie „Biohackers“ in-
szenierte er drei Folgen, zu sehen sein wird
sie nächstes Jahr bei Netflix.
In der Leopoldstraße hat es mittlerweile
zu regnen begonnen, also wechselt man
ins Innere des Restaurants. Noch ein kur-
zes Getränk, dann muss Trachte nach Hau-
se, zur Familie in Oberhaching. Davor sagt
er noch: „Meine größte Angst ist, dass der
Film das Publikum kaltlässt.“ Angesichts
der vielen Zuneigungsbekundungen, die
ihm aktuell entgegenschwappen, muss er
sich derzeit keine Sorgen machen.

München– Der Mitgliedersaal der Akade-
mie ist seit Jahren streng verschlossen.
Doch zurzeit steht die Tür offen, erlaubt
den Blick auf ein wildes Sammelsurium an
Möbelstücken, die nicht zueinander pas-
sen wollen. Was den seltsam arrangierten
Stilmix kraftvoll zusammenhält und ihm
die Anmutung einer Installation gibt, ist
eine rosa-grüne Wandbespannung, mit
der Katharina Gaenssler auf das Durchein-
ander reagiert. „Hat was von einem Dirndl-
stoff“, sagt die Künstlerin, die gerade mit
Brigitte Schwacke die Räume der Akade-
mie der Schönen Künste bespielt. Und
diese gelungene gemeinsame Ausstellung
lässt sich mühelos auch als Ansage zu Wan-
del und Veränderung interpretieren. Was
der Akademie ja nicht schaden würde.
Die beiden Künstlerinnen sind seit 2017
ordentliche Mitglieder derselben und stel-
len sich mit „Stereo“ dort vor. Zwei Frauen
mit einer ebenso unverwechselbaren wie
unterschiedlichen Arbeitsweise. Aber trotz
aller Unterschiede fanden sie Gemeinsam-
keiten – das Interesse am Umgang mit
Raum und Zeit zählt dazu. Gezielt haben
sie neue Arbeiten für die Räumlichkeiten
entwickelt und nicht nur längst Bekanntes
einfach aufgehängt oder abgestellt.
Schon das Foyer präsentiert sich aufge-
räumter, puristischer. Der erste Blick fällt



  • schließlich hat man eben eine Treppe er-
    klommen – auf Gaensslers „Bauhaus Stair-
    case“, eine Tapisserie. Dann entdeckt man
    Schwackes neue Werkgruppe „Wahlver-
    wandtschaften“, einzelne Blätter mit ver-
    kürzten Biografien von Menschen, die für
    den Lebensweg der Künstlerin wichtig
    waren. Die gesammelten Daten hat sie erst
    in den computereigenen Binärcode aus


Einsen und Nullen übersetzt und diesen
dann mit Tusche wieder auf Papier übertra-
gen. Analog sind die unregelmäßigen Zei-
chenfolgen nicht dechiffrierbar, erinnern
an Schriften vergangener Kulturen.
Der Wechsel zwischen Digitalisierung
und Archaik, zwischen Lesbarkeit und Un-
lesbarkeit kennzeichnet auch Gaensslers
Teppich, eine digital gewebte Bildmonta-
ge, letztlich Essenz aus ihrer Fotoinstallati-
on „Bauhaus Staircase“, die sie 2015 für das
Museum of Modern Art in New York konzi-
pierte. Gaenssler, 1974 in München gebo-
ren, reagiert mit der Fotokamera auf

Räume. Mit Tausenden Detailaufnahmen
tastet sie die Wände ab. Was sie fotogra-
fisch zerlegt hat, baut sie am Rechner wie-
der zusammen, entwickelt aus überlappen-
den Einzelbildern eine Montage; ein Aus-
schnitt landet dann auf einer freien Wand,
normalerweise als ein aufgesplittertes, ge-
klebtes Bild, hier aber wird der Teppich
zum Kaleidoskop einer Räumlichkeit.
„Ich wollte das Thema Bauhaus in ver-
schiedenen Materialien durchdeklinie-
ren“, sagt Gaenssler. Aus den Einzelbildern


  • „mein Archiv und mein Fundus“ – entste-
    hen Buchobjekte oder wie im Fall von „Bau-


haus Staircase“ ein mehr als zehn Meter
langes Leporello, das, vertikal geordnet, al-
le 10 177Fotos versammelt, die sie für die
Installation angelegt hat. Und weil Gaenss-
ler am Ende einer Ausstellung die temporä-
ren Collagen eigenhändig wieder abreißt,
entstand daraus noch ein zweites Buch.
Die 24 Abrisse stellte sie 28 Künstlern als
Material zur Verfügung und bat sie ein Ta-
petenmuster zu entwickeln. Tim Bennett
schuf ein Alphabet, August Besten erfand
die Baumaus – es ist vergnüglich, sich
durch das Musterbuch zu blättern. Oder an
den exemplarisch aufgeschlagenen Seiten

des Künstlerbuchs „HD (Turm)“ entlang-
zuwandern. 36 Mal dasselbe Buch, jedes
Mal mit einer anderen Seite, mit collagier-
ten Fotografien aus den Atelierräumen der
Konzeptkünstlerin Hanne Darboven.
Die Bücher liegen auf Tischen im ovalen
Saal. Auf Augenhöhe bildet Schwackes Ar-
beit „DIN A4“ eine umlaufende Horizontli-
nie. Lücken durchbrechen den regelmäßi-
gen Rhythmus. Schwacke, 1957 in Marl ge-
boren, hat die meisten der 62 aus legier-
tem Draht gehäkelten Felder nicht selbst
geschaffen, sondern andere darum gebe-
ten. Manche sind locker, luftig und so
gleichmäßig, als hätte eine Maschine sie ge-
macht, andere wölben sich krumm und ver-
zerrt in den Raum hinein. Lauter kleine Le-
benserzählungen. Anders als Wolle lässt
sich der Draht nicht mehr auftrennen, Feh-
ler nicht rückgängig machen. Zwei „Fä-
den“ signalisieren den Beginn und das viel-
leicht nur vorläufige Ende der Fragmente.
Je nach Distanz verändern sich die Arbei-
ten. Das gilt auch für Schwackes Objekte
der „Hirayama Family“, die wie dreidimen-
sionale Zeichnungen aus Draht wirken. Be-
nannt nach den seit Millionen Jahren in
fast unveränderter Konstellation durchs
All gleitenden Asteroiden schweben sie im
Raum, öffnen ihn weit.
Da verblasst sogar die Erinnerung an
das Ledersofa im Mitgliedersaal der Akade-
mie, auf dem angeblich schon Hitler und
Mussolini saßen. Jetzt haben es Schwacke
und Gaenssler besetzt. Und es wäre er-
staunlich, wenn ihnen keine Veränderung
gelingen würde. sabine reithmaier

Stereo.Katharina Gaenssler, Brigitte Schwacke,
bis 25. Okt., Bayer. Akademie der Schönen Künste

Hamburg– Die Revueoperette „Drei Män-
ner im Schnee“ ist dreifach mit dem Deut-
schen Musical Theater Preis ausgezeich-
net worden. Die Produktion des Gärtner-
platztheaters gewann in den Kategorien
Regie (Josef E. Köpplinger), Hauptdarstel-
ler (Armin Kahl) und Bühnenbild (Rainer
Sinell). Die Produktion war achtmal nomi-
niert, der Preis für das beste Musical ging
an „Der Hase mit den Bernsteinaugen“
vom Landestheater Linz. „Drei Männer im
Schnee“ ist ein Gemeinschaftswerk von
vier Komponisten und im Januar 2020 wie-
der am Gärtnerplatztheater zu sehen. clu

Tim Trachte hat stets sein Publikum im Blick: Mit der Verfilmung
von Jessica Kochs autobiografischem Bestseller-Roman „Dem Horizont so nah“
(im Bild unten Jannik Schümann und Luna Wedler) begeistert der Regisseur
vor allem junge Zuschauerinnen.FOTOS: ROBERT HAAS, BERND SPAUKE/STUDIOCANAL

Schwerelos schweben Brigitte Schwackes fragile Objekte im Raum. Kraftvoll und optimistisch wirkt dagegen Katharina
Gaensslers Wandbespannung im Mitgliedersaal der Akademie. Hier sitzt sie mit Schwacke (rechts) auf einem Ledersofa,
das der Legende nach schon Hitler und Mussolini als Sitzfläche diente. FOTOS: TOM FÄHRMANN, PRIVAT

„Meine größte Angst ist,
dass der Film
das Publikum kaltlässt.“

Einer für alle


Als Regisseurist Tim Trachte enorm vielseitig und derzeit gut beschäftigt. Der Münchner hat „Benjamin Blümchen“ ins Kino


gebracht und bei einer Netflix-Serie mitgeholfen. Nun startet „Dem Horizont so nah“, ein junges emotionales Aids-Drama


Die Residenz wird rosa


Katharina Gaenssler und Brigitte Schwacke bespielen mit ihrer Ausstellung „Stereo“ die Räume der Akademie der Schönen Künste


Lahme Legenden


„Canned Heat“ und „Ten Years
After“ im Prinzregententheater

„Drei Männer im


Schnee“ ausgezeichnet


Grotesker Witz


„Auf der Greifswalder Straße“
im Theater „dasvinzenz“

Trachte stellt sich auf seine


Projekte ein, überlegt sich, wen


und was er damit erreichen will


KURZKRITIK


R16 (^) KULTUR Mittwoch, 9. Oktober 2019, Nr. 233 DEFGH

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