Neue Zürcher Zeitung - 03.11.2019

(Barré) #1

2INTERNATIONAL Donnerstag, 3. Oktober 2019


Jeff Bezosund KhashoggisVerlobte Hatice Cengizander Gedenkfeier. U. BEKTAS/REUTERS

Trauerfeier für Jamal Khashoggi


(dpa)·Am Jahrestag der Ermordung des
saudischenRegimekritikers undJourna-
listenJamal Khashoggi sind am Mittwoch
nahe dem saudischenKonsulat in Istan-
bul Dutzende von Aktivisten undJour-
nalisten für eine Gedenkfeier zusam-
mengekommen.Am 2. Oktober 2018 war
das Haus zumTatort geworden, als ein
saudisches Sonderkommando Khashoggi
bei einemTermin abfing,tötete und an-
schliessend zerstückelte. Unter denTeil-
nehmern derFeier waren Khashoggis
türkischeVerlobte Hatice Cengiz und
Jeff Bezo s, der Besitzer der«Washington
Post», für die Khashoggi schrieb. Bezos
umarmte Cengiz.«Niemand sollte aus-
halten müssen,was du ausgehalten hast»,
sagteer. Sie sei nicht allein. Cengiz hatte

am 2. Oktober 2018 vor demKonsu-
lat auf Khashoggi gewartet, währender
Papiere für die Hochzeit abholen wollte.
Auch die Uno-Sonderberichterstat-
terin für aussergerichtliche,standrecht-
liche oderwillkürliche Hinrichtungen,
Agnès Callamard, war angereist. Calla-
mard hatte imJuni einen Bericht über
den Mord vorgelegt und Saudiarabien
vorgeworfen, Khashoggi vorsätzlich ge-
tötet zu haben. In einer kurzenRede
sagte sie: «Niemand darf mit Mord da-
vonkommen, egal, wer sie sind. Nicht
einmal eine Macht,die so einflussreich
ist wie Saudiarabien, sollte mit einem
Mord davonkommen...und dann dreist
darauf vertrauen,dass dieAbgestumpft-
heit derWelt sie schützt.»

Khamenei will Ausstieg


aus Atomdeal fortsetzen


(dpa)·Irans obersterFührer ,Ayatol-
lah Ali Khamenei, hat dieFortsetzung
des Teilausstiegs seinesLandes aus dem
Wiener Atomabkommen angekündigt.
Dies erklärte er am Mittwoch bei einem
Treffen mitKommandanten derRevolu-
tionswächter inTeheran.Laut Khamenei
besteht das Ziel in derAufhebung der
amerikanischen Sanktionen. «Ihr soll-
tet keine Angst vor demFeind haben»,
sagte derAyatollah zu denKomman-
danten. Die amerikanischePolitik des
«maximalen Drucks» sei gescheitert und
habe den USA mehr geschadet als Iran,
behauptete er. Khamenei hat gemäss
der Verfassung das letzteWort in allen
strategischen Belangen. Nach demAus-
stieg der USA aus derVereinbarung und
der Verhängung neuer Sanktionen hat
Teheran in bisher drei Etappen die Ein-
haltungseinerVerpflichtungen erheb-


IN KÜRZE


Präsident Trump sieht sich
als Opfer ei nes «Putsches»
(dpa)·Der amerikanische Präsident
DonaldTrump hat das gegen ihn ange-
strebte Amtsenthebungsverfahren als
«Putsch» bezeichnet. Es handle sich um
Wahlbetrug und denVersuch, den Bür-
gern derVereinigten Staaten ihre Macht
wegzunehmen, schrieb Trump aufTwit-
ter. «Mit jedemTag, den ich mehr er-
fahre, komme ich zu dem Schluss, dass
das, was gerade passiert, kein Amts-
enthebungsverfahren ist, sondern ein
Putsch», schriebTrump. Die Demokra-
ten imRepräsentantenhaus hatten ver-
gangeneWoche wegen der Ukraine-
Affäredie Vorbereitung eines Amtsent-
hebungsverfahrens eingeleitet.Dabei

Missouri ri chtet
schwerkranken Mörder hin
(afp)·Der amerikanische Gliedstaat
Missouri hat einen schwerkranken Mör-
der hingerichtet.Russell Bucklew wurde
am Dienstagabend im Gefängnis von
BonneTerre mit der Giftspritze getötet,
wie die zuständigen Behörden mitteil-
ten. Der51-Jährige hatte imJahr 1996
den Freund seiner früheren Lebens-
gefährtin umgebracht.Dann entführte
und vergewaltigte er seine Ex-Freundin.
Bucklew litt im Gefängnis an Gefäss-
tumoren, die ihm das Atmen erschwert
ha tten. Seine Anwälte argumentierten,
bei der Hinrichtungdroh eihm ein grau-
samerTod: Bucklewkönnte am eigenen
Blut ersticken. Sie forderten, dieTodes-
strafe in lebenslange Haft umzuwan-
deln. Der Gouverneur von Missouri,
der Republikaner MikeParson,lehnte
dies ab. Der Oberste Gerichtshof hat

Sechs Soldaten sterben
bei Anschlag in Somalia
(dpa)·In Somalia sind bei einem An-
schlag sechs vom amerikanischen Mili-
tär ausgebildete somalische Soldaten
getötet worden. Ein Sprengsatz explo-
dierte am Mittwoch auf einer Strasse
ausserhalb der Hauptstadt Mogadischu
un d zerstörte einFahrzeug des soma-
lischen Militärs, wie Mohamed Abdi,
ein Mitglied der Streitkräfte, sagte.
Sie gehörten demnach einer Elite-
einheit an.Das Verteidigungsministe-
rium bestätigte im staatlichenRadio
den Anschlag. Die Terrormiliz al-Sha-
baab beanspruchte dieTat über den
Radiosender al-Andalus für sich. Al-
Shabaab kämpft in demLand am Horn
von Afrika seitJahren um dieVor-
herrschaft. Ihre Mitgliederkontrollie-
ren grosse Gebiete im Süden und Zen-
trum Somalias und verüben immer wie-
derAnschläge auf Sicherheitskräft e so-
wi eZivilisten.

lich reduziert. Das Land erhöhte seine
Uranvorräte sowie den Anreicherungs-
grad und nahm schnellere Uranzentrifu-
gen in Betrieb. Iran droht, imRahmen
einer vierten Etappe abAnfang Novem-
ber Uran mit einem wesentlich höheren
Anreicherungsgrad herzustellen.

AUFGEFALLEN


Ein fal scher Doktor


mit gr osser Ausdauer


Andreas Ernst·«Wertschöpfung durchRestrukturierung und
Privatisierung». So heisst die Doktorarbeit von Sinisa Mali,sei-
nes ZeichensFinanzminister von Serbien. Niemand bestrei-
tet, dasservom Thema etwas versteht. In den frühen 2000er
Jahren arbeitete er in der staatlichen Privatisierungsagentur.
Zuvor hatte erin Ts chechien Privatisierungen für eine ameri-
kanischeFirma eingefädelt. Die Experten, die damals in der
Agentur arbeiteten, sindheutereiche Männer – auch Mali.
Als Ministerverdient er nur 11000Euro jährlich,bezahlt aber
60 000 Euro für den Unterricht seiner Kinder an einer ame-
rikanischen Schule in Belgrad.Für einWochenende inRom
blätterteer laut einem Medienbericht 7000 Euro hin. Er muss
also irgendwoReserven haben.Aber hier soll es nicht umGeld
gehen, sondern um Ehre. Davon versteht Mali weniger.
2013 hatte er seine Dissertation an der Universität Belgrad
eingereicht. Sie wurde erst abgelehnt, nach einer Überarbei-
tung aber akzeptiert.Kein Jahr später erhob seinLandsmann
Rasa Karapandza, der in Deutschland und den USAFinanz-
wirtschaft lehrt,denVorwurf, MalisArbeit sei ein Plagiat.Eine
Kommission wurde gebildet, die zu dem Schluss kam, das sei
nicht derFall. Darauf protestierten Professoren und Mitglie-
der derAkademie derWissenschaften.Eine neueKommission
setzte sich zusammen, doch siekommt mit ihrer Arbeit nicht
voran. Es fehlt den Professoren offensichtlich der Mut, dem
Plagiatsvorwurf auf den Grund zu gehen.
Auf die Studenten ist da mehrVerlass. Sie haben weniger
zu verlieren. Eine Gruppe besetzte im September dasRek-
torat und gelobte, erst abzuziehen, wenn dasDatum genannt
werde, an dem das Gutachten zu Malis Arbeit vorliege. Nach
zwölfTagen Tauziehen gab dieRektorin nach. Stichtag ist der


  1. November.Auch PräsidentVucic mischte sich ein, er sieht
    keinen Grund zurAufregung. Ein Minister brauche dochkei-
    nen Doktortitel.Ja, aber betrügen sollte er nicht, antwortete
    ihm ein Chor aus den sozialen Netzwerken. Der Betroffene
    selber gibt sich gelassen. Eben absolvierte er in Berlin einen
    Marathonlauf und trug sich am Start ein als Doktor Mali.


Bernie Sanders setzt
Wahlkampagne aus
(afp)·Der amerikanischePräsident-
schaftsbewerber Bernie Sanders hat
seineWahlkampagne nach einer Opera-
tion vorübergehend ausgesetzt.Bei dem
78-jährigen Senator wurde eine blo-
ckierteArteriediagnostiziert. Dem Be-
werber um die Präsidentschaftskandi-
datur der Demokraten wurden zwei
Stents implantiert. SeineWahlkampf-
auftritte wurden bis auf weiteres abge-
sagt. Der linksgerichtete Senator gehört
zum engerenFavoritenkreis bei den
Demokraten für denWahlkampf gegen
Präsident DonaldTrump imkommen-
den Jahr. Sanders unterhalte sich bereits
wiederund sei «guten Mutes», sagte sein
BeraterJeff Weaver.

handelt es sich um ein von derVerfas-
sung vorgesehenesVerfahren, nichtum
einen Staatsstreich.

zwei Mal seine Hinrichtung gestoppt.
ImApril urteilten die Richterdann aber,
dieVerfassung garantiere zumTode ver-
urteilten Häftlingenkeinen «schmerz-
freienTod». Sie verbiete eine «grausame
und ungewöhnliche Bestrafung».

Mindestens neun Tote
bei Protesten im Irak
(dpa)·Bei Protesten gegenKorrup-
tion und Arbeitslosigkeit sind im Irak
innerhalbvon 24 Stunden mindestens
neun Menschen getötet und Hunderte
verletzt worden. In Nassirija 300 Kilo-
meter südlich der HauptstadtBagdad
wurden am Mittwoch fünf Demons-
tranten und einPolizist erschossen. Am
Dienstag war dort ein Demonstrant ge-
tötet worden,inBagdad waren zwei wei-
tere gestorben. InBagdad feuerten bei
den Protesten gegenKorruption, Miss-
management und Arbeitslosigkeit am
MittwochPolizistenin die Luft und setz-
ten Tränengas ein.WeitereDemonstra-
tionen fanden im zentralirakischen
Najaf und inBasra im Süden desLandes
statt. Nach den schweren Unruhen vom
Vortag war derTahrir-Platz inBagdads
Zentrum am Mittwoch von den Sicher-
heitskräften abgeriegelt worden, doch
versammeltensich Demonstranten am
Rand des Platzes.

Nordkorea te stet vermut lich
U-Boot-Rakete
(dpa)·WenigeTage vor der geplanten
Wiederaufnahme von Gesprächen mit
den USA über seinAtomwaffenpro-
gramm hat Nordkorea mit einem erneu-
ten Raketentest Stärke demonstriert.
Das Militär in Südkorea teilte mit, dass
Nordkorea am Mittwoch eine ballisti-
scheRakete getestet habe,die vor der
Küste vermutlich von einem U-Boot aus
abgefeuert worden sei. JapansRegie-
rungschef Shinzo Abe warf Nordkorea
vor, gegen Uno-Resolutionen verstos-
sen zu haben, die dem isoliertenLand
denTest ballistischerRaketen verbieten.
SolcheRaketen können in derRegel
Atomsprengköpfe befördern und sind
damitMassenvernichtungswaffen. Mit
dem neuenTest erhöht Nordkorea den
Druck aufWashington vor den neuen
Atomgesprächen, die am Samstag auf
Expertenebene beginnen sollen.

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