Neue Zürcher Zeitung - 03.11.2019

(Barré) #1

24 PANORAMA Donnerstag, 3. Oktober 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 229

SPIELREGELN«GEBIETSSUMME»:Die
Ziffern 1bis 7sind soei nzutragen,dasssie
in jeder Zeile und jeder Spalteeinmal vor-
kommen. Die kleinenZahlen inden umran-
deten Gebieten gebendieSummeim
jeweiligenGebietan. InnerhalbeinesGe-
bietskönnenZiffern mehrfachvorkommen.

Auflösung:
ZahlenrätselNr. 228

Müllsammlung im Meer

Umweltorganisation fischt erst mals Plastikabfall aus dem Pazifik


HELGA RIETZ

Die OrganisationThe Ocean Cleanup
hat laut eigenen Angaben erste Erfolge
bei der Sammlung von Plastikmüll auf
hoher See erzielt.Wie Boyan Slat, der
Gründer und Leiter der Organisation,
am Mittwoch inRotterdammitteilte,
ist es mit dem neuesten Prototyp des
schwimmenden Müllschluckers gelun-
gen, im Bereich des «grossen pazifischen
Müllteppichs» Plastikteile unterschied-
lichster Grösse aufzunehmen:von einen
Millimeter kleinenPartikeln bis hin zu
verloren gegangenenFischernetzen.Da-
mit hat dasTeam um Boyan Slat bewie-
sen, dass das von ihm alsTeenager er-
dachte passiveSystem zurReinigung der
Meere grundsätzlich funktioniert.

Die Vision einesJugendlichen


DieAnlage besteht aus einer 600 Meter
langenRöhre, die auf derWasserober-
fläche schwimmt.Daran befestigt ist ein
Vorhang,der die Plastikteile festhält,bis
sie von einem Schiff aufgenommen wer-
den können.DasSystem benötigtkeine
zusätzlichen Energiequellen; Mee-
resströmungen sorgen dafür, dass das
schwimmende Plastik dem Müllschlu-
cker «ins Netz geht». Der erste Proto-
typ derAnlage,denThe Ocean Cleanup
vor rundeinemJahr zu testenbegann,

funktionierte jedoch nur mangelhaft:
Sie konnte den Müll nicht richtig fest-
hal ten und musste Anfang diesesJah-
res beschädigt anLand geschleppt wer-
den. Die neue Anlage ist deshalb mit
einemTreibanker ausgestattet, der sie
ve rlangsamt.
Die derzeit laufendeTestphase soll
im Dezember beendet werden.Dann
wird die Anlage samt eingesammeltem
Müll zurück anLand gebracht,das Plas-
tic rezykliert und die Anlage überarbei-
tet. Eine neuer, noch grösserer Müll-
schlucker ist bereits in Arbeit. Dieser
soll übernoch längere Zeit hinweg Plas-
tikmüll auf der Meeresoberfläche fan-
gen und speichern.
Mit den erfolgreichenTests auf hoher
See liege der Beginn der Mission, die
Ozeane von Plastikmüll zu befreien,
nun in Sichtweite, wird Boyan Slat in
der Medienmitteilung vonThe Ocean
Cleanup zitiert. Der erst 25-Jährige ver-
folgt seine Idee bereits seit knapp einem
Jahrzehnt.Auslöser seines Engagements,
so stellt er selbst es dar, sei einTauch-
urlaub in Griechenland gewesen, bei
dem er unterWasser mehr Plastikmüll
als Fische entdeckt habe. Schon bald
wurden die Medien auf denTeenager
mit demWuschel kopf und den gros-
sen Ambitionen aufmerksam, so dass
The Ocean Cleanup schnell anPopu-
larität gewann und prominente Unter-

stützung erhielt. Heute wird das Projekt
massgeblich von derTechnischen Uni-
ve rsität Delft und der niederländischen
Regierung mitgetragen.

Aufräumen allein reicht nicht


Gleichwohl sind die Erfolg e vonThe
Ocean Cleanup nur einTropfen auf den
heissen Stein. Es ist nicht nur zu be-
fürchten, dass die Müllhaufen im Ozean
schneller wachsen, als Slats Plastik-
sammler sie abbauenkönnen – selbst
wenn mehrere Systeme die fünfgröss-
ten Müllstrudel auf unseren Ozeanen
in Angriffnähmen. Ausserdem werden
die Plastikteile vonWellen, Sonne und
Salzwasser in immer kleinere Brocken
zermahlen.The Ocean Cleanup aber
ist nur fürrelativ grosse Plastikteile mit
Abmessungen im Millimeterbereich
und darüber geeignet, die oberflächen-
nah schwimmen.Die Kontamination der
Ozeane mit Plastikreicht aber viel wei-
ter: Längst habenWissenschafter her-
ausgefunden, dass der grössteTeil des
Plastikmülls zu Boden sinkt.
Nicht nur für Boyan Slat und seine
Organisation bleibt also viel zu tun: Es
gilt, Plastikmüll weitestmöglich zu ver-
meiden und dessen Eintragung in Ge-
wässer zu verhindern. Erst dann kann
eine Initiative wieThe Ocean Cleanup
sinnvoll greifen.

Die schwimmende Abfallbeseitigungsanlage nimmt oberflächennahe Plastikteile unterschiedl ichste rGrösse auf. PD

Murmeli auf der Klewenalp erschossen


Die tiersc hützerischen Auflagen konnte die Nidwaldner Bergbahn nicht finanzieren – jetzt sind die Erdhörnchen tot


MANUELA NYFFENEGGER


Sie waren eineAttra ktion für Gross und
Klein, die sieben Murmeltiere auf der
Klewenalp im Kanton Nidwalden. Nun
sind sie – eine traurige Ironie – indirekt
Opfer tierschützerischerAuflagen ge-
worden, wie die «Luzerner Zeitung»
(«LZ») berichtet.Eine Besucherin hatte
sich an die Behörden gewandt mit der
Befürchtung,die Tierschutzvorschrif-
ten für die Haltung der Murmeli wür-
den auf der Klewenalp nicht erfüllt.Tat-
sächlich machte dasVeterinäramt nach
einer Begehung imFrühling strengere
Auflagen: Die Tiere hätten Anrecht auf
mehr Platz, das Gehege dürfe nur von
zwei Seiten für das Publikum zugänglich
sein und müsse mitSteinen stabilerge-
macht werden.
Doch dafür fehlten der Bahn der
Platz und das Geld.Paul Odermatt, Lei-
ter Betrieb undTechnik der Klewenalp-
bahn, erklärte gegenüber der «LZ», ein


neues Gehege hätte 250000 Franken
gekostet, fünfmalso viel Geld, wie im
vergangenen Geschäftsjahr an Gewinn
angefallen war. Das sei schlicht nicht
dringelegen. Odermatt suchte deshalb
nach anderen Lösungen und nahm An-
fang SeptemberKontakt mit demTier-
park Goldau, dem Murmeltierpark auf
dem Grimsel und der Stanserhornbahn
auf. Doch niemandkonnte dieTiere auf
die Schnelle aufnehmen, auch der Kan-
ton konnte keinen Platz vermitteln.

«Wir sagenauf Wiedersehen»


Auch eineAuswilderung hat Odermatt
in Betracht gezogen.Doch diese Idee
wurde nachRücksprache mit dem Amt
für Jagd undFischerei wieder verwor-
fen. DieTiere seien sich anFütterung
gewöhnt gewesen,erl äutert Odermatt.
SiewäreninfreierWildbahnverhungert.
So stellte dieBahn im Sommer ein
Schild auf, auf dem sieAbschied von den

Murmeltierennahm.«WirsagenaufWie-
dersehen»,hiessesdarauf.«DieZeithier
oben war pfiffig schön.» Doch zu einem
Wiedersehen wird es nichtkommen, die
siebenTieresindvergangeneWochevom
Wildhüter geschossen worden.
Tierschützer kritisieren das Vor-
gehen. MarionTheus,Präsidentin des
Vereins Wildtierschutz Schweiz,zeigt
sich in der «LZ» überzeugt, dass es an-
de re Lösungen gegeben hätte. Sie ver-
weist auf das Bündnerland, woTiere in
der freien Natur teilweise gefüttert wür-
den. Deshalb wäre eineAuswilderung
auch für die Nidwaldner Murmeli eine
Lösung gewesen, sagt sie.

Vorbereitungauf Winterschlaf


HannesJenny, Wildbiologe beim Amt
für Jagd undFischerei des Kantons
Graubünden, widerspricht auf Anfrage
der NZZ dieser Einschätzung. «Zum jet-
zigen Zeitpunktkönnen Murmeltiere

nicht ausgewildert werden.Das wäre
Tierquälerei.» DieVorbereitungen auf
den Winterschlaf benötigten einen län-
gerenVorlauf:Aufbau derFettre serven,
Herrichten desWinterbaus.Auch müss-
ten sich dieTiere alsTeam darauf vor-
bereitenkönnen. Zudem müsste für die
Gruppe lautJenny ein freiesTerritorium
gefunden werden. Im Kanton Graubün-
den zum Beispiel würdenkeine Mur-
meltiere ausgewildert,weil wegender
grossen Zahl dieserTiere schon sämt-
licheTerritorien besetzt seien. Eineer-
folgreiche Auswilderung hält Jenny
nicht grundsätzlich für ausgeschlossen,
aber eine solche müsste zur bestenJah-
reszeit imJuni oderJuli erfolgen.
Für die Murmeli auf der Klewenalp
kommen alle Überlegungen zu spät.Wer
hier noch Murmeltiere sehen will, muss
sich künftig in der freienWildbahn um-
sehen und geduldig beobachten:Immer-
hin l eben in derRegion mehrere Mur-
meltierkolonien.

Prinz Harry


attackiert die


Boulevardpresse


Klage we gen Kampagne gegen
seine Frau, Herzogin Meghan

nyf./(dpa)· Prinz Harry (35) und Herzo-
gin Meghan (38) fühlen sich durch eine
«rücksichtslose Kampagne» der briti-
schen Boulevard presse bedroht und
gehen nun in die juristische Gegenoffen-
sive. Dies teilte der Prinz in einem emo-
tionalen und zugleichscharfformulier-
ten Schreiben mit.«Wir g lauben beide
an Pressefreiheit und eine objektive,
wahrheitsgetreue Berichterstattung.Wir
erachten sie als Eckpfeiler der Demo-
kratie», schreibt Prinz Harry auf seiner
Webseite. Doch seineFrau Meghan sei
während ihrer Schwangerschaft das Op-
fer einerHetzkampagne geworden.
Die Klage im Namenvon Herzogin
Meghan, unter anderem wegen Miss-
brauchs privater Informationen, richtet
sich gegen die «Mail on Sunday» und die
MutterfirmaAssociate Newspapers. Die
Mediengruppe habe falsche und «vor-
sätzlich abfällige» Berichte über Meg-
han wie auch über Prinz Harry ver-
breitet. Da das Medienhaus sich bisher
einer Lösung verweigert habe,müsse
der Konflikt gerichtlich gelöst werden,
schrieb Prinz Harry. Die Vorbereitun-
gen dazu liefen seit mehreren Monaten.
Prinz Harry hielt fest, dass dieselben
Boulevardmedien in der vergangenen
Woche positiv über die Afrikareise von
Meghan und ihm berichtet hatten – das
zeige ihren doppelten Standard. Prak-
tisch täglich in den vergangenen Mona-
ten hätten sie seineFrau verunglimpft.
Lügen über Lügen seien verbreitet wor-
den. «Sie ist dieselbeFrau wie vor einem
Jahr an unserer Hochzeit, genau so wie
sie dieselbeFrau ist, die auf der Afrika-
reise zu sehen war», schrieb der Prinz.
Harry erinnerte daran, dass «diese
unerbittliche Propaganda auch mensch-
licheKosten» hat.Damit sprach er die
Verfolgungsjagd inParis an, bei der
seine Mutter, Prinzessin Diana, zusam-
men mit ihrem Lebensgefährten Dodi
Fayed,auf der Flucht vorPaparazzi 1997
ums Leben gekommen war. Er wolle
keine Wiederholung der Geschichte.
Auslöser der Klage war ein priva-
ter Brief Meghans an ihrenVater, den
die «Mail on Sunday» inAuszügen ver-
öffentlicht undkommentiert hatte. Prinz
Harry zeigte sich empört über dieJour-
nalisten: «Zusätzlich zur illegalen Publi-
kation des privaten Briefes haben sie
Sie (die Leser) vorsätzlich getäuscht, in-
dembestimmteAbsätze,Sätzeundsogar
einzelneWörterausgelassenwurden,um
die Lüge nzukaschieren,diesiewährend
mehralseinesJahreswiederholthatten.»
Ein Sprecher der «Mail on Sunday»
teilte mit, dass die Zeitung bei ihrerDar-
stellung bleibe und «energisch» gegen
die Vorwürfe angehen werde. Der Brief
Meghans an ihrenVater sei nicht falsch
wiedergegeben worden.

Komodoinsel


wird zum


teuren Pflaster


Hoher Eintrittspreis


soll Touristenstrom eindämmen


gam.· Di e gute Nachricht fürTouristen
vorweg: Die «Dracheninsel»Komodo
in Indonesien darf weiterhin besucht
werden. Ursprünglich sollte sie ab dem



  1. Januar einJahr lang für alleFerien-
    gäste gesperrt werden. Die indonesi-
    schen Behörden wollten der Natur auf
    der östlich vonBali gelegenen Inselso
    di eMöglichkeit geben, sich zu erholen.
    Auf Komodo sind unter anderem die
    seltenenKomodowarane zu Hause.Die
    bereits beschlossene Sperrung der Insel
    wird jetzt rückgängig gemacht, wie ein
    Sprecher der Provinzregierung mitteilte.
    Stattdessen – das ist die schlechte
    Nachricht fürTouristen – will sich Indo-
    nesien den Zutritt zur «Dracheninsel»
    teuer bezahlen lassen. Die Insel soll so
    zu einem «exklusiven»Ferienziel wer-
    den, wieVertreter der Zentral- und der
    Provinzregierung bei einemTreffen be-
    schlossen haben.
    Der Touristenstrom ist in den letz-
    ten Jahren stark angewachsen: Derzeit
    kommen pro Monat mehr als 10 000
    Besucher auf die 390 Quadratkilome-
    ter grosse Insel, die gerade einmal 20 00
    Einwohner zählt. Der Eintrittspreis für
    Gäste lag bisher bei rund 10Franken,
    nun sind bis zu 490Franken im Ge-
    spräch. Indonesiens Minister für Mee-
    resangelegenheiten, LuhutPandjaitan,
    sagte: «Komodo wird nicht geschlossen.
    Aber wir werden es weiterentwickeln
    und die Zahl der Besucher begrenzen.»
    Offizielle Zahlen nannte Pandjaitan
    zwar nicht, aber dieRede ist vonnoch
    maximal5000Touristen pro Monat.
    Sogenannte «Nicht-Premium-Touris-
    ten», die denneuen Eintrittspreis nicht
    zahlen, sollen künftig nur noch auf die
    Nachbarinsel Rinca gelassen werden.
    AuchdortlebenKomodowaraneinfreier
    Wildbahn. Sie sind allerdings kleiner als
    ihreArtgenossen auf der InselKomodo.
    Um die Bestände des Komodo-
    warans steht es nicht zum Besten. 2002
    lebtenlaut Angaben derWorld Animal
    Foundation und des WWF nur noch
    4000 bis 6000 Exemplare in freierWild-
    bahn. Die grösstePopulation mit rund
    2000 Tieren befindet sich demnach
    auf der Insel Flores.Auf Komodo soll
    es noch1700 Warane geben, auf Rica

  2. Die Bestände dürften in den letz-
    ten Jahren aber weiter gesunken sein.In
    der Roten Liste der gefährdeten Arten
    wird derKomodowaran von derWelt-
    naturschutzunion (IUCN) seit1996 als
    «gefährdet» («vulnerable») aufgeführt.
    2004 wurde derVorschlag gemacht,
    die Art als «stark gefährdet» («endan-
    gered») einzustufen. Als Hauptbedro-
    hung für dieKomodowarane gilt jedoch
    nicht derTourismus,sonderndie zuneh-
    mende Dezimierung undFragmentie-
    rung ihres Lebensraums.

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