Neue Zürcher Zeitung - 05.10.2019

(Steven Felgate) #1

Samsta g, 5. Oktober 2019 INTERNATIONAL


Nordkorea signalisiert Gesprächsbereitschaft


und zündelt gleichzeitig


Pjongjang beweist, dass es Raketen von U-Booten abfeuern kann – dennoch verhandelt Kim Jong Un wiedermit den USA


PATRICK ZOLL


DiesesWochenende sprechenVertreter
Washingtons und Pjongjangs erstmals
wieder über das nordkoreanische Atom-
programm. DieVerhandlungen kamen
im Februar zum Erliegen, als der Gipfel
zwischen dem nordkoreanischen Macht-
haber KimJong Un und dem amerika-
nischen Präsidenten DonaldTrump in
Hanoierfolglos verlief.Eine Agenda
ist nicht bekannt. Aber Nordkorea wird
weiterhin versuchen, eine Erleichterung
oderAufhebung der Sanktionen zu er-
langen, die ihm wegen seines Atom- und
Raketenprogramms auferlegt wurden.
Wie weit die USAbereit sind Pjongjang
entgegenzukommen, ist offen.Dass die
Gespräche jetzt wieder in Gangkom-
men,könnte mit dem Abgang von
Trumps Sicherheitsberater John Bol-
ton zusammenhängen. Er hatte wieder-
holt zu einer harten Haltung gegenüber
Nordkorea gedrängt.


Mittelstreckenrakete getestet


Die neue Gesprächsrunde war erstam
Dienstag bekanntgegeben worden. Nur
einenTag später führte Pjongjang sei-
nen neustenRaketentest durch – es war
bereits der elfte in diesemJahr. Der Test
war besondersrelevant, weil erstmalsin
der aktuellen Serie eine Mittelstrecken-
rake te eingesetzt wurde.Auch sei es das
erste Mal seit November 2017, dass Nord-
kore a eineRakete teste, die eindeutig
für einen Atomsprengkopf gebaut sei,
schreibt der Experte AnkitPanda.
Mittlerweile sind einigeDetails zur
Pukguksong-3 bekannt, wie dieRakete
genannt wird. Nordkorea spricht von
einer «neuartigen» Rakete, obwohl
diese, wie der Name andeutet, aufVor-
gängermodellen basiert. BeimTest vom
Mittwochstieg dieRakete auf 910 Kilo-
meter Höhe auf und flog 450 Kilometer
weit. Doch der Abschuss erfolgte senk-


recht – Experten schätzen, dass die Puk-
guksong-3 bei einem optimalen Ab-
schusswinkel bis zu 2000 Kilometer
weit fliegenkönnte. Die Dimensionen
der Rakete entsprechen laut Schätzun-
gen denjenigen von U-Boot-Raketen
andererLänder, etwa der amerikani-
schenPoseidon,schreiben die Experten
von 38 North, einer Plattform fürFragen
der nordkoreanischenRüstung.
WestlicheFachleute gehen davonaus,
dass dieRakete am Mittwoch nicht von
einem U-Boot,sondern von einer Unter-
wasserplattform abgefeuert wurde. Das
ist beiTests in frühen Entwicklungs-
stadien solcherRaketen normal. So
vermeidet man, dass bei der allfälligen
Explosion beim Start ein teures U-Boot
zerstört wird. Dennoch hat Nordkorea
mit dem jüngstenTest bewiesen, dass es
fähig ist, eine zweistufigeRakete mit fes-
tem Brennstoff unterWasser abzufeu-
ern und auf eine ballistische Flugbahn
zu schicken. Das allein ist eine techni-
sche Leistung.
Atomraketen, die von U-Bootenab-
gefeuert werdenkönnen, sind ein wich-
tiger Bestandteil der Abschreckung
von Nuklearstaaten. Moderne U-Boote
können sichwochenlang in denTiefen
der Ozeane verstecken. DieRaketen
auf diesen U-Booten sind eineRück-
versicherung für einLand, das über-
raschendmit Atomwaffen angegriffen
wird, zurückschlagen zukönnen.Diese
«Zweitschlagkapazität» soll den Gegner
davon abhalten, überhaupt erst anzu-
greifen. Denn ihm droht auch bei einem
Überraschungsangriffdie Vernichtung.
Soweit bekannt, hat Pjongjang nur
ein einziges U-Boot, das mit einem Silo
für ballistische Raketen ausgerüstet
ist. Ein zweitesscheint inBau zu sein.
Um eine ständige Präsenz auf hoher
See aufrechtzuerhalten, braucht es aber
vier oder fünf funktionsfähige U-Boote.
Experten schätzen, dass es noch ein hal-
bes DutzendJahre oder länger dauern

wird, bis Nordkorea eine funktionie-
rende Zweitschlagkapazität hat.
Eine wichtige,offene Frage ist, wie
mit Atomwaffen bestückte U-Boote in
die Kommandostruktur eingebunden
würden.Damit sie unentdeckt bleiben,
wirdder Funkkontakt mit U-Booten auf
ein Minimumreduziert.Abgetauchte U-
Boote sind nur schwer erreichbar, und es
ist möglich, dass nach einem Angriff gar
keineVerbindung mit der Militärführung
mehr besteht. Es ist kaum etwas bekannt
darüber, wie die nordkoreanischen Ein-
heiten mitAtomwaffen befehligt werden
und wie verhindert wird,dass dieWaffen
versehentlich abgefeuert werden.

RätselhaftesVorgehen
Im April 2018 hatte Nordkoreas Macht-
haber KimJong Un erklärt, auf abseh-
bare Zeit aufTests von ballistischen
Interkontinentalraketen zu verzich-
ten. Allerdings schloss dieses Morato-
riumKurz- und Mittelstreckenraketen,
wie die Pukguksong-3, nicht mit ein.
Mit derTestserie seit Mai, bei der Kim
Jong Un vielfach persönlich anwesend
war, unterstreicht Nordkorea,dass man
seine militärischen Kapazitäten weiter-
hin ernst nehmen muss. Für Skeptiker
ist klar, dass Kim nie auf sein Atompro-
gramm verzichten wollte und die USA
zum Narren hält. Der amerikanische
PräsidentTrump spieltedie Tests bisher
herunter und bezeichnete sie als «Rou-
tineangelegenheit».
Warum Nordkorea am Dienstag Ge-
spräche bekanntgibt und am Mittwoch
eineMittelstreckenraketeabfeuert,bleibt
rätselhaft.Möglicherweise will Pjongjang
seineVerhandlungspositionstärken, in-
dem es zeigt,dasses bei der Entwicklung
einer ZweitschlagkapazitätFortschritte
macht.Auf amerikanischer Seite gibt es
auch denVerdacht, Kim versucheausz u-
nützen, dassTrump gegenwärtig innen-
politisch unter Druck steht.

Nordkorea hat erfolgreich eine z weistufi ge Rakete mit festem Brennstoff unterWasser
abgefeuert und auf eine ballistische Flugbahn geschickt. KCNA VIA AP

Ein Pseudodialog zur Beilegung der Krise in Kamerun


Präsident Paul Biya hat zum «Grossen nationalen Dialog» aufgerufen – über Föderalismus oder gar Sezession durfte dabei nicht gesprochen werden


DAVID SIGNER,DAKAR


AmFreitag ist in der kamerunischen
HauptstadtYaoundé eine fünftägige
Konferenz zur Krise im englischspra-
chigenTeil desLandes zu Ende gegan-
gen. PräsidentPaul Biya hatte dasTref-
fen unter dem vollmundigen Namen
«Grand dialogue national» einberufen.
Kamerunische Kommentatoren spra-
chen ironisierend vom «kleinen Mono-
log». Denn Biya hatte imVoraus verfügt,
dass nicht überFöderalismus und erst
recht nicht über Separatismus gespro-
chen werden dürfe. Das heisst, dieTeil-
nehmer sollten über Lösungen der blu-
tigen Krise imWesten des Landes disku-
tieren, die nichtsWesentliches am Sta-
tus quo ändern würden. Die wichtigsten
Führer desAufstands boykottierten den
Anlass. Die Experten waren sicheinig,
dass dieKonferenz nichts bringen würde.
Sowieso hat der 86-jährige Biya, der
seit 37Jahren an der Macht ist und die


Wahl letztesJahr wohl nur dank Betrug
gewonnen hat, den Moment für einen
Dialog längst verpasst. Die Krise hatte
vor zweiJahren mitKundgebungen be-
gonnen; die anglofonenTeilnehmer gin-
gen gegen Diskriminierung und für
Gleichberechtigung auf die Strasse. Die
Regierungreagierte mit Gewalt, die Be-
wegungradikalisierte sich.Inzwischen
hat derAufstand schätzungsweise 30 00
Todesopfer gefordert,mehr als eine
halbe Million Bewohner mussten Haus
und Hof verlassen.

Leerformel«Sonderstatus»
Rebellen und Soldaten gehen gleicher-
massen brutal vor.Inzwischen kämpfen
verschiedene Gruppierungen gegen den
Staat, die meisten fordern eine Abspal-
tung der englischsprachigen Gebiete
unter dem Namen «Republik von Am-
bazonien». Die moderaterenVertreter
verlangen eineRückkehr zumFöde-

ralismus, der dasVerhältnis zwischen
der französischsprachigen Mehrheit
und der englischsprachigen Minder-
heit bis1972 regelte. Am Ende verab-
schiedeten dieTeilnehmer derKonfe-
renz eineResolution, die den betroffe-
nen Regionen einen «speziellen Status»

zubilligt, ohne denAusdruck irgendwie
zu konkretisieren. Es ist offensichtlich,
dass mit dieser Leerformel der Sprach-
regelung BiyasFolge geleistet wird, aber
doch die Botschaft hineingeschmuggelt
wurde, dass sich etwas an der Staats-
struktur ändern muss.

Zeichen des gutenWillens
Immerhin liess der Präsident am Don-
nerstag als «Geste desgutenWillens und
des Friedens» verkünden, dass 333 Ge-
fangene freigelassen würden.Wer genau
das sein wird, ist noch nicht klar; Sepa-
ratisten seien von der Amnestie ausge-
nommen. Mehrere Anführer desAuf-
stands wurden in den vergangenen zwei
Jahren wegenTerrorismus oder Sezes-
sionismusverhaftet und verurteilt. Ei-
nige, wie der selbsterklärte Präsident
Ambazoniens, Julius Ayuk Tabe,zu
lebenslänglicher Haft, der Oppositio-
nelle Maurice Kamto zumTode.

Die sprachliche Zweiteilung desLan-
des wurzelt imKolonialismus.Kamerun
war von1884 bis zum ErstenWeltkrieg
deutsche Kolonie, 1919teilte es der
Völkerbund zwischenFrankreich und
Grossbritannien auf. 1960 erlangte das
französischeTerritorium die Unabhän-
gigkeit. EinJahr darauf führte die Uno
im britischen Mandatsgebiet eine Ab-
stimmung über die zukünftige Zugehö-
rigkeit durch.
Der nördlicheTeil entschied sich
für einen Anschluss an denanglo-
fonen Nachbarn Nigeria. Der Süden
stimmte für denVerbleibbei Kame-
run, unter derBedingung, das briti-
sche Schulsystem undRecht beibehal-
ten zukönnen. So führte dasLand den
Föderalismus ein, der allerdings 1972
abgeschafft wurde.Alles hatte sich
fortanzentralistisch nach der Haupt-
stadtYaoundé auszurichten, wenn auch
die Zweisprachigkeit in derVerfassung
verankert blieb.

250 Kilometer NZZ-Infografik/lea.


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