Frankfurter Allgemeine Zeitung - 07.10.2019

(Dana P.) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Montag, 7. Oktober 2019·Nr. 232/41 R1 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 3,00 € D 2955 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Kurz vor der Frankfurter Buchmes-


se ist die Stimmung in Verlagen


und Buchhandlungen besser als er-


wartet.Rhein-Main-Zeitung, Seite 29


Die Ungleichheit in Hongkong hat


seit der Rückgabe an China zuge-


nommen – daraus speist sich die


Wut vieler Bürger.Politik, Seite 6


Zurück in die Zukunft: Die Schau


mit Modellen des französischen


Couturiers Pierre Cardin in


Düsseldorf.Feuilleton, Seite 9


Die deutschen Turnerinnen sind


erleichtert. Die Qualifikation für


Olympia ist erreicht. Nun geht es


um Einzelinteressen.Sport, Seite 27


Im Vatikan berät eine Bischofssy-


node über Umweltschutz im Re-


genwald – und über Ausnahmen


vom Zölibat.Politik, Seite 3


Ein junges Unternehmen aus


Chemnitz spekuliert mit seinen


Luftmessgeräten auf einen Riesen-


markt.Wirtschaft, Seite 20


Anhaltende Leselust


Keine Lust auf das Vereinigte Königreich


F

rankreich, immer wieder Frank-
reich ist das Ziel von Terroran-
schlägen. Auf der Liste der Attentate
stehen Namen wie „Charlie Hebdo“
und Bataclan, Städte wie Nizza und
Straßburg. Islamistische Extremisten
haben in Frankreich in den vergange-
nen vier Jahren mehr als 250 Men-
schen getötet, weit mehr als in Groß-
britannien und in Deutschland. Es
sind keine Rückkehrer aus dem Dschi-
had, die Unschuldige töten. Die aller-
meisten, auch der Täter, der jetzt in
der Pariser Polizeipräfektur zuschlug,
sind vielmehr „homegrown terro-
rists“. Zu ihrer Radikalisierung hat in
starkem Maße der trostlose Zustand
in vielen vernachlässigten Vorstädten,
den Banlieues, beigetragen. Begon-
nen hatte diese Entwicklung jedoch
bereits in den neunziger Jahren als
Protest gegen die französische Außen-
politik, also lange vor den Terroran-
schlägen vom 11. September 2001.
Später als Deutschland hat Frank-
reich Präventionsprogramme gestar-
tet, die auf diesen neuen inneren
Feind zielen, auf die gewaltbereiten
und militanten Dschihadisten. Erst
spät hat Frankreich zudem seine laizis-
tische Politik korrigiert, die die Religi-

on aus dem öffentlichen Raum ver-
drängen soll. Auch die französische
Regierung ignoriert nun nicht länger
den Einfluss von Religion auf die Ge-
sellschaft. Der jüngste Terroranschlag
belegt abermals, wie wichtig es für
den Kampf gegen einen Terror ist, der
sich auf den Islam beruft, diesen ge-
meinsam mit anerkannten islami-
schen Religionsgelehrten zu führen.
Denn der klassische Islam lehrt, dass
das Gewaltmonopol allein beim Staat
liegt und dass eine „Selbstjustiz“ wie
die in Paris streng verboten ist. Darauf
gilt es auch deswegen hinzuweisen,
weil in Deutschland die absurde Be-
hauptung Verbreitung findet, dass
Muslime, die sich an Recht und Ge-
setz halten, die sich also integrieren,
letztlich gefährlicher seien als der Ter-
ror von Dschihadisten.
Wie viele Attentäter vor ihm zählte
auch der von Paris, ein französischer
Konvertit, zur salafistischen Szene. Sa-
lafisten wollen die Welt des 7. Jahrhun-
derts wiederherstellen. Die meisten
sind unpolitisch. Ein wachsender Teil
aber will ihr Ideal mit Gewalt, dem
Dschihad, verwirklichen. Auch wenn
der „Islamische Staat“ organisatorisch
zerschlagen ist, hat sich die kranke
Ideologie des dschihadistischen Sala-
fismus krebsartig ausgebreitet. Sie ent-
schieden zu bekämpfen ist die Aufga-
be aller, die an einem friedlichen Zu-
sammenleben interessiert sind.

F.A.Z.FRANKFURT,6. Oktober. Malai-
ka Mihambo von der LG Kurpfalz hat am
Schlusstag der Leichtathletik-Weltmeister-
schaften in Doha mit 7,30 Metern den Ti-
tel im Weitsprung gewonnen. Bronze er-
kämpfte der Offenburger Speerwerfer Jo-
hannes Vetter. Borussia Mönchenglad-
bach hat die Tabellenführung in der Fuß-
ball-Bundesliga übernommen. Am Sonn-
tag besiegten die Rheinländer Augsburg
5:1 und überholten Bayern München. Der
Meister hatte mit dem 1:2 gegen Hoffen-
heim die erste Saisonniederlage erlitten.
Eine Enttäuschung erlebte Dortmund
beim 2:2 in Freiburg. Wolfsburg verbesser-
te sich nach dem 1:0 gegen Union Berlin
auf Platz zwei. Frankfurt und Bremen
trennten sich 2:2.(Siehe Sport.)

Füreine blau-weiße Zukunft– Zehntausende Schotten ha-
ben am Samstag in Edinburgh für die Unabhängigkeit
Schottlands von Großbritannien demonstriert. Die Veran-
stalter sprachen von 200 000 Demonstranten, die Polizei
machte zunächst keine Angaben zur Teilnehmerzahl. Die

Demonstranten schwenkten blau-weiße schottische Flag-
gen, einige trugen Schottenrock oder spielten auf Dudelsä-
cken. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon
strebt für das Jahr 2021 ein neues Referendum über die Un-
abhängigkeit an.Seite 2

Amazonienals Labor


Mode für kosmische Körper


Geschäft mit dicker Luft


Der Star ist die Mannschaft


Malaika Mihambo holt


Gold im Weitsprung


I

m Internet finden sich mehrere Vi-
deoaufnahmen von der Festnahme
Pawel Ustinows im Zentrum von Mos-
kau am 3. August. Darauf ist zu sehen,
wie er langsam schlendernd auf sein
Handy schaut, während vier behelmte
Polizisten in Schutzausrüstung auf ihn
zugehen, ihn dann umreißen und wild
auf den schon wehrlos am Boden lie-
genden Mann einprügeln. Es ist klar er-
kennbar, dass die Begründung der Poli-
zei für seine Festnahme, er habe extre-
mistische Losungen gerufen, ebenso
falsch ist wie die Anklage, er habe ge-
waltsam Widerstand geleistet und da-
bei einem Polizisten die Schulter ausge-
renkt. Dennoch wurde Ustinow Mitte
September in erster Instanz zu dreiein-
halb Jahren Haft verurteilt. Der Rich-
ter hatte die Aufnahmen nicht als Be-
weismittel zugelassen.
Der Fall Ustinow lässt in besonders
grellem Licht erscheinen, wie sich die
politische Repression in Russland in
den vergangenen Jahren verschärft
und verändert hat. Wer zu Demonstra-
tionen geht, sich in einer oppositionel-
len Gruppe engagiert oder auch nur
eine unerwünschte Meinung im Inter-
net äußert, lässt sich heute auf ein bö-
ses Lotteriespiel ein: Die meisten ha-
ben Glück und ihnen passiert nichts
oder nur wenig. Aber wer sich opposi-
tionell betätigt, muss damit rechnen,
nach dem Zufallsprinzip herausgegrif-
fen, vor Gericht gestellt und zu einer
Gefängnisstrafe verurteilt zu werden.
Die Wahrscheinlichkeit eines solchen
„Hauptgewinns“ wächst zwar mit dem
Maß des Engagements, aber es kann
auch Gelegenheitsdemonstranten tref-
fen. Oder Leute wie Ustinow, der nicht
einmal an der Demonstration teilge-
nommen hatte, an deren Rande er fest-
genommen wurde, sondern ihr nur zu-
fällig zu nahe gekommen war.
Der erste große politische Schaupro-
zess unter Wladimir Putins Herrschaft
richtete sich noch gezielt gegen einen
Mann, der ihn tatsächlich herausgefor-
dert hatte: den Ölunternehmer Mi-
chail Chodorkowskij, der als reichster
Mann Russlands auch die Mittel hatte,
ihm gefährlich zu werden. Das Verfah-
ren gegen Chodorkowskij vor fünfzehn
Jahren war eine Farce. Er stand wegen
einer Form der Steuervermeidung vor
Gericht, die von anderen Oligarchen
zur gleichen Zeit offen weiter prakti-
ziert wurde. Das Verfahren war eine
Demonstration für Russlands Großun-
ternehmer: Ihnen wurde vor Augen ge-
führt, dass sie alle verwundbar waren,
wenn sie es wagen sollten, sich eigen-
mächtig politisch zu betätigen. Mit die-
ser Festlegung roter Linien wurden zu-
gleich neue und für lange Zeit recht
verlässliche informelle Spielregeln eta-
bliert.
Berechenbar waren im ersten Jahr-
zehnt von Putins Herrschaft auch die
Folgen von politischem Engagement.
Die Bewegungsräume für Opposition
und Zivilgesellschaft wurden zwar mit
jedem Jahr ein klein wenig enger, aber
ihre Grenzen bekam in der Regel nur
zu spüren, wer sie sehr auszudehnen

versuchte, aus dem Lager der Machtha-
ber desertierte oder konkrete Interes-
sen einflussreicher Personen tangier-
te. Das Strafrecht wurde dabei nur sel-
ten bemüht.
Das hat sich seit den Protesten der
Jahre 2011/2012 geändert, als Putins
Herrschaft erstmals von unten heraus-
gefordert wurde. Repressivere Gesetze
und ihre unvorhersehbare, willkürli-
che Anwendung haben Opposition in
Russland zu einem schwer kalkulierba-
ren Risiko werden lassen. Es ist kaum
noch möglich, sich an die Grenzen von
Freiräumen heranzutasten, weil diese
ständig in Bewegung sind. Die De-
monstranten, Aktivisten und Blogger
in Haft oder unter Hausarrest werden
für Dinge verfolgt, die andere unge-
schoren weiter tun. Die Anklagen ge-

gen sie können direkten Bezug zu ih-
rem Engagement haben oder ganz an-
dere Vorwürfe wie Wirtschaftsverge-
hen oder – besonders infam – Kindes-
missbrauch zum Gegenstand haben.
Die demonstrative Unberechenbar-
keit, die der Kreml zu einem Merkmal
seiner Außenpolitik gemacht hat, fin-
det so auch im Inneren Anwendung.
Wachsende Willkür durch die Staats-
macht erfahren Russen freilich nicht
nur in politischen Fällen. Unterneh-
mer werden in fingierten Strafverfah-
ren in Haft genommen und um ihre Fir-
men gebracht – sei es, weil sie Beste-
chungsforderungen nicht nachgekom-
men sind, sei es, weil sie Konkurren-
ten im Wege standen, die gute Bezie-
hungen zu den richtigen Leuten ha-
ben. Menschenrechtsorganisationen
berichten, dass Polizisten zufälligen
Opfern Rauschgift unterschieben, um
so ihre Quote zur Aufklärung von Straf-
taten zu erfüllen. Und sogar in der Eli-
te ist Loyalität keine Garantie für die
eigene Sicherheit.
Diese Erfahrungen sind der Grund
für den bis in eigentlich kremlloyale
Kreise reichenden ungeheuren Sturm
der Entrüstung über das Urteil gegen
Ustinow, der ihm zur Freiheit verhol-
fen hat. Das ist ein Sieg der russischen
Gesellschaft – aber es wäre eine Illusi-
on, zu glauben, dass es sich um mehr
als um einen taktischen Rückzug der
Machthaber handelt. Sie kommen dem
Punkt immer näher, an dem die Loyali-
tät der Sicherheitskräfte für die Stabili-
tät ihrer Herrschaft wichtiger sein
wird als die – noch immer vorhandene


  • Zustimmung aus großen Teilen der
    Bevölkerung. Daher werden sie aus
    dem Geschehen der vergangenen Wo-
    chen nicht die Konsequenz ziehen, der
    Willkür von Polizei und Justiz Einhalt
    zu gebieten. Sondern: Wie kann man
    künftig eine solche Reaktion der Ge-
    sellschaft verhindern?


mic.PARIS, 6. Oktober. Nach dem tödli-
chen Messerangriff in der Pariser Polizei-
präfektur hat der französische Innenminis-
ter Christophe Castaner Fehler bei den Er-
mittlungen zugegeben. Es habe offensicht-
lich Schwachstellen gegeben, sagte Casta-
ner am Sonntag in einem Interview mit
dem Fernsehsender TF1. Der Minister hat-
te bei einem Besuch des Tatorts den Terro-
rismusverdacht zunächst heruntergespielt
und gesagt, der Täter habe „niemals Ver-
haltensauffälligkeiten“ gezeigt. Dann wur-
den jedoch immer mehr Hinweise auf eine
Radikalisierung des 45 Jahre alten Mitar-
beiters der Präfektur bekannt, der nach An-
gaben des ermittelnden Staatsanwalts vor
rund zehn Jahren zum Islam konvertiert
war. Er hatte am Donnerstag vier Kolle-
gen erstochen und zwei weitere verletzt.

Forderungen nach seinem Rücktritt als
Minister wies Castaner zurück. Diese Fra-
ge stelle sich nicht. Führende Oppositions-
politiker hatten zuvor seinen Rücktritt ge-
fordert. „Castaner hat seine Glaubwürdig-
keit verloren“, sagte der Fraktionsvorsit-
zende der Republikaner, Christian Jacob.
Die Vorsitzende des rechtspopulistischen
Rassemblement National, Marine Le Pen,
sagte: „Die Franzosen haben meiner Mei-
nung nach überhaupt kein Vertrauen
mehr in den Innenminister.“ Es sei nach-
rangig, ob Castaner den Terrorismusver-
dacht mutwillig vertuscht oder aus Inkom-
petenz verschleiert habe. In den Reihen
der Polizei herrscht seit einiger Zeit gro-
ßer Unmut über den obersten Polizeichef.
Die Beamten haben den Eindruck, dass
sie mit leeren Versprechungen ruhigge-

stellt werden sollen. Castaner sagte, es
müsse nun daran gearbeitet werden, wie
Radikalisierung besser erkannt werden
könne. Er bekräftigte, dass es in der Akte
des Täters keine Hinweise auf Verhaltens-
auffälligkeiten gegeben habe.
Der Angreifer hatte sich nach Erkennt-
nissen der Anti-Terror-Ermittler 2015 ge-
genüber einem Kollegen zustimmend zu
dem islamistischen Attentat auf das Satire-
magazin „Charlie Hebdo“ geäußert. Dies
sei zwar intern gemeldet worden, aber
nicht in der Personalakte vermerkt wor-
den, sagte Castaner. „Wenn es Fehler gab,
müssen sie korrigiert werden.“ Wenn sich
jemand schuldig gemacht habe, müsse das
geahndet werden. Castaner sprach sich für
verbesserte Sicherheitsmaßnahmen in der
Polizeipräfektur aus.(Siehe Seite 3.)

sat. WASHINGTON, 6. Oktober. In der
Ukraine-Affäre in Amerika hat sich ein
zweiter Whistleblower gemeldet. Die Per-
son sei schon von Michael Atkinson, dem
Generalinspekteur beim Nationalen Ge-
heimdienstdirektor, befragt worden, teilte
Mark Zaid mit, einer der Anwälte des ers-
ten Whistleblowers. Dieser hatte ans Licht
gebracht, dass Präsident Donald Trump
den ukrainischen Präsidenten gedrängt
hatte, gegen den demokratischen Präsi-
dentschaftsbewerber Joe Biden zu ermit-
teln. Zaid teilte mit, der zweite Informant
habe Kenntnisse aus erster Hand. Trump
hatte dem ersten Mann vorgeworfen, nur
„Hörensagen“ verbreitet zu haben. Ein wei-
terer Anwalt sprach sogar von mehreren
weiteren Whistleblowern.(Siehe Seite 2.)

enn./mwe.BERLIN, 6. Oktober. Am neu-
en Flughafen Berlin Brandenburg (BER)
sollen in einem Jahr Fluggäste starten und
landen. „Wir werden im Oktober nächsten
Jahres eröffnen“, sagte der Berliner Flug-
hafenchef Engelbert Lütke Daldrup dieser
Zeitung in Berlin. „Das genaue Datum
werden wir dem Aufsichtsrat Ende Novem-
ber mitteilen.“ Um die operativen Risiken
möglichst gering zu halten, will die Flugha-
fen-Geschäftsführung nicht an einem be-
sonders verkehrsreichen Wochenende um-
ziehen. Da der Berliner Schulkalender
vom 10. bis zum 25. Oktober 2020 Herbst-
ferien ausweist, konzentriert sich die Auf-
merksamkeit derzeit auf das Wochenende
3./4. Oktober. Darauf richten sich dem Ver-
nehmen nach auch die Berliner Verkehrs-
betriebe ein. Die Flughafen-Eröffnung fie-

le damit auf den 30. Jahrestag der deut-
schen Vereinigung – neun Jahre nach dem
zuerst geplanten Termin.
Mit Blick auf die Sorge, es könne aber-
mals zu einer Verschiebung kommen, sag-
te Lütke Daldrup, er sei „so sicher, wie ich
nach menschlichem Ermessen sein
kann“, dass der Termin halte. Die Prüfun-
gen des TÜV Rheinland, etwa zum Brand-
schutz, seien sehr gut gelaufen. „Aus unse-
rer Sicht gibt es keine ,Showstopper‘
mehr.“ Der Vorsitzende der Geschäftsfüh-
rung der Flughafen Berlin Brandenburg
GmbH wies darauf hin, dass der Terminal
des ehemaligen DDR-Flughafens Schöne-
feld noch viele Jahre gebraucht werde, bis
zur Fertigstellung eines dritten Terminals
am BER. Dagegen soll der Flughafen Te-
gel sofort schließen. „Nach dem Umzug

im Oktober wird in Tegel kein kommer-
zieller Flugbetrieb mehr stattfinden“, sag-
te Lütke Daldrup. „Wer den schönen, aber
sehr beengten Flughafen TXL noch erle-
ben will, muss das in den kommenden
zwölf Monaten tun.“
Der Flughafenchef wandte sich gegen
Forderungen, auf das Fliegen möglichst zu
verzichten und Kurzstreckenflüge ganz ein-
zustellen. Fliegen sei „Teil des modernen
Lebens“, sagte er. Menschen und Wirt-
schaft brauchten den Luftverkehr. Man
müsse sich aber immer fragen, ob ein Flug
nötig sei. Die Zahl der innerdeutschen Flü-
ge von Berlin aus ließe sich senken, wenn
der Flughafen mehr internationale Flug-
verbindungen anbieten könnte. Darüber
sei man zurzeit mit den Fluggesellschaften
im Gespräch.(Siehe Wirtschaft, Seite 22.)

Heute


bub./enn.BERLIN, 6. Oktober. Die
Grünen haben nach ihrer Kritik am Kli-
mapaket der Bundesregierung jetzt eige-
ne Vorstellungen vorgelegt. Der Preis
für den CO 2 -Ausstoß beim Heizen und
im Verkehr soll auf 40 Euro je Tonne
festgesetzt, 2021 auf 60 Euro angeho-
ben werden und danach weiter steigen.
So steht es im Leitantrag des Vorstands,
über den der Parteitag im November ab-
stimmen soll. Im Gegenzug sollen die
Bürger bei der Stromsteuer und über ein
Energiegeld von 100 Euro pro Monat
entlastet werden. Die schwarz-rote Ko-
alition hat deutlich geringere CO 2 -Prei-
se angesetzt. Der Ausstoß soll von 2021
an zehn Euro je Tonne kosten, 2025
dann 35 Euro. Auf den geringen Ein-
stiegspreis hatte sich die Koalition vor
allem auf Drängen der SPD geeinigt. De-
ren Fraktionsvorsitzender Rolf Mütze-
nich kritisierte die Pläne der Grünen.
„Ich spitze das mal zu: Die Grünen han-
deln neoliberal“, sagte er dem „Tages-
spiegel“. Das habe möglicherweise da-
mit zu tun, dass ihre Wähler im Schnitt
ein hohes Einkommen hätten. Die SPD
habe „diejenigen im Blick, die nicht
über genügend Geld verfügen, um ohne
große Einbußen klimagerecht zu leben
und zu konsumieren“. Auch Bundeswirt-
schaftsminister Peter Altmaier (CDU)
warnte vor unzumutbaren Belastungen
für Bürger und Wirtschaft.(Siehe Wirt-
schaft, Seite 15; Kommentar Seite 8.)


Hongkongs


soziale Frage


Zweiter Whistleblower in


der Ukraine-Affäre


ahan./tifr.MÜNCHEN, 6. Oktober. Bay-
erns Grüne haben CSU-Vize Manfred We-
ber gelobt. Er sei ein „Stratege“, der CSU-
Chef und Ministerpräsident Markus Söder
hingegen ein „Taktiker“, sagte Ludwig
Hartmann, Vorsitzender der Landtagsfrak-
tion. In einem Interview, das er dieser Zei-
tung mit seiner Ko-Vorsitzenden Kathari-
na Schulze gab, sagte er, Weber, der
Schwarz-Grün als „Zukunftsmodell“
sieht, scheine „erkannt zu haben, dass die
Grünen die nach vorn denkende Kraft
sind“.(Siehe Seite 4; Kommentar Seite 8.)


BER soll im Oktober 2020 Flugbetrieb aufnehmen


Berliner Flughafenchef: Bin so sicher, wie ich sein kann / Tegel soll sofort schließen


Eineböse Lotterie


Von Reinhard Veser

hcr. MADRID, 6. Oktober. Die Sozialisti-
sche Partei (PS) ist am Sonntag klar als
stärkste Kraft aus der Parlamentswahl in
Portugal hervorgegangen. Die PS von Mi-
nisterpräsident António Costa kam laut
Prognosen auf 34 bis 39 Prozent der Stim-
men. Für eine Regierungsmehrheit benö-
tigen die Sozialisten aller Voraussicht
nach weiterhin mindestens einen Partner.
Bisher hatten der Linksblock und die
Kommunisten eine PS-Minderheitsregie-
rung toleriert; beide Parteien konnten of-
fenbar ihre Stimmanteile halten oder
leicht übertreffen. Für die konservative
PSD, die bis 2015 die Regierung führte,
wurden zwischen 24 und 31 Prozent prog-
nostiziert. Nur gut die Hälfte der Wähler
beteiligte sich an der Wahl.

Bayerns Grüne loben


Weber und tadeln Söder


Kritik an Plänen


der Grünen zum


Klimaschutz


Briefe an die Herausgeber Seite 18


Französischer Innenminister gibt nach


Messerangriff Ermittlungsfehler zu


Islamistisches Motiv des Täters wahrscheinlich / Castaner lehnt Rücktritt ab


Klarer Sieg für


Sozialisten in Portugal


Diepolitische Repression
in Russland hat sich in
den vergangenen Jahren
deutlich verschärft.

DerTerror von Paris


Von Rainer Hermann

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Belgien,Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal (Cont.), Slowakei, Slowenien, Spanien 3,80 € / Griechenland, Kanaren, Malta, Niederlande, Zypern 3,90 € / Dänemark 29 dkr / Großbritannien 3,70 £ / Schweiz 5,10 sfrs / Ungarn 1050 Ft

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