Neue Zürcher Zeitung - 02.10.2019

(singke) #1

24 WIRTSCHAFT Mittwoch, 2. Oktober 2019


Australien verliert erneuteine bekannte Surfer-Marke an ausländische Investoren.GETTY


Neuseeländer greifen nach Rip Curl


(Reuters)·Die einst zentraleRolle der


Australier in der Surfer-Modewelt ist Ge-


schichte: Der neuseeländische Outdoor-


kleider-Konzern Kathmandu hat sich die


Surfer-MarkeRip Curlgeschnappt.Da-


mit ist nach Billabong und Quiksilver der


letzte der drei grossen Hersteller von Sur-


fer- und Strandbekleidung in der Hand


ausländischer Investoren.


Kathmandu legt für das1969 von

den Surfer-Kumpels Brian Singer und

DouglasWarbrick gegründete Unter-

nehmen 350 Mio.austr. $(umgerechnet


235 Mio. Fr.) auf denTisch.Durch den


Zukauf erweitert der neuseeländische

Konzern seine Präsenz in Nordame-

rika und Europa.Ausserdem schafft er


durch die sommerliche Strandmode von


Rip Curl einen saisonalenAusgleich zu


seinenWinter-Outdoor-Marken. Singer


undWarbrick erhalten Anteile an Kath-


mandu.Rip-Curl-Chef MichaelDaly

bleibt imUnternehmenund berichtet

an Kathmandu-Boss Xavier Simonet.


Die beiden anderen inAustralien

gegründeten Anbieter von Neopren-

anzügen, Strand-T- shirts undBadehosen



  • Quiksilver und Billabong – gehören


mehrheitlich dem US-Finanzinvestor

Oaktree Capital. Dieser war eingestie-

gen,nachdem Quiksilver 20 15 Insolvenz


angemeldet hatte.Anfang des vergange-


nenJahres kauften sich die Amerikaner


noch Billabong dazu.


IN KÜRZE


US-Einkaufsmanager


pessimistisch gestimmt


(Reuters)·Die US-Industrie schrumpft


laut einer Umfrage so stark wie seit 2009


nicht mehr. DerEinkaufsmanager-Index


rutschte im September auf 47,8 Punkte


von 49,1 Zählern imVormonat, wie aus


einer am Dienstag veröffentlichtenFir-


menbefragung des Institute for Supply


Management hervorgeht.


Huber+Suhner übernimmt


deutsche Firma BKtel


phh.·Das in der elektrischen und

optischen Verbindungstechnik tätige

Unternehmen Huber+Suhner erwirbt

in Deutschland dieFirma BKtel. Der

Kaufpreis beträgt rund 50 Mio.Fr.,

wie es in einer Medienmitteilung von

Huber+Suhner vom Dienstag heisst.

BKtel entwickelt und produziertKom-


ponenten für Breitbandnetzwerke.Die


Firma erwirtschaftet mit150 Mitarbei-

tern einen Umsatz vonrund45 Mio. Fr.


Gurit schliesst Werk


im solothurnischen Zullwil


(awp)· Der Spezialkunststoffherstel-

ler Gurit bündelt dieFertigung von

Materialien für seine Luftfahrt-Kun-

den am Standort Kassel in Deutsch-

land. Die Produktion am Standort Zull-


wil wird hingegen im zweiten Halbjahr


2021 geschlossen.Von dem Schritt sind


lauteiner Mitteilung 30 Mitarbeitende


betroffen.Für diese sucht Gurit nach

«bestmöglichen» Lösungen.


HERAUSGEGRIFFEN


Der Kronprinz


wird zum Totengräber


Alexander Busch, Salvador·VierJahre und drei Monate sind


es her, dass Marcelo Odebrecht verhaftet wurde. Es war ein


spektakulärer Absturz für den brasilianischenKonzernleiter


und Eigentümer des grössten MischkonzernsLateinamerikas.


Er führtedenKonzern mit den deutschenWurzeln als Kron-


prinz der dritten Generation. Odebrecht stand im Zentrum

einesKorruptionsskandals, der ganzLateinamerika erschüt-


terte. Über hundert Manager, Politiker und Beamte wurden


verurteilt. InPeru sitzen drei früherePräsidenten im Gefäng-


nis, einer hat Suizid begangen.


Auch der heute 51-jährige Odebrecht hat zweieinhalbJa hre


im Gefängnis verbracht und steht seitdem unter Hausarrest.


Als ein Gericht täglichenFreigang erlaubte,stattete Mar-

celo Odebrecht dem HauptquartierinSãoPaulo einen Über-


raschungsbesuch ab, der einer Inspektion glich.Jetzt hat er

einen offenen, vierseitigen Brief an seineFamilie geschrie-

ben. Er habe das Unternehmen führungslos vorgefunden und


stelle sich deshalb zurVerfügung, um Odebrecht wieder aus


der Krise herauszuholen. Es scheint, dass sich Marcelo nicht


geändert hat. Er zeigt den gleichen Grössenwahn, mit dem er


denKonzern zu einemKoloss ausgebaut hatte – und die Arro-


ganz, mit der er bis zuletzt jedeKorruption leugnete.


Er hat offenbar nichtrealisiert, dasskeinFamilienmitglied


demKonzern jemals wieder vorstehen darf – das istTeil des


Kronzeugendeals mit der Staatsanwaltschaft. SeinVater Emí-


lio, zu dem dasVerhältnis wie zumRest derFamilie zerrüt-


tet ist,stellte sofort klar,dass die verschärften Compliance-


Vorschriften weiterhin gälten. Marcelos neuerlicheFührungs-


ambitionenkommen zu einem schlechten Zeitpunkt.Seit 20 15


hat das Unternehmen kaum neueAufträge erhalten. Die Be-


legschaft ist von 190000 auf 40 000 Mitarbeitergeschrumpft.


Geld verdient derKonzern nur noch mit der Chemie-Tochter


Braskem, die er verkaufen will, aber nicht loswird. Schulden


von umgerechnet 24 Mrd.Fr. werden nicht bedient. Die ver-


bissene Kampagne von Marcelo Odebrecht dürfte der letzte


Sargnagel für den angeschlagenenKonzern sein.


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