�� km�� km�� km�� km�� km�� km�� km�� km�� km�� km
IRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLAND
NORD�NORD�NORD�NORD�NORD�NORD�
IRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLANDIRLAND
RavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdaleRavensdale
DublinDublinDublinDublinDublinDublinDublinDublinDublinDublinDublin
BelfastBelfastBelfastBelfastBelfastBelfastBelfast
EUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPA
GB
16 DEUTSCHLAND & DIE WELT WELT AM SONNTAG NR.40 6.OKTOBER
u den unangenehmen Ent-
wicklungen, welche die iri-
sche Insel bedrohen, gehö-
ren seit Kurzem Hurricanes.
Sie entstehen über dem At-
lantik und ziehen traditionell Richtung
Südwesten, um dann über die amerika-
nische Küste herzufallen. Neuerdings
wandern sie seltsamerweise häufiger
nach Nordosten. Am Dienstag warnte
das irische meteorologische Institut vor
einem Wirbelsturm mit dem scheinhei-
ligen Namen „Lorenzo“, der sich allen
Ernstes anschickte, von den Azoren aus
Richtung Irland zu rasen.
VON SASCHA LEHNARTZ
Das gefährlichere Unwetter, das sich
über der grünen Insel zusammenbraut,
heißt jedoch Brexit. Am 31. Oktober
würde Großbritannien Knall auf Fall aus
der Europäischen Union ausscheiden,
falls es nicht doch noch zu einer Eini-
gung oder einem weiteren Aufschub
kommt. Für Irland und das zum Verei-
nigten Königreich gehörende Nordir-
land steht dabei mehr auf dem Spiel als
für jeden anderen EU-Staat. Ein No
Deal, so fürchten hier fast alle, wäre für
die eng verwobene Wirtschaft von Nord
und Süd schlichtweg eine Katastrophe.
„Utter disaster“, sagt Glyn Roberts, der
Vorsitzende des nordirischen Einzel-
handelsverbandes Retail NI. Nachdem
er gerade zwei Tage auf dem Parteitag
der britischen Konservativen in Man-
chester verbracht hat, wirkt Roberts re-
signiert. Die Tories wollten gar keinen
Deal, glaubt er.
Größer jedoch als die Angst vor den
wirtschaftlichen Konsequenzen ist eine
andere, tiefer sitzende Furcht: dass die
Wiedererrichtung der Grenze
schlimmstenfalls zu einer Rückkehr der
Gewalt führen könnte, welche die Be-
wohner der Insel 30 Jahre lang terrori-
siert hat – und bis heute traumatisiert.
„Ich sehe zwar momentan niemanden,
der Lust hat auf Gewalt“, sagt Séanna
Walsh, der für die Sinn-Fein-Partei im
Stadtrat von Belfast sitzt. „Aber es gibt
das Gesetz der unbeabsichtigten Fol-
gen. Wenn die hier eine Grenzstruktur
aufbauen, werden die Menschen nicht
gehorchen. Sie werden die Grenze nie-
derreißen.“ Mit Widerstand kennt
Walsh sich aus. Er war Mitglied der Ter-
rororganisation IRA und saß wegen
Banküberfalls und Bombenbaus jahre-
lang im Gefängnis.
In dem 29 Jahre währenden Bürger-
krieg in Nordirland, der 1969 begann
und bis heute mit dem verniedlichen-
den Begriff „troubles“ bezeichnet wird,
starben mehr als 3400 Menschen, über
als 30.000 wurden verletzt. Katholisch-
irische Nationalisten forderten die Ver-
einigung Nordirlands mit der Republik
Irland; ihnen standen protestantisch-
britische „Loyalisten“ gegenüber. Die
Terrororganisation Irisch Republikani-
sche Armee bekämpfte die britische Ar-
mee, die sie als Besatzungstruppe be-
trachtete. Doch die IRA machte vor An-
schlägen auf Zivilisten ebenso wenig
halt wie die protestantischen Extremis-
ten der Ulster Defence Association oder
der Ulster Volunteer Force auf der Ge-
genseite.
Wie stark dieser Konflikt bis heute
nachwirkt, ist in Belfast sichtbar, wo ka-
tholische und protestantische Viertel
durch meterhohe Zäune getrennt sind,
die man Friedensmauern nennt. Das so-
genannte Karfreitagsabkommen von
1998 leitete zwar einen beispielhaft er-
folgreichen Friedensprozess ein, doch
dass ein Katholik durch den protestan-
tischen Stadtteil Shankill spaziert oder
ein Protestant jenseits des Zauns durch
das katholische Falls, ist auch heute
noch ein Privileg von Abenteuerlusti-
gen. Nichtsdestotrotz hat das Good Fri-
day Agreement auch durch den konse-
quenten (und mit EU-Geldern massiv
geförderten) Aufbau von gemeinsamen
Institutionen die Befriedung der Insel
und eine Normalisierung des irisch-bri-
tischen Verhältnisses bewirkt.
Doch in den drei Jahren seit dem Re-
ferendum ist viel mühsam aufgebautes
Vertrauen verspielt worden, weil in
London kaum jemand einen Gedanken
daran zu verschwenden scheint, was der
Brexit für die irische Insel bedeutet. Das
„Kompromiss“-Angebot, das Boris
Johnson der EU-Kommission am Mitt-
woch unterbreitete, löste in Dublin wie
in Belfast Entgeisterung aus. Der irische
Außenminister Simon Coveney wurde
vor deutschen Journalisten undiploma-
tisch deutlich: „Wir werden keinen Deal
unterzeichnen, der auf einer Lüge oder
einem Bluff basiert.“
„UNBRAUCHBAR, WIDERWÄRTIG“
Johnson hatte vorgeschlagen, Nordir-
land innerhalb der Regularien des ge-
meinsamen Marktes zu belassen, wäh-
rend es mit Großbritannien die Zolluni-
on verlässt. Das, spottete der irische Pu-
blizist Fintan O’Toole, sei zwar für
Johnson ein Kompromiss, aber nicht
mit der EU, sondern allein mit den
nordirischen Hardcore-Protestanten
der Democratic Unionist Party (DUP),
die zuvor jede vertragliche Trennung
vom Königreich als „blutrote Linie“ be-
zeichnet hatte. Vertreter der nordiri-
schen Wirtschaft halten den Johnson-
Plan für „unbrauchbar und widerwär-
Was passiert durch einen Brexit
mit der Grenze zwischen
Nordirland und Irland? Boris
Johnson bietet einen Deal an. Die
Menschen vor Ort sind entsetzt
US-WAHLKAMPF
2 700 Cyber-Attacken
in 30 Tagen
Aus dem Iran sind während des
US-Präsidentschaftswahlkampfes
zahlreiche Cyber-Angriffe unter-
nommen worden. Hacker hätten
binnen 30 Tagen mehr als 2700-mal
versucht, sich Zugang zu E-Mail-
Konten von Journalisten, Regie-
rungsmitarbeitern und einem Wahl-
kampfteam zu verschaffen, erklärte
der US-Softwarekonzern Microsoft.
GENEHMIGUNG ERTEILT
Einheitswippe kann
gebaut werden
Der Bau des geplanten Freiheits-
und Einheitsdenkmals in Berlin
kann offenbar starten. Die Senats-
umweltverwaltung habe am Freitag
eine Ausnahmegenehmigung für den
Baustart erteilt, berichtete der „Ta-
gesspiegel“. Der Bescheid sei dem
Büro Milla & Partner zugestellt
worden, das die sogenannte Ein-
heitswippe errichten soll. Das Denk-
mal, dessen Baukosten mit 17 Millio-
nen Euro veranschlagt werden,
sollte ursprünglich zum 30. Jahres-
tag des Mauerfalls in diesem Herbst
eingeweiht werden.
BETEILIGUNG AN LIBRA
PayPal bekommt
kalte Füße
Mit dem Online-Bezahldienst Pay-
Pal steigt der erste namhafte Part-
ner bei Facebooks geplanter Digital-
währung aus. Facebook will Libra
im kommenden Jahr einführen und
damit das Einkaufen und das Geld-
überweisen im Internet so einfach
machen wie das Versenden einer
Textnachricht, so das Versprechen.
Dagegen gibt es erheblichen Pro-
test, etwa hatten die G-7-Finanz-
minister vor einer Gefährdung des
internationalen Finanzsystems
gewarnt. Wegen des politischen
Widerstands überdenken auch Visa
und Mastercard ihre Beteiligung.
HOHE SPRITPREISE
Fast 370 Festnahmen
bei Protest in Ecuador
Bei Protesten gegen hohe Sprit-
preise ist es in Ecuador zu schweren
Ausschreitungen gekommen. In
Quito zerstörten Demonstranten
ein Dutzend Polizeiwagen. 368 Men-
schen wurden wegen Plünderungen
und Behinderung des öffentlichen
Verkehrs festgenommen. Durch die
Streichung von Regierungssub-
ventionen sind die Preise für Benzin
um 25 Prozent, für Diesel um 100
Prozent gestiegen.
DIE WOCHE
Z
„Bloody
Blödsinn“