Der Spiegel - 28.09.2019

(Ann) #1
DER SPIEGEL Nr. 40 / 28. 9. 2019 103

Sport

Große Sportereignisse sind seit je Ergebnisse eines vielschichtigen Interessengemauschels.‣S.106

SPIEGEL:Frau Masson, der
Solheim Cup ist das weib-
liche Pendant zum Ryder
Cup. Welche Bedeutung
hat er für Ihre Sportart?
Masson:Golf ist ja eigent-
lich eine Individualsportart,
doch der Solheim Cup ist ein internationa-
les Teamevent. Das Ganze gleicht somit
dem Finale einer WM im Fußball.
Zwei Teams mit je zwölf Spielerinnen
stehen sich dabei in unterschied -
lichen Konstellationen eine Woche
lang gegenüber. Am Ende geht es
dann eins gegen eins. Das ist unglaub-
lich emotional.
SPIEGEL:Sie waren in diesem Jahr
in Schottland die einzige Deutsche im
Team Europa. Wie qua lifiziert man
sich dafür?
Masson:Dabei sind die fünf besten
Europäerinnen der Weltrangliste,
die drei Besten der europäischen Rang-
liste, und dann darf die Kapitänin
noch vier Spielerinnen auswählen.

SPIEGEL:Erst sah es so aus, als würden
Ihre Gegnerinnen aus den USA gewinnen.
Masson:Kurzzeitig, ich hatte mein Match
leider verloren, und auch die zwei Mädels
vor mir haben am 18. Loch die Punkte nicht
so richtig mitgenommen. Aber dann stellte
sich heraus, dass wir siegen könnten, wenn
wir die letzten beiden Spiele gewinnen.
SPIEGEL:Wie ging es weiter?
Masson:Meine Teamkollegin Bronte
Law aus England gewann ihr Match,

sodass es auf den letzten Putt von Suzann
Pettersen aus Norwegen ankam. Wir
saßen alle auf einem kleinen Hügel am


  1. Loch und haben mitgefiebert. Es
    war klar: Geht der rein, haben wir gewon-
    nen. Die letzten 20 Sekunden waren
    nerven aufreibend.
    SPIEGEL:Letzter Tag, letzte Spielerin,
    letztes Loch, letzter Putt. Das klingt nach
    dem perfekten Drehbuch.
    Masson:Absolut. Der Jubel war riesig.
    Wir sind alle aufs Green gerannt und
    haben uns umarmt. Ich bin völlig über-
    zeugt, dass jeder, egal ob Golfer oder
    Nichtgolfer, der diese letzten zwei Minu-
    ten gesehen hätte, sagen würde: Boah,
    was Geileres gibt es nicht.
    SPIEGEL:Sie spielen seit Jahren
    in den USA. Was hat Sie dazu be -
    wogen?
    Masson:Dort gibt es die beste Liga
    der Welt und damit die Konkurrenz,
    die man braucht, um sich zu verbes-
    sern. Und die Preisgelder sind häufig
    zehnmal so hoch wie in Europa.
    SPIEGEL: Auf welchem Platz in
    Deutschland spielen Sie am liebsten?
    Masson:Ich fand immer den Ham-
    burger Golf-Club Falkenstein toll.
    Das ist ein schöner, alter Platz, sehr
    eng, mit vielen Bäumen. WIN


Magische Momente

»Was Geileres gibt es nicht«


Golfprofi Caroline Masson, 30, über ihren Erfolg beim Solheim Cup


DAVID CANNON / GETTY IMAGES
Masson im September in Schottland

»Neue Zeichen setzen«,so lautet das Motto der Weltmeister-
schaft im Turnen, die ab kommenden Freitag in Stuttgart stattfin-
det. Die deutschen Athleten haben dabei nur geringe Chancen
auf die Medaillenränge. Lukas Dauser und Elisabeth Seitz gehö-
ren zu den wenigen, die eine Finalchance besitzen. Allerdings

hat die deutsche Riege das Turnen in den vergangenen Jahren
mitgeprägt: durch bis dahin nie gezeigte Übungsteile. Um in
den Code de Pointage, der so etwas wie die Bibel der Turner ist,
aufgenommen zu werden, müssen die neuen Elemente von
einem internationalen Kampfgericht bestätigt werden.

ANDREAS GORA, FRANK HOERMANN, LACI PERENYI / DPA PICTURE-ALLIANCE

Turnelemente, die nach deutschen Sportlern benannt sind seit 2011 Teilnahme bei der WM 2019

»Seitz«
Stufenbarren
Aufschwung nach
Elisabeth Seitz

»Dauser«
Barren
Riesenfelge nach
Lukas Dauser

»Petz« (beantragt)
Stufenbarren
Abgang nach
Emelie Petz

keine Teilnahme bei der WM 2019

»Bretschneider«
Reck
Doppelsalto nach
Andreas Bretschneider

»Eichorn«
Pauschenpferd
Drehbewegung nach
Waldemar Eichorn

»Schäfer-Salto«
Schwebebalken
Seitwärtssalto nach
Pauline Schäfer

»Nguyen«
Barren
Felge nach
Marcel Nguyen

Ersatzturnerin – kann noch bei
der WM zum Einsatz kommen

JAMIE SQUIRE / GETTY IMAGES

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