Der Spiegel - 28.09.2019

(Ann) #1
suchung zur Diagnose von Trisomie 21
(Downsyndrom) ist schonender. Doch die
damit verbundene ethische Frage der Ab-
treibung von behinderten ungeborenen
Kindern allein auf eine Beratung durch un-
geschulte und in Zeitnot befindliche Ärzte
zu verschieben, ist ein Armutszeugnis un-
serer Gesellschaft. Es braucht eine öffent-
liche Diskussion um Konsequenzen der
pränatalen Diagnostik. Sonst wird später
jede Mutter eines behinderten Kindes ge-
fragt: Warum hast du nicht abgetrieben?
Hierbei muss auch diskutiert werden, wa-
rum einerseits frühgeborene Kinder mit
erheblichen Behinderungen am Leben ge-
halten werden und andererseits eine Ab-
treibung von behinderten Kindern erlaubt
ist, wenn vom Arzt attestiert wird, dass
diese einen körperlichen oder seelischen
Schaden bei der Schwangeren verursachen.
Das gleiche Kind kann also abgetrieben
oder als Frühchen versorgt werden. Eine
widersinnige Moral und Rechtslage!
Luitgard Lemmer, Bundesverband Rehabilitation,
KV Lahn-Dill-Eder, Ebsdorfergrund (Hessen)

Es geht um Macht


Nr. 39/2019 Trio infernale – Ein Fanatiker,
ein Hitzkopf und der Unberechenbare:
Was ein Krieg am Golf für die Welt bedeuten
würde


Trump ist gar nicht so unberechenbar. Sei-
ne immer wiederkehrenden Verhaltens-
muster kann man an einer Hand abzählen.
Muster eins: Ich mache nur das, was mir
nützt. Wenn es mir nützt, dann liefere ich
auch enge Weggefährten ans Messer. Für
den Nahen Osten bedeutet das: Ich tue al-
les für meine Wiederwahl. Da ein Krieg
in den USA unpopulär ist, fange ich ihn
gar nicht erst an. Teheran ist clever vorge-
gangen und hat die anderen ausgetrickst.
Zumindest bis zur nächsten US-Präsiden-
tenwahl.
Michael Florack, Düsseldorf


Da braut sich im Nahen Osten ein für alle
höchst gefährlicher Konflikt zusammen,
und bei uns sorgt man sich ums Klima.
Geht’s noch absurder?
Klaus Müller, Essen


Der Nahe und Mittlere Osten ist ein Pul-
verfass. Wenn Iran fordert, dass sich die
fremden Mächte aus der Region zurück-
ziehen, so ist das zwar richtig, halten wer-
den sich die Weltmächte jedoch nicht da-
ran. Denn es geht – wie immer – um
Macht und Einfluss. Selbst wenn der Be-
darf an Rohöl versiegen würde, gäbe es
noch viele strategische Gründe, hier Flag-
ge zu zeigen. Langfristig kann das Anzün-
den der Lunte nur verhindert werden,
wenn die Großmächte über ihren Schatten
springen, mit einer Stimme sprechen und
vermittelnd, nicht bestimmend, auf die re-
gionalen Player einwirken. Bis dahin ist
es noch ein weiter Weg. Es ist aber der ein-
zige, der einen Krieg verhindern kann.
Rainer Szymanski, Grünheide (Brandenb.)


Ihre Berichterstattung über Trump ist von
erschreckender Einseitigkeit. Er mag un-
berechenbar sein, aber er liegt nicht immer
falsch. Die Handelspraktiken der Volks -
republik China, die bürokratischen Hinder-
nisse beim Import nach China, der Dieb-
stahl geistigen Eigentums und die Unter-
drückung von Minderheiten stören die
demokratische Welt gegenüber Peking
schon lange. Nur hat niemand etwas dage-
gen unternommen. Jeder andere US-Prä-


sident hätte auch Maßnahmen ergriffen,
diese aber anders »verkauft«. Seine Nord-
koreapolitik ist nicht ganz falsch. Man soll
und muss Trump kritisieren, aber nicht mit
Schaum vor dem Mund, wie der SPIEGEL
es andauernd tut. Und man sollte über
den deutschen Tellerrand auch hinaus-
schauen können. In der Situation, in der

sich Deutschland derzeit befindet, mit ei-
ner erstarkenden rechtsextremen Partei,
sollte man bei der Beurteilung der Politik
anderer Länder vorsichtiger sein.
Michael Schnarch, Wien

Den saudischen Menschenschlächter Mo-
hammed bin Salman als »Hitzkopf« zu
bezeichnen ist die Untertreibung, ja Ver-
harmlosung des Jahres. Was die Herrschaft
dieses Diktators und seines iranischen Kol-
legen Ajatollah Ali Khamenei für die Men-
schen in den beiden Ländern bedeutet, hät-
te dem SPIEGELschon längst eine Titel-
geschichte wert sein müssen. Aber da sind
ja nicht »wir«, nicht »unsere« Ölimporte,
nicht »unsere« Wirtschaft betroffen.
Uwe Tünnermann, Lemgo (NRW)

Die Farbe verloren
Nr. 38/2019 Wissenschaftskommentar:
Biologen entlarven Rassisten

Ich bin Kinderarzt im Ruhestand und seit
Langem mit einer Togoerin verheiratet,
sechs Jahre lang habe ich in Togo gelebt.
Für das Thema danke ich Ihnen von Her-
zen. Es gibt keine Rasse, das ist wissen-
schaftlich zweifelsfrei erwiesen. Wenn es
keine Rassen gibt, gibt es keinen begrün -
deten Rassismus. Man sollte das Wort
durch »Fremdenfeindlichkeit« ersetzen.
Die Mensch heitsgeschichteist eine Ge-
schichte der Migration. Sie ist keine Ge-
schichte der ethnischen Reinheit, sondern
der Vermischung. Zwei bis drei Prozent un-
seres Erbguts stammen vom Neandertaler.
Wir waren alle einst schwarz und haben
durch die Umweltbedingungen die Farbe
verloren.
Dr. Jürgen Onken, Hude (Nieders.)

Wenn etwas im SPIEGELsteht, ist es end-
lich in der Welt! Mein Erdkundelehrer
Herr Hesse war da 1954 schon weiter. »Es
gibt keine Menschenrassen«, hat er uns
Schüler belehrt, »nur Menschen.« Genau
wie es Ihr Artikel auch aussagt, nur 65 Jah-
re später. Als unsere Urahnen Afrika ver-
ließen, wandelte sich in einem evolutionä-

138


»Sollte es zu einem Krieg in dieser Region kommen, ist Trump der alleinige


Schuldige. Er hat dieses Chaos angezettelt, ohne Not.«


Lothar Wirth, Berlin

DER SPIEGEL Nr. 40 / 28. 9. 2019

REUTERS
Brennende Ölraffinerie in Abkaik

Eine widersinnige Rechtslage
Nr. 38/2019 Das mächtigste Gremium
des Kassensystems verzweifelt an einer
ethischen Grundfrage

Der Mensch spielt Gott. Das muss schief-
gehen.
Josef Brodam, Mayen (Rhld.-Pf.)

Von der Öffentlichkeit unbemerkt, wird
wieder ein windelweicher »Kompromiss«
zur erlaubten Abtreibung behinderter
Menschen geschlossen. Grundsätzlich ist
es gut, die Frauen und ungeborenen Kin-
der vor pränatalen Risiken zu beschützen,
die die heute übliche Fruchtwasserunter -
suchung mit sich bringt. Eine Blutunter -
Free download pdf