Der Spiegel - 28.09.2019

(Ann) #1
vorgeschriebener Weidezäune wird im
Falle eines Wolfsrisses keinerlei Aus-
gleichszahlung geleistet. Genauso lange
erklären die Weidetierhalter, dass diese
Zaunanlagen Gift für die Artenvielfalt
sind, da sie Lebensräume zerteilen und
Wildtieren jeg licher Art zum Verhängnis
werden. Diese Zäune zerschneiden unsere
sowieso schon sehr kleinteilige Landschaft
in noch kleinere Parzellen. Die artgerech-
te Weidetierhaltung ist ein absolut unver-
zichtbarer Bestandteil für unsere ökologi-
schen Systeme und ein Segen für die Tiere,
die so leben dürfen und ihre Existenz
nicht in geschlossenen Ställen verbringen
müssen.
Maike Schulz-Broers, erste Vorsitzende Wölfe
vs. Land – Bürgerschutz vor Großraubtieren e. V.,
Schwienau (Nieders.)

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Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
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sowie digital zu veröffent lichen und unter
http://www.spiegel.dezu archivieren.

Briefe

Nebenan bei der Mutterkuh


Nr. 38/2019 Stacheldraht und Grenzzäune
überziehen die Welt, nehmen Tieren
den Lebensraum – und oft das Leben


In dem Artikel »Tod im Stacheldraht« fehl-
te ein Aspekt, der auch hierzulande eine
zunehmend bedeutende Rolle einnimmt:
Meine Weidetiere, eine Gruppe Shetland-
ponys, leben bisher hinter einem sich op-
tisch in die Landschaft einfügenden, für
Wildtiere leicht überwindbaren Holzzaun.
Durch die Wolfsgefahr in Brandenburg
wird diese Umzäunung hochgerüstet mit
Elektronetzzäunen und Elektrozäunen.
Nebenan bei der Mutterkuhherde ein ähn-
liches Bild. Bisher gab es keine Berührungs-
ängste mit Wildtieren, die sich die Weide
mit den Haus- und Nutztieren teilten. Der
Wolf befördert eine zunehmende Verbar-
rikadierung der Weidelandschaft, die nach-
weislich schon vielen Wildtieren zum Ver-
hängnis wurde. Es wäre schön gewesen,
wenn Sie der Vollständigkeit halber einen
Blick ins eigene Land geworfen hätten!
Babett Neelsen, Werder (Brandenb.)


Seit Jahren werden Weidetierhalter indok-
triniert, man müsse seine Weidetiere
durch Hochsicherheitstrakte vor den Wöl-
fen schützen. Ohne die penibelste Errich-
tung derartiger staatlich geförderter und


KRISTA SCHLYER
Nabelschweine vor US-Grenzzaun

Zu spätbarock
Nr. 38/2019 Das wilde Leben von
Wolfgang Joop

Ich mag die originelle Sprache des SPIEGEL,
die mich immer wieder dazu bringt, auch
Geschichten zu lesen, die mich nicht son-
derlich bis gar nicht interessieren. Meist
beschert mir das ungeahnten Zugewinn.
Bei der Joop-Story blieb dieser allerdings
aus. Zu spätbarock, zu hingequält wirkt
für mich vieles, angefangen beim schlecht

aufgelösten Hodendreher-Einstieg bis zur
sperrigen »Sexywerdung des Business-
hemds«. Vieles blieb vage und banal, der
Mensch Joop schwer spürbar. Ich hoffe,
dieser Stil wird nicht Mode im Blatt.
Roland Falk, Ilanz (Schweiz)

Der SPIEGELsollte sich zu schade für ei-
nen solchen »Flirrvogel« sein. Rubrik Kul-
tur? Schad’ ums Geld für die vergeudeten
Seiten. Es gibt wirklich Wichtigeres als
solche Geschichten. Lifestylemagazine, Re-
genbogenpresse oder Boulevardblatt wä-
ren die richtigen Orte für solche Klientel.
Hans Heinrich Wittorf, Henstedt-Ulzburg (Schl.-Holst.)

Ich freue mich sehr, im gedruckten SPIEGEL
vermehrt Texte der wunderbaren Anja
Rützel zu finden. Das Porträt über Wolf-
gang Joop war ein Meisterstück. Stilistisch
wie inhaltlich. Außergewöhnliche Worte
und warmherzige Beobachtungen. Bitte
mehr davon.
Lina Brünig, Essen

MICHAEL TINNEFELD / API
Partybesucher Joop in Berlin 1996

zung dafür ist allerdings, dass bei den
gekauften Produkten nicht nur die Inhalts-
stoffe angegeben werden, sondern auch
die Umweltbelastung durch die Produk -
tion oder das Recycling, egal ob beim
Steak, bei der Urlaubsreise oder beim Au-
tokauf. Nur dann kann sich der mündige
Bürger entscheiden, was er sich gönnen
will und was nicht.
Annette Lippmann, Heilbad Heiligenstadt (Thür.)

Beängstigende Oberflächlichkeit
Nr. 38/2019 Social-Media-Star
Shirin David – wie macht man aus sich
selbst eine erfolgreiche Marke?
Bitte nehmen Sie mir meine schlimmsten
Befürchtungen, dass ich künftig jede Wo-
che imSPIEGELBerichte über alte Show-
master ertragen muss, die nicht wissen,
wann sie sich zurückziehen sollten (Heft
36/2019), oder von einer pubertierenden
Influencerin, die, auf dem Klo sitzend oder
in der Nase popelnd, erklärt, was Männer
und Frauen in Beziehungen unterscheidet.
Sati re, lieber Herr Hujer, ist das nicht ein-
mal für Kinderzimmer. Diese Oberfläch-
lichkeit ist beängstigend und sollte, wenn
sie schon sein muss, in Illustrierten wie
der »Bunten« oder der »Bravo« ihren
Platz haben.
Alwin vor der Brüggen, Laer (NRW)

Konsument im Blindflug
Nr. 38/2019 Serie »Nachhaltig leben« (IX):
Becher aus Bambus, Trinkhalme
aus Papier – viele Plastikersatzstoffe
sind ökologisch fragwürdig

Das Thema »nachhaltig leben« ist wichtig,
ohne Frage. Umso unverständlicher er-
scheint es mir, dass sich der SPIEGELauf
so kleinteilige Diskussionen wie über
Kreuzfahrten, Autos und Plastikbecher
einlässt. Klar ist doch, dass in Zukunft aus
unserer sozialen Marktwirtschaft eine so-
zial-ökologische Marktwirtschaft werden
muss. Wir müssen unter anderen Wert-
maßstäben produzieren, transportieren
und konsumieren. Den ökologischen Fuß-
abdruck des Bürgers zu berechnen, zu
dem natürlich auch der CO
²
-Verbrauch
zählt, ist keine schlechte Sache. Vorausset-

Korrektur


zu Heft 38/2019, Seite 14, Titelgeschichte: »Die große Heuchelei«
Der CO 2 -Ausstoß wird im Gegensatz zum Spritverbrauch pro einen Kilometer, nicht
pro 100 Kilometer berechnet.


ren Prozess ihr Äußeres zunehmend, und
zwar durch verschiedene Einflüsse wie Kli-
ma, Nahrung, neue Lebensweisen und so
weiter. Unter der Haut sind wir dieselben
geblieben. Was fälschlich als Rassismus be-
zeichnet wird, ist Xenophobie: der Hass
auf alles Fremde.
Hannelore Reinhold, Berlin


Der passende Spruch aus meiner Jugend:
Rassisten sollen froh sein, dass man für
Dummheit keine Steuern zahlen muss.
Hellmut Brunn, München

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