Der Spiegel - 28.09.2019

(Ann) #1

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Wirtschaft

Staats-IT

Krisenprojekt wird zum Fall für Scholz


Finanzministerium bekommt mehr Kompetenzen und Stellen aus dem Innenministerium.

 Die Reparaturarbeiten am gescheiterten Milliardenprojekt,
die Computer und Rechenzentren von Bundesbehörden und
Ministerien zu modernisieren (SPIEGEL38/2019), sorgen für
einen Macht- und Stellenzuwachs im Finanzministerium von
Olaf Scholz (SPD). Es soll künftig allein dafür zuständig sein,
den Wildwuchs von bundesweit rund hundert Rechenzentren
und 1245 Serverräumen zusammenzuführen. Bislang lag die
Gesamtprojektleitung im Bundesinnenministerium von
Horst Seehofer (CSU). Im Finanzressort soll nun eine eigene
Abteilung für IT eingerichtet werden, mit einem Leiter auf
der Besoldungsstufe B9. Auch einige Referate aus dem Innen-
ministerium sollen ins Finanzministerium verlagert werden.
Hintergrund ist eine Kostenexplosion bei dem 2015 gestarte-
ten und ursprünglich auf zehn Jahre angelegten Vorhaben.

Ob die Neuordnung die Probleme löst, ist ungewiss. Der
Bundesrechnungshof hatte das Finanzministerium und des-
sen eigenen Dienstleister ITZ Bund, der nach den neuen Plä-
nen »Generalunternehmer« werden soll, in der Vergangen-
heit deutlich kritisiert. In einem vertraulichen Papier heißt es,
die IT-Behörde des Ministeriums sei »nicht hinreichend
ertüchtigt« für das Megaprojekt, das sie nun als »zentraler
Dienstleister« bewältigen soll. Das Kabinett muss der Neu-
ordnung noch zustimmen. Digital-Staatsministerin Dorothee
Bär (CSU) bezeichnete die IT-Konsolidierung des Bundes bei
einer Veranstaltung in Berlin am Mittwoch als »eine Kata-
strophe«. »Welches Haus will sich konsolidieren lassen?
Keins natürlich«, sagte sie. »Alle glauben, sie können es sel-
ber am besten. Können sie natürlich nicht.« REI, ROM

»Früher waren Drogen und Prostitution das große Geschäft, heute ist es der Pflegebetrug.« ‣S. 66

DER SPIEGEL Nr. 40 / 28. 9. 2019

Bundeswehr


SUV, stillgestanden!


 Der wachsende Unmut über SUV-Fahr-
zeuge – eine Art Geländewagen – hat
die Bundeswehr offenbar bewogen, vor
dem Klimastreik am vorvergangenen Frei-
tag eine Warnung an die Truppe auszu -
geben. In einem internen Sicherheitshin-


weis heißt es, SUV und ihre Fahrer könn-
ten Ziel von Aktionen gewaltbereiter
Gruppierungen und Einzelpersonen wer-
den. Diese könnten die angemeldeten
Demonstrationen für ihre Zwecke nutzen.
Dienstliche SUV seien daher an diesem
Tag »sichtgeschützt innerhalb der Liegen-
schaft abzustellen«. Zudem sollten für
zwingend notwendige Fahrten Ersatzfahr-

zeuge ein gesetzt und Innenstädte gemie-
den werden. Die Bundeswehr verfügt
hauptsächlich über echte Geländefahrzeu-
ge, etwa den »Wolf« auf Basis einer Merce-
des-Benz G-Klasse oder den »Stier« vom
Typ Nissan Pathfinder. Die Bundeswehr
sagt, es seien keine relevanten Sicherheits-
vorfälle mit Fahrzeugen der Bundeswehr
rund um die Proteste bekannt.MUM

BERND VON JUTRCZENKA / PICTURE ALLIANCE / DPA

Scholz
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