Die Welt - 05.10.2019

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05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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05.10.1905.10.1905.10.19/1/1/1/1/Mit1/Mit1 EKOCHNEV 5% 25% 50% 75% 95%

16 MITTELSTAND DIE WELT SAMSTAG,5.OKTOBER


B


odo Janssen besitzt kein
Privatflugzeug so wie sein
Vater und auch keine Mo-
toryacht auf der nahe gele-
genen Nordsee. Stattdes-
sen hat er gerade am Rand der ostfriesi-
schen Stadt Emden ein Haus für seine
fünfköpfige Familie gebaut. Auf dem
Feld davor will Janssen Ackerbau betrei-
ben. Sein Traum ist es, weitgehend aut-
ark leben zu können. Wer den Zwei-Me-
ter-Mann mit dem breiten Kreuz und
dem selbstbewussten Lächeln vor sich
stehen sieht, kann ihn sich durchaus als
Landarbeiter vorstellen.

VON BIRGER NICOLAI
AUS EMDEN

Tatsächlich gehört dem 45-Jährigen
und seiner Familie die größte mittel-
ständische Hotel- und Appartementket-
te an der Nord- und Ostsee. Upstals-
boom heißt sie, das ist Friesisch und be-
deutet „Aufstall-Baum“. An solchen
Bäumen haben friesische Häuptlinge
früher ihre Pferde angebunden, um Rat
zu halten. Janssen profitiert vom Inter-
esse der Urlauber an friesischen Tradi-
tionen und dem Trend, dass die Deut-
schen öfter Urlaub im eigenen Land ma-
chen. Und anders als in vielen anderen
Hotels hat der Firmenchef offensicht-
lich auch keine Schwierigkeiten, Perso-
nal zu finden. Fast alle Stellen der Kette
sind besetzt. Glaubt man Bodo Janssen,
liegt das an den Parallelen seiner Fir-
menführung zu den Ordensregeln der
Benediktinermönche.
Laut dem Hotel- und Gaststättenver-
band Dehoga können derzeit 40.
Arbeitsplätze im Gewerbe nicht be-
setzt werden. Doch dies sei „nur die
Spitze des Eisberges“, sagt Geschäfts-
ffführerin Sandra Warden. „Die Zahl derührerin Sandra Warden. „Die Zahl der
wirklich offenen Stellen ist deutlich hö-
her, als die Statistik zeigt, weil längst
nicht alle den Arbeitsagenturen gemel-
det werden.“
Längst geht die Personalsuche daher
über Deutschland hinaus in osteuropäi-

sche Länder oder gar gen Asien. Ein
Grund für den Mangel ist auch die nied-
rige Bezahlung, die häufig kaum mehr
als dem deutschen Mindestlohn von ak-
tuell 9,19 Euro in der Stundeentspricht.
Ein ausgelernter Koch beispielsweise

bekommt in Mecklenburg-Vorpommern
laut Tarifvertrag einen Bruttomonats-
lohn von rund 1700 Euro.
Anspruchsvolle Arbeitsbedingungen
und -zeiten sowie fehlende günstige
Wohnungen in Arbeitsplatznähe er-

schweren die Personalsuche zusätzlich.
„Der Wettbewerb der Unternehmen um
Fachkräfte wird sich weiter verschär-
fen“, sagt Dehoga-Managerin Warden.
Um Personal zu finden, müsse die Ho-
telbranche kreativer werden. Und die
Realität anerkennen: „Heute werden
vielfach Arbeitskräfte eingestellt, die
vor zehn Jahren noch nicht die Anforde-
rungsprofile der Unternehmen erfüllt
hätten“, sagt Warden.
Das klingt paradox: Die um zuletzt
vier Prozent steigenden Übernach-
tungszahlen in Deutschland führen da-
zu, dass sich die Hotelgäste auf weniger
Personal und damit geringeren Service
einstellen müssen. Und das, obwohl mit
rund zwei Millionen Beschäftigten so
viele Menschen im Hotel- und Gaststät-
tengewerbe arbeiten wie noch nie.
Schon schränken erste Hotels die
Essenszeiten ein, verkleinern die Spei-
sekarten oder verkürzen die Öffnungs-
zeiten der Restaurants. Wer sein Ho-
telzimmer gereinigt und das Bett ge-
macht haben möchte, muss es man-
cherorts von sich aus anmelden. Vielen
Beteiligten ist schon jetzt klar: Die
heutigen Standards werden wegen des
Personalmangels nicht mehr lange zu
halten sein.
Doch es geht auch anders. Janssen er-
zählt, dass er seine sieben Lehrstellen
im Stammhaus Emden für diesen
Herbst dreimal hätte besetzen können.
Dabei bezahlt Upstalsboom ausgelernte
Kräfte teilweise schlechter als mancher
Konkurrent vor Ort. Auf der Ostseein-
sel Usedom zum Beispiel sind es nach
eigenen Angaben im Durchschnitt 200
Euro im Monat weniger.
Wer sich über diesen Widerspruch
wundert, muss Zeit für eine Erklärung
mitbringen. Dann nämlich beschreibt
Janssen seinen Weg – warum er vor
einem Jahrzehnt ins Benediktinerklo-
ster von Pater Anselm Grün gegangen
ist und wie er anschließend die Regeln
des Ordens auf die Hotelkette übertra-
gen hat. Heute arbeiten seine 850 Be-
schäftigten statt nach dem typischen

Modell einer Pyramide im System eines
Netzwerkes. Hierarchien gibt es keine
mehr, Aufgaben sind von Positionen
entkoppelt. Gerade haben die Mitarbei-
ter in Arbeitsgruppen ihre Gehälter
selbst festgelegt. Wichtigstes Ergebnis:
Ab nächstem Januar soll eine Lohnun-
tergrenze von 10,64 Euro pro Stunde
eingeführt werden. Für Alleinerziehen-
de könnte es noch ein Extra geben. Ein
Aufschlag für sie ist angedacht.
Upstalsboom zahlt Aufschläge auf
das Basisgehalt, wenn Mitarbeiter
Punkte aus einem Kriterienkatalog wie
Verantwortung oder Wirksamkeit in be-
sonderem Maß erfüllen. „Unser Ziel ist
es, die Bezahlung an dem Nutzen zu be-
messen, den der Einzelne der Gemein-
schaft bringt“, sagt Janssen. Damit das
Ganze finanzierbar bleibt, erhalten die
Beschäftigten in jedem einzelnen Hotel
der Kette Einblick in die Geschäftszah-
len. Mit diesem Wissen müssen sie
dann Löhne vereinbaren, die eine Exi-
stenz ihres Standortes nicht gefährden.
Doch das Modell stößt durchaus auf
Kritik. So hält die Gewerkschaft Nah-
rung-Genuss-Gaststätten (NGG) vieles
davon lediglich für Versprechungen.
Und verweist darauf, dass Upstalsboom
in allen Bundesländern aus dem Tarif-
verbund ausgestiegen ist. Geschäftsfüh-
rer Janssen beteuert aber, dass der Aus-
tritt aus dem Arbeitgeberverband „nie
etwas mit Geld“ zu tun hatte. Vielmehr
liege es an der Haltung der Dehoga ge-
genüber den Mitarbeitern, die nicht sei-
ne Werte repräsentiere.
Der Verantwortliche der Gewerk-
schaft für Mecklenburg-Vorpommern,
Jörg Dams, spricht von „sektenähnli-
chen Zuständen“ bei Upstalsboom. Auf
Augenhöhe mit dem Unternehmer sei-
en die Beschäftigten keineswegs, auch
wenn der Umgang dies suggeriere.
In Krisenzeiten werde sich zeigen,
was die Vereinbarungen wert seien, so
der Gewerkschafter. Die Probleme der
Branche löse dieser Weg nicht. „Wenn
Hoteliers und Gastronomen nicht
schnellstens etwas machen, wird das

Personal bald schon nicht mehr für alle
reichen“, sagt Dams – und erwähnt,
dass NGG in seiner Region gerade rund
zwölf Prozent mehr Lohn fordert.
Unternehmer Janssen ficht das nicht
an. Er sitzt an diesem Vormittag in
einem kleinen Besprechungsraum des
unspektakulären Verwaltungsbaus der
Hotelkette in Emden und erklärt seine
Geschäftsphilosophie. Dafür zeigt er
auf Tafeln aus den Selbstfindungsgrup-
pen. Oder berichtet von der „Tour des
Lebens“, bei der Gruppen von zehn
Lehrlingen zum Kilimandscharo oder
nach Spitzbergen reisen, um auf Berge
zu klettern oder am Fuße von Glet-
schern zu wandern.
Solche extremen Situationen sollen
dem Berufsnachwuchs dabei helfen, ih-
re Stärken und Wünsche zu erkennen.
„Die Gemeinschaft ist danach eine ganz
andere“, sagt Janssen. Selbst die De-
pressionserkrankung eines jungen Mit-
arbeiters soll sich durch eine dieser
Wandertouren gebessert haben. Die
Art, wie Janssen dabei die Hände
kreuzt, wirkt fast pastoral.
Die ungewöhnliche Strategie des Un-
ternehmers scheint sich auszuzahlen:
Upstalsboom betreibt an den Küsten
der Bundesländer Niedersachsen,
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vor-
pommern sowie in Berlin zehn Hotels.
Hinzu kommen 23 Anlagen für Ferien-
wohnungen. Im Unterschied zu den
Wohnungen gehört die Mehrzahl der
Hotelanlagen dem Familienunterneh-
men. Gerade hat Upstalsboom den Kon-
kurrenten Aquantis übernommen. Als
Auslastung der Häuser nennt Janssen
einen Wert von 72 Prozent. Ziel ist es,
bis zum Jahr 2022 alle Häuser in Famili-
enbesitz zu bekommen. Das Eigentum
wird dann in Zukunft von einer Stiftung
gehalten. Einzige Ausnahme ist das
jüngste und hochpreisige Urlaubshotel
auf der Nordseeinsel Föhr.
Als Umsatz der Unternehmensgrup-
pe rechnet Geschäftsführer Janssen für
das laufende Jahr mit rund 60 Millionen
Euro. Die Umsatzrendite soll bei etwa
vier Prozent liegen. Die Gewinne blei-
ben seinen Angaben zufolge im Unter-
nehmen. „Ich habe mir noch nicht einen
Euro aus der Firma herausgenommen“,
sagt Janssen.
Für das neue Hotel auf Föhr hat Jans-
sen Mitarbeiterwohnungen gebaut.
Rund die Hälfte der 130 Angestellten er-
hält dadurch die Chance, nah am Ar-
beitsplatz zu leben. „Die Unterbringung
der Beschäftigten ist das Nadelöhr“,
sagt Janssen. In Urlaubsregionen schaf-
fen es die „Upstalsboomer“ bei viel-
leicht 2200 Euro Monatslohn kaum, be-
zahlbare Behausungen zu finden.
Am Beispiel Föhrs zeigt sich auch ein
weiterer Trend: In dem Hotel arbeitet
längst nicht mehr ausschließlich Fach-
personal, sondern auch ein Bibliothe-
kar, ein Schiffbauer, ein Banker und ein
Mediziner. Sie sind als Barkeeper, Ho-
telpage oder im Service tätig.
Geld spielt für den Chefvon Upstals-
boom nach eigenen Angaben nur eine
geringe Rolle, sein Monatsgehalt gibt er
mit 7500 Euro an. „Damit zahle ich mir
etwa ein Viertel dessen, was ein ge-
schäftsführender Gesellschafter bei un-
serer Firmengröße anderswo im Durch-
schnitt bekommt“, sagt Janssen.
Dehoga-Managerin Warden nennt
Janssens Konzept einen „sehr innovati-
ven und authentischen Weg“, fügt aber
hinzu: „Es gibt kein Modell, das für alle
passt.“ Und natürlich existieren auch
zahlreiche andere Beispiele für eine
kreative Personalsuche. Der Unterneh-
mer Marco Nussbaum beispielsweise
hat in seiner Bremer Hotelkette Prizeo-
tel die Vergütung der Auszubildenden
glatt verdoppelt. Probleme beim Be-
rufsnachwuchs hat auch er nicht.

Upstalsboom-Chef
Bodo Janssen lässt für
seine Mitarbeiter auf
Föhr Wohnungen bauen

UPSTALSBOOM

Nach den


REGELN der


Benediktiner


Mit einem besonderen Konzept lockt die


Hotelkette Upstalsboom Bewerber an.


Die sind sogar bereit, für weniger Geld zu


arbeiten als sonst in der Branche üblich


 

Weniger Azubis in Hotels und Gaststätten


Anzahl der Auszubildenden in Deutschland
Ausbildungsverhältnisse insgesamt neue Ausbildungsverhältnisse

Quelle: Dehoga

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S


ie liegt inzwischen fast überall.
Pur am Kinotresen, beim Bäcker
oder im Supermarkt, mit Butter
am Bahnhofsimbiss oder mit Käse über-
backen an der Tankstelle: die Brezel.
Für nicht wenige Besucher des noch bis
zum Sonntag andauernden Oktober-
fests in München – oder einem seiner
zahlreichen Ableger in der ganzen Re-
publik – gehört sie zu einer Maß Bier
einfach dazu.

VON FRANZISKA HÖHNL

Die Brezel hat Hochkonjunktur, sagt
zumindest einer, der davon Millionen
im Jahr herstellt – Tendenz steigend.
Das freut einen Branchenriesen, der die
Brezel im Logo führt: Ditsch. Der Tradi-
tionsbäcker mit Sitz in Mainz feiert die-
ses Jahr nicht nur 100. Firmenjubiläum,
sondern freut sich auch über volle Auf-
tragsbücher. Vergangenes Jahr produ-

zierte er 635 Millionen Stück Backwa-
ren, das waren 65 Millionen Stück mehr
als ein Jahr zuvor. Mit 44 Prozent ent-
fällt fast die Hälfte der Produktion auf
Brezeln.
Passend zum Jubiläum sind die Auf-
tragsbücher so gefüllt, dass der Mainzer
Traditionsbäcker am größten Standort
im sachsen-anhaltischen Oranienbaum-
Wörlitz eine neue Werkshalle baute. Im
September wurde eine neue Produkti-
onslinie in Betrieb genommen, die nun
pro Stunde 20.000 Brezeln liefern soll.
Eine weitere Linie ist für das kommen-
de Jahr geplant. Statt 500 sollen dann
550 Menschen in dem Werk arbeiten. In
Mainz sind nach Firmenangaben rund
230 Beschäftigte tätig. Ditsch ist vielen
durch seine Verkaufsfilialen in Innen-
städten und an Bahnhöfen bekannt. Das
Unternehmen liefert aber auch im gro-
ßen Stil Backwaren an Großkunden, in-
klusive Einzelhandel. „Unser Ziel ist es,

die Laugen-Champions in Deutschland
zu bleiben; in Europa und den USA wei-
ter zu wachsen“, kündigte Geschäfts-
führer Sebastian Gooding an. Veränder-
te Ernährungsgewohnheiten spielen
Ditsch in die Karten, sowohl im Groß-
kunden-Geschäft als auch für Filialen.
Viele Deutsche essen gern etwas
Schnelles „auf die Hand“, zum Mitneh-
men, für unterwegs, vom Frühstück
über das Mittagessen bis zum Snack.
Das Geschäft mit Tiefkühlbackwaren,
die in Back-Shops, Supermärkten oder
Imbissen frisch aufgebacken werden, ist
seit Jahren der Wachstumstreiber der
Tiefkühlindustrie. Das geht aus Zahlen
des Branchenverbands hervor, der sich
Deutsches Tiefkühlinstitut nennt. Zwi-
schen 2007 und 2018 stieg der Absatz
für Backwaren um 57 Prozent. Bei
Snacks lag das Plus bei 41 Prozent.
Pro Kopf isst jeder Deutsche rechne-
risch 11 Kilo Tiefkühl-Backwaren im

Jahr. Das sind 3,6 Kilo mehr als vor zehn
Jahren und das Neunfache des Pro-
Kopf-Verbrauchs von 1990. Welchen An-
teil daran Laugengebäck und Aufback-
Brezel haben, lässt sich laut Verband
nicht ermitteln.
Die Familie Ditsch und ihr gleichna-
miges Unternehmen setzten früh auf
den Trend zum Unterwegs-Essen. In
der Jubiläumschronik ist zu lesen, dass
die Familie ihre klassische Bäckerei in
den 1960er Jahren spezialisierte. Die
Laugenbrezeln und Salzsticks verkauf-
ten sie damals nicht nur an die Gastro-
nomie, sondern auch auf Volksfesten.
Auch der Preis ist überliefert: Zehn
Pfennige kostete eine Brezel.
In den 1980ern sicherten sich die
Ditschs auf einer Fachmesse einen klei-
nen Backautomaten. Von da an konnten
die Brezeln auf den Volksfesten frisch
aufgebacken und noch warm verkauft
werden. „Der Erfolg war grandios“, er-

innert sich Peter Ditsch, der das Ge-
schäft in den 1970ern von seinem Vater
übernahm und 2012 als weiterhin eigen-
ständigen Betrieb an den Schweizer
Konzern Valora verkaufte.
Den Reiz frischer Brezeln nennt
Ditsch „Marketing by Duft“. Er erinnert

sich, dass der Betrieb mit den vor Ort
frisch aufgebackenen Brezeln schnell
über die Mainzer Stadtgrenzen expan-
dierte.
Und woher kommt die echte Brezel,
oder Breze, wie der Süddeutsche sagt?
„Hier werden sich die Geister schei-
den“, sagt Heinz Hoffmann, Obermeis-
ter der Bäcker-Innung München.
Schließlich beanspruche auch Baden-
Württemberg den Titel für sich. Aber
Hoffmann ist Diplomat: „Wichtig ist,
dass sie dem Kunden schmeckt. Und
aus was und von wem sie ist, das ist
dann fast egal.“ Auch wenn er wie seine
klassischen Bäckerkollegen den Laugen-
teig frisch mache, direkt backe und auch
frisch verkaufe, spreche nichts gegen
die industrielle Aufback-Variante. Der
Kunde entscheide letztlich, was er wol-
le. „Das Schöne an der Brezen ist: Wenn
sie frisch und warm ist, schmeckt fast
alles, was Breze heißt.“ dpa

Brezel-Riese Ditsch erweitert Produktion dank hoher Backwaren-Nachfrage


Zum Bier beim Oktoberfest oder am Bahnhof – der große Laugengebäck-Hunger der Deutschen sorgt für volle Auftragsbücher


UNSER ZIEL IST ES,


LAUGEN-CHAMPION


IN DEUTSCHLAND


ZU BLEIBEN


SEBASTIAN GOODING
Geschäftsführer Ditsch

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