Die Welt - 05.10.2019

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05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-HP


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2 FORUM DIE WELT SAMSTAG,5.OKTOBER


Heldentod


ist nichts für


junge Iraner


GUNNAR HEINSOHN

N


icht antasten werden wir die
Raffinerien und Ölfelder oder
die Fabriken und Elektrizitäts-
werke Irans. Doch die Nuklearanlagen
und Raketenbasen machen wir un-
brauchbar, weil radikale Führer – nicht
die Bevölkerungsmehrheit – Länder
des Nahen Ostens mit Krieg und sogar
mit Auslöschung bedrohen. Auch Hä-
fen, aus denen Angriffe auf Handels-
schiffe erfolgen, werden blockiert. Die
reguläre Armee, die Artillerie- und
Panzereinheiten hingegen werden
nicht angerührt. Denn auch in der
Zukunft muss der Iran sich verteidigen
oder gar an Friedensmissionen teil-
nehmen können.“
So könnte eine Begründung lauten,
wenn einmal eine militärische Antwort
auf iranische Aggressionen von den
Küsten des Indischen Ozeans bis an die
Grenzen Israels gegeben werden muss.
Man würde sich an eine Bevölkerung
wenden, die überdurchschnittlich ge-
bildet ist und als Demokratie öko-
nomisch viel erreichen könnte. Bei den
International Mathematical Olympiads
belegt Iran im Durchschnitt des ver-
gangenen Jahrzehnts den elften Platz,
während sich etwa Deutschland – mit
83 Millionen Einwohnern gleich stark –
mit dem 20. Platz begnügen muss.
Die Rationalität der Iran-Politik von
Präsident Obama und seines Außen-
ministers John Kerry bestand darin, auf
die zivilen und zivilisatorischen Po-
tenzen Irans zu bauen. Unterschätzt
hingegen haben sie die Bereitschaft
schiitischer Mullahs, für das lang er-
sehnte Erscheinen des zwölften, bisher
aber verborgenen Imams die erforder-
lichen katastrophischen Umstände zu
schaffen. Dieser Mahdi – dieser Erlöser
also – werde eine neue Welt herauf-
führen. Wie sehr man dabei christli-
chen Apokalyptikern ähnelt, belegt der
Glaube, dass der Mahdi im Tandem mit
Isa ibn Maryam (Jesus, dem Sohn Mari-
as) erscheinen werde.
Die Empfänglichkeit für solches
Glaubensgut war in der Islamischen
Revolution von 1978/79 so ausgeprägt,
weil damals die in den 1950er-Jahren
geborenen Jünglinge den Lebenskampf
aufnehmen mussten. Ihre Mütter hat-
ten durchschnittlich sieben Kinder. Um
1000 frei gemachte Positionen konkur-
rierten 4000 bis 5000 zornige junge
Männer. Schon die Pubertierenden
waren – etwa im Irakkrieg von 1980/
1988 – bereit, als lebende Minenräumer
vor den feindlichen Stellungen um-
zukommen.
Heute stehen die um 2000 Gebore-
nen in dem Alter, das am ehesten für
einen idealistischen Heldentod taugt.
Mit seinem „leicht trennt nur die Ju-
gend sich vom Leben“ wusste das be-
reits der preußische Infanterielehrer
Colmar von der Goltz („Das Volk in
Waffen“, 1883). Damals hatten Berlins
Mütter Kinderzahlen wie ein Jahr-
hundert später die Frauen in Teheran.
Die iranischen Mütter der Gegen-
wart aber ziehen nicht mehr sieben,
sondern nur noch zwei Kinder auf, also
einen einzigen Sohn. Für tötungs- und
sterbensbereiten Fanatismus fehlt der
Nachwuchs. Die Sorge, auch von west-
lichen Kommandeuren, vor Massen, die
nur darauf warten, den ganzen Nahen
Osten in Brand zu stecken, lebt von
den Bildern der Revolution vor vierzig
Jahren. Die ihnen zugrunde liegende
Demografie ist überwunden. Einen
Nachwuchs, der auf ewig Rache üben
könnte, gibt es nicht mehr. Die Jugend
will an ihrer Zukunft arbeiten – und
nicht für Priester sterben.

TDer Autor ist ein deutscher Wirt-
schaftswissenschaftler und Soziologe,
emeritierter Professor für Sozialpäda-
gogik an der Universität Bremen und
freier Publizist.

GASTKOMMENTAR


H


at der Populismus seine Zu-
kunft hinter sich? Ist er
„endlich“ an seinem Höhe-
punkt angekommen – und
geht es von nun an bergab
mit ihm? Um diese Frage
seriös beantworten zu kön-
nen, müssen wir zunächst noch einmal definie-
ren, wovon wir eigentlich sprechen. „Populis-
mus“ kann viele Bedeutungen haben, auch Tho-
mas Gottschalk und Greta Thunberg sind ohne
Zweifel Populisten. Der bösartige – oder negati-
ve – Populist hingegen zeichnet sich durch drei
Eigenschaften aus. Er nutzt eine Sprache der
Aggression, der emotionalen Eskalation und
Aufmerksamkeitserregung. Er arbeitet mit Reco-
dierungen, mit der Verschiebung von „frames“,
also kulturellen Bedeutungen, um die Gesell-
schaft zu spalten. Etwa wenn er aus demokrati-
schen Vertretern „Eliten“ konstruiert, Kritik
„Zensur“ nennt oder „Fake News“. Drittens
imaginiert der rechte Populismus ein großes,
homogenes Wir. Er möchte die anstrengende,
plurale, widersprüchliche, widerspenstige Ge-
sellschaft zugunsten einer kulturellen oder gar
ethnischen Einheit abschaffen. Eine Sehnsucht,
die sich aus den Verlassenheitsgefühlen vieler
Menschen speist.
Die jüngsten Ereignisse scheinen Populismu-
sängstliche mit einer gewissen Erleichterung zu
versorgen. Das „Österreich-Syndrom“ zeigt, wie
Rechtspopulisten sich verlässlich selbst dekon-
struieren, indem sie Opfer ihres eigenen Nar-
zissmus werden. „Ibiza“ steht heute für die
Selbstentblößung eines Politikertypus, dessen
Volksrhetorik nichts ist als die Kaschierung
kindlicher Machtfantasien. Das Machogehabe im
Ibiza-Video wirkt wie in einem Film, der schril-
ler ist, als wir ihn in unseren kühnsten Vor-
urteilen imaginierten. Solche Entblößung wirkt
nicht sofort, sie führt auch zu Trotzreaktionen
(„Jetzt erst recht!“). Aber irgendwo gibt es auch
Grenzen für den hartgesottensten Heldenver-
ehrer. Man darf als Rechtspopulist einiges, aber
sich nicht „deppert“ erwischen lassen.
Das Österreich-Beispiel erzählt auch etwas
über die Schlüsselfunktion der Medien. Es war
ausgerechnet die „Krone“, Österreichs populis-
tischste Zeitung, die erst die Volksverratslogik
stark machte, um sich dann selbst verraten zu
fühlen. Medien, auch und gerade digitale Me-
dien, sind im hypermedialen Zeitalter Instru-
mente für populistische Manipulationen.
Gleichzeitig sind sie aber immer weniger kon-
trollierbar. Selbst Trump kann Fox News heute
nicht mehr beherrschen – das Mediale erweist
sich als der faustische Besen der Populisten. Sie
kommen mit ihm zur Macht, aber dann wird
plötzlich wieder auf neue Weise gefegt.
Jeder Trend, jedes gesellschaftliche Phäno-
men, erzeugt einen Gegentrend, einen Impuls
des Widerstands. Das gilt auch für den Rechts-
populismus. Nach der ersten Schockstarre hat
sich das demokratische Milieu heute deutlich
gefestigt. Debatten im Bundestag, mit den üb-

lichen AfD-Provokationen, verlaufen ganz an-
ders als noch vor einem Jahr, als man noch in
jede Provokations- und Bösartigkeitsfalle hi-
neintappte. Es gibt am Ende nur eine einzige
Haltung, mit der man den Populisten entgegen-
treten kann, die sich von negativen Emotionen
ernähren wie die Dementoren bei Harry Potter:
wachsame Coolness.
Österreich zeigt auch, wie Populismus auf der
politischen Ebene schlagbar ist: durch eine in-
tegrative Politik der Mitte. Dieser populistische
Gegenpopulismus entwickelt sich heute sowohl
auf der europäischen Ebene (Ursula von der
Leyens Paneuropäismus) als auch in immer
mehr europäischen Ländern. Emmanuel Macron
vermochte den stärksten Impuls mit seinem
radikalen Liberalismus zu setzen (auch, oder
gerade weil er durch das Fegefeuer des Gelb-
westen-Aufstandes gehen musste). In Kanada
vertritt die Partei von Justin Trudeau einen
solchen Politikstil des emphatisch-liberalen
Engagements. Sebastian Kurz verfolgt erfolg-
reich einen ähnlichen Kurs aus dem eher Kon-
servativen heraus. Aber auch die dänischen
Sozialdemokraten, Costas Vermittlungspolitik
in Portugal oder die schottische „Liberal-Se-
paratistin“ Nicola Sturgeon sind Beispiele einer
solchen Neo-Politik, die die alten Polarisierun-
gen von links und rechts überwindet.
In Deutschland sind es zuerst die Grünen, die
verstanden haben, dass politisches Silodenken
heute nur noch ins Leere führt. Es geht um die

Überwindung des Entweder-oder. Rechtsstaatli-
che Ausländerpolitik und dynamische Welt-
offenheit gehören zusammen. Klimaschutz und
Wirtschaftsinnovation sind die Integrative der
Zukunft. Neo-Politik ist der Versuch, die polari-
sierende Logik zugunsten einer neuen Zukunfts-
erzählung zu überwinden. Aber eigentlich geht
es darum, zum Politischen selbst zurückzukeh-
ren. Politik besteht nämlich in nichts anderem
als darin, die verschiedenen gesellschaftlichen
Gruppen, Kulturen, Schichten, Institutionen
und Interessen in Bezug zu bringen. Politik ist
immer Beziehungspolitik im Komplexen.
Wie schnell das populistische Gespenst in
sich zusammenfällt, hängt also davon ab, wie
schnell solche Neo-Politik ihre Energien, ihren
Charme und Magnetismus entfalten kann. Man
könnte auch sagen: wie schnell Demokratie
Komplexität lernt. Es geht um ein neues Ver-
hältnis zwischen Staat, Öffentlichkeit und Ge-
sellschaft, das das organisierte Opfertum ver-
hindert. Dafür braucht es Parteien neuen Typs,
andere Sprachformen der Vermittlung, eine
Linguistik des Zukünftigen. Und neue Formen
der Partizipation, von „Designed Democracy“.
Dabei kommt eine andere politische Ebene
ins Spiel: die lokale. Träger von Beziehungs-
politik waren immer schon die Bürgermeister –
nicht nur von Kleinstädten, sondern auch von
Metropolen. Als Bürgermeister kann man nicht
„links“ oder „rechts“ regieren, jedenfalls nicht
lange. Man braucht das Geflecht des Vertrauens
und der Verbindung, einen Sinn für Differenz
und Gemeinschaft, aber auch der Selbstver-
antwortung der Bürger. Im urbanen Zeitalter ist
nicht zufällig eine neue globale Bürgermeister-
bewegung entstanden, die quer zu den nationa-
len Parlamenten an Macht gewinnt. Etwa das
„Global Parliament of Mayors“, in dem sich die
Bürgermeister von Millionenstädten zusammen-
tun. Amerikas Großstädte gehen heute eigene
Wege gegen Washington D.C. Die Entwicklun-
gen in Hongkong zeigen, welche Sprengkraft
diese Entwicklung hat. Und nicht wenige pro-
gressive Bürgermeister verändern irgendwann
die nationale Politik, wie etwa in Polen Robert
Biedron, der eine neue Partei gründete, oder
Eddi Rama, der Ex-Bürgermeister von Tirana,
der heute Ministerpräsident von Albanien ist.
Was aber ist mit den Trumps und Johnsons
dieser Welt? Donald Trump wird nicht am Impe-
achment-Verfahren scheitern. Sondern an der
Ermüdung, die mit diesem Prozess zusammen-
hängt. Irgendwann stellt sich auch bei den treu-
esten Anhängern ein gewisser Ekel ein, ein Ge-
fühl von Überdruss. Populisten müssen siegen
können, wenn sie immer nur toben, verfällt un-
weigerlich ihr Impact. Boris Johnson wird seinen
Brexit bekommen. Aber in dem Moment, in dem
er ihn bekommt, entsteht ein Umkehrschub.
Nichts am britischen Gesundheitssystem wird
sich verbessern, keine verkommene Industrie-
stadt im Norden erblühen. Amerika wird auch
nicht „great again“, weil das immer und immer
wieder geschrien und getwittert wird. Größe ist

immer etwas Innerliches, etwas, das man als
Selbstgewissheit fühlen muss. Schreiender Popu-
lismus macht im Grunde nur den tiefen Selbst-
zweifel sichtbar. Das sieht man ganz besonders
deutlich in Schwellenländern wie Brasilien und
den Philippinen, wo der populistische Furor noch
länger dauern, aber irgendwann auch in eine
echte Demokratiebewegung münden könnte.
Unsere wahre Angst vor dem Rechtspopulis-
mus ist die Angst vor einer Wiederkehr des
Faschismus, die wir als Deutsche aus guten
Gründen verinnerlicht haben. Doch diese Angst
ist unbegründet. Man braucht, um eine Gesell-
schaft faschistisch zu formieren, große Massen
von Entwurzelten, Traumatisierten, eine völlig
zerstörte oder hörige Gesellschaft. Man braucht
als Eskalationslösung Krieg. In der individuali-
sierten und hypermedialisierten Konsumwelt
des 21. Jahrhunderts steht der Heldentod für
irgendeinen Führer oder ein Ideal jedoch nicht
gerade oben auf der Wunschliste. Der Wutpopu-
list muss zwar mit faschistischen oder rassisti-
schen Aggressionselementen spielen, aber er
darf die Grenze des Gesagten nie wirklich über-
schreiten. Daran leiden die Höckes, die Salvinis,
die vielen Hobbyfaschisten, die sich um den
heutigen Rechtspopulismus versammelt haben.
Donald Trump wird die kommenden US-Wahlen
nicht dadurch verlieren, dass er seinen Ton
mäßigt und moderat wird. Er wird sie verlieren,
weil das Publikum des ganzen Spektakels über-
drüssig wird. Irgendwann wird jede Pose zur
Penetranz. Dann wirkt der starke Mann plötz-
lich wie ein orangefarbenes Rumpelstilzchen;
ein aufgeblasener Darth Vader, dem die Maske
verrutscht ist.
Eines Tages, in nicht allzu langer Zeit, werden
wir den Trumps und Salvinis und Johnsons
dankbar sein. Sie haben uns drastisch darauf
hingewiesen, dass Demokratie Evolutionen
braucht, frische Denkweisen und Wahrneh-
mungsformen. In Österreich haben die Populis-
ten bereits zu einer Öffnung der fatalen Ver-
klammerung von „Rot und Schwarz“ beigetra-
gen, die Jahrzehnte lang wie Blei über der Al-
penrepublik lag. Ähnliche Öffnungen könnten in
Italien passieren und früher oder später auch in
den osteuropäischen Ländern. Die AfD wird
durch ihren Klimazynismus den Grünen zur
Macht verhelfen. Aus dieser Paradoxie, demo-
kratischen Wandel letzten Endes zu stärken,
kommen unsere Freunde von der wütenden
Gestalt nicht heraus.
Zudem fehlt den Populisten eine menschliche
Grundsubstanz: Humor. Humor ist, diametral
zum Zynismus, die Anerkennung des Paradoxen,
die Transformation der Tragik ins Nichts, wie
einmal ein Philosoph sagte. Man sieht schon ein
virales Kultvideo von Friedrich Liechtenstein
vor sich, wie er sanft singt: Populisten, Populis-
ten – Superböse! Superschlau!

TDer Autor gilt als einflussreichster Trend-
und Zukunftsforscher im deutschsprachigen
Raum und ist Gründer des Zukunftsinstituts.

ESSAY


Nach dem Populismus


MATTHIAS HORX

Österreich zeigt,


wie man rechte


Protestparteien


kleinhält: durch eine


integrative Politik der


Mitte. Auch in anderen


Ländern Europas ist


das gelungen. Hat


die Bewegung der


Wutbürger ihren Zenit


überschritten?


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